15.5.2022: Scharfe Konflikte zwischen der Stiftung Humboldtforum und dem Förderverein Berliner Schloss wegen rechter Spender

Die Konflikte zwischen der Stiftung Humboldtforum im Berliner Schloss und dem Förderverein Berliner Schloss e.V. sind in jüngster Zeit eskaliert. Neuester Beleg ist das „Extrablatt“ Nr. 97 des Fördervereins, das scharfe Angriffe gegen die Stiftung Humboldtforum enthält.

https://berliner-schloss.de/wp-content/uploads/Berliner_Extrablatt_Ausgabe-97_neue_version.pdf

Der Hauptkonflikt betrifft der Umgang mit rechten Spendern für das Schlossbauprojekt. Der Publizist Philipp Oswalt hat in einem Artikel für den Tagesspiegel vom 28.10.2021 enthüllt, dass sich der Großspender Ehrhardt Bödecker in rechtsradikalen Netzwerken engagiert hat.

https://plus.tagesspiegel.de/kultur/preussentum-und-antisemitismus-ehrt-das-humboldt-forum-einen-mazen-mit-rechtsradikaler-gesinnung-285568.html

Daraufhin wurde die Ehrenplakette für Bödecker am Humboldtforum entfernt.  Weitere Medienrecherchen haben weitere Spender mit rechtem Hintergrund zutage gefördert, darunter die Zeitung „Junge Freiheit“. Die Stiftung Humboldtforum hat daraufhin den Förderverein aufgefordert, die Spenderlisten auf rechtsradikale Personen und Organisationen zu überprüfen und Spenden gegebenenfalls zurückzuzahlen. Der Förderverein hat diese Forderungen zurückgewiesen.

Im aktuellen „Extrablatt“ geht der Förderverein nun zum Großangriff auf die Stiftung Humboldtforum über. Der Geschäftsführer des Förderereins, Wilhelm von Boddien, betont, dass sich der Verein „ohne jede Einschränkung zu unseren Spendern“ bekennen würde. In einem weiteren Artikel wird die „unverständliche Missachtung der Spender in den Publikationen der Stiftung“ beklagt.

Eine besonders umfangreiche Auseinandersetzung mit der Haltung der Stiftung liefert schließlich ein langer Beitrag des Fördervereins-Vorsitzenden Richard Schröder. Schröder weist die Forderung nach einer Offenlegung rechtsradikaler Spender nochmals energisch zurück. Er argumentiert, dass Begriffe wie „rechtslastig“ und „rechtsradikal“ „viel zu schwammig“ für ein Ausschlusskriterium wären. Im Gegenzug betont er den Wert der Meinungsfreiheit. Ausnahmen von der Meinungsfreiheit, wie die Strafbarkeit der Leugnung des Holocaust, wären problematisch. In dieser Ausnahme würde die Gefahr liegen, „sie nicht als Ausnahme zu verstehen, sondern den Umkreis verbotener Meinungen zu erweitern, mit der Folge fließender Grenzen und der Eröffnung geradezu unbegrenzter denunziatorischer Potentiale. Dabei spielt der Ausdruck „rechtslastig“ (merkwürdigerweise ist der Ausdruck „linkslastig“ nicht üblich) wegen seiner Unschärfe eine fatale Rolle.“ Im Fall der Zeitung „Junge Freiheit“ betont Schröder, dass Gerichte eine Überwachung der Zeitung durch den Verfassungsschutz abgelehnt hätten. Eine Überprüfung der Spenderlisten wäre angesichts dieser eine „Demütigung“ der Spender und „unanständig“.  

Auch in den weiteren Beiträgen des „Extrablatts“ teilt der Förderverein Berliner Schloss kräftig gegen die Stiftung Humboldtforum aus. Vorgeworfen werden ihr „Realitätsferne und Nostalgie“, „unsaubere Geschichtsarbeit“ und „Klassenkampf“. Zudem beklagt der Förderverein eine angebliche Unterdrückung durch die Stiftung. Die Verteilung des „Extrablatts“ im Humboldtforum hätte die Stiftung verboten, der Infostand des Vereins wäre „in eine Ecke eines Raums“ im Humboldtforum verbannt worden. Wie sich diese Anschuldigungen auf das Verhältnis zwischen dem Förderverein Berliner Schloss und der Stiftung Humboldtforum auswirken werden, wird die Zukunft zeigen.

< zurück