Ungeachtet von andauernden Gesprächen über eine nachhaltige Transformation des Jugendzentrums in der Rathenower Straße 15-18 in Moabit, hat die WBM in der letzten Woche mit den Abrissarbeiten am ehemaligen Kinderwohnheim begonnen. Zwischen 1974-1978 wurde dieses nach Plänen von Dietmar Grötzebach, Gerd Neumann und Günther Plessow im Stil des Brutalismus erbaut und 2019 vom Deutschen Architekturmuseum in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung auf die Liste der bedrohten #SOSBrutalism Bauten gesetzt. „Besonders erhaltenswerte Bausubstanz und ein bedeutendes Stück Kulturelles Erbe und auch Kiez wird unwiederbringlich zerstört, statt Klimaschutz, Baukultur und lokale Bedarfe zusammenzudenken und den Ort behutsam weiterentwickeln“, meint Andreas Barz vom KulturerbeNetz.Berlin, auf dessen „Roter Liste“ der bedrohten Kulturdenkmäler das Jugendzentrum zu finden ist.
An diesem konkreten Fall zeige sich ein Grundsätzliches Problem bei der Umsetzung der sozial-ökologischen Bauwende in Berlin, meint die Initiative WEM GEHÖRT BERLIN. Tatsächlich fällt sowohl auf Senats- wie auch auf Bezirksebene unter den Regierungsparteien insbesondere die SPD immer wieder durch eine Blockadehaltung beziehungsweise „Bastapolitik“ auf, wenn es um nachhaltige Lösungsansätze geht.
„Mit dem Abriss wird nicht nur Baukultur zerstört und ‚graue Energie‘ vernichtet, sondern auch eine im B-Plan festgesetzte städtische Gemeinbedarfsfläche für die Jugendnutzung unwiederbringlich vernichtet“, ergänzt Theresa Keilhacker, die sich als Architektin seit Jahren für die Beseitigung des öffentlichen Instandhaltungsrückstaus und den Erhalt des bestehenden Bebauungsplans mit dem Gemeinbedarf eines Jugendzentrums einsetzt.
Dass es einen großen Mangel an Treffpunkten für Jugendliche in Berlin Mitte gibt, haben auch die letzten Pandemiejahre gezeigt. Immer wieder gerieten die Großeinsätze der Polizei gegen sich in Parks treffende Jugendliche in die Schlagzeilen. Der Bezirk reagierte mit immer größerer Härte, verhängte nächtliche Aufenthaltsverbote und diskutierte Park-Einzäunung. Dabei liegt laut Yasser Almaamoun, Ansprechpartner bei Plattform Nachwuchsarchitekt*innen das Problem ganz woanders: „Wenn der Bezirk immer weiter Räume für Jugendliche zerstört, darf er sich auch nicht wundern, wenn diese sich am Wochenende in den Parks versammeln und dort zu Großaufgeboten der Polizei führen, wie wir es im letzten Jahr beobachten konnten. Es wird Zeit, dass auch jungen Menschen ein Platz im Bezirk Mitte eingeräumt wird“,
Link zur Pressemitteilung vom 8.12.2022: