• Erhaltung und Ausbau der Grün- und Freiflächen • Verbesserung der Siedlungsdurchlüftung • Förderung der Frischluftzufuhr durch lokale Windsysteme • Verminderung der Freisetzung von Luftschadstoffen und Treibhausgasen
Jürgen Baumüller: Wie verändert sich das Stadtklima?, in: José L. Lozán, Hartmut Graßl, Gerd Jendritzky, Ludwig Karbe & Karsten Reise (Hg): Warnsignal Klima, Gesundheitsrisiken, 2008
Vorschläge für stadtplanerische Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
• „Eine dem Klimawandel gerecht werdende Stadtplanung sollte eine kompakte, dennoch perforierte Bebauungsstruktur favorisieren, die mit ausreichenden Grün- und Freiflächen versehen ist und Möglichkeiten zur Beschattung bietet.“
Wilhelm Kuttler: Klimawandel im urbanen Bereich. Teil 2, Maßnahmen, in: Environmental Sciences Europe 2011, 23:21
Studie zu möglichen Klimaanpassungsmaßnahmen im Oberen Mittelrheintal
• Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels im Oberen Mittelrheintal • Vorschläge für Klimaanpassungsmaßnahmen • Ausbau der grünen Infrastruktur • Entsiegelung des Bodens • Sicherung von Kaltluftentstehungsgebieten und Kaltluftbahnen
Kirchner, U. (Koord.), Busa, T., Hietel, E., Jedicke, E., Panferov, O., Reiss, M., Ziegler, D. : Kommunale Klimaanpassung im Welterbe Oberes Mittelrheintal. 2020
Untersuchung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Oberhausen
Ergebnis: „savannenartig strukturierter Parkflächen“ haben den größten positiven Effekt auf das Stadtklima
N. Müller: Stadtklimatische Adaptationsmassnahmen in Oberhausen vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels. = Essener Ökologische Schriften, Band 33 (2013), 235 S., Westarp-Wissenschaften, ISBN 978 3 86617 055 1
Untersuchung verschiedener Möglichkeiten der Anpassung an den Klimawandel in Oberhausen
Ergebnis: gut bewässerte Parkanlagen haben den größten Effekt
Wilhelm Kuttler, Nicole Müller, Dirk Dütemeyer, Andreas Bent-Barlag: Prognose- und Diagnoseanalysen zur Verbesserung des Stadtklimas – Stadtklimatische Untersuchungen in Oberhausen und Simulationen verschiedener Minderungsstrategien zur Reduktion der thermischen Belastung im Hinblick auf den Klimawandel. Dynaklim-Publikation Nr. 25/April 2012
• für begrünte und beschattete Freiräume zwischen den Gebäuden, um das Mikroklima zu verbessern, die nächtliche Kaltluftbildung zu fördern und Kaltluftströme zuzulassen • für Bauen in mittlerer Dichte unter Einschluss von begrünten Bereichen und Wasserflächen
Wilfried Endlicher, Andreas Kress: „Wir müssen unsere Städte neu erfinden“. Anpassungsstrategien für Stadtregionen, in: Informationen zur Raumentwicklung, Heft 6/7, 2008
WALK AND TALK – Veranstaltungsserie der Hybrid Plattform
Die Veranstaltungsserie „Was geht ?! Behalten und Umgestalten in unserer Stadt“ ist ein Walk and Talk Format. Auf Spaziergängen diskutieren Expert*innen beider Hochschulen gemeinsam mit Teilnehmenden akute Problemstellungen unserer Stadt. Was passiert mit altem Baubestand? Wie können wir alte Gebäude an Klimaveränderungen anpassen? Wie schaffen wir unsere Stadt ökologisch zu transformieren, anstatt durch Abriss nur noch mehr Abfall zu produzieren und Ressourcen zu verschwenden?
Seien Sie eingeladen gemeinsam die Stadt zu Fuß zu erkunden und durch Diskussionen zusammen ins Handeln zu kommen.
Zweiter Termin: Donnerstag, 30. Januar, 15 Uhr
Ort: Kunstgewerbemuseum am Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Veranstalter: Hybrid Plattform
Hinweis: Eintritt frei. Keine Vorregistrierung erforderlich
Das Kulturforum ist ein beeindruckendes architektonisches Ensemble von Museen, der Staatsbibliothek und der Philharmonie. Bauwerke von Mies van der Rohe, Hans Scharoun, Edgar Wisniewski, Rolf Gutbrod und wahrscheinlich demnächst von Herzog & de Meuron mit dem geplanten „Museum der Moderne“, bilden einen spannenden kulturellen Ort in der Mitte Berlins.
Betrachten wir das Kulturforum unter Nachhaltigkeitskriterien legt sich jedoch ein Schatten über die Gebäude. Größtenteils müssten viele Museumsgebäude dringend saniert werden und der Museumsbetrieb gründlich auf Energieeffizienz überprüft und verändert werden. Des weiteren steht der geplante Neubau des Museums der Moderne seit der Planungsphase sehr in der Kritik. Nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten, sondern auch die Umweltbilanz lässt für ein Gebäude für das 21. Jahrhundert sehr zu wünschen übrig. Auch unter grünen städtebaulichen und sozialen Gesichtspunkten ist das Kulturforum eher ein versiegelte Betonfläche. Wie kann das Ensemble durch Grünflächen und Partizipationsräume umgestaltet werden? Diese Konflikte um die Sanierung des Bestands, Kritik am Neubau und der landschaftlichen Umgestaltung diskutieren wir gemeinsam mit Expert*innen vor Ort. Kommen Sie vorbei!
Referent*innen:
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, spricht über die Klimakrise und Bauwende, über die Schwerfälligkeit der Institutionen und die Rolle der Architektenkammer. Sie reflektiert über Sanierung und Renovieren anstelle von Neubauten anhand des Kulturforums und darüber hinaus.
Sibylle Hoiman, Direktorin des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin, erläutert uns die baulichen und energetischen Problemen des Kunstgewerbemuseums und eröffnet uns Einblicke in die Rolle des Neubaus bei der Verschleppung der Sanierungsmaßnahmen am Kulturforum selbst. Dabei behandelt sie die Fragen, was ist ein klimaneutrales Museum, was steht dagegen? Wie kann man so etwas in Berlin angehen?
Véronique Faucheur, Landschaftsarchitektin Atelier le balto, beschäftigt sich mit Fragen der Klimakrise und der Anlage des Kulturforums und setzt sich für Freiräumen mit Mitteln der Landschaftsarchitektur ein. Dabei spricht sie über die Position ihres Atelier le balto und der allgemeinen Landschaftsarchitektur in Berlin, Deutschland und Frankreich. Wo stehen unsere Städte mit ihrer Klimaresilienz? Welche positiven Schlüsse kann man aus der Baumschule als ephemeres Konzept zur Verbesserung der Lage und Lernprozess für das Kulturforum und der Bevölkerung ziehen?
In den aktuellen Debatten um die sich zuspitzenden sozial-ökologischen Krisen spielt der Boden bislang kaum eine Rolle. Seine Bedeutung arbeiten Tanja Busse und Christiane Grefe in ihrem neuen Buch Der Grund (Wissensbuch des Jahres 2024) prägnant heraus.
Die Thesen des Buches diskutieren wir mit den Autorinnen und unseren Gästen Detlef Gerdts (BUND), Benedikt Heyl (Deutsche Wohnen & Co. enteignen!) und Judith Nurmann (Architects 4 Future).
Um den planetaren Grenzen gerecht zu werden, braucht es eine Bodenwende – doch wie könnte diese aussehen? Welche Herausforderungen birgt die primär auf wirtschaftliche Erträge zielende Bodennutzung? Welche Chancen bietet dabei Vergesellschaftung über herkömmliche planerische und bodenpolitische Ansätze hinaus?
Montag 20.01.2025, 19:00 Uhr Kiezraum Dragonerareal U Mehringdamm
Mit der Anti-Abriss-Allianz (AAA) formiert sich ein breites Bündnis, das dem Kreislauf aus Abriss und Neubau entschlossen entgegentritt. Ihr Ziel: historische Baukultur bewahren, Umwelt und Klima schützen und die Bauwende vorantreiben.
»Seit zehn Jahren müssen wir Abrisse dokumentieren«, sagt Karin Berkemann, Herausgeberin des Online-Magazins moderneREGIONAL. »Wir kämpfen dafür, dass sich das ändert.«
Die Anti-Abriss-Allianz vereint Akteure aus Architektur, Stadtplanung, Verwaltung, Politik, Forschung, Denkmalpflege, Handwerk und Zivilgesellschaft. Gemeinsam stellen sie sich gegen den »vermeintlich alternativlosen Kreislauf von Abriss und Ersatzneubau«. Dieser Zyklus, so die Allianz, hat tiefgreifende Auswirkungen: Er schadet dem Klima, bedroht den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährdet die kulturelle Vielfalt.
»Mit dem Schutz des gebauten Erbes tragen wir zum Klima- und Ressourcenschutz bei«, erklären die Initiatoren. Dafür brauche es neue, praxistaugliche Regeln. Ziel sei es, Politik und Verwaltung klare Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben.
Starke Vernetzung als Fundament
Die Allianz baut auf einem breiten Netzwerk auf. Bereits 2022 schlossen sich Organisationen wie das KulturerbeNetz.Berlin, das Denkmalnetz Bayern und der Deutsche Verband für Kunstgeschichte zusammen, um Roten Listen im Kulturerbeschutz mehr Gehör zu verschaffen. Mit weiteren Initiativen wie moderneREGIONAL, Architects for Future und der Deutschen Umwelthilfe entstand schließlich die AAA.
»Damit wollen wir mehr Aufmerksamkeit für das bedrohte historische Erbe gewinnen und die dringend notwendige Bauwende mit voranbringen«, erklären die Initiatoren. Neue Partnerinnen und Partner sind willkommen, um das Netzwerk zu erweitern.
Die Ära der Privatisierung des Gemeinguts SEZ ist zu Ende. Doch statt einer Wiedereröffnung droht nun der Abriss. Das Berliner Sport- und Erholungszentrum (SEZ) ist ein legendäres Freizeitparadies und ein ikonisches Beispiel der Architektur der Ostmoderne. Millionen von Besucher*innen nutzten seine lichtdurchfluteten Räume für Erholung und Sport. Aber 2003 verkaufte das Land Berlin das Gebäude für nur einen Euro an einen privaten Käufer. Nach langem Rechtsstreit hat Berlin wieder die Schlüssel für das Gebäude.
Zehn Jahre haben Bürger*innen für diese Rekommunalisierung gekämpft. Aber Bausenator Christian Gaebler möchte das nun SEZ komplett abreißen, um auf dem Gelände neu zu bauen. Für ein Schwimmbad gäbe es keinen Bedarf. Das SEZ soll stattdessen Wohnungen und einer Schule weichen. Doch dagegen regt sich Widerstand aus der Stadtgesellschaft. Mehrere Petitionen fordern die Sanierung und Wiedereröffnung des gesamten SEZ. In Friedrichshain gibt es kein einziges Schwimmbad mehr, und auch sonst fehlt es an sozialer Infrastruktur für Sport und Erholung. Architekt*innen weisen auf die Qualität und Einzigartigkeit des Gebäudes hin. Dazu kommt, dass dem Abriss des fast vollständig intakten Multifunktionsgebäudes auch ökologische Gründe entgegenstehen.
Rund um das SEZ besteht also Diskussionsbedarf. Dieser Aufgabe wollen wir uns gemeinsam mit Podiumsgästen und Publikum stellen. Die Argumente der Abrissbefürworter kommen auf die Bühne – gemeinsam prüfen wir sie auf ihre Stichhaltigkeit, künstlerische Interventionen inbegriffen. Mit Theresa Keilhacker, Präsidentin der Berliner Architektenkammer, Carl Waßmuth, Gemeingut in BürgerInnenhand, Niloufar Tajeri, Architekturtheoretikerin und Aktivistin, sowie Daniel Fuhrhop, Wohnwendeökonom.
Wir bedauern sehr, dass der Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie, Prof. Dr. Guido Spars seinen Vertrag, der Ende August 2025 ausläuft, nicht verlängern wird. Um die politische Unabhängigkeit der Bundesstiftung Bauakademie zu garantieren, bedarf es nun einer Auswahl- und Findungskommission für die Nachbesetzung.
Zu erinnern sei hier an das Debakel, welches durch die politik-gelenkte Besetzung mit Florian Pronold (SPD) 2019 ausgelöst wurde. Dies darf sich nicht wiederholen! Wir erwarten einen transparenten und politisch-unabhängigen Findungsprozess. Daher fordern wir eine Auswahlkommission, welche fachlich fundiert und interdisziplinär besetzt wird.
Die Neubesetzung des Direktorats findet vor dem Hintergrund des anhaltenden Konflikts um die Ausrichtung der Bauakademie und deren äußeren Erscheinungsbildes statt. Den Versuch von Senatsdirektorin Petra Kahlfeldt nun durch eine Gestaltungssatzung für das Grundstück der Bauakademie Fakten zu schaffen, lehnt die Berlin Plattform, sowie das Bündnis Klimastadt Berlin 2030 vehement ab: „Ein Stadtschloss 2.0 wird es mit uns nicht geben. Wir wünschen uns im Geiste Schinkel’s Innovation und Kreativität für die zukünftige Bauakademie.“
Gerne verweisen wir an dieser Stelle auch auf den > offenen Brief < von mehr als 30 Unterzeichner:innen an Bauministerin Geywitz in dem die Frage gestellt wird: „Geht es lediglich um die nachgebaute Kopie eines unwiederbringlich verlorenen Originals oder geht es nicht vielmehr um die Wiedererrichtung der Bauakademie als richtungsweisende Institution in ihrer Zeit?“ In diesem Sinne könnte die Bauakademie ein Demonstrationsprojekt für Nachhaltigkeit und Zukunftsorientiertheit in Bauwesen und Stadtentwicklung sein.
Gezeichnet:
Berlin PlattForm Bündnis Klimastadt Berlin 2030
Zu seiner Jahrestagung mit Bundesbauministerin Klara Geywitz lädt das Kompetenzzentrum Großsiedlungen am 12. Dezember 2024 um 10 Uhr in die BIOSPHÄRE Potsdam, Georg-Hermann-Allee 99 in 14469 Potsdam ein.
Die Tagung wird gefördert vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Das Kompetenzzentrum Großsiedlungen hat in seiner Jahrestagung 2023 den Beitrag urbaner Infrastrukturen für die Lebensqualität der Nachbarschaften und die Attraktivität der Quartiere diskutiert. Wir wollen die Diskussion mit einem neuen Schwerpunkt fortsetzen: es geht um das Bild der Großsiedlung in der Öffentlichkeit. Dabei schauen wir auf den Bestand, ebenso wie auf die Ansprüche an den Bau neuer großer Quartiere. Der drängende Wohnungsbedarf führt zur Notwendigkeit eines schnelleren Wohnungsbaus mit hohen Stückzahlen. Die vom Bundeskanzler angeregte politische Diskussion über neue Großsiedlungen ist Anlass für einen fachlichen Austausch darüber, welche Lehren aus dem Siedlungsbau des 20.Jh. gezogen werden können und wie die großen Wohnsiedlungen heute und in Zukunft wahrgenommen werden. Die beabsichtigte Tagung zielt also nicht nur auf den Bestand, sondern ebenso auf die Ansprüche an den Bau neuer großer Quartiere. Damit stellen sich u.a. folgende Fragen: – Wie kann der in der Öffentlichkeit verbreiteten eher skeptischen Wahrnehmung der vorhandenen Großsiedlungen entgegengewirkt werden? – Welche Rolle kann die ästhetische Qualität des erneuerten Bestandes und des ergänzenden Neubaus für den Imagegewinn der Großsiedlungen spielen? – Wie stark werden Attraktivität und Image von Großsiedlungen durch vielfältige Angebote an Infrastruktur geprägt? – Welche Erfahrungen des Großsiedlungsbaus der 1920er bis 1980er Jahre sind übertragbar auf neue große Stadtquartiere – welche Fehler sind zu vermeiden?
Zudem interessiert der internationale Blick: was kann Deutschland von anderen Ländern lernen? Dabei knüpfen wir an den Internationalen Workshop „Strategien für die Weiterentwicklung von Großsiedlungen“ vom Juli 2023 an, der Experten aus sechs westeuropäischen Ländern zusammengeführt hat.
Melden Sie sich bitte rechtzeitig an. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt! Anmeldung und Programm hier
BUND, Verdi und vielen anderen wollen den Protest gegen die Haushaltskürzungen von CDU & SPD auf die Straße bringen!
Die Streichliste von CDU und SPD ist eindeutig und Klima- und Naturschutz stehen auf der Abschussliste weit oben. Nachdem die bei der CDU ungeliebten Fahrradwege bereits politisch ausgebremst wurden, geht es jetzt dem ÖPNV, dem Klimaschutz und dem Naturschutz an den Kragen. Unter anderem bei den bezirklichen Koordinationsstellen für Umweltbildung soll massiv gespart werden, was die bisher sehr erfolgreiche Arbeit gefährdet. Darum gehen wir am Mittwoch, den 11.12.2024, zusammen vor dem Roten Rathaus gegen die Haushaltskürzungen auf die Straße.
Die Kundgebung startet um 16.30 Uhr und wir wollen mit einem bunten Umweltblock dabei sein. Dafür treffen wir uns um 16.15 Uhr am Ausgang der U-Bahn (U5 Rotes Rathaus) an der Spandauer Straße und gehen dann gemeinsam zur Kundgebung.
Wie baut man, wenn es eine CO₂-Obergrenze gibt? Handlungsansätze für eine lebenszyklusorientierte Baupraxis
„Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, so Roman Herzog bereits 1997 in seiner legendären „Ruck-Rede“ zum Aufbruch in ein neues Jahrhundert. Um die Bauwende aktiv voranzutreiben, widmet sich die ReBuilt Werkstatt-Reihe von Bauhaus Erde der Entwicklung konkreter Ansätze für eine lebenszyklusorientierte Baupraxis in der Region Berlin-Brandenburg. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Stakeholders aus Planung, Verwaltung und Entwicklung.
In unserer Werkstatt #2 stehen zirkuläre Planung, Bilanzierung und die Entwicklung von Neubau und Bestand im Mittelpunkt. Theresa Keilhacker (Architektenkammer Berlin), präsentiert den neuen „Leitfaden zu Planen und Bauen im Kreislauf“. Eva-Maria Friedel (Bauhaus Earth), gibt Einblicke in die im ReBuilt-Projekt entwickelte Lebenszyklusanalyse und deren Anwendung auf regionale Gebäudetypologien.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf einer möglichen Deklarationspflicht und einem Benchmarking-System für CO₂-Emissionen im Gebäudesektor. Diese könnten entscheidend dazu beitragen, die Verwendung naturbasierter Baustoffe zu fördern. Aktuell fehlen jedoch klare Ansätze und politisches Handeln. Deshalb möchten wir folgende Fragen diskutieren:
🌿 Welche Benchmarks sind relevant, um klimaneutrale bzw. klimapositive Ziele im Neubau und in der Bestandssanierung effektiv umzusetzen? 🌿 Mit welchen konkreten Strategien kann die Bauwende beschleunigt werden?
Anmeldung (bis 4. Dezember) und das detaillierte Programm hier:
Bezahlbares Wohnen ist die drängendste soziale Frage in Berlin.
Die Gewerkschaften, der Berliner Mieterverein und Sozial- und Wohlfahrtsverbände fragen:
Welche Antworten gibt die Berliner Landesregierung? Wie kann neuer und bestehender Wohnraum bezahlbar und bedarfsgerecht gestaltet werden? Wie sieht es aus mit der Barrierefreiheit?
Diese Fragen klären wir mit:
Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christine Braunert-Rümenapf, die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen
Montag, 09. Dezember 2024 17 Uhr
im AIDA-Saal, ver.di Bundesvorstand Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin nähe S-Ostbahnhof
Die neue gegründete Initiative Architects for Tempelhofer Feld hat einen Raketenstart hingelegt: Am 13. November 2024, also vor einem Monat setzten sie ihren ersten Post bei Instagram ab. Inzwischen haben diesen bereits über 3.500 Menschen geliked und hunderte sollen bei den ersten Versammlungen teilgenommen haben. Dieses Momentum wollen die Planer*innen nun nutzen und rufen zur Unterzeichnung eines offenen Briefes an Senator Christian Gaebler auf:
Der Brief kann > hier < noch bis 12. Dezember unterzeichnet werden
Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat am 13. November einen internationalen Ideenwettbewerb für die Zukunft des Tempelhofer Feldes ausgelobt. Der Wettbewerb beinhaltet ausdrücklich die Möglichkeit einer dauerhaften Bebauung des Tempelhofer Feldes. Sie wenden sich an uns Architekt:innen, Landschaftsarchitekt:innen und Stadtplaner:innen, um als Expert:innen Lösungen zu finden, doch Ihr Drängen auf eine Bebauung des Feldes erfüllt uns mit Unverständnis und großer Sorge. Ohne Begründung wird riskiert, einen einzigartigen Freiraum mit seiner ökologischen, gesellschaftlichen und erinnerungskulturellen Bedeutung zu zerstören. Die Bebauung des Tempelhofer Feldes stellt keine kosteneffiziente und nachhaltige Lösung für mangelnden Wohnraum dar, sondern gefährdet eine klimagerechte und zukunftsfähige Stadtentwicklung.
Für den lebensfreundlichen B-Plan-Kompromiss, die Berliner Stadtnatur und nachhaltige Stadtentwicklung! Für Frieden, Demokratie und Zusammenhalt!
Es sprechen:
Theresa Keilhacker | Bündnis Klimastadt Berlin 2030
Uwe Hiksch | NaturFreunde Berlin
Manfred Schubert | Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN)
Michael Hufen | Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Alt-Pankow
N.N. | Initiative BaumEntscheid
Grit Bürgow | Pankower Runder Tisch „Kiez macht Klima und integriert!“
Britta Krehl | BI Grüner Kiez Pankow
Freitag, 06. Dezember 17 Uhr
Ossietzkydenkmal Ossietzkystraße 20 13187 Berlin
Ausstellung im DAZ
6. Dezember 2024 – 16. Februar 2025
ERÖFFNUNG 5. Dezember 2024, 19 Uhr
Eingebettet in eine zunehmend progressive Frauenbewegung verwirklichten im Zuge der IBA Berlin 1987 Architekt:innen an der Dessauer Straße in Berlin-Kreuzberg ihre Ideen vom emanzipatorischen Wohnungsbau. Die Ausstellung spürt mithilfe von Interviews, Schriften, Modellen und Zeichnungen nicht nur emanzipatorischen Architektur- und Lebenswelten seit den frühen 1980er Jahren nach, sondern wirft Fragen nach Bedarf und Praxis eines bezahlbaren, diversen und sozial gerechten Wohnungsbaus bis heute auf.
Mit künstlerischen Beiträgen von Pınar Öğrenci, Aline Bonvin Diarra, Sver Immel, Hanna Prenzel, Marisa Reichert, Poligonal und Rory Midhani.
Auf der Fachveranstaltung Die Grüne Stadt und die Herausforderungen der Zukunft steht die Rolle der grünen Branche und die Zukunft der kommunalen Grünflächen im Fokus. Zu Wort kommen nationale und internationale Expert:innen für Stadtgrün sowie hochrangige Vetreter:innen der grünen Verbände.
Wie lassen sich kommunale Freiräume in Krisenzeiten nachhaltig weiterentwickeln? Was macht Zukunftsorte für urbane Lebens- qualität und sozialen Zusammenhalt aus? Mit welchen Strategien gelingt es der grünen Zunft, die gesellschaftliche Akzeptanz von Stadtgrün in Zeiten der Polykrise zu erhöhen?
Die Hermann-Henselmann-Stiftung — mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung und in Kooperation mit dem Helle Panke e.V. und dem kommunalpolitisches forum e.V. (berlin) haben namhafte Expert:innen eingeladen, um ihre Sicht auf gesellschaftliche und stadträumliche Veränderungen zu erfahren und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen. Wie entwickelt sich die Stadt im 21. Jahrhundert? Welche gesellschaftlichen, planerischen und baulichen Weichenstellungen müssen erfolgen, um sozialräumliche Spaltungen zu überwinden, veränderten Mobilitätsbedürfnissen und Lebensweisen gerecht zu werden sowie auf die Bedrohung der Klimakrise zu reagieren? Und wie kann das gelingen? Wo steht Berlin bei diesen Herausforderungen, was tut sich anderswo? Diesen Fragen sollen in den kommenden Kolloquien nachgehen.
Saal Rosa-Luxemburg-Stiftung Straße der Pariser Kommune 8a 10243 Berlin
In den zwei Panels „Orte mit Substanz“ sowie „Engagement und Partizipation“ widmen sich Fachleute im Symposium „Substanz?“ den wichtigen Themen Denkmalschutz und Umbaukultur.
Wieviel Substanz muss in einem Denkmal erhalten sein? Kann der Nutzwert eines Denkmals über der Originalität stehen? Können wir mehr schützen mit weniger Beschränkungen? Wie können der Umbau von und der Umgang mit „schützenswerter Alltagssubstanz“ zum Normalfall werden?
Aus vielen Perspektiven beleuchten die Teilnehmenden den Umgang mit baukulturellem Erbe.
Kunstgewerbemuseum Berlin Johanna und Eduard Arnhold Platz (ehem. Matthäikirchplatz) 10785 Berlin
17.11.2024: Leerstand beenden!
Berlin hat ein Mietenproblem: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum und günstigen Räumen für soziale, kulturelle und nachbarschaftliche Nutzungen ebenso wie für Kleingewerbe. Dennoch stehen ganze Häuser leer, in Folge von Fehlplanungen, aus privatwirtschaftlichem spekulativem Interesse oder auch aufgrund des Unwillens der Verwaltung, zivilgesellschaftliche Nutzungen zuzulassen.
Am Sonntag, den 17. November 2024, ab 12 Uhr veranstaltet die Stadtbodenstiftung zusammen mit FESeV einen Kiezspaziergang in Lichtenberg zu Orten langjährigen Leerstands. Wir diskutieren die Hintergründe und sprechen mit Initiativen, die sich teils schon jahrelang für kollektive Nutzungen einsetzen. Eine gute Möglichkeit des Austauschs für alle, die sich mit unterschiedlichen Mitteln für eine Stadt von Unten einsetzen wollen!
Viele Berliner:innen gießen in Trockenzeiten die Bäume und Pflanzen vor ihrer Haustür. Die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg unterstützen dieses Engagement und genehmigen, unter bestimmten Voraussetzungen, Regentonnen im öffentlichen Raum. So kann Regenwasser von Dächern gesammelt werden.
In der 14. Ausgabe der Berliner Regenreihe zeigen Vertreter des Landes Berlin, der Bezirke und engagierte Bürger:innen anhand konkreter Beispiele, was rechtlich möglich ist, wie Berlin das Thema voranbringt und wie Bürger:innen sich für Regenwasserprojekte und mehr Grün in der Stadt engagieren können. Ziel ist es, Bürger, Initiativen, Vereine und weitere Bezirke zu motivieren, aktiv mitzumachen.
Berlin hat ein Mietenproblem: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum und günstigen Räumen für soziale, kulturelle und nachbarschaftliche Nutzungen ebenso wie für Kleingewerbe. Dennoch stehen ganze Häuser leer, in Folge von Fehlplanungen, aus privatwirtschaftlichem spekulativen Interesse oder auch aufgrund des Unwillens der Verwaltung, zivilgesellschaftliche Nutzungen zuzulassen.
Am Sonntag, den 17. November 2024, ab 12 Uhr veranstalten die Stadtbodenstiftung zusammen mit FESeV einen Kiezspaziergang in Lichtenberg zu Orten langjährigen Leerstands. Wir diskutieren die Hintergründe und sprechen mit Initiativen, die sich teils schon jahrelang für kollektive Nutzungen einsetzen. Eine gute Möglichkeit des Austauschs für alle, die sich mit unterschiedlichen Mitteln für eine Stadt von Unten einsetzen wollen!
12:00 Uhr: Startpunkt Rummelsburger Bucht, S-Bahnhof Ostkreuz Paul-und-Paula-Ufer, 10317 Berlin
Am 16. November 2024 werden von 13 – 18 Uhr in der NochMall, dem BSR-Gebrauchtwarenkaufhaus, zahlreiche kostenlose Mitmach- und Informationsstände vieler Berliner Zero Waste Akteur:innen angeboten. Themen, wie Reparatur, Lebensmittelverschwendung und Upcycling zeigen, auf welchen Wegen Abfallvermeidung im Alltag umsetzbar ist. Und zu einem guten Festival gehören natürlich auch Snacks, Getränke und vielen kleine Überraschungen!
Interessiert? Dann komm vorbei und unterstütze Berlin auf dem Weg zu Null Verschwendung!
NochMall Auguste-Viktoria-Allee 99, Berlin Reinickendorf
Die Nachbarschaftsinitiative Friedenau e.V. lädt zusammen mit den Architects4Future Berlin und den Nachbar*innen von Friedenau/ Steglitz/ Zehlendorf, zu einer Mahnwache gegen den Komplettabriss des historischen Gebäudeensembles in der Rheingaustraße 30 in Berlin Friedenau ein.
Das ehemalige Umspannwerk von 1905 mitten im Herzen von Friedenau soll vollständig abgerissen und durch einen 5-geschossigen, gesichtslosen Neubau mit ca. 69 Eigentumswohnungen und Tiefgarage ersetzt werden! Das ist sowohl aus sozialer, städtebaulicher als auch ökologischer Sicht ein Desaster!
Die Initiativen fordern einen sofortigen Abriss-Stopp des historischen Gebäudearsenals und eine Prüfung, ob der restliche Gebäudeteil unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Außerdem fordern sie, dass sich in Deutschland politisch schnell etwas ändert: Ein Gebäudeabbruch sollte nur noch in absoluten Ausnahmefällen und mit einer ausführlichen, nachvollziehbaren Begründung genehmigt werden!
Donnerstag 07. November 18.30 Uhr
Rheingauer Straße 30 Berlin Friedenau
Die denkmal ist die Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung. Alle zwei Jahre trifft sich die nationale und internationale Fachwelt in Leipzig.
Alljährlich treffen sich Unternehmer, Bauleiter und Sachverständige aus dem Gebiet der Bauwerkserhaltung auf der dreitägigen Fachtagung. Während der Veranstaltung werden Fachvorträge über den aktuellen Wissensstand der Branche gehalten. Dabei werden praktisch erprobte Regeln der Technik präsentiert, die für die Altbausanierung relevant sind.
Der Bundesverband Feuchte & Altbausanierung e.V. vergibt hier seit 2002 mit Unterstützung des Fraunhofer IRB Verlag alljährlich den Wettbewerb „Nachwuchs-Innovationspreis Bauwerkserhaltung“. Mit der Auszeichnung werden herausragende wissenschaftliche Leistungen im Bereich der Bauwerkserhaltung gewürdigt.
Teilnahme für Azubis & Studierende kostenlos (auf 100 Plätze beschränkt, Anmeldung bis 28.10.2024)
Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Initiativen ist es uns in den letzten Wochen gelungen 35.000 Unterschriften für eine ökologische und soziale Bauwende zu sammeln. Heute wurden die Unterschriften der Volksinitiative im Abgeordnetenhaus übergeben – dieses muss sich nun mit unserem Anliegen beschäftigen.
Berlin befindet sich in einer Klima- und Mietenkrise. Bezahlbarer Wohnraum wird knapper. Gleichzeitig stehen nutzbare Wohnungen und Gebäude leer, werden zweckentfremdet oder sogar abgerissen, um Platz für hochpreisige Immobilien zu schaffen. Der Zensus 2022 ermittelte 40.000 leerstehende Wohnungen in Berlin (1). Außerdem wurden 2023 fast 1 Mio. m² Büroflächen nicht genutzt (2). Abriss und Neubau verursacht aber nicht nur immense CO₂-Emissionen, sondern fördert oft auch die Verdrängung von Nachbarschaften.
Daher fordern wir:
1. Bestandsaufnahme Ein Bestandsregister, das die leerstehenden und nutzbaren Gebäude digital erfasst
2. Nutzung statt Abriss Eine verpflichtende Prüfung der Nutzungspotentiale von bestehenden Gebäuden vor einer Abrissgenehmigung
3. Sanktionen bei Leerstand Dauerhaften Leerstand und missbräuchliche Nutzung sanktionieren!
4. Nutzungsgebot Wenn es nutzbare leerstehende öffentliche Gebäude und Flächen gibt, sollen diese genutzt werden statt neu zu bauen und Flächen zu versiegeln
5. CO₂-Budget für Gebäude Klimaziele einhalten durch ein begrenztes CO₂-Budget für Neubau- und Sanierungsprojekte entsprechend des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms!
6. Quartiere zusammen denken Bei der Entwicklung von Quartieren alles zusammen denken: Stadtgrün, Infrastruktur, Arbeit, Wohnen und Freizeit
Unter dem diesjährigen Motto „Artenschutz und Biodiversität an Gebäuden in Berlin und Brandenburg“ rief die Plattform Nachwuchsarchitekt*innen 2024 wieder alle Kreativen auf, ihre ungebauten, nicht realisierten Entwürfe zu diesem Thema aus den Schubladen und von den Wänden zu holen.
Die nun ausgewählten, prämierten Arbeiten wollen wir gemeinsam mit Euch bei einem Round Table Talk diskutieren.
Netzwerkpartner und fachliche Begleitung: Nabu Berlin
Ladenlokal Nazarethkirchstr. 39 13347 Berlin U-Leopoldplatz
Das Ortskuratorium Berlin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) lädt in Kooperation mit dem Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft e. V. (IBZ Berlin) und dem KulturerbeNetz.Berlin ein zu einer Vortragsveranstaltung mit Führung unter dem Titel „‘Denkmal demokratisch!‘ – Räume für Teilhabe, Mitbestimmung und internationalen Austausch“.
Gegenstand der Vorträge sind zwei Baudenkmale aus dem 20. Jahrhundert, das IBZ Berlin und das Bogensee-Areal in Wandlitz. Während das IBZ Berlin als junges Baudenkmal mit den Ideen des Weiterdenkens, das IBZ als Lernort für den neuen Umgang mit Vorhandenem und das IBZ-Dach als städtischer Begegnungs-, Wohn- und Grünraum betrachtet werden, rückt nach der musikalischen Pause ins Blickfeld das architektonisch und erinnerungskulturell wichtige Denkmalensemble des Bogensee-Areals auf 17 Hektar Fläche mit der Goebbels-Villa von 1939 und der FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ von 1946.
Die Architektur des Humboldt Forum/Berliner Schloss als einer der zentralen Symbolbauten des wiedervereinten Deutschlands formuliert ein gesellschaftliches Selbstbild, dass sich ungebrochen auf Preußen und das Deutsche Kaiserreich bis 1918 bezieht. Dies ist in Zeiten eines erstarkenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus fatal. Denn dieser Bau hat die Spuren und Erinnerung an die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts im Straßenraum ausradiert und durch eine idealisierte Deckerinnerung an eine imperialistische Monarchie abgelöst.
Die Problematik eines solchen Geschichtsrevisionismus hat sich seit dem Bundestagsbeschluss für das Humboldt Forum im Jahr 2002 in doppelter Weise zugespitzt. Zum einen wurde unter dem Einfluss rechtslastiger Kreise die Symbolbedeutung des Baus durch zusätzliche Bauelemente verschärft. So enthalten Kuppel mit Kreuz und Bibelvers, Großer Kartusche und die Rückseite des Eosanderportals christlich-fundamentalistischen, antiuniversalistische und imperialistische Botschaften, die über die Symbolik der einst beschlossenen Rekonstruktion der Barockfassaden deutlich hinausgehen. Zum anderen ist das wiedervereinte Deutschland in ungeahntem Ausmaß mit einem Anwachsen rechtspopulistischer und rechtsradikaler Kräfte konfrontiert, für welche die Schlossfassaden zu einer Projektionsfläche ihrer Ideologie geworden sind.
Die von 30 Kulturschaffenden und Wissenschaftler*innen initiierte Petition „Schlossaneignung“ fordert daher vom Bundestag, die einseitige Preußenverherrlichung zu beenden, indem ausgelöschte Spuren der Geschichte des Ortes wieder veranschaulicht und die ideologische Verengung und Instrumentalisierung des Ortes aufgebrochen wird. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass ein solch zentraler Symbolbau von nationaler Bedeutung der Diversität der Gesellschaft Rechnung trägt und multiple Perspektiven auf deutsche Geschichte eröffnet. Damit würde auch der Instrumentalisierung des Projektes durch rechtsradikale Kreise der Boden entzogen, die von Anfang an für den „originalgetreuen“ Wiederaufbau geworben und gespendet haben.
Um die Möglichkeiten und Ideen von künstlerischen Interventionen bereits aufzuzeigen, wurden im Rahmen eines öffentlichen Ideenaufrufs Künstler:innen, Gestalter:innen und Architekt:innen eingeladen, bis September Vorschläge einzureichen, die die verdrängten Schichten des Ortes wieder anschaulich machen und in die Fassaden des Humboldt Forums einschreiben. Die zugesandten 152 Arbeiten aus16 Ländern zeigen ein großes inhaltliches wie gestalterisches Spektrum an Ideen für Interventionen an der Berliner Schlossfassade. Aus diesen haben die Jurymitglieder Julia Grosse, Annette Maechtel und Hito Steyerl 21 Arbeiten ausgewählt, die am 10. Oktober um 19 Uhr in der neuen Gesellschaft für Bildenden Kunst Berlin (nGbK) von ihren Autoren öffentlich präsentiert und zugleich in einer Druckpublikation bei DOM publishers veröffentlicht werden. (DOM magazine Nr. 17, ISBN 978-3-86922-930-0)
Die zweite zentrale Forderung der Petition ist, dass der Einfluss und die Mitwirkung rechtslastiger Kreise beim Schlossprojekt vorbehaltlos aufgeklärt und aufgearbeitet wird. Obwohl die Problematik seit Jahren bekannt ist, hat die Stiftung Humboldt Forum dieses bislang geleugnet, beschönigt und kaschiert und seine Aufklärung behindert. Dies muss ein Ende haben, ebenso wie die Zusammenarbeit mit dem Förderverein Berliner Schloss, der sich bis heute uneingeschränkt zu all seinen Spendern und damit auch zu jenen, die antisemitische und rechtsradikale Positionen einnehmen, bekennt.
Die Petition, die bis zum 7. November 2024 mitgezeichnet werden kann, zielt darauf ab, den Bund als Eigentümer und Betreiber zur Aufklärung und zu Veränderungen am Gebäude zu bewegen. Jede Person – unabhängig von Alter, Wohnsitz und Staatsangehörigkeit – kann sich der Petition (Nr. 166538) auf der Website des Bundestags oder über eine Unterschriftenliste von der Website www.schlossaneignung.de anschließen.
Bundestagspetition Nr. 166538
Unabhängige Prüfung aller Spender der Fassaden des Berliner Schlosses bzgl. rechtsradikaler/antisemitischer Äußerungen vom 22. April 2024
Präsentation des Ideenaufrufs „Schlossaneignung“ im nGbK
10. Oktober, 19 Uhr
nGbK, Karl-Liebknecht-Strasse 11/13, 10178 Berlin
Zur Kampagne für die Petition ist zugleich in Blog auf taz.de gestartet, auf dem die Debatte zur Schlossaneignung mit Interviews, Essays und künstlerisch-gestalterischen Vorschlägen geführt wird: https://blogs.taz.de/schlossaneignung/
Stimmen aus den Reihen der Initiatoren der Petition
„Durch die bis in die Gegenwart reichende Gleichsetzung von Preußen mit einem deutschsprachigen, evangelischen und im Kern deutschen Berlin-Brandenburg bleiben die strukturellen Differenzen, Mehrdeutigkeiten und Ungewissheiten der Geschichten einzelner preußischer Regionen gänzlich ausgeblendet. Dieses Verdrängen bedingt bis heute die Unsichtbarkeit der Vielfalt eines katholischen, jüdischen, slawischsprachigen, polnischen, wendischen, sorbischen und litauischen Preußens, die prägend für das Humboldt-Forum ist.“
Felix Ackermann, Fern-Universität Hagen, und Agnieszka Pufelska, Wissenschaftskolleg zu Berlin
„Die ungebrochene Rekonstruktion des Berliner Schlosses radiert die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts aus und verschließt sich gegenüber der pluralen Geschichte Deutschlands.“ – Elisabeth Broermann, Architektin und „Architects for Future“
„Das heutige Stadtschloss ist nicht die endgültige Antwort auf 30 Jahre gesellschaftliche Debatte. Die preußisch verklärende Erscheinung des Schlosses zu brechen ist eine komplexe, alle Disziplinen herausfordernde Aufgabe. – Kristin Feireiss
„Der Ideenaufruf für die Umgestaltung eines öffentlichen Gebäudes im Herzen der Hauptstadt hat bereits eine wichtige Säule der Demokratie gefestigt. Es geht um nicht weniger als den Erhalt der künstlerischen Freiheit, die ergebnisoffene Debatte über Bauten nationaler Bedeutung und um eine Versöhnung von Tradition und Avantgarde.“ – Philipp Meuser, Architekt und Verleger DOM publishers
„Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses als Humboldt-Forum fällt zeitlich zusammen mit einem rechtspopulistischen Trend in der politischen Landschaft. Umso mehr gilt es, die Öffentlichkeit über die Akteure aufzuklären und eine Diskussion über die Symbolik des Neubaus zu führen.“ – Philipp Oswalt, Architekt und Publizist
„Wir wissen nun wer das Schloss mitfinanziert hat: rechte und ultrarechte Spender*innen. Diese Schlossfassade kann in dieser Form nicht weiter im Stadtraum bleiben – sie muss kommentiert und gebrochen werden.“ – Anna Yeboah, Architektin und Kuratorin, Dekoloniale
„Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses schuf nicht nur ein preußisches Disneyland im Zentrum Berlins und der Berliner Republik, sondern stellt auch eine erinnerungspolitische Diskursverschiebung erster Ordnung dar. Er bedeutet nicht nur eine unkritische Rehabilitierung der preußischdeutschen Geschichte, sondern auch ein Schlussstrich unter die kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Gewaltgeschichte.“ – Jürgen Zimmerer, Historiker, Universität Hamburg
Einreicher der Petition: Klaus Brake, Stadtforscher und Stadtplaner Elisabeth Broermann. Architektin Max Czolleck, Publizist Theo Deutinger, Architekt Christian Koppe, Historiker Kristin Feireiss, Kuratorin Benjamin Foerster-Baldenius, Architekt Harry Friebel, Soziologe Theresa Keilhacker, Architektin Doris Kleilein, Verlagsleiterin Detlef Kurth, Stadtplaner Anton Maegerle, Investigativ-Journalist Philipp Meuser, Architekt und Verleger Henrike Naumann, Künstlerin Silke Neumann, Bureau N Anh-Linh Ngo, Chefredakteur ARCH+ Philipp Oswalt, Architekt und Publizist Fred Plassmann, OFFscreen MediaCollective Eike Roswag-Klinge, Architekt Agnieszka Pufelska, Historikerin Yvonne Rothe, Künstlerin/ Grafikerin Philipp Ruch, Künstler Steffen Schuhmann, Grafikdesigner Ulrike Steglich, Journalistin Alexander Stumm, Architekturwissenschaftler Tina Veihelmann, Journalistin Anna Yeboah, Kuratorin und Architektin Jürgen Zimmerer, Historiker
Das politische Bildungsforum Berlin der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert mit Unterstützung des Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung (BBNS), einem Zusammenschluss von derzeit 41 Bürgerinitiativen aus ganz Berlin, die Veranstaltung „Wohnungsneubau vs. Klimaschutz – ein Zielkonflikt?“.
„Wer das Stadtklima schützen will, muss entsiegeln, statt zu bebauen.“ – „Wer Wohnungsneubau vorantreiben will, muss an die Grün- und Freiflächen ran.“ Entlang dieses vermeintlichen Antagonismus wird die Debatte um Wohnungsneubau und Klimaschutz oftmals geführt. Dabei verweisen Fachleute seit Jahren auf Konzepte, die das eine mit dem anderen verbinden und Bürgerinitiativen selbst haben schon alternative Vorschläge für eine behutsamere Nachverdichtung von Wohnquartieren vorgelegt. Welche Folgen hat die Beseitigung von Stadtgrün zum Zwecke des Wohnungsneubaus für Berlin und seine Bewohner? Woran scheitert die Umsetzung alternativer Konzepte und welche Schritte müssten unternommen werden? Wie wirkt sich die derzeit oftmals nur pro forma vollzogene Bürgerbeteiligung im Rahmen derartiger Bauvorhaben aus?
Um diese Fragen soll es am 1. Oktober in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung gehen. Sie sind herzlich eingeladen, dabei zu sein und mitzudiskutieren.
Referenten: Theresa Keilhacker (Präsidentin der Architektenkammer Berlin), Christian Hönig (Abteilungsleiter Biodiversität – BUND), Dr. Claudia Leistner (Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Straßen, Grünflächen und Umwelt und Naturschutz – Bündnis 90/Die Grünen), Dietmar Stengel (BI Rettet den Ilse-Kiez – für das BBNS) Nadja Zivkovic (Bezirksbürgermeisterin Marzahn-Hellersdorf – CDU), Ulrich Schiller (GF der HOWOGE)
Bausenator Gaebler möchte nicht teilnehmen und auch keinen Vertreter des Senats für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen entsenden
Beispiel Klimainsel: Die geplante Zerstörung des wertvollen Biotops der ehemaligen Kleingartenkolonie Am Stadtpark Block IV in Berlin-Wilmersdorf – heute der Gemeinschaftsgarten Klimainsel – ist in der fortschreitenden Klimakrise ein Fehler. Hier wird durch die vom Land beschlossene Bebauung durch die landeseigene berlinovo eine noch nie bebaute grüne Insel mit alten Obstbäumen und vor allem kühlendes Stadtgrün vernichtet. Dies erzeugt bei den Anwohner:innen eine unmittelbare Betroffenheit, denn durch die Versiegelung werden die Temperaturen im Sommer in der Umgebung stärker in die Höhe schnellen, kühlender Schatten wird gerade für ältere und junge Menschen in der Nachbarschaft fehlen. Dabei ist das Gebiet nach dem bezirklichen Klimaanpassungskonzept Charlottenburg-Wilmersdorfs bereits jetzt “Schwerpunktraum für die Hitzeanpassung”, da es hier besonders heiß wird, Stadtgrün fehlt und viele vulnerable Bevölkerungsgruppen leben. Mit dem seit Juli 2024 geltenden Klimanpassungsgesetz des Bundes werden auf Schutzziele u.a. gegen Hitze in den Städten für die Bevölkerung festgeschrieben, es sollen Klimaanpassungsmaßnahmen entwickelt werden. In einer solchen Situation erscheint es unangemessen, ungerecht und falsch, wertvolles Stadtgrün ohne Not zu zerstören. Eine andere Stadtplanung ist möglich! Auch hierfür ist die Klimainsel ein Beispiel: in der unmittelbaren Umgebung der Klimainsel befinden sich mehrere Grundstücke in Landesbesitz, die bereits versiegelt sind.
Wir gehen davon aus, dass der Erhalt der Grünfläche der Klimainsel aufgrund der bereits erhobenen und im bezirklichen Konzept für die Anpassung des Klimawandels beschriebenen Datenlage nahezu zwingend Teil des konkreten Maßnahmenkonzepts im Rahmen der nun durch Bundesgesetz vorgeschriebenen Klimaanpassungsstrategie Berlins werden muss. Falls dies anders sein sollte, wäre dies im Rahmen der Klimaanpassungsstrategie zu begründen und der Öffentlichkeit im Rahmen der Erläuterung der Gesamtstrategie zu erläutern.
Wir fordern darum ein Aussetzen der Bebauungspläne, bis das Land Berlin und der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Klimaanpassungsstrategie mit konkreten lokalen Maßnahmen unter Beteiligung der Öffentlichkeit vorgelegt hat.
Stoppt die unnötige Versiegelung von Stadtgrün! Eine klimagerechte Stadtentwicklung, Klimaanpassung für Berlin und Hitzeschutz jetzt!
Warum ist das wichtig?
Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sind in Form von zunehmenden Hitzewellen, Starkregen- und Hochwasserereignissen sowie Dürren jetzt schon spürbar und werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter zunehmen. Um die Gesellschaft vor den negativen Folgen des menschengemachten Klimawandels zu schützen, sind Maßnahmen zur Vorsorge und zur Anpassung nötig. Das am 1. Juli 2024 in Kraft getretene Klimaanpassungsgesetz ist das erste Gesetz, das bundesweit einen Rahmen für Klimaanpassungsstrategien auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene setzt. Es verdeutlicht, dass Klimaanpassung eine staatliche Aufgabe ist und Vorsorgemaßnahmen auf allen Ebenen – von bundesweiten bis hin zu lokalen Schutzmaßnahmen – erfordert.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat die Bedeutung des Gesetzes im Deutschen Bundestag betont:
«Hitzewellen und Dürren, Starkregen und Hochwasser – die Folgen der Klimakrise wurden in den vergangenen Jahren immer deutlicher spürbar. Wir müssen Vorsorge betreiben und unser Land besser vorbereiten. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland seiner Klimaanpassung ein neues Fundament gibt. Mit dem Klimaanpassungsgesetz verankern wir erstmals die Anpassung an die Folgen der Klimakrise als staatliche Aufgabe im Bundesrecht.»
Im Gesetz ist das Ziel festgelegt, “zum Schutz von Leben und Gesundheit, von Gesellschaft, Wirtschaft und Infrastruktur sowie von Natur und Ökosystemen negative Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere die drohenden Schäden, zu vermeiden.” Zudem soll die “Widerstandsfähigkeit ökologischer Systeme und der Gesellschaft gegenüber den auch in Zukunft fortschreitenden klimatischen Veränderungen … zur Bewahrung gleichwertiger Lebensverhältnisse gesteigert werden.” Darüber hinaus soll “die Zunahme sozialer Ungleichheiten durch die negativen Auswirkungen des Klimawandels … verhindert werden.”
Alle Träger öffentlicher Aufgaben (alle Stellen, die öffentliche Aufgaben wahrnehmen, unabhängig davon, ob sie öffentlich-rechtlich oder privatrechtlich organisiert sind) müssen bei ihren Planungen und Entscheidungen die Ziele des Klimaanpassungsgesetzes berücksichtigen. Als konkret zu berücksichtigende Auswirkungen des Klimawandels wird dabei die “Erzeugung oder Verstärkung eines lokalen Wärmeinsel-Effekts” genannt. Versickerungs-, Speicher- und Verdunstungsflächen müssen dabei im Rahmen einer wassersensiblen Entwicklung so weit wie möglich erhalten werden.
Das Gesetz sieht vor, dass die Länder eigene Klimaanpassungsstrategien vorlegen und ab dem 30. September 2024 regelmäßig über den Stand von Klimaanpassungsstrategien berichten. Die Klimaanpassungsstrategien der Länder sollen neben Zielen für eine nachhaltige Klimaanpassung auch einen konkreten Maßnahmenkatalog zur Umsetzung der landeseigenen vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie enthalten.
Beispiel Klimainsel Wilmersdorf
Die „Klimainsel Wilmersdorf“ ist ein bedeutendes Kleinod im Stadtgrün von Wilmersdorf. Hier gedeiht eine Vielfalt an Pflanzenarten, alte Obstbäume spenden Schatten. Besonders bemerkenswert ist, dass das Gelände bisher noch nie bebaut wurde. Die Gärten waren bis vor Kurzem Teil der Kleingartenkolonie „Am Stadtpark I“, dessen ehemaliger Block IV im kommenden Jahr bebaut werden soll. Die landeseigene Immobiliengesellschaft Berlinovo plant den Bau von 270 Mini-Apartments für temporäres Wohnen von Studierenden zu einem entsprechend hohen Mietpreis von 25 € qm (warm) sowie eine kleine Kita.
Die jahrelange Vorbereitung des Bauvorhabens (Grundstückskauf, Planung, Bauvoranfrage, Bauvorbescheid) wurden bis Sommer 2022 weitgehend geheim gehalten. Weder die Bezirksverordnetenversammlung noch die Betroffenen und die Nachbarschaft wurden informiert oder gar eingebunden.
Dies ist weder für die Betroffenen noch für die Öffentlichkeit nachvollziehbar, zumal Alternativen zur Bebauung der Kleingärten nicht geprüft wurden, obwohl sie offenkundig vorhanden sind. In unmittelbarer Umgebung des Standortes finden sich eine Reihe von Liegenschaften des Landes Berlin, die bereits versiegelt sind und die erhebliches Nachverdichtungspotenzial für den Bau von Wohnungen bieten. Dies alles unterläuft das bezirkliche Konzept für die Anpassung des Klimawandels (BAFOK), das seit September 2023 vorliegt und eine wichtige Grundlage für die Umsetzung des Klimaanpassungsgesetzes darstellt.
Das bezirkliche Klimaanpassungskonzept stellt fest, dass der Bereich, in dem die Klimainsel liegt, ein “Schwerpunktraum für die Hitzeanpassung” ist. Hier leben sowohl überdurchschnittlich viele vulnerable Menschen (unter 6-Jährige und über 80-Jährige), der Bereich ist mit Grünflächen als Wohlfühlraum/Entlastungsraum schlecht versorgt und die Hitzebelastung am Tag und in der Nacht ist besonders groß. Im Maßnahmenkatalog wird aufgeführt, Kleingärten als “Wohlfühlorte (Klimaoasen) in Hitzeperioden” zu nutzen. Genau das wird auf der Klimainsel umgesetzt und wurde auch bereits praktiziert, als die Kleingartenanlage noch bestand. Das Beispiel der Klimainsel zeigt ein Auseinanderklaffen der Regelungen auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene und konkreter lokaler Entscheidungen.
Es kann nicht sein, dass lokal weiterhin wertvolle Grünflächen zerstört und versiegelt werden, die einen konkreten und lokal bedeutsamen Beitrag zur Klimaanpassung und einen effektiven Schutz vor Hitze leisten.
Es kann nicht sein, dass mit der fortschreitenden und unnötigen Versiegelung und Zerstörung von Grünflächen Tatsachen geschaffen werden, die dem Klimaanpassungsgesetz diametral widersprechen.
Wir gehen davon aus, dass der Erhalt der Grünfläche der Klimainsel aufgrund der bereits erhobenen und im bezirklichen Konzept für die Anpassung des Klimawandels beschriebenen Datenlage nahezu zwingend Teil des konkreten Maßnahmenkonzepts im Rahmen der nun durch Bundesgesetz vorgeschriebenen Klimaanpassungsstrategie Berlins werden muss. Falls dies anders sein sollte, wäre dies im Rahmen der Klimaanpassungsstrategie zu begründen und der Öffentlichkeit im Rahmen der Erläuterung der Gesamtstrategie zu erläutern.
Wir fordern darum ein Aussetzen der Bebauungspläne, bis das Land Berlin und der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Klimaanpassungsstrategie mit konkreten lokalen Maßnahmen unter Beteiligung der Öffentlichkeit vorgelegt hat.
Am 26. November ist eine Veranstaltung zum Thema „Stadt in der Klimakrise“ und der Petition im Haus der Nachbarschafft in Wilmersdorf geplant, u.a. mit Klimawissenschaftler:innen, der Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und dem Bündnis Bauwende.
Beobachtungen von Ole Kloss, Deutsche Wohnen & Co enteignen – Kiezteam Friedrichshain
Am 5. September 2024 eröffnete die Open-Air-Ausstellung „Immer Modern! – Berlin und seine Straßen“ auf dem Mittelstreifen der Straße Unter den Linden in Berlin. Veranstaltet wird die Ausstellung von der Berlin 2070 gGmbH, einer Firma des Architekten und Ingenieur Verein Berlin Brandenburg (AIV). Geschäftsführer der gGmbH sind Tobias Nöfer, Architekt und Vorstand des AIV, und Dr. Benedikt Goebel, Stadtforscher, Vorstand der Stiftung Mitte Berlin sowie diverser Historischer Bau-Vereine und Mitglied des AIV-Kuratoriums. Schirmherr der Ausstellung ist der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner (CDU). Die Eröffnung wurde von einem zweitägigen Programm im Kronprinzenpalais begleitet, bei dem unter anderem Christian Gaebler (SPD), der Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (parteilos) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprachen. Neben der planerischen und baulichen Historie einigerausgewählter Straßen der Stadt, wurden 10 „renommierte Architekturbüros“ (immermodern.de) damit beauftragt, Zukunftsvisionen für 10 Straßen in Berlin und Potsdam zu entwerfen. Diese sind ebenfalls auf den Stelen in der der Ausstellung zu sehen. Medienpartner der Ausstellung ist die Berliner Zeitung. Moderator der beiden Symposiumstage ist der „Head of Development“ der Kilian Immobiliengruppe, einer der Förderer der Veranstaltung.
Inhaltlich steht im Mittelpunkt der Veranstaltung die Frage nach einem menschen- und klimagerechten Umbau der Berliner Straßen und die Rückgewinnung einer autozentriert gebauten Stadt für die Menschen. Viele Stimmen der Zivilgesellschaft wurden um Statements gebeten. Stutzig machen jedoch der Ankündigungstext, die Auswahl der Straßen, die Auswahl der Architekturbüros, deren Aufgabenstellung und die anderen beteiligten Protagonisten. Geht es hier vielleicht eher um lukrative Bauprojekte auf neu gewonnenem Bauland? Um Privatisierungen? Um Prestige, um die Festigung von Macht innerhalb der Berliner Architekt*innenschaft und um Stadtpolitik? Hat sich hier eine Art „Berliner Kartell“ gebildet?
Der Architekturtheoretiker Dieter Hoffmann-Axthelm sprach in den 90er Jahren von einem „Berliner Kartell“[1] („Die Provokation des Gestrigen“, Dieter Hoffmann-Axthelm, „Die Zeit, 01.04.1994), das seiner Meinung nach damals die Berliner Stadtentwicklung beherrschte. Dieses bestand – so Hoffmann-Axthelm – aus Architekten, die Macht und Aufträge für sich sicherten, die eng mit der Politik verflochten waren und von der Bauwirtschaft gestützt wurden. An diesem „Kartell“ kam damals kein*e Berliner Architekt*in vorbei, so Hoffmann-Axthelm, der selber damals ein keinesfalls machtloser Teilnehmer dieses öffentlichen Ringens um Macht, Aufträge und Deutungshoheit war. Beobachtet man nun die Entwicklung der Jahre 2021-2024, die dominantesten Akteur*innen, ihre Netzwerke und Vorstellungen von guter Architektur und Stadt, kann man heute ebenfalls eine Kristallisation von gestalterischer, politischer und wirtschaftlicher Macht und einen diskursiven Kampf um eine hegemoniale Erzählung von Urbanität und Stadtgestaltung in den Händen einer kleinen, mächtigen Gruppe an entscheidenden Schnittstellen beobachten. Hoffmann-Axthelm ist ein Teil davon. Und wie in der restlichen Gesellschaft und der Berliner Politik ist die Richtung der von diesen Leuten vorangetrieben Entwicklung rückwärts.
Verkehrswende ja – aber kultiviert!
In den Ankündigungstexten und der Ausstellung wird die Praxis einer autogerechten Stadtplanung historisch an Beispielen dokumentiert und kritisiert. Nun, so Nöfer ebendort, müssten Expert*innen „kultivierte Antworten“ (https://immermodern.de/immer-modern/news/vorwort-von-tobias-noefer/) auf die Fragen der Zukunft geben. Das gibt die Richtung dieses Unternehmens vor, denn „kultivierte“ Antworten geben, das können nur die Expert*innen und die stellen sich hier vor. Im Architekten und Ingenieurverein Berlin-Brandenburg sind traditionsgemäß Architekt*innen, Ingenieure, Stadtplaner*innen, zusammen mit Industriellen und Politiker*innen organisiert. Auf Rückfrage eines Medienvertreters (Die Welt) bei der Pressekonferenz, wie es zu der Auswahl der Büros für diese Ausstellung gekommen sei, gab der Kurator eine ausweichende Antwort.
Kontroverse aktuelle Berliner Verkehrs-Themen kommen in der Ausstellung nicht vor und werden auch während der zwei Tage mit Symposien kaum thematisiert. Da wäre der geplante 17. Bauabschnitts der A100 dessen Baukosten gerade auf 1,8 Milliarden nach oben korrigiert wurden, und für den irrwitzige Bauten wie ein Doppelstocktunnel durch eine Wohnstraße und eine Brücke mitsamt Abfahrten über das Ring Center an der Frankfurter Allee im Osten der Stadt diskutiert werden. Oder der bereits seit den 1960ern geplante Bau der Tangentialverbindung Ost, mitten durch die Wuhlheide. Beide Projekte einer – noch quicklebendigen – Stadtplanung der autogerechten Stadt werden durch Umweltverbände und Bürger*innen Initiativen bekämpft. Zu Wort kommen diese hier nicht.
2023 hatte der AIV schon einmal ein Symposium zum Thema Verkehrswende und Rückbau der autogerechten Stadt organisiert (es sprachen u.a. Herr Bodenschatz und Frau Kahlfeldt).[2] Auch damals waren A100 und TVO kein Thema, obwohl das Symposium in Friedrichshain stattfand, ganz in der Nähe der geplanten Autobahntrasse.
Auf Nachfrage zur A100 Verlängerung gibt der AIV die Auskunft, dass sich der Verein in seinem Ansinnen „alleinig auf den Rückbau der A104“ bezöge, das sei „Vereinsintern und mit dem gesamten Vorstand abgestimmt.“ Aussagen zur A100 könne „Herr Nöfer nicht für den AIV tätigen, da es keine Beschlusslage dazu gibt.“[3] Auch in der aufgeladenen Diskussion um die kurzzeitig vor den Wiederholungswahlen zum Abgeordnetenhaus 2022 verkehrsberuhigte Friedrichstrasse äußerte sich Nöfer kritisch. Diese Verkehrsberuhigung sei rein „politisch motiviert“ gewesen. („Architekt Tobias Nöfer über die Friedrichstraße: „Vorrang für ein Verkehrsmittel ist im Stadtzentrum falsch“, Udo Badelt, Tagesspiegel, 23.11.2022) Der AIV möchte sich nicht als Auto-Gegner positionieren, der Verkehr soll aber abnehmen. Dieser Spagat macht die Bemühungen des Vereins an der Verkehrswende unglaubwürdig. In den Beiträgen des begleitenden Symposiums wird von mehreren Rednern passenderweise angeregt, man solle öffentlich gar nicht über Verkehr sprechen, sondern über Stadtentwicklung. Ein – von Nöfer wiederholtes – Fazit, man solle auch mal einer anderen Sicht zustimmen, wenn sie sich als richtig erweist, wird vermutlich dennoch nicht dazu führen, dass der AIV mal einem Straßenberuhigungsprojekt aus Grüner oder Linker Hand zustimmt. Der AIV verfolgt eine eigene Politik.
Was einem nach einigen Präsentationen der phantasievollen Großbauprojekte in den Sinn kommt ist, dass ein zukunftsweisendes, ökologisches, soziales städtisches Viertel in einem nahbaren Rahmen und städtisch finanziert doch eigentlich bereits ganz realistisch in Planung ist: der Molkenmarkt.
Hier wurde die Grunerstraße bereits verlegt und verkleinert und es soll von städtischen Bauherren ein Viertel mit „sehr guter Architektur“ (Koalitionsvertrag, S. 11) und modernem, autoreduzierten Verkehrskonzept entstehen. Breits ab 2027 können die Hochbauten starten. Es gibt auch einen städtebaulichen Entwurf, der viele gute sozial-ökologische Ideen gesammelt hat. Doch in der Berliner Mitte geben sich die teilweise gleichen Akteure ganz anders. Hier in Mitte wird auch deutlich, dass es sich bei vielen der Akteure um ein Netzwerk handelt, das an mehreren Stellen zusammenarbeitet und welches seit 2021 an Macht und Einfluss gewinnt. Unter diesem Licht bekommt die Ausstellung „Immer Modern!“ dann einen endgültig schalen Beigeschmack.
Ein altes Netzwerk mit Interessen – Die Baumeister des neuen Berlin[4]
Will man die Vernetzungen einiger der Beteiligten verstehen, wird es kleinteilig. Man muss in die Berliner Mitte und weit zurückschauen. Einige der ausgewählten Architekturbüros, Redner*innen und beteiligten Wissenschaftler*innen sind mit den Organisatoren bereits seit den 1990ern verbunden. Durch die Auseinandersetzungen im Berliner Architektur Streit, durch die Zusammenarbeit am Planwerk Innenstadt, in der Planungsgruppe Stadtkern, dem AIV, dem Netzwerk für traditionelle Architektur INTBAU, dem Deutschen Institut für Stadtbaukunst und anderen Vereinen und Lobbygruppen, sowie durch Projekte wie das wiederaufgebaute Berliner Hohenzollernschoss, die neuen Altstädte in Potsdam und Frankfurt oder die geplante WerkBundStadt. Mit Einigen teilen die Organisatoren die libertäre, in den USA entstandene Ideologie des New Urbanism, welche neben respektablen, ökologischen Zielen eine Stadtentwicklung für private Eigentümer*innen propagiert.
In den 1990ern ging es um die Gestaltung Berlins als neue Hauptstadt des wiedervereinten Deutschlands. Gigantische Bauvolumen waren zu parzellieren, zu gestalten und umzusetzen, Boden sollte schnellstmöglich privatisiert werden. Damals entfachte der so genannte Berliner Architekturstreit, der hauptsächlich öffentlich, über Zeitungsartikel geführt wurde. Hoffmann-Axthelms Zeit-Artikel über das „Kartell“ von 1994 war ein Teil davon. In diesem Konflikt ging es keinesfalls nur um Architektur, Fassadengestaltung und deren identitärer Bedeutung für die neue deutsche Hauptstadt Berlin, sondern auch um (Gestaltungs-) Macht, Positionen und Aufträge. Tobias Nöfer war zwischen 1996 und 1998 unter Senatsbaudirektor Stimmann (AIV) im Büro von Architekt Bernd Albers Projektleiter für die Erarbeitung der Pläne für das historische Zentrum, des so genannten Planwerk Innenstadt zuständig.[5] Hoffmann-Axthelm plante mit. Auf dem Friedrichswerder planten sie gemeinsam mit Albers und Stimmann ein Areal, auf dem die Stadt kleine Townhouse-Parzellen vergünstigt an private Bauherren verkaufte. Beworben wurde dies als demokratisierende Maßnahme: die individuellen, wohlhabenden Bürger*innen auf ihren eigenen kleinen Parzellen bildeten in dieser Erzählung das Gegenbild zu autoritären oder kollektivistischen Gesellschaftssystemen. Entstehen sollte eine neue Bürgerstadt. Heute befinden sich in den Townhouses die teuersten Wohnlagen der Stadtmitte, die mit großem Gewinn verkauft, oder zu Rekordmieten weitervermietet werden. Es entstand eine Nobel-Nachbarschaft aus Spekulationsobjekten.
Stimmans Bücher kann man im Foyer des Kronprinzenpalais beim Begleitprogramm der Ausstellung Immer Modern! kaufen.
2011 wurde das Planwerk Innenstadt Stimmanns durch das Planwerk Innere Stadt ersetzt. Das neue Planwerk der seit 2007 amtierenden Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, sah unter anderem den Ausbau von Bürger*innenbeteiligung vor. Im gleichen Jahr gründeten Tobias Nöfer, Benedikt Goebel, Harald Bodenschatz, Bernd Albers, Dieter Hoffmann-Axthelm und andere die Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin e.V. Die Gruppe setzt sich unter anderem für die Privatisierung von weiteren kleinen Bauparzellen und deren Bebauung durch private Bauherren in der Berliner Innenstadt ein. Den Verkauf von landeseigenen Flächen an Meistbietende hatte der rot-rot-grüne Senat von 2016-2020 beendet, auch die jetzige Koalition bekennt sich (noch) offiziell zu dieser Linie. In ihrer letzten Handreichung an Politiker*innen vom Winter 2023, wendet sich die Planungsgruppe dennoch gleich im ersten Kapitel direkt an die Berliner Politik, die die Stadtmitte noch nicht ausreichend als Politikfeld entdeckt habe. Im Folgenden weisen die Autoren allerhand Flächen aus, die man an Privatleute verkaufen und durch diese bebauen lassen könnte, denn, so fragen die Autoren, „finden die Parteien in den dort [bereits] wohnenden ihre Wähler?“ (Eckpunkte zur Stadtentwicklung der Berliner Mitte, 2023, S. 2)[6]
Bebauungspotenziale für neue Wähler*innenschichten in Mitte, Planungsgruppe Stadtkern, 2023.
Benedikt Goebel ist zudem im Vorstand der Stiftung Mitte Berlin, die 2021 von Senatsbaudirektorin Kahlfeldts Nachbarin ins Leben gerufen wurde. Die Stiftung setzt sich ebenfalls für die Privatisierung von Bauland in Mitte ein, hält öffentliche Veranstaltungen ab, und buhlt um solvente Unterstützer*innen, um für eine Rekonstruktion der Berliner Innenstadt nach alten Vorbildern zu werben. Goebel vertritt die Meinung, dass die „Reichen und Schönen“ die Mitte Berlins „verbürgerlichen“ und „zivilisieren“ sollten, alles andere sei „unnatürlich“. („Verschwiegene „Kammergesellschaft“ über Berlins Zentrum”Teresa Roelcke, Tagesspiegel, 10.06.2023) Die Planungsgruppe Stadtkern (also Nöfer, Goebel, Bodenschatz, Hoffman-Axthelm u.a.) trat in diesem Jahr als Mitveranstalter des dritten Mitte Festes der Stiftung auf. Während des Festes wurde eine Berliner Erklärung präsentiert, ein Papier, das ebenfalls die Schaffung und Privatisierung neuen Baulands in Mitte thematisiert. Das Hauptargument für eine Privatisierung liefert die Behauptung, gute Architektur könne ausschließlich durch privat Bauende entstehen, nicht jedoch durch die Stadt und deren landeseigene Wohnungsunternehmen.
So meint Tobias Nöfer im Tagesspiegel, sozialer Wohnungsbau solle eher auf der „grünen Wiese“ statt im Zentrum Berlins entstehen, denn dort solle gute Architektur entstehen, und die sei nun mal nicht durch günstige Mieten zu finanzieren. „Wünschen wir uns hier [am Molkenmarkt] eine Monostruktur aus Sozialbauten?“ fragt er („Da platzt mir die Hutschnur“, Udo Badelt, Tagesspiegel, 15.12.2022). Ein weiteres AIV-Mitglied, Wolfgang Maennig, meint in der gleichen Zeitung, „nicht jeder Mindestlohnbezieher könne in attraktiven Lagen wohnen“, Mietbegrenzung und Mietenspiegel seien im Übrigen kontraproduktiv („Bezahlbarer Wohnraum in Berlin?: Zehn Euro pro Quadratmeter kann sich jeder leisten”, Tagesspiegel, 03.01.2024). Ein Stadtzentrum für die Wohlhabenden, das war auch das Programm des Senatsbaudirektors Stimmann in den 90er Jahren, das Planwerk Innenstadt sah umfangreiche Privatisierungen vor.
Nach Senatsbeschluss über das Planwerk Innenstadt, Bericht im Amtsblatt 1999: „Das Abgeordnetenhaus hat am 27. Mai 1999 (Drucksache13/3776) den vom Senat am 18. Mai 1999 beschlossenen Bericht über „Demokratisches Verfahren für Gesamtplanung in der Berliner Innenstadt“ – Planwerk Innenstadt – zur Kenntnis genommen.“
Bertram Barthel, vormals in der Stiftung Mitte Berlin, heute Chairman der INTBAU (Royal Founding Patron: der damalige Price Charles of Wales), dem Lobbyverband für „traditionelles Bauen“ und angehender Influencer für neoklassische Architektur, erarbeitet für den AIV die Social Media Betreuung zur Ausstellung. Barthels populistisches Facebook Franchise der schwedischen Erfindung Architektur Rebellion wird unterstützt durch Goebel. Auf dieser Facebook Seite werden plakativ moderne Bauten (hässlich!) mit klassischen Bauten der Jahrhundertwende oder von Kahlfeldt / Nöfer / Patzschke (schön!) verglichen und die Zerstörungen des 2. Weltkrieges bedauert (ohne jedoch jemals den Krieg zu erwähnen). Mit dabei: ein Mitarbeiter des Büros Patzschke. Den Erfinder der Rebellion für traditionalistische Fassadengestaltung, Michael Diamant und andere Architektur Influencer lud die INTBAU (Barthel) 2023 zu einem Rundgang zu Nöfers, Kahlfeldts und Patzschkes Architektur ein, Nöfer zahlte den Kaffee.[7] Goebel und Maennig bereiten die Rebellion für traditionalistische Fassadengestaltung in der FAZ für bürgerlichere Leser*innen auf.[8] In der INTBAU sind neben Barthel als Deputy Chair, Bodenschatz, Mäckler, Stimmann, Paul Kahlfeldt und das Institut für Stadtbaukunst als institutionelle Partner angegeben[9].
Barthel sprach 2023 beim Eden Fest von Johannes Hartl, einem umstrittenen, rechtsoffenen, katholischen Charismatiker zum Thema „Städte schön und menschenfreundlich bauen“[10]. Goebel und Bodenschatz kuratierten zusammen die Ausstellung „Macht, Raum, Gewalt. Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ in der Akademie der Künste in Berlin, die durch missverständliche Geschichtsdarstellung auffiel[11]. Goebel bejubelt online die städtebaulichen Ausführungen des libertären Prometheus Instituts. Nöfer beriet abwechselnd SPD und CDU bei den letzten beiden Koalitionsverhandlungen für den Berliner Senat. Diese Akteure scheinen omnipräsent.
Nöfer und Goebel propagieren, der Senat und die Landeseigenen seien am Molkenmarkt „überfordert“ oder „unfähig“ („Da platzt mir die Hutschnur“, Udo Badelt, Tagesspiegel, 15.12.2022; Altstadt-Aktivist über Berlin: „Im jetzigen Zustand hat der Stadtkern viele Unzulänglichkeiten“, Teresa Roelcke, Tagesspiegel 20.08.23), die Stiftung MitteBerlin, die Verfasser der Berliner Erklärung, Kahlfeldt und diese Ausstellung betonen die Wichtigkeit von schönen, funktionierenden Stadträumen, also dem Raumzwischen den Häusern, der durch schöne und gute Architektur (Fassaden) gefasst (urbanisiert) gehöre. Nöfer, die Stiftung Mitte und die Planungsgruppe meinen, dass solche gute und vielfältige Architektur aber eben nur durch private Bauherren entstehen könne. Barthel schwört die Follower online auf klassische, architektonische Schönheit à la Nöfer, Kahlfeldt und Patzschke ein. Mit dieser Strategie bekämen am Ende Wohlhabende Bauland – wenn es nach Goebel ginge sogar vergünstigt – und die Häuser in Mitte und der Rest die Stadträume und den „besten Erdbeerkuchen der Stadt“. (Altstadt-Aktivist über Berlin: „Im jetzigen Zustand hat der Stadtkern viele Unzulänglichkeiten“, Teresa Roelcke, Tagesspiegel 20.08.23).
In der Berliner Öffentlichkeit, sowie der Bau- und Stadtpolitik wirken diese Expert*innen an der Verbreitung konservativer bis rechter, proprietaristischer Erklärungen und Deutungsweisen von Urbanität, Architektur und Stadt, sowie bei der identitären und emotionalen Beladung von stadtpolitischen Fragen und am Aufbau politischen Drucks. Sie sind in ihren Netzwerken tief verwurzelt und haben es geschafft, weit in die politischen und planerischen Machtstrukturen Berlins vorzudringen. Sie arbeiten, so scheint es, an einem Paradigmenwechsel. Dass die Architektin Petra Kahlfeldt, eine der Baumeister des neuen Berlins 2021, durch aktives Zutun der damaligen Bürgermeisterin, der konservativen Franziska Giffey (SPD), zur Senatsbaudirektorin ernannt wurde, kann in diesem Zusammenhang als gelungener Coup bezeichnet werden.
In einer Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses reagierte Senator Gaebler auf eine Frage zur Verbindung Kahlfeldts mit diesen Netzwerken – gestellt von der Sprecherin für Stadtentwicklung der Fraktion der Linkspartei Katalin Gennburg – mit der Gegenfrage: „Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Abgeordnete Gennburg! Was hat Frau Kahlfeldt mit Herrn Nöfer und dem AIV zu tun?“[12]
Die Architektin Petra Kahlfeldt war bis 2021 gemeinsam mit Stimmann, Goebel, Patzschke, Bodenschatz und Nöfer sowohl im Kuratorium des AIV, als auch mit Goebel, Bodenschatz, Albers, Hoffmann-Axthelm und Nöfer Gründungsmitglied der Planungsgruppe Stadtkern. Zumindest offiziell ist sie heute nicht mehr Teil dieser Lobbygruppen. Sie saß mit Mäckler im Beirat der Neuen Frankfurter Altstadt, beriet in Potsdam beim Umbau des Zentrums, saß in einer Kommission zum Berliner Hohenzollernschloss. Die Überlappung der Rollen und die Präsenz von Goebel, Nöfer, Kahlfeldt, Bodenschatz und anderen Akteuren dieses Netzwerks ist Ausdruck einer starken, konservativen Machtkonzentration.
Ein neues “Berliner Kartell”?
„(…) Wer als Architekt in den oberen Etagen des Berufs etwas werden oder zu tun haben will, muss sich schon ein bisschen einordnen, sonst hat er bei Wettbewerben und Direktaufträgen wenig Chancen. (…) Architekten, auch die mächtigsten, sind freilich immer nur indirekte Machtfaktoren. (…) Den realen Kern (weil die Geldquelle) bilden stets einige Baufirmen.“
Hoffmann-Axthelm, „Die Provokation des Gestrigen“, Die Zeit, 01.04.1994
Hoffmann-Axthelms Beschreibung eines „Berliner Kartells“ muss man im Zusammenhang mit dem damaligen Machtkampf im Berliner Architekturstreit und vielleicht in Bezug auf den damaligen Westberliner Baufilz lesen. Heute ist Hoffmann-Axthelm als Mitglied der Planungsgruppe Stadtkern allerdings selber Teil eines Zirkels von anstrebenden Gatekeepern innerhalb der Stadt. Er war immer auch ein Vertreter der Privatisierung kleiner Parzellen an Bürger*innen und hat die oben zitierte jüngste Veröffentlichung der Planungsgruppe Stadtkern maßgeblich mit verfasst.
Die Vernetzung und das beschriebene Vorgehen und Lobbyieren der genannten Akteure, ist nicht illegal. Wird jedoch die Entscheidung der Senatsbaudirektorin Kahlfeldt, den 700.000 € teuren Wettbewerbsprozess am Molkenmarkt abzubrechen innerhalb eines solchen Zusammenhangs betrachtet, und die Senatsbaudirektorin innerhalb dieses Netzwerks verortet, kommt allerdings die Frage auf, wie weit diese Leute im Kampf für ihre Interessen gehen würden. 2022 beendete Kahlfeldt das Werkstattverfahren, das laut Ausschreibung und ihren eigenen, dokumentierten Aussagen eigentlich mit der Auswahl eines Finalisten aus zwei Siegerentwürfen hätte enden sollen, ohne eine solche Auswahl zu treffen. Vor laufenden Kameras des RBB behauptete sie sodann, eine solche Auswahl sei auch nie vorgesehen gewesen. Für diesen öffentlichen Strategiewechsel Kahlfeldts wurden sogar kurz vor der Entscheidung Senatswebseiten umgeschrieben.[13] Politische Konsequenzen hatte das für sie nicht. In einer vorerst letzten Wendung bekam kürzlich das Büro Mäckler Architekten mit dem „besten und günstigsten Angebot“[14] den Zuschlag zur gemeinsamen Erarbeitung eines Gestaltungshandbuches für den Molkenmarkt, welches im Herbst 2024 präsentiert werden soll.
Am Molkenmarkt tragen die beteiligten Akteure nichts zur Zukunftsfähigkeit, Ökologie und einer sozialen Stadt von Morgen bei. Hier agieren sie hauptsächlich gegen die Stadt als Bauherrin und soziale Vermieterin für die Mieter*innen dieser Stadt und im Sinne der gestalterischen Anmutung eines verlorenen Berlins.
Und diese Ausstellung?
Dass Berlin mehr Wohnungen und eine Verkehrswende braucht ist unbestritten, diese könnten natürlich auch auf Flächen entstehen, die eine notwendige Verkehrswende entstehen lässt. Doch es sollten hier landeseigene, bezahlbare Wohnungen entstehen. Dass Wohnungen im kommunalen Besitz die Mietenkrise – eine der größten sozialen Herausforderungen dieser Zeit – lindern können, ist parteiübergreifend Konsens. Dass landeseigenes Bauland nicht der Spekulation preisgegeben wird, dazu hat sich der Senat verpflichtet. Dass die Berliner*innen außerdem genug haben, von einer profitorientierten Ausrichtung des Wohnungsmarktes, sowie des damit einhergehenden Mietenwahnsinns, dass sie über Ihre Häuser und die Stadt mitbestimmen wollen, statt von Expert*innen und Entwicklern eine teure, neue Stadt vorgesetzt zu bekommen, das haben sie eindrucksvoll im „Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co enteignen!“ deutlich gemacht.
Um das drängende Problem der Mieten und die Verkehrswende in den Griff zu bekommen, bräuchte es also eine Architekt*innenschaft, die sich konsequent für die Verkehrswende aber auch für die Qualität des städtischen Wohnungsbaus und die Demokratisierung der landeseigenen Wohnungsbestände engagiert, statt eine, die zum weiteren Ausbau der KFZ-Infrastruktur schweigt und die Privatisierung von städtischem Bauland und ein Zentrum der „Reichen und Schönen“ als Schimäre von Freiheit und Demokratie propagiert. Die Berliner*innen engagieren sich gerne und aktiv für ihre Stadt, auch wenn sie darin „nur“ Mieter*innen sind. Mehr Demokratie schützt und stärkt die Demokratie. Verantwortung dafür, und das Engagement für eine lebenswerte Stadt entstehen nicht durch Eigentum!
Fruchtet das Engagement dieser Leute für erneute Privatisierungen und eine Stadtentwicklung auf kleinen Parzellen, wird das langfristig nicht ohne gebaute und tiefgreifende soziale Folgen für die Stadt bleiben. Gegenwärtig bräuchte es daher womöglich einen Architekturstreit 2.0, der eine Machtkonzentration aufbricht, die uns sonst samt Personalien und unter Zuhilfenahme emotionalisierender Social Media Beiträge direkt in die 90er Jahre oder noch weiter zurückwirft.
Fotos: Ole Kloss
[1] https://www.zeit.de/1994/14/die-provokation-des-gestrigen; Gemeint war damit eine „große öffentlich-private Koalition von Baufirmen, Politik, Verwaltung, Architekten und privaten Medien.“, „Der Berliner Architekturstreit“, Florian Hertweck, Gebr. Mann Verlag, 2010, S. 91.
[12] Plenarprotokoll Abgeordnetenhaus 19/30, 11. Mai 2023, Seite 2502
[13] „Architektur für den Molkenmarkt: „Auf die Bezeichnung Sieger verzichten““,Ulrich Paul, 06.11.2023, Berliner Zeitung
[14] So eine Mitarbeiterin der Senatsverwaltung bei der Sitzung des Baukollegiums zum Molkenmarkt am 08. Juli 2024
seit einigen Monaten ist die Stadt Berlin nach einem gewonnenen Rechtsstreit wieder Eigentümerin des SEZ und des dazugehörigen Geländes. Der Berliner Senat plant nach eigener Aussage den vollständigen Abriss des SEZ und eine Bebauung mit Wohngebäuden und einer Schule. Angesichts des Mangels an Sport- und Freizeitangeboten in Friedrichshain und des gebotenen Ressourcenschutzes ist es jedoch absurd, das intakte Gebäude abzureißen. Damit die Nutzung dieses städtischen Raums nicht an den Bedürfnissen der Menschen in Friedrichshain vorbeigehen, ist eine Mitwirkung der Anwohnerinnen und Anwohner wichtig. Deshalb lädt das Wahlkreisbüro von Damiano Valgolio (MdA) am 25. September zu einer Diskussionsveranstaltung ein.
Es diskutieren
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Berliner Architektenkammer
Katrin Lompscher, ehem. Senatorin für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Carl Waßmuth, Gemeingut in BürgerInnenhand (GiB) e. V.
Susanne Lorenz, SEZ für alle
Damiano Valgolio, Sprecher für Arbeit und Wirtschaft der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
Mathias Schulz, Sprecher für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus (angefragt)
Aula der Evangelischen Schule Petersburger Platz 5, 10249 Berlin
Noch die letzte Biegung, dann geht es schnurgerade. Die Autobahn ist auf beiden Seiten von dichtem Wald gesäumt, irgendwann zeigt sich am Horizont der Funkturm – jetzt ist es nicht mehr weit. Und wenn sich dann auf der linken Seite die Tribünenränge erheben, geht alles ganz schnell: Zwischen Schilderwald die steilen Rampen runter, am ICC vorbei, das immer aussieht, als wäre es gerade aus einem Science-Fiction- Film gefallen, schon ist man mitten in der Stadt. Für Berlinerinnen wie Besucherinnen gleichermaßen bildet diese unverwechselbare Abfolge einen Stadteingang nach Berlin, einen Ort, der vielleicht mit sentimentalen Kindheitserinnerungen verbunden ist oder, wenn man in der Prä-Navigationsgeräte-Zeit hinter dem Steuer saß und sich dem Autobahndreieck nährte – mit Angstschweiß, die falsche Abfahrt zu nehmen.
Die Entflechtung des mit reichlich Schildern gespickten Knotens aus Spuren, Rampen und von Ampeln dicht gefolgten Abfahrten ist aus Sicht vieler Autofahrenden sicher eine edle Mission, auch wenn es sie nicht davon abhalten dürfte, über die mit diesem Umbau verbundene jahrelange Baustelle zu fluchen. Aber sie kostet einen hohen Preis: Denn die AVUS, die Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße, auf der man sich hier Richtung Berlin nähert und zu der die Tribünen wie auch der, heute als Raststätte genutzte, Zielrichterturm gehörten, steht wie kaum ein anderer Ort für die Automobilgeschichte in Deutschland.
Eng verknüpft mit der Entwicklung des benachbarten Messegeländes eröffnete hier 1921, nach 12 Jahren Planung und Bau, die erste ausschließliche Autostraße und erste Autorennstrecke Deutschlands. 1940 wurde sie verstaatlicht und in das Autobahnnetz integriert. Etwa 20 Jahre später erfolgte dann der Anschluss an die Stadtautobahn. Die längste Zeit ihres Bestehens hatte die Avus damit eine Doppelfunktion: Als Rennstrecke und als Autobahn mit einzigartigem Charakter. Erst 1998 wurde der Rennbetrieb endgültig eingestellt. Als Denkmal ist die AVUS noch heute, passenderweise nur mit dem Auto, erfahrbar. Doch mit der aktuell von der DEGES, der 1991 gegründeten Projektmanagementgesellschaft „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“, entwickelten Neuplanung des Autobahndreiecks Funkturm, sollen zentrale Bereiche der AVUS von der neuen Autobahn abgeschnitten werden. Im derzeitigen Entwurf ist vorgesehen, die Autobahn noch vor den Tribünen nach Süden zu verschwenken, lediglich das Tribünendach und der Mercedesstern auf dem Zielrichterturm wären noch aus der Ferne, versteckt hinter Schallschutzwänden zu erahnen.
Diese Planung, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde, führt zu Konsequenzen, die das Stadtbild an diesem ikonischen Ort deutlich verändern wird. Auch das nachgeschobene städtebauliche Werkstattverfahren wird in seinem Ergebnis diesem einzigartigen, geschichts-trächtigen Stadteingang kaum gerecht: Flächenzuschnitte und Rahmenbedingungen wurden deutlich von der rein funktional ausgerichteten Verkehrsplanung geprägt und führen zu einer Zergliederung des Stadt- und Landschaftsraum in einzelne Stadtinseln.
In Bezug auf die AVUS scheint die vorliegende, rein funktional gedachte Planung der DEGES kaum noch veränderlich. Mit einigen einfachen Maßnahmen ließe sich aber noch eine Schadensbegrenzung erzielen: Angefangen bei dem Einsatz von transparenten Schallschutzelementen und der Zielvorgabe, keine weitere Störung der Sichtbeziehung durch Gebäude oder Pflanzungen herbeizuführen. Darüber hinaus sollte im dann abgeklemmten und aufgehobenen Straßenabschnitt, zwischen Tribünen, Zielrichterturm und Resten der Nordkurve, die räumliche Beziehung der Bauten zueinander nachvollziehbar bleiben. Hierfür wäre es denkbar, auch in Zukunft die Fahrbahnbeläge in diesem Areal, inklusive der Überführung an der Jafféstraße zu erhalten. Diese könnten, ähnlich wie auf dem Tempelhofer Feld, für Veranstaltungen oder als Radwege nachgenutzt werden. Eine Nutzung wie derzeit angedacht, als Logistikpunkt für die Messe, ist dem Ort wie auch seiner Geschichte nicht angemessen. Hier ist aus unserer Sicht dringend eine Überarbeitung der Planung erforderlich!
Es ist schon erstaunlich, wie in dieser Stadt, die sich durch eine lebendige Diskussionskultur auszeichnet, die vorgesehene Umgestaltung eines wesentlichen, stadtprägenden Eingangs so wenig Beachtung findet. Die historisch gewachsenen, wie auch diese „modernen“ Stadttore sind es wert, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten und sie nicht allein monofunktionalen Anforderungen zu unterwerfen, denn sie begrüßen und laden ein in unsere Stadt Berlin. Vorsitz
Justus Hayner für den Rat für Stadtentwicklung
Der Rat für Stadtentwicklung Berlin setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern wirtschaftlich und politisch unabhängiger Institutionen zusammen, die für die Stadtentwicklung Berlins und der Region arbeiten, forschen und lehren. Als Teil der aktiven Bürgerschaft und im öffentlichen Interesse wurde der Rat für Stadtentwicklung im Jahr 2000 gegründet, um gemeinsam notwendige Erneuerungen einzuleiten, Missstände zu benennen und Fehlentwicklungen zu verhindern.
Berlin steht vor großen Herausforderungen: Die Stadt befindet sich in einer Klima- und Mietenkrise. Bezahlbarer Wohnraum wird knapper. Viele nutzbare Gebäude stehen leer oder werden abgerissen, um Platz für spekulative Immobilien zu schaffen. Neubau verursacht aber nicht nur immense CO₂-Emissionen, sondern fördert oft auch die Verdrängung von Nachbarschaften.
Bauwende für Berlin – ökologisch & sozial Die Volksinitiative Bauwende fordert stattdessen nachhaltige Baupraktiken, die CO₂-Emissionen reduzieren. Der Gebäudesektor muss die Ziele des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms einhalten. Wir wollen sozial-ökologischen Wohnraum erhalten und schaffen, indem wir Neubauprojekte, die nur auf Spekulation basieren, verhindern.
Die Forderungen:
1. Bestandsaufnahme Ein Bestandsregister, das die leerstehenden und nutzbaren Gebäude digital erfasst
2. Nutzung statt Abriss Eine verpflichtende Prüfung der Nutzungspotentiale von bestehenden Gebäuden vor einer Abrissgenehmigung
3. Sanktionen bei Leerstand Dauerhaften Leerstand und missbräuchliche Nutzung sanktionieren!
4. Nutzungsgebot Wenn es nutzbare leerstehende öffentliche Gebäude und Flächen gibt, sollen diese genutzt werden statt neu zu bauen und Flächen zu versiegeln
5. CO₂-Budget für Gebäude Klimaziele einhalten durch ein begrenztes CO₂-Budget für Neubau- und Sanierungsprojekte entsprechend des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms!
6. Quartiere zusammen denken Bei der Entwicklung von Quartieren alles zusammen denken: Stadtgrün, Infrastruktur, Arbeit, Wohnen und Freizeit
Die Initiative sammelt bis zum 15. Oktober 2024 Unterschriften von Berliner*innen. AlleMenschen ab 16 Jahren, die seit mindestens drei Monaten ihren Erstwohnsitz in Berlin haben, dürfen unterschreiben. Also auch Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Je mehr Unterschriften wir sammeln, desto höher der politische Druck.
Hier der download für die Unterschriftenliste zum selbst ausdrucken und Unterschriften sammeln. Bitte schick ausgefüllte Listen spätestens bis zum 15. Oktober 2024 per Post an die Initiative oder bringt sie vorbei: Klimaneustart Berlin c/o Medienbüro, Glogauerstr. 25, 10999 Berlin.
Der politische Prozess rund um das Straßenbahndepot in der Belziger Straße in Berlin-Schöneberg ist seit vielen Jahren festgefahren. Momentan wird das denkmalgeschützte Areal mit 15.000 qm Fläche mitten im Wohngebiet mit Stacheldraht aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und minderwertig als Abstellfläche genutzt.
Die Zukunft des Tramdepots ist offen! Der politische Prozess muss transparent geführt werden und im Interesse der öffentlichen Bedarfe! Die Polizei muss alternative Standorte für die Unterbringung der sichergestellten Fahrzeuge (z.B. leerstehende Tiefgaragen etc.) prüfen. Das denkmalgeschützte Areal sollte zum öffentlichen Raum werden und das Quartier mit kulturellen und sozialen Nutzungen bereichern! Die Bürger:innen müssen konsequent in die Entwicklung der Liegenschaft eingebunden werden! Das Tramdepot muss bis zum Umbau für eine soziale Zwischennutzung geöffnet werden!
Speaker: Catherina Pieroth-Manelli (Grüne, Abgeordnetenhaus von Berlin) Bertram von Boxberg (Grüne, BVV Tempelhof- Schöneberg) Katalin Gennburg (Linke, Abgeordnetenhaus von Berlin) Kristin Lazarova (Urbane Praxis e.v. Carla Schwarz (S27 – Kunst und Bildung) Livia Patrizi (Künstlerische Leitung, TanzZeit e.V./TANZKOMPLIZEN) Elfi Greb (Künstlerin Schöneberger Art e.v.) Sven Hübner (Akazienkiezblock)
Moderation: Clara Schütz / Alexander Stumm (Initiative Tramdepot)
Sonntag, 15.09.2024, 12–14 Uhr Belziger Straße 52–58, Berlin
Ansicht Straßenbahndepot in der Belziger Straße, 2024. Foto: Alexander Stumm
Im Frühjahr 2024 kooperierten die Gewerkschaft ver.di und Fridays for Future mit der Kampagne „Wir fahren zusammen“. Im Fokus standen Tarifverhandlungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit dem Ziel, sowohl den klimapolitisch notwendigen Ausbau des ÖPNVs als auch verbesserte Arbeitsbedingungen zu erstreiten.
Die Kampagne „Wir fahren zusammen“ verdeutlicht, wie wichtig und erfolgreich eine Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Klimabewegungen sein kann, wenn sie ökologische und soziale Ziele zusammendenkt. Im Rahmen der Veranstaltung werden wir gemeinsam mit der Autorin und Aktivistin Franziska Heinisch diskutieren, welche Erkenntnisse aus der Kampagne „Wir fahren zusammen“ gezogen werden können.
Es ist unstrittig, dass das politische Ziel, die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln, nur durch verbesserte Arbeitsbedingungen und eine verstärkte Finanzierung des ÖPNV erreicht werden kann. Der Ausbau eines bedarfsgerechten und flächendeckenden ÖPNV ist an vielen Stellen unzureichend und schlechte Arbeitsbedingungen verschärfen den Mangel an Fachkräften. Es wird vorausgesagt, dass bis 2030 ein Defizit von etwa 100.000 Stellen entstehen wird.
Wie können wir soziale und ökologische Ziele effektiv miteinander verbinden und in politisches Handeln umsetzen? Wie können umweltpolitische Akteur*innen und Gewerkschaften auf eine sinnvolle Weise zusammenarbeiten? Welche Herausforderungen und Möglichkeiten bieten solche Kooperationen?
Veranstalter: Promotionskolleg „Gute Arbeit in einer transformativen Welt“
Sonntag, 15.09.2024, 12–14 Uhr Belziger Straße 52–58, Berlin
Der politische Prozess rund um das Straßenbahndepot in der Belziger Straße in Berlin-Schöneberg ist seit vielen Jahren festgefahren. Momentan wird das denkmalgeschützte Areal mit 15.000 qm Fläche mitten im Wohngebiet mit Stacheldraht aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und minderwertig als Abstellfläche genutzt.
Die Zukunft des Tramdepots ist offen! Der politische Prozess muss transparent geführt werden und im Interesse der öffentlichen Bedarfe! Die Polizei muss alternative Standorte für die Unterbringung der sichergestellten Fahrzeuge (z.B. leerstehende Tiefgaragen etc.) prüfen. Das denkmalgeschützte Areal sollte zum öffentlichen Raum werden und das Quartier mit kulturellen und sozialen Nutzungen bereichern! Die Bürger:innen müssen konsequent in die Entwicklung der Liegenschaft eingebunden werden! Das Tramdepot muss bis zum Umbau für eine soziale Zwischennutzung geöffnet werden!
Speaker: Catherina Pieroth-Manelli (Grüne, Abgeordnetenhaus von Berlin) Bertram von Boxberg (Grüne, BVV Tempelhof- Schöneberg) Katalin Gennburg (Linke, Abgeordnetenhaus von Berlin) Kristin Lazarova (Urbane Praxis e.v. Carla Schwarz (S27 – Kunst und Bildung) Livia Patrizi (Künstlerische Leitung, TanzZeit e.V./TANZKOMPLIZEN) Elfi Greb (Künstlerin Schöneberger Art e.v.) Sven Hübner (Akazienkiezblock)
Moderation: Clara Schütz / Alexander Stumm (Initiative Tramdepot)
Ansicht Straßenbahndepot in der Belziger Straße, 2024. Foto: Alexander Stumm
Radschnellwege? Gestoppt! Fahrradparkhäuser? Gestoppt! Dringend benötigte Radwege? Gestoppt! Nicht mit uns! Am 8. September demonstrieren wir mit einer Fahrradsternfahrt gegen die kurzsichtige Anti-Fahrradpolitik der Senatsverwaltung und der CDU!
Route: 12 Uhr S-Bahnhof Adlershof, Zustieg 13 Uhr am Hermannplatz
Montag, 02.09.2024: Squat Tempelhof Wir blicken mit Videos, Fotos & Talk auf die Anti-Bebauungsproteste des Tempelhofer Felds zurück und diskutieren, was sie für den Kampf gegen die Schließung des Görlitzer Parks lehren können. Lauseria (Lausitzer Str. 10, Kreuzberg), mehr Infos hier.
Dienstag, 03.09.2024: Sozialgipfel Ein Jahr nach dem Sicherheitsgipfel führen wir im Görli einen Sozialgipfel durch. Aber diesmal mit Beteiligung von Expert*innen: – Prof. Dr. Tobias Singelnstein (Kriminologe Uni Frankfurt) – Dr. Stephanie Bock (Feministische Stadtforscherin, Berlin) – Dirk Schäffer (Deutsche AIDS-Hilfe, Referent für Drogen und Strafvollzug/ Bundesverband JES) – Astrid Leicht (Geschäftsführerin Fixpunkt e. V., Berlin) – Moro Yapha (Migration and human rights advocate and intercultural mediator working with the community in the park) – Katrin Schiffer Correlation-European Harm Reduction Network (C-EHRN, Amsterdam) Es gibt Inputs, die Möglichkeit für Rückfragen, Workshops zu Drogennotfalltraining, „Was tun, wenn Leute im Treppenhaus Drogen konsumieren?“, Crack- & Drogenkonsum im Öffentlichen Raum, zur Situation von Geflüchteten und der Black Community im Park und abschließend eine Podiumsdiskussion. 16:00 – 22:00 Uhr, Görli/Pamukkale
Mittwoch, 04.09.2024: Kunst meets Symbolpolitik Eine künstlerische Intervention zu Zäunen 17:00 Uhr Görli, Eingang Glogauer Straße
Mittwoch, 04.09.2024: Erzählcafé Wir blicken auf die Anfänge und Geschichte des Parks zurück, tauchen in das Westberlin der 80er Jahre ein, zeigen historische Fotos und hören Geschichten von Zeitzeugen. 19:30 Uhr: Regenbogenfabrik, mehr Infos hier.
Donnerstag, 05.09.2024: Ein Kiez kocht über III Eine Diskussion mit Anwohner*innen über die Situation im Kiez und Strategien des Umgangs, Kiezanker (Cuvrystr. 12-14), 19 Uhr Anschließend: Grill&Chill im Kiezanker
Freitag, 06.09.2024: Protest-Joggen Protest-Joggen durch den Görli! 18:00 Uhr, Pamukkale
Freitag, 06.9.2024: Parkspaziergang Kahlschlag für gefühlte Sicherheit – Ökologische Folgen des Görli-Umbaus Mit (u.a.) Bäume am Landwehrkanal e.V. 18:30 Uhr, Pamukkale, mehr Infos hier.
Freitag, 06.09..2024: Görli-Kino Filme zur Geschichte des Görli, über Racial Profiling, Rassismus in Sicherheitsbehörden und Arbeiten im Park 20:00 Uhr, hinter dem Colab (am Pamukkale)
Samstag 07.09.2024: „De-fence Görli!“ Demonstration um und über Zäune Sie bauen Zäune, wir bauen Treppen, hier und überall! Kommt zum gemeinsamen Protest für globale Bewegungsfreiheit und ein solidarisches Verständnis von Sicherheit. 16:00 Uhr: Görli Eingang Oppelner Straße
Sonntag, 08.09.2024: Aktionstag Mit lustigen Spielen über den Görli verteilt wollen wir den breiten Widerstand gegen die Görli-Schließung sichtbar machen. Mehr Infos hier.
Das SEZ ist ein architektonisches Meisterwerk. Es würde in jeder anderen Stadt unter Denkmalschutz stehen. Seine solide Bausubstanz ermöglicht eine Sanierung und bietet großes Potenzial für dringend benötigte innerstädtische Sport- und Erholungseinrichtungen.
Ort: Kiosk of Solidarity, Klosterstr, 73a, 10179 Berlin (an der Klosterruine)
Gastgebende: Habitat Unit, TU Berlin | DWE Kiezteam Friedrichshain
Mitwirkende: Bündnis Klimastadt Berlin 2030 | Initiative Offene Mitte Berlin | Netzwerk AfA – Aktiv für Architektur | Plattform Nachwuchsarchitekt*innen
14 Uhr Begrüßung Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit und Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain
Die Planungen für den Molkenmarkt verlaufen seit dem abgebrochenen Werkstattverfahren 2022 ohne ein Siegerteam intransparent und ohne Öffentlichkeit. Weder das Abgeordnetenhaus noch die Jury oder die Stadtgesellschaft werden zu wichtigen Entscheidungen konsultiert und dürfen mitsprechen. „Diese Art der Stadtentwicklung von Oben und im Hinterzimmer steht meiner Meinung nach im Gegensatz zu dem, was sich u.A. die 1 Million Wähler*innen für den Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co enteignen für ihre Stadt gewünscht haben. Sie haben den Senat aufgefordert, Wohnungen von großen, rein profitorientierten Immobilienunternehmen in eine städtische AöR zu überführen, in der die Mieter*innen langfristig über ein Rätesystem aktiv an der Verwaltung ihrer Häuser beteiligt werden. Das zeigt: die Menschen in Berlin wollen mitentscheiden! Die geforderte umfangreiche Demokratisierung hätte das Potential, das Miteinander und die demokratische Praxis in der Stadt nachhaltig zu stärken. Der Molkenmarkt – ein symbolischer Ort – steht ebenso beispielhaft für eine Stadtpolitik, die die Berliner*innen und die Demokratie bisher nicht ernst nimmt. Deswegen engagieren sich einige der DWe Aktiven auch hier“, so Ole Kloss.
Kulturräume aneignen – warum der Molkenmarkt für die Stadt wichtig ist. Statements und Diskussion
Im aktuellen Regierungsprogramm des Senats wird das politische Ziel formuliert, die Berliner Mitte vom Kulturforum bis zum Alexanderplatz umfassend weiterzuentwickeln. Im Rahmen eines gemeinsamen Masterplanprozesses sollen bestehende Planungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima und Umwelt, unter Einbeziehung der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie des Bezirksamts Mitte zusammengefasst und Schnittstellen geklärt werden.
Der Molkenmarkt ist Teil des ISEK und wird derzeit als sozial-ökologisches Modellquartier mit bezahlbaren Mieten geplant. Die landeseigenen Wohnungsgesellschaften WBM und Degewo sollen hier ab 2027 rund 400 Wohnungen errichten. Die Kultur soll in diesem Quartier eine zentrale Rolle spielen. Vorgesehen ist ein «Ort der Kultur und der Kreativität» mit Flächen von 18.500 Quadratmetern für kulturelle Akteur*innen. In den letzten Jahren wurden acht Leitlinien zur Zukunft des KulturStadtQuartiers erarbeitet.
Soll die Kultur die ihr programmatisch zugewiesene Rolle übernehmen, benötigt sie eine starke Stimme im Rahmen der angestrebten interdisziplinären, kooperativen Stadtentwicklung. Wir möchten Bedarfe und Potenziale der Kultur in Berlin bei der Entwicklung des neuen Stadtquartiers Molkenmarkt erörtern, Kriterien für die Bewertung der zur Auswahl stehenden städtebaulichen Entwürfe für verschiedene kulturelle Nutzungen definieren und Strategien zur Aneignung von Räumen für Kultur diskutieren.
Wie können wir der allseits bekannten Verdrängung der Kultur, die sich zuvor als Pionier der Entwicklungen rund um den Standort der Alten Münze, wie auch am Haus der Statistik engagiert, entgegenwirken? Mit der drohenden Verdrängung von Akteuren der Freien Szene aus der Entwicklung der Gebäude der landeseigenen Alten Münze stellt sich die Frage, wie eine Beteiligung der zivilgesellschaftlich und eher wenig institutionalisierten Kulturszene eine Stimme und konkrete Räume erhalten kann. Sollte dies nicht diesmal, mit dem beschlossenen Verbleib der Grundstücke im Landesvermögen, sichergestellt werden können?
Eine Stadtplanung, die sich weniger an den Bedarfen der Gesellschaft, sondern mehr an Fassaden und der Repräsentation (und den Interessen von Investor*innen) ausrichtet, hat rund um den Gezi Park in Istanbul 2013 zu großen Protesten geführt. Was für Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Istanbul Mitte und Berlin Mitte? Das alles wollen wir gemeinsam für den zukünftigen Molkenmarkt und für eine Offene Mitte Berlin erörtern.
Statements und Diskussion
Yasser Almaamoun, Architekt, Sprecher Plattform Nachwuchsarchitekt*innen Dr. Işıl Eğrikavuk, Künstlerin, wissensch. Mitarbeiterin an der Universität der Künste Berlin (UdK) Orhan Esen, Historischer Urbanist, freier Forscher, stadtpolitischer Aktivist Anna Heilgemeir, Architektin und Künstlerin Anh-Linh Ngo, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Chefredakteur arch+
Moderation Theresa Keilhacker, Architektin
ISEK einfach erklärt: Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich der Berliner Mitte – was kommt auf uns zu? Input und Gespräch
Voraussetzung für die Einrichtung eines Städtebaufördergebietes ist die Erarbeitung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für den Bereich der Berliner Mitte, in dem das Land Berlin in den nächsten Jahren bedeutende Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Räume umsetzen wird. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich zwischen der Mollstraße und dem Spittelmarkt sowie zwischen dem Hackeschen Markt und dem Märkischem Museum. Es schließt damit die bereits vorhandenen Fördergebiete Nikolaiviertel und Umfeld Spreekanal ein.
Das ISEK stellt Ziele und konkrete Maßnahmen für die Städtebauförderung dar. Es setzt sich mit den Themen Mobilität, öffentlicher Raum, Grün- und Freiflächen, Wohnen, Kultur, Klimaschutz und Klimaanpassung auseinander. Wie viel der von Bürger*innen 2020 erarbeiteten 8 Leitlinien findet sich im ISEK wieder?
16 Uhr Input und Gespräch
Dr. Matthias Grünzig, Autor des Buches „Der Fernsehturm und sein Freiraum. Geschichte und Gegenwart im Zentrum Berlins“, Mitglied in der Initiative Offene Mitte Berlin
Jan Schultheiß, Stadtplaner
Im Gespräch mit Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit und Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain
Hier geht’s zu den Leitlinien des neuen KulturStadtQuartiers.
Am 15.07.2024 hat die Beteiligung mit allen Interessierten in Form einer Ausstellung begonnen. Diese ist in der Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin-Mitte, zu sehen und kann vor Ort bis zum 06.09.2024 zu ausgewählten Öffnungszeiten, montags und freitags, jeweils von 16.00–20.00 Uhr sowie samstags von 10.00–14.00 Uhr besucht und kommentiert werden. Alle Interessierten sind aufgerufen, sich die Ausstellung anzusehen und sich dort entsprechend zu beteiligen.
Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur. Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“
The Samurai in Berlin MEHDI NADERI | SPIELFILM KÖMODIE | nurfilm PRODUKTION | DEUTSCHLAND 2022 | 91 MIN. | PERSISCH / DEUTSCH | DEUTSCHE UNTERTITEL
Nach Deutschland reisen und dem alten Iraner Wafa die Besitzurkunde der schönen Obstplantage stehlen? Nichts einfacher als das. Der Gauner Samurai und seine beiden Kumpels freuen sich über den lukrativen Auftrag des Immobilienhais. Dieser möchte auf dem Grundstück des alten Wafa unweit Teherans schicke Luxushäuser bauen. Die Landarbeiter der Obstplantage hören von diesen Plänen und fürchten um ihre Existenz. Sie schicken ihrerseits den Delegierten Gol-Mohammad zum alten Wafa nach Deutschland, damit er ihnen das Land überlasse. Ein wildes Wettrennen um die Besitzurkunde beginnt und der Auftrag stellt sich als alles andere als einfach heraus. And the winner is? Nun ja – Der alte Wafa hat da ganz eigene Vorstellungen…
Stadtschloss, Bauakademie, Molkenmarkt – Stück für Stück möchten bestimmte Kreise die Berliner Mitte im Stil der preußischen Monarchie wiederaufgebaut wissen. Auch in Istanbul war die Rekonstruktion einer Kaserne aus dem osmanischen Reich geplant – und damit mit ursächlich für die Gezi-Proteste 2013.
Wie blicken Kulturschaffende, Wissenschaftler*innen, Architekt*innen und Stadtplaner*innen auf die Entwicklung in diesen beiden Städten und welche Bedeutung hat sie für die Identität einer vielschichtigen Stadtgesellschaft? Wie werden Kulturschaffende an der Entwicklung des Kulturquartiers Molkenmarkt beteiligt? Wie kann Kulturproduktion am zukünftigen Molkenmarkt bezahlbar und vielfältig werden?
Programm
13 Uhr Eröffnung Kiosk of Solidarity
14 Uhr Begrüßung
Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain
Die Planungen für den Molkenmarkt verlaufen seit dem abgebrochenen Werkstattverfahren 2022 ohne ein Siegerteam intransparent und ohne Öffentlichkeit. Weder das Abgeordnetenhaus noch die Jury oder die Stadtgesellschaft werden zu wichtigen Entscheidungen konsultiert und dürfen mitsprechen. „Diese Art der Stadtentwicklung von Oben und im Hinterzimmer steht meiner Meinung nach im Gegensatz zu dem, was sich u.A. die 1 Million Wähler*innen für den Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co enteignen für ihre Stadt gewünscht haben. Sie haben den Senat aufgefordert, Wohnungen von großen, rein profitorientierten Immobilienunternehmen in eine städtische AöR zu überführen, in der die Mieter*innen langfristig über ein Rätesystem aktiv an der Verwaltung ihrer Häuser beteiligt werden. Das zeigt: die Menschen in Berlin wollen mitentscheiden! Die geforderte umfangreiche Demokratisierung hätte das Potential, das Miteinander und die demokratische Praxis in der Stadt nachhaltig zu stärken. Der Molkenmarkt – ein symbolischer Ort – steht ebenso beispielhaft für eine Stadtpolitik, die die Berliner*innen und die Demokratie bisher nicht ernst nimmt. Deswegen engagieren sich einige der DWe Aktiven auch hier“, so Ole Kloss.
14:15 Uhr Statements und Diskussion: Kulturräume aneignen – warum der Molkenmarkt für die Stadt wichtig ist.
Im aktuellen Regierungsprogramm des Senats wird das politische Ziel formuliert, die Berliner Mitte vom Kulturforum bis zum Alexanderplatz umfassend weiterzuentwickeln. Im Rahmen eines gemeinsamen Masterplanprozesses sollen bestehende Planungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima und Umwelt, unter Einbeziehung der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie des Bezirksamts Mitte zusammengefasst und Schnittstellen geklärt werden.
Der Molkenmarkt ist Teil des ISEK und wird derzeit als sozial-ökologisches Modellquartier mit bezahlbaren Mieten geplant. Die landeseigenen Wohnungsgesellschaften WBM und Degewo sollen hier ab 2027 rund 400 Wohnungen errichten. Die Kultur soll in diesem Quartier eine zentrale Rolle spielen. Vorgesehen ist ein «Ort der Kultur und der Kreativität» mit Flächen von 18.500 Quadratmetern für kulturelle Akteur*innen. In den letzten Jahren wurden acht Leitlinien zur Zukunft des KulturStadtQuartiers erarbeitet.
Soll die Kultur die ihr programmatisch zugewiesene Rolle übernehmen, benötigt sie eine starke Stimme im Rahmen der angestrebten interdisziplinären, kooperativen Stadtentwicklung. Wir möchten Bedarfe und Potenziale der Kultur in Berlin bei der Entwicklung des neuen Stadtquartiers Molkenmarkt erörtern, Kriterien für die Bewertung der zur Auswahl stehenden städtebaulichen Entwürfe für verschiedene kulturelle Nutzungen definieren und Strategien zur Aneignung von Räumen für Kultur diskutieren.
Wie können wir der allseits bekannten Verdrängung der Kultur, die sich zuvor als Pionier der Entwicklungen rund um den Standort der Alten Münze, wie auch am Haus der Statistik engagiert, entgegenwirken? Mit der drohenden Verdrängung von Akteuren der Freien Szene aus der Entwicklung der Gebäude der landeseigenen Alten Münze stellt sich die Frage, wie eine Beteiligung der zivilgesellschaftlich und eher wenig institutionalisierten Kulturszene eine Stimme und konkrete Räume erhalten kann. Sollte dies nicht diesmal, mit dem beschlossenen Verbleib der Grundstücke im Landesvermögen, sichergestellt werden können?
Eine Stadtplanung, die sich weniger an den Bedarfen der Gesellschaft, sondern mehr an Fassaden und der Repräsentation (und den Interessen von Investor*innen) ausrichtet, hat rund um den Gezi Park in Istanbul 2013 zu großen Protesten geführt. Was für Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Istanbul Mitte und Berlin Mitte? Das alles wollen wir gemeinsam für den zukünftigen Molkenmarkt und für eine Offene Mitte Berlin erörtern.
Yasser Almaamoun, Architekt, Sprecher Plattform Nachwuchsarchitekt*innen Dr. Işıl Eğrikavuk, Künstlerin, wissensch. Mitarbeiterin an der Universität der Künste Berlin (UdK) Orhan Esen, Historischer Urbanist, freier Forscher, stadtpolitischer Aktivist Anna Heilgemeir, Architektin und Künstlerin Anh-Linh Ngo, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Chefredakteur arch+
Moderation Theresa Keilhacker, Architektin
16 Uhr Input und Gespräch: ISEK einfach erklärt: Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich der Berliner Mitte – was kommt auf uns zu?
Voraussetzung für die Einrichtung eines Städtebaufördergebietes ist die Erarbeitung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für den Bereich der Berliner Mitte, in dem das Land Berlin in den nächsten Jahren bedeutende Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Räume umsetzen wird. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich zwischen der Mollstraße und dem Spittelmarkt sowie zwischen dem Hackeschen Markt und dem Märkischem Museum. Es schließt damit die bereits vorhandenen Fördergebiete Nikolaiviertel und Umfeld Spreekanal ein.
Das ISEK stellt Ziele und konkrete Maßnahmen für die Städtebauförderung dar. Es setzt sich mit den Themen Mobilität, öffentlicher Raum, Grün- und Freiflächen, Wohnen, Kultur, Klimaschutz und Klimaanpassung auseinander. Wie viel der von Bürger*innen 2020 erarbeiteten 8 Leitlinien findet sich im ISEK wieder?
Dr. Matthias Grünzig, Autor des Buches „Der Fernsehturm und sein Freiraum. Geschichte und Gegenwart im Zentrum Berlins“, Mitglied in der Initiative Offene Mitte Berlin
Jan Schultheiß, Stadtplaner
Im Gespräch mit Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit und Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain
Hier geht’s zu den Leitlinien des neuen KulturStadtQuartiers.
Am 15.07.2024 hat die Beteiligung mit allen Interessierten in Form einer Ausstellung begonnen. Diese ist in der Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin-Mitte, zu sehen und kann vor Ort bis zum 06.09.2024 zu ausgewählten Öffnungszeiten, montags und freitags, jeweils von 16.00–20.00 Uhr sowie samstags von 10.00–14.00 Uhr besucht und kommentiert werden. Alle Interessierten sind aufgerufen, sich die Ausstellung anzusehen und sich dort entsprechend zu beteiligen.
Zeit: 24. August 2024, 13.00 Uhr bis 18 Uhr
Ort: Kiosk of Solidarity, Klosterstr, 73a, 10179 Berlin (an der Klosterruine)
Gastgebende: Habitat Unit, TU Berlin | DWE Kiezteam Friedrichshain
Mitwirkende: Bündnis Klimastadt Berlin 2030 | Initiative Offene Mitte Berlin | Netzwerk AfA – Aktiv für Architektur | Plattform Nachwuchsarchitekt*innen
Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur. Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“
Film zur Entstehung der Großsiedlung Fennpfuhl mit Interviews der Erstbezieher, sowie Buchvorstellung
Das Wohnungsbauprogramm der DDR wurde 1971 beschlossen. Zur Lösung des Wohnungsproblems als soziales Problem sollten in der Hauptstadt Berlin und den DDR-Bezirksstädten Neubauwohnungen gebaut werden. In Berlin ist das Wohngebiet Fennpfuhl im Bezirk Lichtenberg das erste größere Neubaugebiet in diesem Kontext. Die Grundsteinlegung erfolgte im Dezember 1972. Aus Archivmaterial der 70er Jahre, recherchiert von Tanja Scheffler, hat Betina Kuntzsch in Zusammenarbeit mit Georg Balzer die Entwicklung des Wohngebietes nachgezeichnet. Zu Wort kommen die Erbauer und Planer des Wohngebietes, zu sehen sind Bilder aus der Entstehungszeit, die anschaulich die Intentionen veranschaulichen, mit denen damals Wohngebiete errichtet wurden. Im zweiten Teil kommen die heutigen Bewohner*nnen zu Wort. In Interviews, die Georg Balzer mit Anwohner*innen mehrerer Generationen geführt hat, werden verschiedene Positionen zur Wahrnehmung des städtebaulichen Konzeptes des Wohngebietes Fennpfuhl diskutiert. Deutlich wird ein vielschichtiges Bild der Akzeptanz und der positiven Wahrnehmung der städtebaulichen Konzeption des Gebietes. Ebenso werden Anregungen zur künftigen Entwicklung des Gebietes gegeben, die beispielhaft für die städtebauliche Gestaltung von Großsiedlungen und Wohnungsneubau in Berlin stehen.
Im anschließenden Gespräch mit dem Architekten Dieter Rühle (Komplexarchitekt des Wohngebietes) wird die Entwicklung der städtebaulichen Konzeption aus Sicht der damaligen Akteure besprochen. Hinterfragt werden das städtebauliche Leitbild, die Freiraumgestaltung sowie das Thema Kunst im öffentlichen Raum.
Moderiert von Georg Balzer wird damit versucht, die inzwischen 50jährige Geschichte des Wohngebietes kurz nachzuzeichnen. Den roten Faden hierzu bildet das von Georg Balzer herausgegebene Buch (erschienen im Lukas-Verlag Berlin, zweite Auflage): „Das Berliner Wohngebiet Fennpfuhl – vom letzten gesamtdeutschen städtebaulichen Wettbewerb zum heutigen Wohnen im Grünen mitten in der Stadt.“
Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur. Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“
Robin Hood Gardens THOMAS BEYER, ADRIAN DORSCHNER | DOKUMENTARFILM | DEUTSCHLAND 2022 | 90 MIN. | ENGLISCH | DEUTSCHE UNTERTITEL
Der 90-minütige Dokumentarfilm nimmt die ZuschauerInnen mit auf eine Zeitreise zurück in das London der 70er Jahre, wo nach dem Schock des Krieges eine euphorische Aufbruchstimmung auch die Architektur erfasste. ArchitektInnen wie Alison & Peter Smithson wollten mit Projekten wie den „Robin Hood Gardens“ einer neuen, modernen Gesellschaft Räume zum Leben bauen und gleichzeitig der abstrakten Moderne mit „as found“ eine humane, auf den Menschen ausgerichtete Architektur entgegensetzen.
Der Film folgt der Geschichte dieses brutalistischen Sozialwohnungsbauprojektes im Spiegel der Jahrzehnte bis zum heutigen Tag, wo das Ensemble teilweise abgerissen wurde und einzelne Teile nach Venedig verschifft und dort auf der Architekturbiennale wieder aufgebaut wurden. „Robin Hood Gardens“ thematisiert die Wiedersprüche und Komplexität der modernen Architektur und ihre Implikationen in unsere Gesellschaft, stellt aber auch die Frage, was wir aus der Geschichte lernen können für ein besseres Leben in unseren Städten der Zukunft.
Gemeinsam mit der Fotografin Hélène Binet erkundet der Film den spezifischen Raum der Robin Hood Gardens kurz vor dem Abriss im Jahr 2017. Durch die Beteiligung von AnwohnerInnen, der Familie der Smithsons und ExpertInnen wie Charles Jencks, Denise Scott Brown, Richard Rogers und vielen mehr zeichnet der Film ein vielschichtiges Porträt dieses Gebäudekomplexes, und es entwickelt sich eine Geschichte, die weit über das bloße Thema „Architektur“ hinausgeht.
Das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion am Berliner Mauerpark soll abgerissen werden. Damit würde ein einzigartiges Denkmal der Ostmoderne zerstört. Der Neubau benötigt nicht nur enorme Mengen Ressourcen und mindestens 170 Bäume müssten gefällt werden – seine Finanzierung ist auch mehr denn je ungewiss.
1951 von dem Bauhaus-Absolventen Rudolf Ortner für die III. Weltjugendfestspiele mithilfe von Trümmerschutt in den Park hineinmodelliert, wurde das Stadion 1987, zur 750 Jahr-Feier Berlins, mit einer Tribüne nach Entwurf der tschechischen Architekten Fišarová / Ondrej ergänzt. Die Anlage repräsentiert also mit ihren beiden Bestandteilen, den Rängen wie der Tribüne, in baulicher Gestalt Anfang und Ende der DDR.
Der nun geplante Neubau soll dieselbe Anzahl von Sitzplätzen (20.000) bieten, wie sie das bestehende Stadion bot und auch wieder bieten könnte, wenn man es entsprechend aus dem Bestand heraus ertüchtigen würde.
Unbestritten besteht also mittelfristig Bedarf, Funktionseinschränkungen des jetzigen Stadions zu beheben und es in diesem Zug auch völlig barrierefrei zu machen. Fraglich bleibt aber, warum Berlin hier nicht zeigt, wie man intelligent im Sinne einer Reparatur mit dem Gebäudebestand haushalten kann? Genau die Orte, für die Berlin international bekannt ist, sind doch die, wo sich die Brüche der Geschichte zeigen.
Auch finanziell würde eine Sanierung wohl deutlich günstiger als die derzeitige Planung kommen. Denn bereits jetzt wird für Abriss und Neubau mit mindestens 70% Baukostensteigerung gerechnet*. Angesichts der klammen Haushaltslage der Stadt bestehen zwei Risiken: Nämlich, dass entweder sehr viel Geld an der falschen Stelle ausgegeben wird oder dass das Vorhaben auf halber Strecke scheitert; d.h., dass dem jetzigen Zustand eingeschränkter Nutzung ein jahrelanger völliger Ausfall der Sportinfrastruktur folgen könnte.
*Tagesspiegel 10.06.2024: 182 Millionen Euro für Berliner Jahn-Sportpark: Warum liefen die Kosten des Großprojekts aus dem Ruder? und 13.06.2024: Trotz Kostenexplosion und Haushaltskrise: Berlin beschließt Abriss und Neubau des Jahn-Stadions
Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur. Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“
Wiegen, Berlin and the Cold War AVIVA BARKHOURDARIAN | DOKUMENTARFILM | DEUTSCHLAND 2023 | 66 MIN. | ENGLISCH | OV
Die Autorin blickt auf das Berlin ihres Vaters Wiegen in den 60er, frühen 70er Jahren und erzählt seine Geschichten. Sie handeln von einem handgeknüpften Teppich, einer Mauer, die die Stadt und die Menschen trennt, Töchtern beiderseits der Mauer, von diversen Geheimdiensten, dem Schah von Persien, einem armenischen Attentäter, von lauten Studenten, Granatäpfeln und mehr. Sie sammelt altes wie neues Material und mischt und animiert es zu einer heiteren Collage voll ernster Ereignisse. Wie wirkt die Weltpolitik auf sein Leben ein, und was ist aus seinen Träumen geworden?