24.08.2023 // Vor dem Hintergrund der anstehenden städtebaulichen Neugestaltung des Klosterviertels hatte der Bezirk Berlin-Mitte im Sommer 2016 im Rahmen eines viermonatigen Workshopverfahrens unter Leitung des Architekten Prof. Philipp Oswalt eine Konzeption für die zukünftige Nutzung der Klosterkirchenruine entwickelt. Beteiligt waren über 30 Vertreter*innen aus Kultur, Stadtentwicklung, Wissenschaft und Verwaltung, unter ihnen Kulturschaffende und Expertinnen wie Kaspar König (freier Kurator), Hannah Hurtzig (Kuratorin Mobile Akademie) und Prof. Stefan Breitling (Bauforscher, Universität Bamberg), Vertreterinnen von Berliner Kulturinstitutionen wie Moritz van Dülmen (Kulturprojekte Berlin) Dr. Nele Güntheroth (Stiftung Stadtmuseum), Brigitte Thies-Böttcher (Schule zum Grauen Kloster) sowie Vertreter*innen des Landes Berlins und des Bezirks Mitte wie Helge Rehders (Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten), Dr. Ingrid Wagner (Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten), Prof. Jörg Haspel (Landeskonservator) und Manfred Kühne (Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Umwelt).
Ein wesentliches Ergebnis des Workshopverfahrens waren der Vorschlag einer „Denkmalschule auf Zeit“, welche die ohnehin erforderlichen archäologischen Grabungen für eine breite kulturelle Reflexion und Debatte nutzt. Zu diesem fünfjährigen künstlerischen Forschungsprojekt sind Künstlerinnen, Gestalterinnen und Wissenschaftler*innen geladen, zu einzelnen Fundstücken Projekte durchzuführen und damit die in den Ort eingeschriebenen Themen zu entfalten: Themen wie Bildungswesen, Religion, Armut, Migration, Begräbniskultur, Forensik, Architektur oder Denkmalpflege. Die Fundstücke der Grabungen werden in der Ruine der Klosterkirche öffentlich ausgestellt und sind Ausgangspunkt für Workshops, Filmvorführungen, Lesungen, Sommerschulen, Performances, Spurensuchen, Präsentationen und weiteren Formen öffentlicher Arbeit.
In einem zweiten Schritt wurden auf Basis der Ergebnisse des Workshopverfahrens von 2016 bis 2018 eine konkrete räumlich-architektonische Planung für eine temporäre RUINENAKADEMIE sowie für die dauerhafte Gestaltung der Klosterruine und ihres Umfeldes entwickelt. Dies erfolgte im Team von Projektbüro Philipp Oswalt, Raumlabor, d/form-Architekten und anschlaege.de im Dialog mit den mit den zuständigen Ämtern der Senatsverwaltung und des Bezirksamts Berlin-Mitte. Im Februar 2018 befasste sich der Berliner Landesdenkmalrat (LDR) mit dem Projekt und kam zu keiner einhelligen Einschätzung. Er begrüßt die Absicht des Bezirks, der Bevölkerung die historische Situation näher zu bringen und sieht die Motivationen für archäologische Grabungen. Er empfahl, alle Maßnahmen auf eine größtmögliche Schonung des archäologischen und denkmalpflegerischen Bestands auszurichten.
Kritik äußerte er vorallem an der von Raumlabor entworfenen, spielerischen „Denkmalakademie auf Zeit“, die mehrere Mitglieder des LDR als „Erlebniswelt“ bezeichneten und für diese ein wesentlich zurückhaltender Gestaltung einforderten. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser wäre, die Geschichtlichkeit des Orts der Öffentlichkeit anhand eines Modells anstatt in situ zu vermitteln. Langfristig sollte weiterhin die „Ruine in der Landschaft“ als Leitbild angestrebt werden, was der Projektvorschlag auch so vorsah.
Aufgrund fehlendem Personals und fehlender Gelder und Widerstände konnte der Bezirk seine Bemühungen zur Entwicklung und Aufwertung des Areals zunächst nicht umsetzen. Erst kürzlich gelang es nach längerem Bemühen, Investitionsgelder für die dringend erforderliche Sicherung der Klosterruine in die mittelfristige Investitionsplanung des Bezirks Mitte aufzunehmen. Am 22.8.2023 hat der Berliner Senat den Rahmenplan zur Umgestaltung des Molkenmarkts beschlossen. Dieser sieht für das Areal der Klosterruine und Umgebung (Block D) vorerst eine Zwischennutzung als erweiterte und zivilgesellschaftlich bespielbare Grünfläche vor. In die Konkretisierung dessen könnten und sollten die vom Bezirk und seinen Auftragnehmern in den Jahren 2016 – 2018 entwickelten Idee einfließen.
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Download Dokumentation Entwurf 2018

