Projektbeschreibung
Am Molkenmarkt ist die Errichtung eines gemischten Quartiers mit rund 400 Wohnungen, Büros, Gewerbe- und Kulturräumen geplant. Zudem sind archäologische Fenster vorgesehen, in denen archäologische Funde präsentiert werden sollen.
Stationen des Projektes
2003–2016:
Erarbeitung des Bebauungsplanes 1-14 Molkenmarkt / Klosterviertel
Mai 2003: Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan 1-14B Molkenmarkt / Klosterviertel
19.4.2016: Senatsbeschluss zum Bebauungsplan 1-14 Molkenmarkt / Klosterviertel
12.5.2016: Beschluss des Abgeordnetenhauses zum Bebauungsplan 1-14 Molkenmarkt / Klosterviertel
14.9.2016: Festsetzung des Bebauungsplans 1-14 Molkenmarkt / Klosterviertel
- ursprüngliche Absicht: Privatisierung der landeseigenen Grundstücke
September 2019:
Beginn der Straßenbauarbeiten an der Grunerstraße und dem Mühlendamm zur Erschließung des Quartiers
2019–2021:
Partizipationsverfahren
- 18.5.2019: Pop-Up Werkraum: „Quartier neu machen – Molkenmarkt gestalten!“
- 17.9.2019: Pop-Up Werkraum: „Mitte machen -Molkenmarkt gestalten“
- 13.6.–24.7.2020: Digitaler Pop-Up Molkenmarkt
- mehrere Fachlabore, Bauzaungespräche
- Mai 2021: Formulierung von 8 Leitlinien für den Molkenmarkt als Ergebnis des Partizipationsprozesses
2021/2022:
Offener städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerb Molkenmarkt
25.8.2021: Veröffentlichung der Auslobung
29.11./30.11.2021: Sitzung Preisgericht
- Ergebnis: Auswahl der Entwürfe für die Weiterarbeit im Werkstattverfahren
- OS arkitekter (Kopenhagen) / cka czyborra klingbeil architekturwerkstatt mbB (Berlin)
- Grundideen des Entwurfs:
- Bau von flexiblen Gebäuden auf Basis einer hölzernen Skelettkonstruktion mit variablen Wänden
- Schaffung möglichst großer unversiegelter Flächen für die Regenwasserversickerung
- Bernd Albers Gesellschaft von Architekten (Berlin) / Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich)
- Grundideen des Entwurfs:
- möglichst weitgehende Widerherstellung der Parzellenstruktur von 1910
- Bebauung mit gründerzeitlichen Gebäudetypologien (Wohn- und Geschäftshäusern) sowie Townhouses
November 2021:
Koalitionsvertrag 2021–2026 für Berlin
Aussagen zum Molkenmarkt:
- „Die Koalition wird das Quartier Molkenmarkt/Klosterviertel in einem „Berliner Band der Kultur“ entwickeln. Für den Molkenmarkt streben wir eine kleinteilige Bebauung mit vielfältiger Nutzung und sehr guter Architektur an.“ S. 11
- „Die Erforschung und partielle Sicherung der historischen Zeugnisse im Boden ist Teil der modernen Stadtentwicklung, die Großgrabung Molkenmarkt wird fortgesetzt. Mit der bevorstehenden Eröffnung des Archäologischen Haus am Petriplatz wird ein zentraler Ort zur Berliner Archäologie geschaffen. Archäologische Fenster sollen am Roten Rathaus, in der Breiten Straße und am Molkenmarkt entstehen.“ S. 12
- „Neue Gebäude (auch bei den landeseigenen Betrieben) sollen möglichst aus nachwachsenden und kreislaufgerechten Baustoffen errichtet werden und damit CO2 einlagern. Schulgebäude und Wohnbauten der LWU sollen vermehrt aus Holz und klimagerechten Baustoffen gebaut werden. Lebenszykluskosten werden als Kriterium genutzt. 16 Eine Berliner Holz-Bauhütte wird aufgebaut und ein Holzbaucluster mit Brandenburg organisiert.“ S. 15 f.
- „Der Abriss von baulichen Anlagen vernichtet bislang sehr viel graue Energie, deshalb haben für die Koalition der Umbau und die Erweiterung Priorität gegenüber Abriss und Neubau.“ S. 16
- „Die Koalition setzt den Weg fort, grundsätzlich keine landeseigenen Grundstücke zu veräußern.“ S. 17
2022:
Werkstattverfahren Molkenmarkt – Ziel: Weiterarbeit an den beiden Siegerentwürfen
- 20.1.2021: Auftaktkolloquium
- 3.2.2022: Bürgerwerkstatt I
- 14.4.2022: Zwischenkolloquium Werkstattverfahren
- 28.4.2022: Bürgerwerkstatt II
- 12.9.2022: Bürgerabend
- 13.9.2022: Abschlusskolloquium Werkstattverfahren
- laut Anweisung von Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wird kein Siegerentwurf ausgewählt
Konflikte
Konflikt 1:
Neubau bezahlbarer Wohnungen durch landeseigene Wohnungsbaugesellschaften
- nach den derzeitigen Plänen sollen die landeseigenen Flächen an landeseigene Wohnungsgesellschaften vergeben werden (Block A und B: WBM, Block C: Degewo)
- die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sollen dort bezahlbare Wohnungen errichten
- das Bürgerforum Berlin und andere Vereine fordern die Privatisierung der Grundstücke
Stationen des Konflikts
November 2018:
Beschluss der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
- landeseigene Grundstücke werden nicht privatisiert
- auf landeseigenen Flächen sollen die landeseigenen Wohnungsgesellschaften WBM und Degewo bezahlbare Wohnungen bauen
13.2.2019:
Aufruf „Bauherrenvielfalt und Rekonstruktion am neuen Molkenmarkt!“
- Initiator: Bürgerforum Berlin e.V.
- Forderungen:
- Aufteilung der landeseigenen Flächen in kleinteilige Parzellen
- Verkauf der Flächen an unterschiedliche private und genossenschaftliche Bauherren
- Rekonstruktion von Fassaden ehemaliger Gebäude (z.B. Haus Blankenfelde)
22.6.2021:
Kulturpolitischer Dialog der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus „Molkenmarkt und Klosterviertel“
- Veranstalter: Ülker Radziwill und Frank Jahnke (beide SPD)
- Vortrag von Benedikt Goebel (SPD, Planungsgruppe Stadtkern, Bürgerforum Berlin)
- Forderung nach der Privatisierung der Grundstücke
- Hauptargument: nur viele kleine Bauparzellen mit unterschiedlichen Eigentümern schaffen eine vielfältige Stadt
- weitere Statements für eine Privatisierung der Grundstücke (von Volker Härtig, Günter Fuderholz, Andre´ Schmitz)
16.8.2021:
Kiezspaziergang durch das Klosterviertel mit Franziska Giffey
- Organisatoren: Ülker Radziwill, Frank Jahnke (beide SPD)
- Führung durch Benedikt Goebel (SPD, Planungsgruppe Stadtkern, Bürgerforum Berlin)
- Forderung nach einer Privatisierung der Grundstücke
- nur ein kurzes, allgemeines Statement von Franziska Giffey
28.9.2021:
„Petition für einen vielfältigen Molkenmarkt“
- Initiator: Bürgerforum Berlin e.V.
- Forderungen
- „Vielfalt der Eigentümerschaft“
- „Teilung des Areals in viele kleine und mittelgroße Grundstücke“ – Vergabe in Erbpacht
- Erstunterzeichner: zahlreiche SPD-Politiker, darunter Ephraim Gothe, Volker Härtig, Frank Jahnke, Ülker Radziwill, Andre Schmitz, Iris Spranger
Konflikt 2:
Preisgünstiges, flexibles Bauen versus Orientierung an historischen Parzellenstrukturen
- nach den derzeitigen Plänen sollen am Molkenmarkt vor allem preisgünstige, flexibel nutzbare Räume entstehen
- Die Neubauten auf den landeseigenen Grundstücken sollen durch landeseigene Wohnungsgesellschaften errichtet werden, diese sind laut der Kooperationsvereinbarung mit dem Land Berlin zum Bau bezahlbarer Wohnungen verpflichtet:
- mindestens 50 Prozent der Neubauwohnungen sollen als mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungen errichtet werden
- die mietpreisgebundenen Wohnungen sollten zu einer Durchschnittsmiete von 6,50 €/m² angeboten werden
- die freifinanzierten Wohnungen sollten zu einer Durchschnittsmiete von maximal 11 €/m² angeboten werden
- das Bürgerforum Berlin und andere Vereine fordern eine Bebauung, die sich an den historischen Parzellenstrukturen orientiert.
- gleichzeitig fordern diese Akteure die Rekonstruktion der Fassaden ehemaliger Gebäude
- Diese Forderungen hätten aber höhere Baukosten und eine Einschränkung der Flexibilität der Räume zur Folge.
- der Bau preiswerter Wohnungen würde Baukosten von 2000 – 3000 €/m² Wohnfläche erfordern, die gewünschte Bebauung im Rahmen der alten Parzellen würde Baukosten von 6000 – 9000 €/m² Wohnfläche kosten (laut Bericht des Bezirksamtes Mitte vom 7.9.2021)
Stationen des Konflikts:
13.2.2019:
Aufruf „Bauherrenvielfalt und Rekonstruktion am neuen Molkenmarkt!“
- Initiator: Bürgerforum Berlin e.V.
- Forderungen:
- Aufteilung der landeseigenen Flächen in kleinteilige Parzellen
- Verkauf der Flächen an unterschiedliche private und genossenschaftliche Bauherren
- Rekonstruktion von Fassaden ehemaliger Gebäude (z.B. Haus Blankenfelde)
Mai 2021:
8 Leitlinien für den Molkenmarkt
- Forderung nach einem „innovativen, bezahlbaren Wohnungsbau“ mit flexiblen Raumstrukturen
August 2021:
Auslobung offener städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerb Molkenmarkt
- Forderungen:
- „flexible Nutzungsstrukturen“
- „vielfältige und bezahlbare, d.h. wirtschaftlich zu errichtende und zu betreibende Wohnformen“
28.9.2021:
„Petition für einen vielfältigen Molkenmarkt“
- Initiator: Bürgerforum Berlin e.V.
- Forderungen
- „Vielfalt der Eigentümerschaft“
- „Teilung des Areals in viele kleine und mittelgroße Grundstücke“ – Vergabe in Erbpacht
- Erstunterzeichner: zahlreiche SPD-Politiker, darunter Ephraim Gothe, Volker Härtig, Frank Jahnke, Ülker Radziwill, Andre Schmitz, Iris Spranger
Konflikt 3:
Umgang mit dem Atelierhaus Klosterstraße 44
- das Atelierhaus Klosterstraße 44 befindet sich in einem ehemaligen Fernmeldeamt
- der Stahlbeton-Skelettbau wurde 1970 fertiggestellt
- heute wird das Gebäude von zahlreichen Künstlern und kulturellen Institutionen genutzt (z.B. Theaterdiscounter, Tanzgruppe Dorky Park, Transmediale, Architekturbüros und Künstlerateliers)
- das Gebäude befindet sich im Privateigentum
- der Eigentümer plant eine Sanierung des Gebäudes
- nach dem Bebauungsplan 1-14 soll das Atelierhaus Klosterstraße 44 abgerissen werden
- allerdings genießt das Gebäude Bestandsschutz
- die beiden Siegerentwürfe der 1.Phase des städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerbs sehen einen unterschiedlichen Umgang mit dem Atelierhaus vor
- Entwurf Bernd Albers / Vogt Landschaftsarchitektur plant einen Abriss des Gebäudes
- Entwurf OS arkitekter / czyborra klingbeil architekturwerkstatt planen den langfristigen Erhalt des Gebäudes
- 20.1.2021: Auftaktkolloquium Werkstattverfahren Molkenmarkt
- Auftrag an beide Büros, Varianten mit und ohne Atelierhaus Klosterstraße 44 zu entwerfen
Konflikt 4:
komplizierte Eigentumsverhältnisse im Block C
Im Block C des Molkenmarkt-Areals gehören Teile des Blocks der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
- die Grundstücksgrenzen orientieren sich am alten Verlauf der Grunerstraße
- angestrebt wird keine grundsätzliche Neuordnung, sondern eine „möglichst zurückhaltende Arrondierung der vorhandenen Grundstücke“
- die BImA will auf ihren Grundstücken Wohnungen für Bundesbeschäftigte errichten, der Zeitplan ist unklar
- die BImA lehnt die bisherigen Entwürfe ab, da sie nur eine ungenügende Ausnutzung des BImA-Grundstücks vorsehen
Nächste Schritte
2023:
Formulierung einer „Charta für den Molkenmarkt“
- Beschluss durch den Senat
nach 2023:
Durchführung von Realisierungswettbewerben für den Hochbau und die Freiflächengestaltung