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Programm

Montag, 02.09.2024: Squat Tempelhof
Wir blicken mit Videos, Fotos & Talk auf die Anti-Bebauungsproteste des Tempelhofer Felds zurück und diskutieren, was sie für den Kampf gegen die Schließung des Görlitzer Parks lehren können.
Lauseria (Lausitzer Str. 10, Kreuzberg), mehr Infos hier.

Dienstag, 03.09.2024: Sozialgipfel
Ein Jahr nach dem Sicherheitsgipfel führen wir im Görli einen Sozialgipfel durch. Aber diesmal mit Beteiligung von Expert*innen:
– Prof. Dr. Tobias Singelnstein (Kriminologe Uni Frankfurt)
– Dr. Stephanie Bock (Feministische Stadtforscherin, Berlin)
– Dirk Schäffer (Deutsche AIDS-Hilfe, Referent für Drogen und StrafvollzugBundesverband JES)
– Astrid Leicht (Geschäftsführerin Fixpunkt e. V., Berlin)
– Moro Yapha (Migration and human rights advocate and intercultural mediator working with the community in the park)
– Katrin Schiffer Correlation-European Harm Reduction Network (C-EHRN, Amsterdam)
Es gibt Inputs, die Möglichkeit für Rückfragen, Workshops zu Drogennotfalltraining, „Was tun, wenn Leute im Treppenhaus Drogen konsumieren?“, Crack- & Drogenkonsum im Öffentlichen Raum, zur Situation von Geflüchteten und der Black Community im Park und abschließend eine Podiumsdiskussion.
16:00 – 22:00 Uhr, Görli/Pamukkale

Mittwoch, 04.09.2024: Kunst meets Symbolpolitik
Eine künstlerische Intervention zu Zäunen
17:00 Uhr Görli, Eingang Glogauer Straße

Mittwoch, 04.09.2024: Erzählcafé
Wir blicken auf die Anfänge und Geschichte des Parks zurück, tauchen in das Westberlin der 80er Jahre ein, zeigen historische Fotos und hören Geschichten von Zeitzeugen.
19:30 Uhr: Regenbogenfabrik, mehr Infos hier.

Donnerstag, 05.09.2024: Ein Kiez kocht über III
Eine Diskussion mit Anwohner*innen über die Situation im Kiez und Strategien des Umgangs, Kiezanker (Cuvrystr. 12-14), 19 Uhr
Anschließend: Grill&Chill im Kiezanker

Freitag, 06.09.2024: Protest-Joggen
Protest-Joggen durch den Görli!
18:00 Uhr, Pamukkale

Freitag, 06.9.2024: Parkspaziergang
Kahlschlag für gefühlte Sicherheit – Ökologische Folgen des Görli-Umbaus
Mit (u.a.) Bäume am Landwehrkanal e.V.
18:30 Uhr, Pamukkale, mehr Infos hier.

Freitag, 06.09..2024: Görli-Kino
Filme zur Geschichte des Görli, über Racial Profiling, Rassismus in Sicherheitsbehörden und Arbeiten im Park
20:00 Uhr, hinter dem Colab (am Pamukkale)

Samstag 07.09.2024: „De-fence Görli!“
Demonstration um und über Zäune
Sie bauen Zäune, wir bauen Treppen, hier und überall! Kommt zum gemeinsamen Protest für globale Bewegungsfreiheit und ein solidarisches Verständnis von Sicherheit.
16:00 Uhr: Görli Eingang Oppelner Straße

Sonntag, 08.09.2024: Aktionstag
Mit lustigen Spielen über den Görli verteilt wollen wir den breiten Widerstand gegen die Görli-Schließung sichtbar machen. Mehr Infos hier.

Das SEZ ist ein architektonisches Meisterwerk. Es würde in jeder anderen Stadt unter Denkmalschutz stehen. Seine solide Bausubstanz ermöglicht eine Sanierung und bietet großes Potenzial für dringend benötigte innerstädtische Sport- und Erholungseinrichtungen.

weiter Informationen hier

Zeit:
24. August 2024, 13.00 Uhr bis 18 Uhr

Ort:
Kiosk of Solidarity, Klosterstr, 73a, 10179 Berlin (an der Klosterruine)

Gastgebende:
Habitat Unit, TU Berlin | DWE Kiezteam Friedrichshain

Mitwirkende:
Bündnis Klimastadt Berlin 2030 | Initiative Offene Mitte Berlin | Netzwerk AfA – Aktiv für Architektur | Plattform Nachwuchsarchitekt*innen

#KulturStadtQuartier
#KulturbrauchtRaum
#StadtfuerAlle
#OffeneMitte


13 Uhr Eröffnung Kiosk of Solidarity

14 Uhr Begrüßung
Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit und Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain

Die Planungen für den Molkenmarkt verlaufen seit dem abgebrochenen Werkstattverfahren 2022 ohne ein Siegerteam intransparent und ohne Öffentlichkeit. Weder das Abgeordnetenhaus noch die Jury oder die Stadtgesellschaft werden zu wichtigen Entscheidungen konsultiert und dürfen mitsprechen. „Diese Art der Stadtentwicklung von Oben und im Hinterzimmer steht meiner Meinung nach im Gegensatz zu dem, was sich u.A. die 1 Million Wähler*innen für den Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co enteignen für ihre Stadt gewünscht haben. Sie haben den Senat aufgefordert, Wohnungen von großen, rein profitorientierten Immobilienunternehmen in eine städtische AöR zu überführen, in der die Mieter*innen langfristig über ein Rätesystem aktiv an der Verwaltung ihrer Häuser beteiligt werden. Das zeigt: die Menschen in Berlin wollen mitentscheiden! Die geforderte umfangreiche Demokratisierung hätte das Potential, das Miteinander und die demokratische Praxis in der Stadt nachhaltig zu stärken. Der Molkenmarkt – ein symbolischer Ort – steht ebenso beispielhaft für eine Stadtpolitik, die die Berliner*innen und die Demokratie bisher nicht ernst nimmt. Deswegen engagieren sich einige der DWe Aktiven auch hier“, so Ole Kloss.

Kulturräume aneignen – warum der Molkenmarkt für die Stadt wichtig ist. Statements und Diskussion

Im aktuellen Regierungsprogramm des Senats wird das politische Ziel formuliert, die Berliner Mitte vom Kulturforum bis zum Alexanderplatz umfassend weiterzuentwickeln. Im Rahmen eines gemeinsamen Masterplanprozesses sollen bestehende Planungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima und Umwelt, unter Einbeziehung der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie des Bezirksamts Mitte zusammengefasst und Schnittstellen geklärt werden.

Der Molkenmarkt ist Teil des ISEK und wird derzeit als sozial-ökologisches Modellquartier mit bezahlbaren Mieten geplant. Die landeseigenen Wohnungsgesellschaften WBM und Degewo sollen hier ab 2027 rund 400 Wohnungen errichten. Die Kultur soll in diesem Quartier eine zentrale Rolle spielen. Vorgesehen ist ein «Ort der Kultur und der Kreativität» mit Flächen von 18.500 Quadratmetern für kulturelle Akteur*innen. In den letzten Jahren wurden acht Leitlinien zur Zukunft des KulturStadtQuartiers erarbeitet.

Soll die Kultur die ihr programmatisch zugewiesene Rolle übernehmen, benötigt sie eine starke Stimme im Rahmen der angestrebten interdisziplinären, kooperativen Stadtentwicklung. Wir möchten Bedarfe und Potenziale der Kultur in Berlin bei der Entwicklung des neuen Stadtquartiers Molkenmarkt erörtern, Kriterien für die Bewertung der zur Auswahl stehenden städtebaulichen Entwürfe für verschiedene kulturelle Nutzungen definieren und Strategien zur Aneignung von Räumen für Kultur diskutieren.

Wie können wir der allseits bekannten Verdrängung der Kultur, die sich zuvor als Pionier der Entwicklungen rund um den Standort der Alten Münze, wie auch am Haus der Statistik engagiert, entgegenwirken? Mit der drohenden Verdrängung von Akteuren der Freien Szene aus der Entwicklung der Gebäude der landeseigenen Alten Münze stellt sich die Frage, wie eine Beteiligung der zivilgesellschaftlich und eher wenig institutionalisierten Kulturszene eine Stimme und konkrete Räume erhalten kann. Sollte dies nicht diesmal, mit dem beschlossenen Verbleib der Grundstücke im Landesvermögen, sichergestellt werden können?

Eine Stadtplanung, die sich weniger an den Bedarfen der Gesellschaft, sondern mehr an Fassaden und der Repräsentation (und den Interessen von Investor*innen) ausrichtet, hat rund um den Gezi Park in Istanbul 2013 zu großen Protesten geführt. Was für Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Istanbul Mitte und Berlin Mitte? Das alles wollen wir gemeinsam für den zukünftigen Molkenmarkt und für eine Offene Mitte Berlin erörtern.

Statements und Diskussion

Yasser Almaamoun, Architekt, Sprecher Plattform Nachwuchsarchitekt*innen
Dr. Işıl Eğrikavuk, Künstlerin, wissensch. Mitarbeiterin an der Universität der Künste Berlin (UdK)
Orhan Esen, Historischer Urbanist, freier Forscher, stadtpolitischer Aktivist
Anna Heilgemeir, Architektin und Künstlerin
Anh-Linh Ngo, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Chefredakteur arch+

Moderation
Theresa Keilhacker, Architektin

ISEK einfach erklärt: Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich der Berliner Mitte – was kommt auf uns zu? Input und Gespräch

Voraussetzung für die Einrichtung eines Städtebaufördergebietes ist die Erarbeitung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für den Bereich der Berliner Mitte, in dem das Land Berlin in den nächsten Jahren bedeutende Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Räume umsetzen wird. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich zwischen der Mollstraße und dem Spittelmarkt sowie zwischen dem Hackeschen Markt und dem Märkischem Museum. Es schließt damit die bereits vorhandenen Fördergebiete Nikolaiviertel und Umfeld Spreekanal ein.

Das ISEK stellt Ziele und konkrete Maßnahmen für die Städtebauförderung dar. Es setzt sich mit den Themen Mobilität, öffentlicher Raum, Grün- und Freiflächen, Wohnen, Kultur, Klimaschutz und Klimaanpassung auseinander. Wie viel der von Bürger*innen 2020 erarbeiteten 8 Leitlinien findet sich im ISEK wieder?

16 Uhr Input und Gespräch

Dr. Matthias Grünzig, Autor des Buches „Der Fernsehturm und sein Freiraum. Geschichte und Gegenwart im Zentrum Berlins“, Mitglied in der Initiative Offene Mitte Berlin

Jan Schultheiß, Stadtplaner

Im Gespräch mit Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit und Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain

Hier geht’s zu den Leitlinien des neuen KulturStadtQuartiers.

Am 15.07.2024 hat die Beteiligung mit allen Interessierten in Form einer Ausstellung begonnen. Diese ist in der Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin-Mitte, zu sehen und kann vor Ort bis zum 06.09.2024 zu ausgewählten Öffnungszeiten, montags und freitags, jeweils von 16.00–20.00 Uhr sowie samstags von 10.00–14.00 Uhr besucht und kommentiert werden. Alle Interessierten sind aufgerufen, sich die Ausstellung anzusehen und sich dort entsprechend zu beteiligen.

Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur.
Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“

The Samurai in Berlin
MEHDI NADERI | SPIELFILM KÖMODIE | nurfilm PRODUKTION | DEUTSCHLAND 2022 | 91 MIN. | PERSISCH / DEUTSCH | DEUTSCHE UNTERTITEL

Nach Deutschland reisen und dem alten Iraner Wafa die Besitzurkunde der schönen Obstplantage stehlen? Nichts einfacher als das. Der Gauner Samurai und seine beiden Kumpels freuen sich über den lukrativen Auftrag des Immobilienhais. Dieser möchte auf dem Grundstück des alten Wafa unweit Teherans schicke Luxushäuser bauen. Die Landarbeiter der Obstplantage hören von diesen Plänen und fürchten um ihre Existenz. Sie schicken ihrerseits den Delegierten Gol-Mohammad zum alten Wafa nach Deutschland, damit er ihnen das Land überlasse. Ein wildes Wettrennen um die Besitzurkunde beginnt und der Auftrag stellt sich als alles andere als einfach heraus. And the winner is? Nun ja – Der alte Wafa hat da ganz eigene Vorstellungen…

Weiter Informationen und Anmeldung hier

23. August 2024

18:30 Uhr

Ladenlokal Nazarethkirchstr. 39

13347 Berlin-Mitte

Nähe Leopoldplatz

Bildnachweis: © nurfilm.de

Stadtschloss, Bauakademie, Molkenmarkt – Stück für Stück möchten bestimmte Kreise die Berliner Mitte im Stil der preußischen Monarchie wiederaufgebaut wissen. Auch in Istanbul war die Rekonstruktion einer Kaserne aus dem osmanischen Reich geplant – und damit mit ursächlich für die Gezi-Proteste 2013.

Wie blicken Kulturschaffende, Wissenschaftler*innen, Architekt*innen und Stadtplaner*innen auf die Entwicklung in diesen beiden Städten und welche Bedeutung hat sie für die Identität einer vielschichtigen Stadtgesellschaft? Wie werden Kulturschaffende an der Entwicklung des Kulturquartiers Molkenmarkt beteiligt? Wie kann Kulturproduktion am zukünftigen Molkenmarkt bezahlbar und vielfältig werden?

Programm

13 Uhr Eröffnung Kiosk of Solidarity

14 Uhr Begrüßung

Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit
Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain

Die Planungen für den Molkenmarkt verlaufen seit dem abgebrochenen Werkstattverfahren 2022 ohne ein Siegerteam intransparent und ohne Öffentlichkeit. Weder das Abgeordnetenhaus noch die Jury oder die Stadtgesellschaft werden zu wichtigen Entscheidungen konsultiert und dürfen mitsprechen. „Diese Art der Stadtentwicklung von Oben und im Hinterzimmer steht meiner Meinung nach im Gegensatz zu dem, was sich u.A. die 1 Million Wähler*innen für den Volksentscheid Deutsche Wohnen und Co enteignen für ihre Stadt gewünscht haben. Sie haben den Senat aufgefordert, Wohnungen von großen, rein profitorientierten Immobilienunternehmen in eine städtische AöR zu überführen, in der die Mieter*innen langfristig über ein Rätesystem aktiv an der Verwaltung ihrer Häuser beteiligt werden. Das zeigt: die Menschen in Berlin wollen mitentscheiden! Die geforderte umfangreiche Demokratisierung hätte das Potential, das Miteinander und die demokratische Praxis in der Stadt nachhaltig zu stärken. Der Molkenmarkt – ein symbolischer Ort – steht ebenso beispielhaft für eine Stadtpolitik, die die Berliner*innen und die Demokratie bisher nicht ernst nimmt. Deswegen engagieren sich einige der DWe Aktiven auch hier“, so Ole Kloss.

14:15 Uhr Statements und Diskussion: Kulturräume aneignen – warum der Molkenmarkt für die Stadt wichtig ist.

Im aktuellen Regierungsprogramm des Senats wird das politische Ziel formuliert, die Berliner Mitte vom Kulturforum bis zum Alexanderplatz umfassend weiterzuentwickeln. Im Rahmen eines gemeinsamen Masterplanprozesses sollen bestehende Planungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima und Umwelt, unter Einbeziehung der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie des Bezirksamts Mitte zusammengefasst und Schnittstellen geklärt werden.

Der Molkenmarkt ist Teil des ISEK und wird derzeit als sozial-ökologisches Modellquartier mit bezahlbaren Mieten geplant. Die landeseigenen Wohnungsgesellschaften WBM und Degewo sollen hier ab 2027 rund 400 Wohnungen errichten. Die Kultur soll in diesem Quartier eine zentrale Rolle spielen. Vorgesehen ist ein «Ort der Kultur und der Kreativität» mit Flächen von 18.500 Quadratmetern für kulturelle Akteur*innen. In den letzten Jahren wurden acht Leitlinien zur Zukunft des KulturStadtQuartiers erarbeitet.

Soll die Kultur die ihr programmatisch zugewiesene Rolle übernehmen, benötigt sie eine starke Stimme im Rahmen der angestrebten interdisziplinären, kooperativen Stadtentwicklung. Wir möchten Bedarfe und Potenziale der Kultur in Berlin bei der Entwicklung des neuen Stadtquartiers Molkenmarkt erörtern, Kriterien für die Bewertung der zur Auswahl stehenden städtebaulichen Entwürfe für verschiedene kulturelle Nutzungen definieren und Strategien zur Aneignung von Räumen für Kultur diskutieren.

Wie können wir der allseits bekannten Verdrängung der Kultur, die sich zuvor als Pionier der Entwicklungen rund um den Standort der Alten Münze, wie auch am Haus der Statistik engagiert, entgegenwirken? Mit der drohenden Verdrängung von Akteuren der Freien Szene aus der Entwicklung der Gebäude der landeseigenen Alten Münze stellt sich die Frage, wie eine Beteiligung der zivilgesellschaftlich und eher wenig institutionalisierten Kulturszene eine Stimme und konkrete Räume erhalten kann. Sollte dies nicht diesmal, mit dem beschlossenen Verbleib der Grundstücke im Landesvermögen, sichergestellt werden können?

Eine Stadtplanung, die sich weniger an den Bedarfen der Gesellschaft, sondern mehr an Fassaden und der Repräsentation (und den Interessen von Investor*innen) ausrichtet, hat rund um den Gezi Park in Istanbul 2013 zu großen Protesten geführt. Was für Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Istanbul Mitte und Berlin Mitte? Das alles wollen wir gemeinsam für den zukünftigen Molkenmarkt und für eine Offene Mitte Berlin erörtern.

Yasser Almaamoun, Architekt, Sprecher Plattform Nachwuchsarchitekt*innen
Dr. Işıl Eğrikavuk, Künstlerin, wissensch. Mitarbeiterin an der Universität der Künste Berlin (UdK)
Orhan Esen, Historischer Urbanist, freier Forscher, stadtpolitischer Aktivist
Anna Heilgemeir, Architektin und Künstlerin
Anh-Linh Ngo, Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Chefredakteur arch+

Moderation
Theresa Keilhacker, Architektin

16 Uhr Input und Gespräch: ISEK einfach erklärt: Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich der Berliner Mitte – was kommt auf uns zu?

Voraussetzung für die Einrichtung eines Städtebaufördergebietes ist die Erarbeitung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für den Bereich der Berliner Mitte, in dem das Land Berlin in den nächsten Jahren bedeutende Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Räume umsetzen wird. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich zwischen der Mollstraße und dem Spittelmarkt sowie zwischen dem Hackeschen Markt und dem Märkischem Museum. Es schließt damit die bereits vorhandenen Fördergebiete Nikolaiviertel und Umfeld Spreekanal ein.

Das ISEK stellt Ziele und konkrete Maßnahmen für die Städtebauförderung dar. Es setzt sich mit den Themen Mobilität, öffentlicher Raum, Grün- und Freiflächen, Wohnen, Kultur, Klimaschutz und Klimaanpassung auseinander. Wie viel der von Bürger*innen 2020 erarbeiteten 8 Leitlinien findet sich im ISEK wieder?

Dr. Matthias Grünzig, Autor des Buches „Der Fernsehturm und sein Freiraum. Geschichte und Gegenwart im Zentrum Berlins“, Mitglied in der Initiative Offene Mitte Berlin

Jan Schultheiß, Stadtplaner

Im Gespräch mit Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit und Ole Kloss, DWE Kiezteam Friedrichshain

Hier geht’s zu den Leitlinien des neuen KulturStadtQuartiers.

Am 15.07.2024 hat die Beteiligung mit allen Interessierten in Form einer Ausstellung begonnen. Diese ist in der Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin-Mitte, zu sehen und kann vor Ort bis zum 06.09.2024 zu ausgewählten Öffnungszeiten, montags und freitags, jeweils von 16.00–20.00 Uhr sowie samstags von 10.00–14.00 Uhr besucht und kommentiert werden. Alle Interessierten sind aufgerufen, sich die Ausstellung anzusehen und sich dort entsprechend zu beteiligen.

Zeit:
24. August 2024, 13.00 Uhr bis 18 Uhr

Ort:
Kiosk of Solidarity, Klosterstr, 73a, 10179 Berlin (an der Klosterruine)

Gastgebende:
Habitat Unit, TU Berlin | DWE Kiezteam Friedrichshain

Mitwirkende:
Bündnis Klimastadt Berlin 2030 | Initiative Offene Mitte Berlin | Netzwerk AfA – Aktiv für Architektur | Plattform Nachwuchsarchitekt*innen

Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur.
Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“

Film zur Entstehung der Großsiedlung Fennpfuhl mit Interviews der Erstbezieher, sowie Buchvorstellung

Das Wohnungsbauprogramm der DDR wurde 1971 beschlossen. Zur Lösung des Wohnungsproblems als soziales Problem sollten in der Hauptstadt Berlin und den DDR-Bezirksstädten Neubauwohnungen gebaut werden. In Berlin ist das Wohngebiet Fennpfuhl im Bezirk Lichtenberg das erste größere Neubaugebiet in diesem Kontext. Die Grundsteinlegung erfolgte im Dezember 1972. Aus Archivmaterial der 70er Jahre, recherchiert von Tanja Scheffler, hat Betina Kuntzsch in Zusammenarbeit mit Georg Balzer die Entwicklung des Wohngebietes nachgezeichnet. Zu Wort kommen die Erbauer und Planer des Wohngebietes, zu sehen sind Bilder aus der Entstehungszeit, die anschaulich die Intentionen veranschaulichen, mit denen damals Wohngebiete errichtet wurden. Im zweiten Teil kommen die heutigen Bewohner*nnen zu Wort. In Interviews, die Georg Balzer mit Anwohner*innen mehrerer Generationen geführt hat, werden verschiedene Positionen zur Wahrnehmung des städtebaulichen Konzeptes des Wohngebietes Fennpfuhl diskutiert. Deutlich wird ein vielschichtiges Bild der Akzeptanz und der positiven Wahrnehmung der städtebaulichen Konzeption des Gebietes. Ebenso werden Anregungen zur künftigen Entwicklung des Gebietes gegeben, die beispielhaft für die städtebauliche Gestaltung von Großsiedlungen und Wohnungsneubau in Berlin stehen.

Im anschließenden Gespräch mit dem Architekten Dieter Rühle (Komplexarchitekt des Wohngebietes) wird die Entwicklung der städtebaulichen Konzeption aus Sicht der damaligen Akteure besprochen. Hinterfragt werden das städtebauliche Leitbild, die Freiraumgestaltung sowie das Thema Kunst im öffentlichen Raum.

Moderiert von Georg Balzer wird damit versucht, die inzwischen 50jährige Geschichte des Wohngebietes kurz nachzuzeichnen. Den roten Faden hierzu bildet das von Georg Balzer herausgegebene Buch (erschienen im Lukas-Verlag Berlin, zweite Auflage): „Das Berliner Wohngebiet Fennpfuhl – vom letzten gesamtdeutschen städtebaulichen Wettbewerb zum heutigen Wohnen im Grünen mitten in der Stadt.“

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16. August 2024

18:30 Uhr

Ladenlokal Nazarethkirchstr. 39

13347 Berlin-Mitte

Nähe Leopoldplatz

Bildnachweis: © AfA – Aktiv für Architektur

Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur.
Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“

Robin Hood Gardens
THOMAS BEYER, ADRIAN DORSCHNER | DOKUMENTARFILM | DEUTSCHLAND 2022 | 90 MIN. | ENGLISCH | DEUTSCHE UNTERTITEL

Der 90-minütige Dokumentarfilm nimmt die ZuschauerInnen mit auf eine Zeitreise zurück in das London der 70er Jahre, wo nach dem Schock des Krieges eine euphorische Aufbruchstimmung auch die Architektur erfasste. ArchitektInnen wie Alison & Peter Smithson wollten mit Projekten wie den „Robin Hood Gardens“ einer neuen, modernen Gesellschaft Räume zum Leben bauen und gleichzeitig der abstrakten Moderne mit „as found“ eine humane, auf den Menschen ausgerichtete Architektur entgegensetzen.

Der Film folgt der Geschichte dieses brutalistischen Sozialwohnungsbauprojektes im Spiegel der Jahrzehnte bis zum heutigen Tag, wo das Ensemble teilweise abgerissen wurde und einzelne Teile nach Venedig verschifft und dort auf der Architekturbiennale wieder aufgebaut wurden. „Robin Hood Gardens“ thematisiert die Wiedersprüche und Komplexität der modernen Architektur und ihre Implikationen in unsere Gesellschaft, stellt aber auch die Frage, was wir aus der Geschichte lernen können für ein besseres Leben in unseren Städten der Zukunft.

Gemeinsam mit der Fotografin Hélène Binet erkundet der Film den spezifischen Raum der Robin Hood Gardens kurz vor dem Abriss im Jahr 2017. Durch die Beteiligung von AnwohnerInnen, der Familie der Smithsons und ExpertInnen wie Charles Jencks, Denise Scott Brown, Richard Rogers und vielen mehr zeichnet der Film ein vielschichtiges Porträt dieses Gebäudekomplexes, und es entwickelt sich eine Geschichte, die weit über das bloße Thema „Architektur“ hinausgeht.

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09. August 2024

18:30 Uhr

Ladenlokal Nazarethkirchstr. 39

13347 Berlin-Mitte

Nähe Leopoldplatz

Bildnachweis: ©THOMAS BEYER und ADRIAN DORSCHNER

Das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion am Berliner Mauerpark soll abgerissen werden. Damit würde ein einzigartiges Denkmal der Ostmoderne zerstört. Der Neubau benötigt nicht nur enorme Mengen Ressourcen und mindestens 170 Bäume müssten gefällt werden – seine Finanzierung ist auch mehr denn je ungewiss.

1951 von dem Bauhaus-Absolventen Rudolf Ortner für die III. Weltjugendfestspiele mithilfe von Trümmerschutt in den Park hineinmodelliert, wurde das Stadion 1987, zur 750 Jahr-Feier Berlins, mit einer Tribüne nach Entwurf der tschechischen Architekten Fišarová / Ondrej ergänzt. Die Anlage repräsentiert also mit ihren beiden Bestandteilen, den Rängen wie der Tribüne, in baulicher Gestalt Anfang und Ende der DDR.

Der nun geplante Neubau soll dieselbe Anzahl von Sitzplätzen (20.000) bieten, wie sie das bestehende Stadion bot und auch wieder bieten könnte, wenn man es entsprechend aus dem Bestand heraus ertüchtigen würde.

Unbestritten besteht also mittelfristig Bedarf, Funktionseinschränkungen des jetzigen Stadions zu beheben und es in diesem Zug auch völlig barrierefrei zu machen. Fraglich bleibt aber, warum Berlin hier nicht zeigt, wie man intelligent im Sinne einer Reparatur mit dem Gebäudebestand haushalten kann? Genau die Orte, für die Berlin international bekannt ist, sind doch die, wo sich die Brüche der Geschichte zeigen.

Auch finanziell würde eine Sanierung wohl deutlich günstiger als die derzeitige Planung kommen. Denn bereits jetzt wird für Abriss und Neubau mit mindestens 70% Baukostensteigerung gerechnet*. Angesichts der klammen Haushaltslage der Stadt bestehen zwei Risiken: Nämlich, dass entweder sehr viel Geld an der falschen Stelle ausgegeben wird oder dass das Vorhaben auf halber Strecke scheitert; d.h., dass dem jetzigen Zustand eingeschränkter Nutzung ein jahrelanger völliger Ausfall der Sportinfrastruktur folgen könnte.

Hier geht’s zur Petition gegen den Abriss des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions


*Tagesspiegel 10.06.2024: 182 Millionen Euro für Berliner Jahn-Sportpark: Warum liefen die Kosten des Großprojekts aus dem Ruder? und 13.06.2024: Trotz Kostenexplosion und Haushaltskrise: Berlin beschließt Abriss und Neubau des Jahn-Stadions

Die Reihe „StadtWertSchätzen2024“ von AfA – Aktiv für Architektur.
Dieses Jahr mit dem Thema „Stadt Land Architektur und Film“

Wiegen, Berlin and the Cold War
AVIVA BARKHOURDARIAN | DOKUMENTARFILM | DEUTSCHLAND 2023 | 66 MIN. | ENGLISCH | OV

Die Autorin blickt auf das Berlin ihres Vaters Wiegen in den 60er, frühen 70er Jahren und erzählt seine Geschichten. Sie handeln von einem handgeknüpften Teppich, einer Mauer, die die Stadt und die Menschen trennt, Töchtern beiderseits der Mauer, von diversen Geheimdiensten, dem Schah von Persien, einem armenischen Attentäter, von lauten Studenten, Granatäpfeln und mehr. Sie sammelt altes wie neues Material und mischt und animiert es zu einer heiteren Collage voll ernster Ereignisse. Wie wirkt die Weltpolitik auf sein Leben ein, und was ist aus seinen Träumen geworden?

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02. August 2024

18:30 Uhr

Ladenlokal Nazarethkirchstr. 39

13347 Berlin-Mitte

Nähe Leopoldplatz

Bildnachweis: nurfilm.de

Aktionsplan für den Erhalt und die umweltgerechte Transformation des öffentlichen Gebäudebestandes 

Die Umbau-Agenda schlägt neun Punkte zur Veränderung des Umgangs mit dem Berliner Gebäudebestand vor. Sie basiert auf Erkenntnissen aus Lehr- und Forschungsformaten des Natural Building Lab der TU Berlin und bezieht sich auf bestehende Forderungen mehrerer landes- und bundesweiter Initiativen zur Bauwende. Die Umbau-Agenda ist in Kooperation mit Theresa Keilhacker und dem Bündnis Klimastadt Berlin 2030 entstanden.

Am 19. Juli 2024 sind Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses an das Institut für Architektur der TU Berlin eingeladen, um über die Punkte der Umbau-Agenda und die Möglichkeiten einer politischen Umsetzung zu diskutieren. Die Veranstaltung ist öffentlich und aufgrund von Platzkapazitäten ist die Teilnehmer:innenzahl begrenzt. Um eine verbindliche Anmeldung per Mail (event@nbl.berlin) wird gebeten.

Podiumsdiskussion mit
Theresa Keilhacker , Präsidentin Architektenkammer Berlin
MdA Katalin Gennburg, Die LINKE
MdA Matthias Kollatz MdA, SPD
MdA Julian Schwarze, Bündnis 90 die Grünen
Mitglied der CDU-Fraktion angefragt

Moderation
Lena Löhnert (NBL / Initiative an.ders Urania)
Eike Roswag-Klinge (NBL, TU Berlin)

Inputs
NBL Masterthesis Klasse

19. Juli 2024
10:00 – 12:00 Uhr

A 206
Institut für Architektur
Straße des 17. Juni 152
10623 Berlin

Weiter Informationen und Anmeldung hier

Energieeffizienz ist ein unverzichtbarer Baustein für das Gelingen der Energiewende in Berlin. Sie betrifft zahlreiche Bereiche (z.B. Energieerzeugung und -umwandlung, Speicherung, Gebäudetechnik und Verbrauch) und erfordert somit das koordinierte Zusammenwirken unterschiedlicher Branchen und Akteure.

Wie ist der aktuelle Stand der Energieeffizienz in Berlin in den unterschiedlichen Sektoren? Und was sind die nächsten Schritte, um die Energieeffizienz in Berlin weiter voranzubringen? Diese Fragen werden im Rahmen des Netzwerktreffens „Berlin spart Energie“ aus Sicht unterschiedlicher relevanter Akteursgruppen (Energieversorger, Handwerk, Architekten, Energieberater) gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert, zu dem Sie herzlich eingeladen sind.

Agenda

Begrüßung:

  • Jürgen Pöschk („Berlin spart Energie“ c/o EUMB Pöschk)

Kurzimpulse: Kurzimpulse: Lageeinschätzung Energieeffizienz in Berlin

  • Theresa Keilhacker (Präsidentin Architektenkammer Berlin)
  • Ralph Piterek (Vorstandsvorsitzender Landesverband für Energieeffizienz e.V. (LFE)
  • Andreas Koch-Martin (Geschäftsführer Innung SHK Berlin) (angefragt)
  • Klaus Wein (Leiter Energiepolitik und CSR GASAG AG) (angefragt)
  • Alexander Schitkowsky (Leiter Technik Berliner Stadtwerke) (angefragt)
  • Henrik Vagt (Geschäftsführer für Wirtschaft und Politik IHK Berlin) (angefragt)
  • Norbert Skrobek (Geschäftsführender Vorstand Schornsteinfeger-Innung Berlin) (angefragt)
  • N.N. (BEW Berliner Energie- und Wärme AG)

Weiter Informationen und Anmeldung hier

Hitze, Starkregen, Trockenheit: Um den Folgen des Klimawandels zu begegnen, soll Berlin zur Schwammstadt werden. Wie das geht, zeigen zehn Berliner Schwammstadt-Projekte, die im Juli 2024 als Sieger des Wettbewerbs „REGENIAL! Ihr zukunftsweisendes Schwammprojekt für unsere Schwammhauptstadt“ hervorgegangen sind.

„Mit unserem Wettbewerb REGENIAL! wollten wir der Frage nachgehen, was ein gutes Schwammstadt-Projekt ausmacht und welche Beispiele auf dem Weg zur Schwammhauptstadt als Vorbild dienen können.“, sagt Dr. Darla Nickel, Leiterin der Berliner Regenwasseragentur, über die Idee zum Wettbewerb.

Alle Projekte sind auf der Seite der Regenwasser Agentur hier einsehbar.

Die Berliner Landesregierung hat sich in der aktuellen Wahlperiode ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Jährlich sollen 20.000 neue Wohnungen geschaffen werden, um den Wohnungsbedarf zu decken. Gleichzeitig strebt die Stadt an, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Diese ambitionierten Ziele werfen die Frage auf, wie sich der dringend benötigte Wohnungsbau mit den Erfordernissen des Klimaschutzes vereinbaren lässt.

Eine zentrale Herausforderung besteht darin, einen Ausgleich zwischen dem Erhalt wertvoller Bausubstanz und dem Neubau von Gebäuden zu finden. Denn in den Baustoffen stecken wertvolle Ressourcen und hohe CO2-Emissionen. Die Weiterverwendung besonders erhaltenswerter Bausubstanz stellt daher eine Verbindung von Klimaschutz und Bauen dar, wie sie auch wiederholt von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Fachwelt gefordert wird. Trotzdem werden weiterhin transformierbare öffentliche Gebäudebestände unnötig abgerissen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Düttmann-Bau an der Urania.

Der Ansatz “Bestandsertüchtigung vor Neubau” hat insbesondere bei Nichtwohngebäuden ein hohes Potenzial zur Transformation. So setzt sich die Bundesregierung in ihrem Maßnahmenpaket von 2023 das konkrete Ziel, 250.000 Wohnungen durch Transformation von Gewerbeimmobilien zu schaffen. Auch der zukunftsgerechte Umbau von Bestandsschulen spielt eine wichtige Rolle für die Identifikation in Quartieren und den Schutz sozialer Milieus vor Verdrängung in unserer Stadt.

Die nun von der TU Berlin in Kooperation mit der Architektenkammer Berlin und dem Bündnis Klimastadt Berlin 2030 entwickelte Umbau-Agenda schlägt neun Punkte zur Veränderung des Umgangs mit dem Berliner Gebäudebestand vor. Sie basiert auf Erkenntnissen aus Lehr- und Forschungsformaten des Natural Building Lab der TU Berlin und bezieht sich auf bestehende Forderungen mehrerer landes- und bundesweiter Initiativen zur Bauwende.

Im Rahmen der Jahresausstellung des Instituts für Architektur der Technischen Universität Berlin findet am Mittwoch, den 19. Juli 2024, eine Podiumsdiskussion statt, bei der diese Umbau-Agenda vorgestellt wird. Vertreterinnen und Vertreter des Berliner Abgeordnetenhauses werden gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis über die über die Punkte der Umbau-Agenda und die Möglichkeiten einer politischen Umsetzung zu diskutieren.

Die Veranstaltung ist öffentlich und aufgrund von Platzkapazitäten ist die Teilnehmer:innenzahl begrenzt. Um eine verbindliche Anmeldung per Mail (event@nbl.berlin) wird deshalb gebeten.

Weitere Informationen hier

UPDATE: Auch der Tagespiegel hat hier ausführlich über die Veranstaltung berichtet.

Beim diesjährigen Tag der Architektur in Berlin stehen fast 100 Veranstaltungsorte auf dem Programm. In allen 12 Bezirken gibt es etwas zu erkunden: Führungen durch 66 Projekte werden angeboten und 33 Büros für Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Stadtplanung öffnen ihre Türen und laden zum Besuch ein. Manche am Samstag, manche am Sonntag, einige sogar an beiden Tagen. Vor Ort stehen dann Vorträge, Präsentationen, Ausstellungen, Führungen und natürlich Gespräche jeder Art und Form auf der Agenda.

Das gesamte Programm mit allen Terminen und laufend aktualisierten Infos und Uhrzeiten ist online.

zum Berliner Programm

Die Gewerbegenossenschaft ‚Eine für Alle‘ lädt ein zur Infoveranstaltung zum Atelierhaus Osdorfer Straße:

„Wir möchten diesen Auftakt nutzen, um Ihnen das Projekt und die Akteur:innen vorzustellen.

Wie vielleicht viele von Euch/Ihnen bereits mitbekommen haben, befindet sich unser Projekt Atelierhaus Osdorfer Straße derzeit in einem stadtpolitischen Schwebezustand. Ein Projekt, das über Jahre von Bezirk, Senat und Verwaltung vorbereitet wurde, zu dem die BiM als die Immobiliendienstleisterin des Landes Berlin im Rahmen eines Konzeptverfahrens eingeladen und welches unsere junge Genossenschaft gewonnen hat, wurde in Frage gestellt. Die Genossenschaft, sowie beteiligte Künstler:innen haben Jahre der Planung sowie Zeit, Geld und Energie investiert – nun droht Ihnen der Verlust ihrer Zukunftsperspektive!

Wir haben unser Finanzierungskonzept entsprechend der geäußerten Vorbehalte überarbeitet und sehen damit die Grundlage für die Zustimmung der Gremien geschaffen. Mit der geplanten Veranstaltung möchten wir das Konzept vorstellen, die unterschiedlichen Zielgruppen zusammen bringen und darüber hinaus einen Dialog aller Akteur:innen initiieren.

Ein Atelierhaus in gemeinschaftlichem Eigentum auf einem städtischen Grundstück, neu gebaut und trotzdem bezahlbar. Diese Idee ist einfach zu gut um wahr zu sein – aber nicht um wahr zu werden!

Wir freuen uns, wenn Sie den Termin ermöglichen können, um mit uns und allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen.“

Freitag, 21. Juni 2024
ab 16:00 Uhr 
auf dem Baugrundstück in der Osdorfer Str. 18
Berlin Lichterfelde

Anmeldung bis zum 15. Juni 2024

Zur Beauftragung von Mäckler Architekten für das Gestaltungshandbuch  Molkenmarkt

Dieser Tage wurde bekannt, dass das Land Berlin Christoph Mäckler Architekten Frankfurt Main mit der Erstellung des Gestaltungshandbuchs Molkenmarkt beauftragt hat. Damit hat Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt endgültig das Ergebnis des Wettbewerbsverfahren der Jahre 2021/ 2022 ausgehebelt. Zunächst hatte die im Sommer 2022 frisch berufene Senatsbaudirektorin auf der letzten Preisgerichtssitzung gegen die mehrheitliche Auffassung der Jury verhindert, dass OS arkitekter mit czyborra klingbeil architekturwerkstatt mit dem ersten Preis prämiert wurde. Abweichend vom Auslobungstext wurde kein klarer Sieger benannt, der üblicherweise mit der weiteren Bearbeitung beauftragt worden wäre. Stattdessen wurde mit Mäckler Architekten jetzt ein Büro ausgewählt, welches bereits vor Beginn der zweiten Wettbewerbsphase ausgeschieden war. Der städtebauliche Entwurf entsprach in der Verwendung vermeintlich historischer Raumbilder den ästhetischen Vorlieben der Senatsbaudirektorin, wies jedoch nach Einschätzung der Mehrheit der Jury eine Reihe funktionaler Mängel auf: Zu enge Innenhöfe, kleinteilige, nur eingeschränkt nutzbare Erdgeschosse, fehlendes Stadtgrün, nicht überzeugende Straßenräume, ungenügendes Mobilitätskonzept etc. (siehe Jurybegründung vom 29./30.11.2021).

Entwurf von Mäckler Architekten für den Molkenmarkt
Bild: Hans-Joachim Wuthenow / Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

Es befremdet, wenn die Senatsverwaltung das Büro für seine angebliche Expertise in kostenbewusstem, sozialem und ökologischem Wohnbau anpreist. Fakt ist, dass Christoph Mäckler als Leiter des Gestaltungsbeirats das Gesicht der Frankfurter Neuen Altstadt mitbestimmt hat. Statt der dort ursprünglich veranschlagten Kosten von 106 Millionen € kostete das Projekt am Ende 272 Millionen Euro. Angesichts der prekären Haushaltslage des Landes Berlin, dem dringenden Bedarf an leistbarem Wohnbau und der notwendigen Klimaanpassung der Stadt setzt der Berliner Senat falsche Prioritäten und opfert damit die Zukunftsfähigkeit Berlins für die bildhafte Reproduktion historischer Straßenansichten.

Besorgnis erregt dieses Vorgehen vor dem Hintergrund einer Deregulierung andernorts. Mit dem neuen § 246e BauGB setzt die Ampel-Regierung auf der Bundesebene eine Deregulierung des Bauwesens durch, die einer qualitätsvollen Stadtentwicklung den Boden entzieht. Während so für den Massenwohnungsbau Projekte ohne Beteilung und Umweltschutzbelange beschleunigt werden sollen, werden exquisite Innenstadtlagen, die nach Vorstellung von Kahlfelds Mitstreitern Wohlhabenden vorbehalten werden sollen, mit größter Akribie geplant. Petra Kahlfeldt hat mit ihren Interventionen am Molkenmarkt die Neubebauung schon um Jahre verzögert, was angesichts des akuten Mangels an bezahlbarem Wohn- und Atelierraum unverantwortlich ist.

Wir fordern die Rückkehr zu einer transparenten und verlässlichen Planungskultur in Berlin, die auf Basis der 2020/2021 erarbeiteten „8 Leitlinien für den Molkenmarkt“ agiert und eine zukunftsorientierte, klimagerechte und soziale Stadtentwicklungspolitik am Molkenmarkt anstrebt. Dafür braucht es verlässliche Planungs- und Genehmigungsverfahren für lebenswerte Stadtquartiere mit viel Grün und bezahlbaren Wohn- und Kulturräumen.

In diesem Jahr feiern die B.L.O. Ateliers ihr 20-jährige Jubiläum unter schwierigen Umständen: Aufgrund der kürzlich verhängten Nutzungsuntersagung durch die Vermieterin Deutsche Bahn, müssen die Türen zu Ateliers und Werkstätten leider geschlossen bleiben.
„Aber dennoch – jetzt erst recht! – wollen wir dieses Jubiläum gemeinsam mit Euch begehen – als ‘Tag der geschlossenen Tür’ auf dem ganzen B.L.O.-Areal. Wir laden euch herzlich ein, an diesem besonderen Tag ein Zeichen für den Erhalt von Kultur und Kunst in Berlin zu setzen.“

Programm

  • 13:00 Uhr: Bunte Parade vom Tuchollaplatz/Kaskelkiez zu den B.L.O. Ateliers. Diese Parade soll auf die aktuelle Situation der B.L.O. Ateliers und anderer bedrohter Kunst- und Kulturprojekte aufmerksam machen. Kommt zahlreich und laut, um unsere Stimmen zu vereinen!
  • 14:00 – 24:00 Uhr:
    • Internationale und lokale Livebands und Musiker*innen
    • Ambient Floor
    • Kunst-Installationen und Performances
    • diverse Workshops für Jung und Alt
    • Kinderprogramm
    • Speis und Trank
    • Infostände

Seit Ende April 2024 dürfen die B.L.O. Ateliers aufgrund einer Nutzungsuntersagung der Deutschen Bahn ihre Ateliers und Werkstätten nicht mehr betreten. Diese Maßnahme bedroht die Existenz von über 100 Künstler*innen und Kreativschaffenden, die in den B.L.O. Ateliers tätig sind. „Trotz dieser Einschränkungen wollen wir weiterhin ein lebendiger Teil der Berliner Kunst- und Kulturszene bleiben und laden euch ein, mit uns für den Erhalt dieses wichtigen Kreativstandorts zu kämpfen.“

Berlin droht ein Ateliersterben! So wie beim B.L.O. werden vielerorts kreative Freiräume umgewidmet und die Künstler*innen stehen plötzlich auf der Straße. Neue Räume sind schwer zu finden und kaum mehr bezahlbar. Kunst ist jedoch ein unverzichtbarer Bestandteil einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft. Sie fördert den Austausch, das Verständnis und die Kreativität, die wir alle brauchen, um gemeinsam zu wachsen.

Kommt und zeigt eure Unterstützung für die B.L.O. Ateliers und alle bedrohten Kulturprojekte. Lasst uns gemeinsam ein starkes Zeichen setzen für den Erhalt von Kunst und Kultur in unserer Stadt !

Samstag, 08. Juni 2024
13:00 – 24:00 Uhr

B.L.O.- Areal
Kaskelstraße 55
10317 Berlin

Eintritt frei.

Seit Ende April 2024 dürfen die Mieter*innen der B.L.O. – Ateliers aufgrund einer Nutzungsuntersagung der Deutschen Bahn ihre Ateliers und Werkstätten nicht mehr betreten. Diese Maßnahme bedroht die Existenz von über 100 Künstler*innen und Kreativschaffenden, die in den B.L.O. Ateliers tätig sind. 

Die B.L.O.-Ateliers sind seit 20 Jahren eine der größten Künstler*innengemeinschaften in Berlin. Das Spektrum ist einzigartig: Bildhauerei, Bogen- u. Bumerangbau, Fahrradbau, Filmeffekte, Fotografie, Graphik, Holzarbeiten, Malerei, Metallarbeiten, Möbelbau, Modedesign, Musik, Produktdesign, Stein- u. Betonarbeiten, Theater- u. Filmausstattung und vieles mehr.

In dem Veranstaltungsraum “Kantine” finden regelmäßig Konzerte, Film- u. Theateraufführungen, Vorträge und Ausstellungen statt. Einige Ateliers und Werkstätten bieten Workshops an.

Der Trägerverein Lockkunst e.V. organisiert regelmäßig gemeinnützige Projekte mit verschiedenen kulturellen und kommunalen Partnern.

Mit dem plötzlichen Betretungsverbot durch die Deutsche Bahn AG stehen diese kreativen Räume und die dortige Gemeinschaft vor einer unsicheren Zukunft.

Die Kreativen wollen nun für den Erhalt ihrer Räume kämpfen. Dass sie hier auf ein breite Unterstützung bauen können, zeigen bereits die über 20.000 Unterschriften einer Petition, welche sich gegen das Betretungsverbot und für offene Vertragsverhandlungen mit der Deutsche Bahn AG ausspricht.

Die Petition kann hier unterzeichnet werden.

Am 08. Juni planen sie außerdem ihr 20-jähriges Jubiläum mit einer Parade vom Tuchollaplatz und anschließendem Fest.
Link zur Veranstaltung

Artikel zu „B​.​L​.​O. Ateliers“

Orte

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Mieten, Betriebs- und Heizkosten explodieren, Löhne stagnieren. Täglich werden Menschen aus ihrem Zuhause verdrängt: Mietwohnungen werden in Eigentum umgewandelt, Menschen wegen „Eigenbedarfs“ gekündigt. Obdach- und Wohnungslosigkeit nimmt massiv zu. Ganze Nachbarschaften werden zerstört, Indexmietverträge zur Kostenfalle. Soziale Einrichtungen und Gewerbetreibende finden keine bezahlbaren Räume. Zweitwohnungen und Ferienapartments verwandeln ganze Kieze in Geisterviertel.

Gleichzeitig erleben wir ein Totalversagen der Politik: Die Bundesregierung verschleppt verbesserten Mieter:innenschutz, eine neue Wohngemeinnützigkeit und die Neuregelung des Vorkaufsrechts. Währenddessen schafft der Berliner Senat die sozialen Verpflichtungen bei den Landeswohnungsunternehmen ab und blockiert die Enteignung der Immobilienkonzerne.

Widersetzen wir uns!

Samstag, 1. Juni 2024
14 Uhr
Potsdamer Platz

weiter Informationen hier

Am 17. Mai eröffnete die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt Forum Berlin. Die Leerstellen dieser Schau sprechen Bände.
Der Versuch einer unvollständigen Ergänzung.


Volkspalast

Adrienne Goehler und Bruno Flierl hatten 2001 die Idee einer Zwischennutzung des Palasts nach der erfolgten Asbestsanierung in die Expertenkommission Historische Mitte eingebracht. Hieraus entstand die Initiative ZWISCHEN PALAST NUTZUNG welche 2003 das Konzept „1000 Tage“ für eine künstlerische Zwischennutzung der Flächen vorlegte. Durch die Blockade des Bundes konnte letztendlich aber nur eine Bespielung zwischen August und Oktober 2004 erfolgen. Gemeinsam mit dem „HAU – Hebbel am Ufer“ und den Sophiensælen fanden in dieser Zeit Diskussionen, Theater- und Tanzaufführungen statt – etwa von Sasha Waltz und Ruedi Häusermann. Auch ein Musikfestival und ein Ballabend, an dem das Publikum im Rohbau des Palasts selbst zu Tänzer*innen wurde gehörten zu dem vielfältigen Programm.

Nicht nur das Wappen der DDR wurde demontiert. Der Palast befindet sich 2005 innen im Rohbauzustand.
Bild: wikimedia.org – Denis Apel – licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.


Zweifel

Wie auch schon Nikolaus Bernau im Tagesspiegel vom 21. Mai 2024 richtig feststellte, findet ein ikonographisches Stück Palastgeschichte in der aktuellen Ausstellung überhaupt keine Erwähnung:

2005 installierte der norwegische Künstler Lars Ramberg den drei Stockwerk hohen Schriftzug „ZWEIFEL“ auf dem, durch die Asbestsanierung bereits entkernten, Palast. Als Kommentar zur Debatte und den Entwicklungen rund um den Palast, sprach dieses Werk nicht nur Berliner*innen aus der Seele.

Sprach vielen Mensschen aus der Seele: Der Schriftzug „ZWEIFEL“ auf dem Palast der Republik, 2005.
Bild: wikimedia.org – Lars Ø Ramberg – licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.


Fachwelt

Die Diskussion um die Zukunft des Palasts der Republik verursachte gerade auch in der planerischen Fachwelt hohe Wellen. So schlug etwa die Plattform Nachwuchsarchitekten 2005 in ihrem Beitrag für die Ausstellung „FIND THE GAP. Neue Köpfe und Wege in der Architektur “ im Aedes Forum (11.11. bis 11.12.2005) vor, den Palast samt Abrisskosten an eine Bürgerstiftung zu übertragen. Vorbild war hier die Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in Nordrhein-Westfalen deren Motto lautet „Alles stehen lassen und der Entwicklung Zeit geben“ statt „Abriss auf Vorrat“. Geschlossen hat die Plattform Nachwuchsarchitekten ihren Appell übrigens mit den Worten „Denn Bauen im Bestand ist die Herausforderung unserer Zukunft.“ Wir heute, in der Zukunft von damals, können dies nur bestätigen.

Kreative Köpfe für den Palast der Republik: Werben für den kreativen Umgang mit erhaltenswerter Bausubstanz
Bild und Konzeption: www.plattformnachwuchsarchitekten.de | Portraitfotografie: Bettina Keller

Die Ausstellung „Hin und Weg. Der Palast ist Gegenwart“ der Stiftung Humboldt Forum ist ein Zynismus. Schließlich hat der Bund in den Jahren 2006 bis 2008 den Palast der Republik gegen alle Kritik vollständig abgerissen. Damit ignorierte er bewusst Vorschläge, Teile des Palastes wegen seiner Bedeutsamkeit für die deutsche Geschichte in den Bau des Berliner Schlosses, und damit das Humboldt Forum zu integrieren, wie sie etwa die Internationale Expertenkommission Historische Mitte Berlins (2001/2002) gemacht hatte. Nun wirbt man mit der „Gegenwart“ des ausradierten Palastes.

Der Abriss war eine politische Grundsatzentscheidung. Stolz betont der Förderverein Berliner Schloss: „Es sieht alles so normal aus, als ob hier nie etwas anderes gestanden hätte“ (Wilhelm von Boddien, Mai 2022). Im Namen der einen, idealisierten preußisch-deutschen Geschichte wurden die Spuren der anderen Geschichte, der Geschichte von Gewalt, Umsturz und Teilung im 20. Jahrhunderts ausradiert und durch ein idealisiertes Bausymbol Preußens und des deutschen Kaiserreichs überschrieben. Jeder vorgeschlagene Eingriff in die äußere Erscheinung wird dagegen als Schändung tabuisiert und diffamiert, ob der Vorschlag der Gründungsintendanz, den „Zweifel“ von Lars Ramberg auf den Bau temporär zu montieren, oder mit einer LED-Installation den umstrittenen Schriftzug der Kuppel nachts zu überblenden.

Im Inneren dagegen begegnet man den Phantomschmerzen, die der rechtslastige und nationalistische Geschichtsrevisionismus hervorgerufen hat, etwa in Gestalt der im ganzen Haus verteilten Palast-Devotionalien und den im Shop erhältlichen Palast-Souvenirs; und nun auch einer – zudem nur temporären – Ausstellung. Damit wird weder das problematische Geschichtsnarrativ des Bauwerks noch dessen revisionistische Position im identifikatorischen Narrativ der Berliner Republik korrigiert. Die Ausstellung bleibt ein fadenscheiniges Feigenblatt, solange es nicht zu einer Korrektur der äußeren Erscheinung des Bauwerks kommt. Das doppelte Spiel der Stiftung – ihre fortgesetzte Zusammenarbeit mit dem rechtslastigen Förderverein Berliner Schloss trotz eindeutig identifizierter rechtsradikaler Spender und Mitglieder einerseits, die Thematisierung des Palastes der Republik andererseits, geht nicht auf. Die Konflikte des Ortes und damit verbunden des Schlossneubaus werden nicht produktiv gemacht und ausgetragen, sondern in einem Kulturprogramm eingehegt und übertüncht.

Einst wurde versprochen, dass das Humboldt Forum als Agora diene, auf der die Weltprobleme in einem herrschaftsfreien Diskurs verhandelt werden sollten. Doch es gelingt nicht einmal, die eigenen Probleme, etwa die Geschichte des Ortes, in glaubwürdiger Form zu verhandeln, trotz der üppigen Finanzierung der Einrichtung. 

Die Zeit der Augenwischerei ist vorbei. Es gilt nun endlich, das Offenkundige zu tun, die Geschichte des Ortes nicht in das Gebäudeinnere und separate Ausstellungen zu verbannen, sondern den Gebäudekomplex seiner komplexen Geschichte entsprechend zu vervollständigen. Dazu müssen die bislang verdrängten Teile deutscher Geschichte sichtbar gemacht, die Spuren der Zeit nach dem Kaiserreich – von der Revolution 1918, der Weimarer Republik, des II. Weltkriegs, der Nachkriegszeit einschließlich DDR und Wiedervereinigung – in das Bauwerk eingeschrieben werden. Erst wenn der Bau aus seinem Gefängnis der Geschichtsklitterung befreit wird, wird man hier Ausstellungen ernst nehmen und wertschätzen können. Nur dann kann das Bauwerk die deutsche Geschichte repräsentieren, für die die Berliner Republik in ihrem Bekenntnis zur kritischen Vergangenheitsaufarbeitung steht.

Elisabeth Broermann
Tore Dobberstein
Dorothee Dubrau
Stella Flatten
Thomas Flierl
Benjamin Foerster-Baldenius
Harry Friebel
Andreas Haase
Theresa Keilhacker
Doris Kleilein
Anton Maegerle
Philipp Misselwitz
Philipp Meuser
Henrike Naumann
Anh-Linh Ngo
Heike Ollertz
Philipp Oswalt
Christoph Petras
Fred Plassmann
Alexander Römer
Philipp Ruch
Jochen Sandig
Steffen Schuhmann
Marianna Sonneck
Till Sperrle
Alexander Stumm
Tina Veihelmann
Jörn Weisbrodt
Jürgen Zimmerer

Die Unterzeichnenden gehören zu den Beteiligten von ZwischenPalastNutzung/ Volkspalast 2004/2005 und/oder der Initiative Schlossaneignung von 2024.  Die Website schlossaneignung.de wird in ca. zwei Wochen online gehen.

Vom 13. – 17. Mai entwickeln Architekturstudierende der Uni Kassel und der Uni Stuttgart Strategien des kleinstmöglichen Eingriffs als Impuls und Diskussionsbasis für die zukünftige Entwicklung des Straßenbahndepots in der Belziger Straße. Das Straßenbahndepot wird zu einer Projektionsfläche.

Im Beteiligungsverfahren von 2017/18 äusserten Bürger*innen den Bedarf an einer sozio-kulturellen Nutzung am Standort. Die Senats- verwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt plant zwei Schiffe für die Probebühnen der Berliner Theater in Anspruch zu nehmen. Der Bezirk ist an einer sozio-kulturellen Nutzung im dritten Schiff interessiert. Nun soll durch eine Machbarkeitsstudie die von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport beabsichtigte Nutzung als Polizei- und Feuerwehrmuseum überprüft werden.

Wie geht es weiter? Ist eine Umnutzung im Sinne der Bewohner*innen und des Bezirks in Zukunft noch realistisch? Kann in der Zwischenzeit ein demokratischer Ort für die Nachbarschaft entstehen?

Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeister Tempelhof-Schöneberg Dr. Alexander Stumm, Universität Kassel

Vertr.-Prof. Markus Vogl, Universität Stuttgart

Kristin Lazarova, Urbane Praxis e.V.

Studierende der Universität Kassel und der Universität Stuttgart 

diskutieren mit der Nachbarschaft

Donnerstag, 16.05.2024

15:30-16:30 Uhr

Heinrich-Lassen-Park, Berlin

(bei Regen im Rathaus Schöneberg)

Artikel zu „Altes Straßenbahndepot“

Orte

Worum geht es?

Das Autobahndreieck Funkturm, eines der frequentiertesten Autobahnkreuze überhaupt, wird neu geplant. Die Neuplanung befindet sich im Planfeststellungsverfahren.

Diesen Plan wollen wir nicht!

Die vorliegende DEGES-Planung verschiebt den motorisierten Verkehr von den Magistralen Messedamm und Masurenallee in die umliegenden Wohngebiete. Noch mehr Autoverkehr in den Stadtstraßen wird zu noch mehr Unfällen und noch höherer Belastung durch Lärm und Dreck führen.

Was ist unser Ziel?

Unser Ziel ist eine zusätzliche Ein- und Ausfahrt vom Stadtring zur Halenseestraße, um die angrenzenden Stadtstraßen zu entlasten. Das bedeutet mehr Sicherheit, weniger Lärm und weniger Emissionen.

Worum geht es? – Umbau des Autobahn­dreiecks Funkturm


Wann wird entschieden?

Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens haben nicht nur der AK Verkehr, sondern auch viele Nachbarn Einwendungen gegen die Planung eingereicht. Die DEGES hat jede Einwendung abgelehnt. Jetzt liegt die Entscheidung über die Genehmigung beim Fernstraßenbundesamt (FBA). Die Anhörung findet vom 23. April bis zum 16. Mai statt.


Was können Sie und wir dafür tun?

Jeder, der einen Einwendung eingereicht hat, kann bei der Anhörung seine Kritik vorbringen, und die Ablehnung der DEGES entkräften.

Öffentlichkeit schaffen: Kennen Sie Politiker oder Medien, die die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen? Sprechen Sie sie an!

Spenden: Damit unterstützen Sie die juristische Unterstützung im Planfeststellungsverfahren und unsere PR Maßnahmen


Praktische Hinweise für Einwender

Die Anhörung findet im Mercure Hotel MOA Berlin, Stephanstraße 41, 10559 Berlin (Zugang über Stephanstraße 38-43, Ecke Birkenstraße/Stephanstraße – Haupteingang „MOA Bogen“, 1. Obergeschoss; im Haus Erreichbarkeit über Rolltreppen bzw.
Fahrstühle) statt. Der Einlass beginnt jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn.

An der Anhörung darf nur teilnehmen, wer eine Einwendung eingereicht hat.

Eingelassen wird man nur mit Personalausweis und dem Anschreiben des Fernstraßen-Bundesamts (bzw. mit der Eingangsnummer, die auf dem Anschreiben steht.)

Es gab mehrere Sammeleinwände. Da wir die Nachbarn, die dort unterschrieben haben, nicht immer einzeln erreichen, veröffentlichen wir die Stellungnahmen der DEGES auf die Sammeleinwände auf dieser Seite – mit dem Anschreiben. Das Anschreiben enthält die Eingangsnummer, die notwendig ist, um an der Anhörung teilzunehmen: –>zu den Antworten auf die Sammeleinwendungen .

Anhörungstermine:

Di., 23. Apr.: Klausener Platz: 14059, 10589, 14057
Mi., 24. Apr.: Branitzer Platz: 14050, 14052
Do., 25. Apr.: Eichkamp: 14055
Fr., 26. Apr.: Hilde-Ephraim-Straße: 14193, alle anderen PLZ
Mo., 29. Apr.: Leitungs- und Medienträger
Di., 30. Apr.: RA E0177, E0175 und E0180 – unser Haupteinwand
Do., 2. Mai.: Messe Berlin u.a.
Fr., 3. Mai.: Bezirk, verschiedene Senatverwaltungen, …
Mo., 6. Mai.: RA-Kanzleien: E0395 und E0174
Di., 7. Mai.: Diverse Umwelt/Naturschutz-Organisationen
Mi., 8. Mai.: Diverse Träger öffentlicher Belange
Mo., 13. Mai. – Do., 16. Mai.: Reserve


Was plant der AK Verkehr?

Bis zur Anhörung werden wir unsere Kritikpunkte noch einmal auf den neuesten Stand bringen. Bei der Anhörung werden die beiden Kanzleien (GGSC, Gulde & Partner), Vertreter des AK-Verkehr und weitere Einwendende anwesend sein. Die umfassende Einwendung von Vertretern des AK Verkehr und des Kiezbündnisses wird durch die Kanzlei GGSC vertreten werden, die Lärmschutz-Einwendung durch Gulde & Partner.

Weitere Infos: https://umbaudreieckfunkturm.de/

Demonstration gegen Mietenwahnsinn, Verdrängung und Wohnungsnot am 1. Juni 2024, 14 Uhr, Potsdamer Platz

Mieten, Betriebs- und Heizkosten explodieren, Löhne stagnieren. Täglich werden Menschen aus ihrem Zuhause verdrängt: Mietwohnungen werden in Eigentum umgewandelt, Menschen wegen „Eigenbedarfs“ gekündigt. Obdach- und Wohnungslosigkeit nimmt massiv zu. Ganze Nachbarschaften werden zerstört, Indexmietverträge zur Kostenfalle. Soziale Einrichtungen und Gewerbetreibende finden keine bezahlbaren Räume. Zweitwohnungen und Ferienapartments verwandeln ganze Kieze in Geisterviertel.

Gleichzeitig erleben wir ein Totalversagen der Politik: Die Bundesregierung verschleppt verbesserten Mieter:innenschutz, eine neue Wohngemeinnützigkeit und die Neuregelung des Vorkaufsrechts. Währenddessen schafft der Berliner Senat die sozialen Verpflichtungen bei den Landeswohnungsunternehmen ab und blockiert die Enteignung der Immobilienkonzerne.

Widersetzen wir uns!

Die Mietenkrise ist kein Naturgesetz. Gemeinsam können wir die Verhältnisse ändern, wenn wir uns organisieren. Egal ob Alteingesessene oder Neu-Berliner:innen, ob Alleinerziehende, junge Familien oder Rentner:innen, ob Arbeiter:innen, prekär Beschäftigte, Auszubildende oder Studierende: Es betrifft uns alle – und stark sind wir nur zusammen!

Am Samstag, den 1. Juni wollen wir gemeinsam unseren Protest auf der Straße zeigen. Wir wollen kurz vor der Europawahl deutlich machen, dass eine soziale Politik das beste Mittel gegen den Rechtsrutsch ist. Und wir wollen vor dem „Tag der Immobilienwirtschaft“ (der größten Lobbyveranstaltung der Immobilienbranche, die am 11. Juni 2024 im Tempodrom stattfindet) ein starkes Zeichen setzen:

• Für eine radikale Wende in der Wohnungspolitik, die die Mieter:innen ins Zentrum stellen muss und NICHT die Interessen von Eigentümer:innen und Spekulanten. Gegen Profite mit unserer Miete.

• Für bezahlbaren Wohnraum für alle und einen bundesweiten Mietendeckel.

• Für die Vergesellschaftung von Wohnraum und die Umsetzung des Volksentscheids „Deutsche Wohnen & Co enteignen“.

• Gegen Indexmietverträge, Eigenbedarfskündigungen und die Zweckentfremdung von Wohnraum.

• Gegen die Spekulation mit Boden in Stadt und Land.

• Gegen rassistische Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Für ein solidarisches Miteinander. Für unbürokratische Anmeldungen für alle.

• Für Sanierung statt Abriss. Für eine soziale Wärmewende, die nicht auf Kosten der Mieter:innen geht.

• Für die Beendigung der Obdachlosigkeit. Gegen Zwangsräumungen.

• Für bezahlbare Räume für Kleingewerbe und soziale Einrichtungen. Für Freiräume für Kultur und Kreativität in unserer Stadt.

Lasst uns am 1. Juni zu Tausenden aus allen Kiezen und Bezirken auf die Straße gehen und zeigen, dass wir stark und vielfältig sind.

Wohnraum ist keine Ware – sondern ein Menschenrecht.

Die Vorbereitungen zur Mietendemo findet beim #Mietenwahnsinn-Plenum jeden zweiten Dienstag um 19 Uhr im Kiezanker 36 (Cuvrystr. 13/14, 10997 Berlin) statt. Nächste Termine: 9.4., 23.4., 7.5..

Mehr Infos und Kontakt unter: www.mietenwahnsinn.info

Nein, so geht man nicht mit Bäumen um, lieber Herr Gaebler, erst recht nicht, wenn man Senator für Stadtentwicklung bei zunehmender Hitze, Dürre und Klimaerwärmung ist!

Als Berliner Organisationen und Initiativen, die sich für mehr Stadtgrün einsetzen, rufen wir zur gemeinsamen Demonstration gegen das “Schneller-Fällen-Gesetz” auf, getarnt unter dem Deckmantel eines “Schneller-Bauen-Gesetz” für den Wohnungsbau. Dieses Gesetz bedroht die grüne Lunge unserer Stadt!

Termin: Freitag, 26. April, 8:30 Uhr, zwei Tage vor dem Umweltfestival Berlin am Brandenburger Tor

Ort: Humboldtforum / Schlossplatz / Ecke Breite Straße, Demo-Marsch zu den Großbaustellen Molkenmarkt und Alexanderplatz via Rathausstraße / Gustav-Böß-Straße / Alexanderplatz und Abschlusskundgebung vor dem Roten Rathaus. Die Demonstration ist offiziell angemeldet.

Mitbringen: Eine Pflanze, einen Zweig, etwas Grün, mit einer Grußkarte und Absender-Adresse, um sie dem Regierenden Bürgermeister zu schenken, um ein Zeichen für mehr Bäume und Stadtgrün in Berlin zu setzen.

Warum wir demonstrieren? Der Regierende Bürgermeister von Berlin hat zugelassen, dass sein Senator für Stadtentwicklung den Entwurf eines “Schneller-Bauen-Gesetzes” vorlegt, das in seiner aktuellen Form eher ein “Schneller-Fällen-Gesetz” ist. Wir verstehen die Dringlichkeit, mehr Wohnraum und soziale Infrastruktur zu schaffen, aber wir dürfen nicht zulassen, dass dafür unsere Bäume und wertvollen Grünflächen geopfert werden. Wir alle wissen, welchen unschätzbaren Wert Bäume und Grünflächen für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit, die Artenvielfalt und unser Stadtklima haben – vor allem angesichts des Klimawandels, der immer häufiger Hitzewellen und Dürren mit sich bringt.

Schließt Euch deshalb unserer Bewegung an! Am Freitag, den 26. April rufen wir zu einer gemeinsamen Demonstration auf, um unsere Anliegen deutlich zu machen: Mehr Stadtgrün statt schneller Bäume fällen. Gemeinsam können wir uns  für ein “Schneller-Bäume-Pflanzen-Gesetz” stark machen, das den Herausforderungen Wohnungsbau, wachsende Stadt und (!!) Klimawandel, Hitze und Artenschutz gerecht wird. Es kann nicht angehen, dass im Jahr 2024 ein “Schneller-Bauen-Gesetz” diese Themen vollständig ignoriert. Deshalb übergeben wir dem Regierenden Bürgermeister unsere Stadtgrün-Zeichen.

Lasst uns gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft kämpfen, in der Bäume nicht als Hindernisse, sondern als unverzichtbare Partner im Stadtleben betrachtet werden.

Mobilisiert Eure Freundinnen und Freunde, Bekannte, Kollegen und Kolleginnen, Familien und Nachbarschaft. Lasst uns am 26. April gemeinsam auf die Straße gehen, um der Betonpolitik ein Baum- und Stadtgrün-Zeichen zu setzen!

Die aufrufenden Organisationen:

NABU Berlin, Initiative Volksentscheid Baum

Aufzugstrecke: https://maps.app.goo.gl/wFJS1EdCZRYZFesF7 

Schlossplatz -> Rathausstraße -> Spandauer Straße -> Gustav-Böß-Straße -> Abbiegen nach links auf den Alexanderplatz gegenüber der Alexanderstraße -> Weltuhr -> Rathausstraße -> Haupteingang Rotes Rathaus

Eine Paneldiskussion organisiert von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Verein Urbane Praxis in Zusammenarbeit mit Angelika Hinterbrandner und Laura Bertel

Termin:                       Donnerstag, 22. Februar 2024 19:00 Uhr
Ort:                             Kiezraum Dragonar Areal, 10963 Berlin Kreuzberg

Die gegenwärtigen Herausforderungen im Wohnungsbau und die Klimakrise sind eng miteinander verflochten und stellen insbesondere für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen eine zunehmende Belastung dar. In Krisenzeiten gewinnt das Thema Wohnen als sozialer Sicherheitsanker zusätzlich an Bedeutung, während die Realisierung bezahlbaren Wohnraums verstärkt durch ökonomische Dynamiken, wie dem Zinsanstieg, scheinbar in weite Ferne rückt. Das ambitionierte Ziele der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, rückt in weite Ferne. Aktuell diskutierte Maßnahmen wie der sogenannte „Bau-Turbo“ kontrastieren die Notwendigkeit der Wohnungskrise holistisch und vorausschauend entgegenzutreten. Umfassende und dringenden Maßnahmen in Bereichen der Bestandserhaltung, Bodenpolitik und im Mietrecht bleiben dagegen weiterhin unbeachtet.

Die notwendige Bau- und Wohnwende, die eine ganzheitliche Betrachtung erfordert, findet in politischen Diskussionen noch nicht genügend Beachtung. Anstatt den Bereich Wohnen als Chance für eine sozial und klimagerecht ausgerichtete Bauwende zu begreifen, zeugen die derzeitigen politischen Debatten in Deutschland von fehlenden Visionen und kurzfristigem Agieren. 

In diesem Kontext lädt die Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Verein Urbane Praxis zur Paneldiskussion ein, die am 22. Februar 2024 im Kiezraum auf dem Dragoner Areal stattfindet. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Planung sollen Ansätze zur Lösung der Wohnungskrise diskutiert, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Interessengruppen identifiziert und konkrete Strategien entwickelt werden, um Wohnraum nachhaltig und sozial gerecht zu gestalten.

Teilnehmende Expert*innen:Irmela Colaço, Bundesverband für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Bernhard Daldrup, Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen
Prof. Dr. Gabu Heindl, Universität Kassel
Maurice Höfgen, Journalist und Autor
Moderation: Angelika Hinterbrandner, ETH Zürich

Wir bieten außerdem einen „Open Seat“ am Panel, der es dem Publikum ermöglicht, aktiv an der Diskussion teilzunehmen. Wir laden Sie herzlich ein, bei dieser wichtigen Diskussion dabei zu sein. Der Eintritt ist frei.

Anmeldung via:          https://www.fes.de/veranstaltungen/veranstaltungsdetail/275014
Kurzlink:                     https://bit.ly/Wohnungskrise-Nachhaltig-Lösen

In der der taz spricht der ehemalige Leiter des Bauhauses in Dessau und Professor für Architekturtheorie, Philipp Oswalt, über die Rekonstruktion historischer Bauten und deren Bedeutung für konservative und rechte Identitätskonstruktion.

„In der Psychologie spricht man von Deckerinnerung. Die Geschichte von der guten heilen Welt der Vergangenheit wird in den Vordergrund gerückt und soll alle Abgründe überdecken.“

Das ganze Interview kann hier gelesen werden

Von Philipp Oswalt

Die Stifterin Marie-Luise Schwarz Schilling eröffnete am 3. September 2023 den Abschlussabend ihres sogenannten Mitte-Fests in der Parochialkirche mit der Geschichte von Odysseus und den Lotophagen. So wie Odysseus Gefährten ihre Herkunft und ihre Ziele vergessen haben, so hätten die Berliner ihre historische Mitte vergessen, und gegen diese Amnesie wende sie sich.  Dafür hat sie die Stiftung Berlin Mitte gegründet, mit der sie an diesem Wochenende das zweite Mittefestival durchgeführt. Marie-Luise Schwarz Schilling wohnt im selben Haus wie der Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeld und ist nach deren Amtsantritt aktiv geworden. Mit ihren Mitteln unterstützt sie die konservative Agenda der Architekten und ihrem im AIV organisierten Netzwerk. Viel Unterstützung erfährt sie dabei von dem Verleger der Berliner Zeitung Holger Friedrich, für den das Büro Kahlfeld ein Haus gebaut hat und der das Wirken von Marie-Luise Schwarz Schilling als begrüßenwertes bürgerschaftliches Engagement präsentiert. Sie alle wollen, dass die Berliner Altstadt nach dem Vorbild der Frankfurter rekonstruiert wird, für die „Reichen und Schönen“, wie es Stiftungsvorstand Benedikt Goebel unverblümt sagt.

Während man fotorealistische Rendering von Bebauungsvorschlägen präsentiert, welche die verlorenen Bauten wieder 1:1 in die heutige Stadtlandschaft implantieren, will man andere Dinge lieber nicht so genau wissen oder an sie erinnert werden. Ausgeschwiegen wird sich über die Frage, woher das Vermögen den stammt, mit welchem die Stiftung Mitte Berlin nun auf die Berliner Stadtpolitik Einfluss nimmt. Marie-Luise Schwarz Schilling hatte 1957 die Accumulatorenfabrik Sonnenschein von ihrem Vater geerbt. Und deren Gewinne basieren nicht zuletzt auf einer verbrecherischen Ausbeutung von Mensch und Umwelt.

Die 1910 gegründete Accumulatorenfabrik Sonnenschein erlebte als militärischer Ausrüster im Nationalsozialismus einen stürmischen Aufschwung. 1936 und dann nochmals 1938 musste die Firma ihren Standort in Berlin wechseln, um ihrem enorme Wachstum Raum geben zu können. Am letzten Standort in Berlin-Mariendorf befand sich ein kleines Zwangsarbeitslager mit drei Baracken für 40 – 80 sowjetische Kriegsgefangene. In der Kriegszeit wurde zudem ein Zweigwerk in Leipa (Böhmen) in Betrieb genommen. Die Mitarbeiterzahl stieg von 6 Personen im Jahr 1926 auf 338 im Jahr 1943. Für die Ausbeutung der Zwangsarbeiter hat Marie-Luise Schwarz Schilling selbst nie eine Kompensation bezahlt. 1992 verkaufte sie die Firma.          

Nach Kriegsende wurde die in guten Teil zerstörte Produktionsstätte wiederaufgebaut. Durch massive Verstöße gegen gesetzliche Regeln, u.a. den illegalen Betrieb einer Bleischmelzanlage, verursachte die Fabrik in den 1970er und 1980er Jahren massive Verseuchungen der Umgebung mit Blei und Schwefelsäure. Grenzwerte wurden im angrenzen Wohnviertel und dessen Spielplatz um das Tausendfache überschritten. Der Fall erregte damals bundesweite Aufmerksamkeit und gehört zu den größten Umweltskandalen Westberlins. In einem Strafprozess verurteilte das Berliner Amtsgericht 1991 zwei der Geschäftsführer der Firma zu hohen Geldstrafen. Strafmildernd wurde gewürdigt, daß sich seitens der damaligen Berliner Umweltverwaltung »niemand bemüßigt gefühlt habe, der Werksleitung auf die Finger zu sehen«. (Bericht tageszeitung, 12.3.1993). Die FirmeninhaberIn wurde nicht zur Rechenschaft gezogen und konnte die mittels schwerer Umweltkriminalität erzielten Gewinne behalten.

Auch anders wußte Marie-Luise Schwarz Schilling von ihren guten Kontakten in die Politik zu profitieren. 1982 wurde ihr Mann Christian Bundespostminister, der zu „Kohls affärenreichster Minister“ wurde. Auslöser dieser Affären waren meist die Verwicklungen des Familienunternehmens seiner Frau in Schwarz-Schillings politische Entscheidungen. So setzte sich der Postminister für den Ausbau von Kupferkabelnetzten ein, als längst die Zeichen auf Glasfasernetzen standen. Die Sonnenschein KG seine Frau hatte zwei Jahre zuvor die Projektgesellschaft für Kabelkommunikation (PKK) mitbegründet, die durch Schwarz Schillings politischen Weichenstellungen begünstigt wurde.

Auch wenn man daran heute nicht mehr erinnert werden will, knüpft man offenkundig gerne an die einst erworbene Expertise, wie man den Staat zur Beute macht, heute wieder an.  Marie-Luise Schwarz Schilling will sich im Molkenmarktquartier unternehmerisch „engagieren“, aber fordert selbstredend, die Grundstücke unter Marktwert verkauft zu bekommen. Zugleich unterstütze sie die Forderung der Stiftung „Berlinsches Gymnasium zum Grauen Kloster“ auf Restitution der Grundstücke des ehemaligen Grauen Kloster, um an diesem Standort eine Eliteschule zu errichten. Doch diese wurde erst nach 1945 in Westberlin gegründet, und so verblüfft die Dreistigkeit eines solchen aus der Luft geholten Begehrens, dass aber an dem Abend von allen Rekonstuktionsfreunden des Berliner Senats und der Berliner Senatsverwaltung teils widerspruchslos hingenommen, teils explizit unterstützt wurde.

Das „Sport- und Erholungszentrum (SEZ)“ an der Landsberger Allee soll nach Plänen des Schwarz-Roten Senats abgerissen werden. Das 1981 nach Plänen eines schwedischen Architektenteams fertiggestellte Prestigeprojekt galt zeitweise als das größte Sport-und Erholungszentrum weltweit. Mit dem Abriss soll, nach dem Palast der Republik, ein weiteres Schlüsselwerk der DDR-Architektur verschwinden.

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Von Philipp Oswalt

Die Stifterin Marie-Luise Schwarz Schilling eröffnete am 3. September 2023 den Abschlussabend ihres sogenannten Mitte-Fests in der Parochialkirche mit der Geschichte von Odysseus und den Lotophagen. So wie Odysseus Gefährten ihre Herkunft und ihre Ziele vergessen haben, so hätten die Berliner ihre historische Mitte vergessen, und gegen diese Amnesie wende sie sich.  Dafür hat sie die Stiftung Berlin Mitte gegründet, mit der sie an diesem Wochenende das zweite Mittefestival durchgeführt. Marie-Luise Schwarz Schilling wohnt im selben Haus wie der Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeld und ist nach deren Amtsantritt aktiv geworden. Mit ihren Mitteln unterstützt sie die konservative Agenda der Architekten und ihrem im AIV organisierten Netzwerk. Viel Unterstützung erfährt sie dabei von dem Verleger der Berliner Zeitung Holger Friedrich, für den das Büro Kahlfeld ein Haus gebaut hat und der das Wirken von Marie-Luise Schwarz Schilling als begrüßenwertes bürgerschaftliches Engagement präsentiert. Sie alle wollen, dass die Berliner Altstadt nach dem Vorbild der Frankfurter rekonstruiert wird, für die „Reichen und Schönen“, wie es Stiftungsvorstand Benedikt Goebel unverblümt sagt.

Während man fotorealistische Rendering von Bebauungsvorschlägen präsentiert, welche die verlorenen Bauten wieder 1:1 in die heutige Stadtlandschaft implantieren, will man andere Dinge lieber nicht so genau wissen oder an sie erinnert werden. Ausgeschwiegen wird sich über die Frage, woher das Vermögen den stammt, mit welchem die Stiftung Mitte Berlin nun auf die Berliner Stadtpolitik Einfluss nimmt. Marie-Luise Schwarz Schilling hatte 1957 die Accumulatorenfabrik Sonnenschein von ihrem Vater geerbt. Und deren Gewinne basieren nicht zuletzt auf einer verbrecherischen Ausbeutung von Mensch und Umwelt.

Die 1910 gegründete Accumulatorenfabrik Sonnenschein erlebte als militärischer Ausrüster im Nationalsozialismus einen stürmischen Aufschwung. 1936 und dann nochmals 1938 musste die Firma ihren Standort in Berlin wechseln, um ihrem enorme Wachstum Raum geben zu können. Am letzten Standort in Berlin-Mariendorf befand sich ein kleines Zwangsarbeitslager mit drei Baracken für 40 – 80 sowjetische Kriegsgefangene. In der Kriegszeit wurde zudem ein Zweigwerk in Leipa (Böhmen) in Betrieb genommen. Die Mitarbeiterzahl stieg von 6 Personen im Jahr 1926 auf 338 im Jahr 1943. Für die Ausbeutung der Zwangsarbeiter hat Marie-Luise Schwarz Schilling selbst nie eine Kompensation bezahlt. 1992 verkaufte sie die Firma.          

Nach Kriegsende wurde die in guten Teil zerstörte Produktionsstätte wiederaufgebaut. Durch massive Verstöße gegen gesetzliche Regeln, u.a. den illegalen Betrieb einer Bleischmelzanlage, verursachte die Fabrik in den 1970er und 1980er Jahren massive Verseuchungen der Umgebung mit Blei und Schwefelsäure. Grenzwerte wurden im angrenzen Wohnviertel und dessen Spielplatz um das Tausendfache überschritten. Der Fall erregte damals bundesweite Aufmerksamkeit und gehört zu den größten Umweltskandalen Westberlins. In einem Strafprozess verurteilte das Berliner Amtsgericht 1991 zwei der Geschäftsführer der Firma zu hohen Geldstrafen. Strafmildernd wurde gewürdigt, daß sich seitens der damaligen Berliner Umweltverwaltung »niemand bemüßigt gefühlt habe, der Werksleitung auf die Finger zu sehen«. (Bericht tageszeitung, 12.3.1993). Die FirmeninhaberIn wurde nicht zur Rechenschaft gezogen und konnte die mittels schwerer Umweltkriminalität erzielten Gewinne behalten.

Auch anders wußte Marie-Luise Schwarz Schilling von ihren guten Kontakten in die Politik zu profitieren. 1982 wurde ihr Mann Christian Bundespostminister, der zu „Kohls affärenreichster Minister“ wurde. Auslöser dieser Affären waren meist die Verwicklungen des Familienunternehmens seiner Frau in Schwarz-Schillings politische Entscheidungen. So setzte sich der Postminister für den Ausbau von Kupferkabelnetzten ein, als längst die Zeichen auf Glasfasernetzen standen. Die Sonnenschein KG seine Frau hatte zwei Jahre zuvor die Projektgesellschaft für Kabelkommunikation (PKK) mitbegründet, die durch Schwarz Schillings politischen Weichenstellungen begünstigt wurde.

Auch wenn man daran heute nicht mehr erinnert werden will, knüpft man offenkundig gerne an die einst erworbene Expertise, wie man den Staat zur Beute macht, heute wieder an.  Marie-Luise Schwarz Schilling will sich im Molkenmarktquartier unternehmerisch „engagieren“, aber fordert selbstredend, die Grundstücke unter Marktwert verkauft zu bekommen. Zugleich unterstütze sie die Forderung der Stiftung „Berlinsches Gymnasium zum Grauen Kloster“ auf Restitution der Grundstücke des ehemaligen Grauen Kloster, um an diesem Standort eine Eliteschule zu errichten. Doch diese wurde erst nach 1945 in Westberlin gegründet, und so verblüfft die Dreistigkeit eines solchen aus der Luft geholten Begehrens, dass aber an dem Abend von allen Rekonstuktionsfreunden des Berliner Senats und der Berliner Senatsverwaltung teils widerspruchslos hingenommen, teils explizit unterstützt wurde.

Wie bewerten Planer:innen und Archiktekt:innen die Berliner Bauordnungsnovelle? Welche bodenpolitischen Spannungsfelder zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Ansprüchen gilt es darüber hinaus zu bewältigen und wie kann das gelingen? Im Interview mit Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, sprach Dariya Kryshen über dringend benötigte Gesetzesanpassungen, die Forderung nach einer Abrissgenehmigungspflicht und die Notwendigkeit einer weitsichtigen und interdisziplinären Beplanung von Grundstücken.

Ganzes Interview lesen: Magazin StadtNeudenken

Die aufwendige Werbekampagne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung „Euer zu Hause – unser Auftrag“  (Siehe https://www.berlin.de/zuhause/ ) für mehr Akzeptanz des Wohnungsneubaus will das Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung (BBNS) nicht unbeantwortet lassen. Denn damit versuche der Senat, bürgerschaftlichen Einsatz für eine sozial und ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung durch seine eindimensionale Bauen-Bauen-Bauen-Bejahung zu delegitimieren. 

„Wir haben daher beschlossen, ein Pressegespräch durchzuführen, in dem wir unsere Kritik an der Kampagne darlegen und unsere Gegenkampagne vorstellen.“

Pressegespräch
05.12.2023
13.00 Uhr

Kulturmarkthalle
Hanns-Eisler-Str. 93

10409 Berlin 

Im Rahmen dieses Pressegespräches will das Bündnis nicht nur seinen Widerspruch zu Senator Gaeblers Image-Kampagne darlegen, sondern zugleich die Gelegenheit nutzen, akute Entwicklungen bei den Bündnisinitiativen bekannt zu machen. Einige Initiativenvertreter werden dazu sprechen. Gäste sind herzlich eingeladen.

Jede fünfte Berliner Neubauwohnung entsteht derzeit im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Oft kommt dabei der §34 BauGB zur Anwendung, welcher nicht nur die aufwendige Aufstellung eines Bebauungsplanes, sondern auch die hierbei vorgeschriebene Beteiligung der Öffentlichkeit umgeht. Über den Verlust von Grünflächen und die Einbeziehung von Anwohner*innen in die Entwicklung ihrer Nachbarschaften sprachen Theresa Keilhacker und Axel Matthies vom Bündnis Berlin Klimastadt 2030 mit der Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Nadja Zivkovic (CDU).

Probleme und Herausforderungen der aktuellen Bauwirtschaft


Die aktuelle Bauwirtschaft ist durch Bau und Betrieb allein für rund 40 % der weltweiten
Treibhausgasemissionen und rund 40 % des Energieverbrauchs verantwortlich (vgl. UNEP 2020: 4). Weltweit gehen Schätzungen der UN zufolge mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs auf die Baubranche zurück, wodurch sie der größte Rohstoffverbraucher der Erde wird (vgl. UNEP 2020: 4; WEF 2016: 11). Dieser Ressourcenverbrauch hat weitreichende Folgen. In Europa gehen 50 % der Treibhausgasemissionen und mehr als 90 % der Biodiversitätsverluste und Wasserknappheiten auf die Ressourcengewinnung und -verarbeitung zurück (vgl. Europäische Kommission 2019). In Deutschland werden über 90 % der abgebauten Ressourcen allein von der Bauwirtschaft verbraucht (vgl. Destatis 2017). Zudem führt die Produktion von Baumaterialien zu hohen CO₂-Emissionen. Allein die weltweite Zementindustrie ist für 8 % der jährlichen CO₂-Emissionen verantwortlich (vgl. Beyond Zero Emissions 2017). Mit dem Bau und Betrieb der Gebäude endet die Problematik aber nicht. Die nach Nutzungsende entstehenden Bau- und Abbruchabfälle stellen in vielen Ländern ein ernsthaftes Problem dar. Diese werden bisher unzureichend genutzt und nur in geringem Maße recycelt oder verwertet. In der EU macht das Abfallaufkommen aus dem Baugewerbe über 35 % der gesamten Abfallmenge aus, in Deutschland sind es sogar über 50 % (vgl. Europäisches Parlament 2020; UBA 2021a). Prof. Dr. Dr. h.c Hans Joachim Schellnhuber, weltweit renommierter Klimaexperten und Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, äußerte sich in Bezug auf das Bauwesen in Deutschland:

„Das ist der Elefant im Raum, der aber bisher kaum berücksichtigt wird. Wir müssen unsere gebaute Umwelt neu denken“
Schellnhuber (Prager 2021)

Bauwirtschaft heute © Till Uppenkamp & Christoph Skarabis

Die Bauwirtschaft ist einer der Hauptverursacher von Ressourcenknappheit, Treibhausgasemissionen und Klimakrise. Ein System, das die planetaren Kapazitäten überlastet. Besonders in Industrieländern wie Deutschland, mit bedeutend höherem Ressourcenverbrauch, besteht ein dringender Handlungsbedarf. Rechtlich verbindliche Rahmenbedingungen, wie das Pariser Klimaabkommen (vgl. UBA 2021b) und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2021 (vgl. taz 2023), wonach die Bundesregierung zu wenig für Klimaschutz und Generationengerechtigkeit tut, unterstreichen dies. Trotzdem verfehlt die Bundesregierung die Minderungsziele gerade im Bau- und Gebäudesektor seit Jahren.

„Ohne radikale Bauwende auf Basis einer bio-basierten Kreislaufwirtschaft wird das Pariser Klimaabkommen scheitern“
Schellnhuber (Forschung & Lehre 2021)

Prof. Dr. Schellnhubers Zitat und die genannten Zahlen unterstreichen den dringenden Handlungsdruck und die entscheidende Bedeutung der Bauwirtschaft für die Einhaltung der planetaren Grenzen. Er fordert eine radikale, systemische Transformation, von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaftsweise. Städte spielen dabei aufgrund der rapiden Urbanisierung und des hohen Ressourcenverbrauchs durch Bautätigkeiten eine Schlüsselrolle.

„Für eine nachhaltige Stadtentwicklung muss die Bauwirtschaft diesen linearen Stoffwechsel überwinden und als zirkuläres System entwickelt werden. Denn durch Kreislaufwirtschaft können lokal und global Klima und Umwelt nachhaltig geschützt werden, da weniger Primärrohstoffe verbraucht und weniger schädliche Emissionen freigesetzt werden.“
Wir sind dran (Von Weizsäcker; Wijkman et al. 2017)

Kreislaufsystem © Till Uppenkamp & Christoph Skarabis

Eine nachhaltige Stadtentwicklung beinhaltet dabei vielschichtige Lösungsansätze. Neben radikalem Bestandsschutz und zirkulärem Bauen mit lokaler Rohstoffgewinnung im urbanen Raum umfasst diese auch kreislaufgerechte Baustoffe und neue Konstruktionsprinzipien.

Bestandsschutz

Ressourcenschonung in bestehenden Gebäuden muss höchste Priorität haben. Der Erhalt von Gebäuden ist der beste Klimaschutz, da er Ressourcen, Baumaterial und CO₂-Emissionen, die bei Neubauten entstehen würden, spart. Abriss führt zur Vergeudung von „Grauer Energie“, die beim Bau verbraucht wurde, und den damit verbundenen CO₂-Emissionen. Die Anpassung neuer Nutzungen an bestehende Strukturen ist entscheidend, anstatt Neubauten zu errichten. Ein behutsamer Umgang mit dem Bestand ist der Schlüssel zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Er schont die natürlichen Ressourcen und bewahrt gleichzeitig Baukultur und schafft einzigartige Atmosphäre (vgl. deutschlandfunkkultur.de 2022). Dieser radikale Bestandsschutz ist integraler Bestandteil einer kreislaufgerechten Stadtentwicklung.

Urban Mining

Wenn Gebäude abgerissen werden müssen, ist „Urban Mining“ ein wichtiger Baustein für die Sekundärrohstoffgewinnung. Das Prinzip versteht die „Stadt von heute als das Rohstofflager von morgen” (EMPA o.J.). Rohstoffe werden nicht mehr in Bergwerken oder Steinbrüchen, sondern aus ausgedienten Häusern, Leitungen, Autos und Geräten gewonnen (vgl. UBA 2015). Durch die Wiederaufarbeitung und das Up- und Recycling von Materialien, führen zu einer höheren Produktlebensdauer und so zu erheblichen Einsparungen bei Primärrohstoffen. Die lokale Rohstoffgewinnung aus bestehenden Gebäuden birgt großes Potential, da der bauliche Bestand unser größtes Rohstofflager bildet. Allein in der Gebäudestruktur sind 55 % der verbauten Masse in Deutschland gebunden (vgl. UBA 2016). Ein behutsamer Rückbau mit sortenreiner Trennung ist entscheidend, um wertvolle Materialien wieder neuen Produktkreisläufen zuführen zu können. Der „städtische Bergbau“ kann den Bedarf an neuen Rohstoffen reduzieren und den Abbau und Import von Primärrohstoffen minimieren. Das Prinzip des „Urban Mining“ ist ein zentraler Baustein für eine kreislaufgerechte Stadtentwicklung und um das Ziel einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft zu erreichen

„Cradle-to-Cradle“

Mit Blick auf die wachsende Urbanisierung in Metropolregionen ist jedoch auch der Neubau von Gebäuden notwendig. Hierbei müssen in Zukunft neue Konstruktionsprinzipien eingesetzt werden. Um zukünftig alle Rohstoffe eines neuen Produkts auch nach dem Nutzungszeitraum wieder in den Stoffkreislauf zurückzuführen, müssen die Baustoffe schadstofffrei sowie sortenrein demontier- und trennbar sein. Mit diesem als „Cradle-to-Cradle“ (EPEA o.J.) bezeichneten Prinzip können Materialien mit gleichbleibender Qualität wiederverwendet, konsequent Abfälle vermieden und so große Treibhausgaseinsparungen erreicht werden. Da der Ressourcenverbrauch und die Rückbaupotenziale größtenteils von verwendeten Konstruktionsmaterialien und -prinzipien bestimmt werden, sind die Auswahl und das Design zukünftiger Bauprodukte besonders entscheidend (vgl. dena 2021: 8). Energieintensive Verbundstoffe, wie Beton und synthetische Dämmsysteme, müssen durch möglichst homogene und gut trennbare Materialverbindungen ersetzt werden. Dies kann durch eine vielfältige Verwendung natürlicher Baustoffe in Kombination mit einfachen Konstruktionsprinzipien gelingen.

Zirkuläre Baumaterialien

Für die erfolgreiche Kreislaufwirtschaft müssen nachhaltige und kreislaufgerechte Materialien Anwendung finden. Dazu gehören neben Holz auch Lehm, Pilze, Ziegel, Stroh und Hanf als zirkuläre Baumaterialien. Sie sind umweltfreundlich, leicht demontier-, sortenrein trenn-, und so vollständig rezyklierbar. Zudem können sie bereits aus einem hohen rezyklierten Anteil bestehen und haben sich in der Vergangenheit und heutigen Praxis bereits bewährt.

Umsetzung

Ein Beispiel für ein erfolgreiches Leuchtturmprojekt ist die “Experimentaleinheit Urban Mining and Recycling” (UMAR) der EMPA in der Schweiz. Hier werden kreislaufgerechte Materialien und Systeme unter realen Bedingungen getestet (vgl. EMPA o. J.b). Das UMAR Forschungsgebäude besteht aus flexibel austauschbaren Modulen, während die massiven Tragstrukturen vor Ort erhalten bleiben, anstatt abgerissen zu werden. Alle verwendeten Baumaterialien sind vollständig wiederverwend-, wiederverwert- oder kompostierbar. Sie müssen schadstofffrei, leicht demontierbar und sortenrein trennbar sein, wodurch sie vollständig rezyklierbar sind. Zudem enthalten die Produkte bereits einen möglichst hohen Anteil rezyklierter Stoffe. So können Gebäude zu wertvollen und langlebigen Rohstoffdepots werden, die ihre Ressourcen nach dem Ende der Nutzungszeit wieder freigeben (vgl. EPEA o. J.).

„Jetzt gilt es, das neue Denken auf breiter Basis zu etablieren.“
Keilhacker (DAB 09/2021)

Dies versucht das Entwicklungskonzept “TransformationsLabor RE:dersdorf” für das ehemalige Beton- und Chemiewerk in Rüdersdorf. Es wurde im Rahmen meiner Masterarbeit zusammen mit Christoph Skarabis als Beitrag für den Schinkelwettbewerb 2022 erarbeitet . Die Arbeit zeigt eine kreislaufgerechte Perspektive für die Gemeinde auf und bindet dabei die gesamte Metropolregion ein. Es zielt darauf ab, die bisher lineare Stadt-Umland Beziehung zwischen Berlin und Rüdersdorf in ein nachhaltiges bauwirtschaftliches Kreislaufsystem umzuwandeln (siehe Stadt-Umland Beziehung TransformationsLabor RE:dersdorf ). Die Prinzipien des “Urban Minings” und “Cradle-to-Cradle” werden dabei direkt angewendet. In Berlin behutsam abgebrochene Baumaterialien und -teile werden nach Rüdersdorf transportiert, wo die lokale Bauwirtschaft im “TransformationsLabor RE:dersdorf” auf die kreislaufgerechte Ver- und Aufarbeitung spezialisiert ist. Die gute Wasser- und Schienenanbindung bietet ideale Voraussetzung für einen innovativen Transport abseits der Straße. Die in Rüdersdorf aufgearbeiteten Baumaterialien können nachfolgend über eine Bauteilbörse in der Metropolregion erneut verwendet werden, um kreislaufgerechte Gebäude zu errichten (vgl. Skarabis; Uppenkamp 2022).

Stadt-Umland Beziehung des Transformationslabors – aus Bauschutt wird Baustoff © Till Uppenkamp & Christoph Skarabis

Solche produktiven und innovativen Leuchtturmprojekte für eine nachhaltige Stadtentwicklung können die nötige Transformation im Bausektor einleiten. Sie agieren auf multiplen Ebenen und bringen Wirtschaft, Ökologie und Soziales durch lokale Produktion und regionale Kreisläufe zusammen. Die Projekte schaffen Infrastrukturen für ein kreislaufgerechtes Bauen und initiieren innovative Dynamiken. Durch die Verbindung von Forschung und Praxis sind sie Reallabore und setzen die Kreislaufwirtschaft in der Realität um. Diese Leuchtturmprojekte generieren überregionale Mehrwerte und bieten konkrete Umsetzungsbeispiele. So machen sie die zirkuläre Ökonomie mit ihren Chancen und Mehrwerten erfahrbar und sind Orte partizipativer Bildung. Diese Erfahrung und aktive Einbindung der Menschen ist für die erfolgreiche Umsetzung entscheidend. Zudem fördern sie so weitere Projekte sowie lineares Bauen und Wirtschaften durch kreislaufgerechte Innovationen zu ersetzen.

Zur umfassenden Verwendung alternativer und rezyklierter Baustoffe müssen zudem bestehende Normen und Richtlinien überarbeitet und angepasst werden. Aktuell werden in Europa nur 1,5 % des Bestands saniert und nur 13 % der deutschen Bauabfälle tatsächlich recycelt (vgl. deutschlandfunkkultur.de 2022). Allein in Berlin fallen jährlich über 1.000.000 Tonnen Abrissbeton an, der wiederverwertet werden könnte (vgl. SenUVK 2021: 102). Allerdings werden nur etwa 1 % davon in der Betonherstellung wiederverwendet (vgl. Schwenk 2021). Stattdessen werden über 98 % im Straßenbau “downgecycled” (vgl. SenUVK 2021: 102). Dies bedeutet, dass das Abbruchmaterial nicht gleichwertig weiterverwendet wird, da veraltete Qualitätsanforderungen die Weiterverwendung erschweren (vgl. UBA 2016).

Zudem dürfen die entstehenden negativen Umweltauswirkungen der Ressourcengewinnung bei konventionellen Baumaterialien nicht länger externalisiert werden. Durch die Einpreisung werden umweltfreundliche, recycelte und wiederverwendbare Baustoffe wettbewerbsfähiger und ihre breitere Verwendung attraktiver. Dies macht Abriss unwirtschaftlich, und die in Städten und Gebäuden verbauten Rohstoffe werden in Zukunft zu wertvollen Materiallagern, die ihre großen Rohstoffmengen nach dem Nutzungsende wieder freigeben. Studien zeigen, dass eine ganzheitlich zirkuläre Wirtschaftsweise allein in Europa über eine Million neue Arbeitsplätze in innovativen Wirtschaftsfeldern schaffen und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen um zwei Drittel reduzieren könnte (vgl. Wijkman; Skånberg 2020). Zirkuläres Wirtschaften schützt daher nicht nur die Natur, sondern mit dem Erhalt der Lebensgrundlage auch den Menschen.

„Wir müssen (…) die Stadt eingebettet in ihrer Region als übergeordnetes System begreifen, dass sich als urbane Mine laufend aus sich selbst heraus erneuert. Dieses zirkuläre Denken auf allen Ebenen, das auf die Schonung und den Erhalt von Ressourcen abzielt muss alle Dimensionen unserer Arbeit erfassen; von der Stadtentwicklung über Bestandsentwicklung und Neubau“
Keilhacker (DAB 09/2021)

Architektur und Stadtplanung sind bei der dringend nötigen Transformation zu einer nachhaltig agierenden Gesellschaft von hohem Stellenwert. Sie gestalten die gebaute Umwelt und beeinflussen die gesamte Gesellschaft auf multiplen Ebenen. Eine kreislaufgerechte Stadtentwicklung weist wirkungsvolle Lösungsansätze auf, um den großen Herausforderungen der Bauwirtschaft zu begegnen. Sie ist ein starkes Instrument für die Gestaltung einer sozialen und ökologisch nachhaltigen Welt. Um den komplexen Problemlagen der heutigen Zeit zu begegnen, braucht es daher neben Leuchtturmprojekten, wie dem TransformationsLabor oder der UMAR, ganzheitliche Konzepte, die eine kreislaufgerechte Stadtentwicklung implementieren und dabei global denken, regional wirken und lokal handeln.

Till Uppenkamp – studierte Stadtplanung an der BTU-Cottbus und TU-Berlin. 2020 gewann er mit dem “Kreislauf.wird.Stadt” Konzept für die Siemensstadt 2.0 den Nachwuchswettbewerb „Stadt im Wandel – Stadt der Ideen“. Im Rahmen seiner Masterarbeit erarbeitete er mit Christoph Skarabis für den AIV- Schinkel-Wettbewerb 2022 das Entwicklungskonzept „TransformationsLabor RE:dersdorf“ für das ehemalige Beton- und Chemiewerk in Berlin-Rüdersdorf.

Literatur & Quellenverzeichnis

– Artikel vom 16.11.2023

Das Bündnis Klimastadt Berlin 2030 wird am Samstag, den 11. November 2023 bei den EXPERIMENTDAYS_relaunch mit einem Stand vertreten sein. Von 10 – 16 Uhr findest du uns im WOHN_WENDE_RAUM im Modellprojekt Rathausblock | Dragonerareal.

Die EXPERIMENTDAYS_relaunch finden vom 7. bis 11. November statt und bieten Workshops, Diskussionen, Networking, Projektbesuche, Präsentationen, Performances, Musik und mehr. Wir möchten gemeinsam Strategien zur Bewältigung der Wohnungs- und Klimakrise entwickeln.

Mehr Informationen und Anmeldungen zu den Events findet ihr auf experimentdays.de

Für ihre Masterarbeit mit dem Titel „Bestandsbilanz – Erhalt und Revitalisierung bestehender Bausubstanz als Beitrag zum kommunalen Klimaschutz“ erhielte Jacqueline Griesbach und Maximilian Bräunel von der TU Dresden den diesjährigen Otto-Borst-Preis. Sie analysierten hierin die CO2-Speicherkapazitäten des von hohem Leerstand geprägten Wohngebäudebestand in der Görlitzer Innenstadt West mit einem besonderen Fokus auf die Gebäudekonstruktionen und ihren Bauteilen. Darüber hinaus zeigten sie aber auch Potentiale einer nachhaltigen Entwicklung auf und entwickelten Handreichungen für Kommunen sowie Bauwillige.

– Artikel vom 08.11.2023

Der Senat will das Tempelhofer-Feld-Gesetz innerhalb der nächsten 4 Wochen ändern, angeblich für Unterkünfte von Geflüchteten. Doch Unterkünfte könnten auch ohne Gesetzesänderung auf das Areal. Werden also Geflüchtete vorgeschoben, um sich durch die Hintertür Baurecht zu verschaffen? Ganz ohne jede Beteiligung?

Nach der Schließung des Flughafens Tempelhof planten die damals regierenden Parteien SPD und CDU die Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Die Initiative 100% Tempelhofer Feld initiierte einen Volksentscheid. Das Thema, was die Diskussion vor dem Volksentscheid prägte, war die Wohnungsproblematik. Im Mai 2014 wurde dann der Volksentscheid durchgeführt. In allen Berliner Bezirken stimmte eine überwältigende Mehrheit für den Erhalt des Feldes und lehnte eine Randbebauung ab. Seitdem steigt die Beliebtheit des Feldes immer weiter. An schönen Tagen sind über 70.000 Personen dort. Der erneute Vorstoß von CDU und SPD, das Feld zu bebauen, nimmt die schon abgewählten Pläne wieder auf. Wieder soll suggeriert werden, die Berliner Wohnungsnot würde auf dem Tempelhofer Feld gelöst werden. 

Die geplante Gesetzesänderung ist ein Trojanisches Pferd! Und genau das stellte die Initiative 100% Tempelhofer Feld am Dienstag, den 31.10.2023 vor die Türe des Roten Rathauses in Berlin!

Link zum TAZ-Artikel vom 1. November 2023

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Am 25.09.2023 fand in Berlin der sogenannte Baugipfel statt. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesbauministerin Klara Geywitz luden die Mitglieder des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum ins Bundeskanzleramt ein. Aber statt die dringenden Weichen für Klima- und Naturschutz zu stellen, wurde ein Wohlfühlpaket für die Bau- und Immobilienbranche vorgelegt, so der NABU.

Der ganze Beitrag kann hier gelesen weder.

– Artikel vom 10.10.2023

Ein Berliner Zentrum für ressourcenschonende Kunst- und Kulturproduktion

Eine Idee der AG Materielle Infrastruktur der Koalition der Freien Szene Berlin

von Muriel Nestler, Corinna Vosse

In der weltweiten, personenbezogenen Emissionsberechnung beträgt der Anteil des Bereichs „Öffentlicher Konsum“ etwa ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen. Unter „öffentlichen Konsum“ fallen Emissionen, die durch staatliches Handeln verursacht werden, das im Prinzip allen Bürger*innen gleichermaßen zugutekommen soll – wie etwa der geförderte Betrieb von Bildungs- und Kultureinrichtungen.

Damit die Stadt klimaresilient wird, muss auch dieser Kunst- und Kulturbetrieb nachhaltiger werden – insbesondere in einer Kulturmetropole wie Berlin.  Wichtige Schraubstellen hierfür sind neben den Reisen von Künstler*innen, dem Transport von Materialien und der Energieeffizienz von Gebäuden auch die Produktion von Projekten.

Im aktuellen Kulturförder-System entstehen Inszenierungen und Ausstellungen projektweise unter hohem Ressourcenaufwand. Viele verarbeitete Materialien wie z.B. Holz und Metall oder auch Technik bleiben nach der Projektlaufzeit ungenützt. Oft werden diese aus der Nutzung gefallenen Anschaffungen zum Rohstoff-Recycling der BSR überlassen oder privat gelagert.

Es gibt in der Kunstproduktion jedoch bereits Nachhaltigkeits-Netzwerke (Performing for Future, Gallery Climate Coalition und weitere), die ihren Arbeitsalltag ressourcenschonender gestalten wollen. Auch Verbände und Einzelpersonen aus der künstlerischen Produktion arbeiten an einem Kulturwandel und fordern von der Kulturförderpolitik eine Unterstützung beim Wandel von der linearen Ressourcenverwendung hin zur Kreislaufwirtschaft.

Eine Kulturmetropole wie Berlin muss gebrauchtes Material im Nutzungskreislauf halten.

Dafür müssen die Produktionsplanung sowie -durchführung und umgestellt werden und es braucht mehr Arbeitsaufwand und Lagermöglichkeiten. Die vom Senat für Kultur beauftragte Studie über Materielle Infrastruktur in der Berliner Kultur und Kulturförderung vom Februar 2022 gibt folgende Handlungsempfehlungen:

„Angebot und Nachfrage nach materiellen Ressourcen fallen häufig zeitlich auseinander. Um größere Materialaufkommen aus Kultureinrichtungen für die Wiederverwendung zugänglich zu machen, ist somit neben einer Online-Plattform auch ein (oder mehrere) Pufferspeicher vonnöten. Mit entsprechender Inventarisierung können Fundus bestehender geförderter Kultureinrichtungen diese Funktion teilweise übernehmen. Jedoch klagen die Verantwortlichen schon jetzt über Platzmangel. Um auch Materialaufkommen aus anderen Sektoren aufzugreifen, insbesondere aus der Kulturwirtschaft, reichen die vorhandenen Materialdepots und deren Ausstattung nicht aus.

Ein zentraler Fundus, der spartenübergreifend von allen Kulturakteuren genutzt werden kann und wo auch ein Wissens- und Erfahrungsaustausch über ressourcen- und klimaschonende Planung und Produktion stattfindet, kann dazu beitragen, die Ursachen des zu hohen Materialdurchsatzes zu beseitigen.“

Die für Lagerflächen geeigneten Räume sehen wir in den großen, verkehrstechnisch gut angebundenen Flächen des ehemaligen Flughafen Tempelhof, im Keller der Alten Münze oder in der Umnutzung von Parkhausdecks. Da für Lagerflächen weder Heizung noch Tageslicht erwünscht sind, können Räume genutzt werden, die für Büros oder Wohnen ungeeignet sind. Die baurechtlichen Hindernisse der Flughafenhangars sind somit Chance für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die Ressourcen effizient bündelt, Leerstand vermeidet und effektive Verteilungsstrukturen aufbaut.

Das Berliner Zentrum für ressourcenschonende Kunst- und Kulturproduktion könnte in einem mehrgeschossigen Containerdorf zuhause sein, in dem Menschen über Baustellen-Lifts und überdachte Treppenhäuser zwischen Fundus, Büro und Arbeitsräumen pendeln.

Hier Studie über Materielle Infrastruktur in der Berliner Kultur und Kulturförderung herunterladen: Download als PDF

Am 03.09.2023 wollen das Berliner Bündnis Nachhaltige Standentwicklung und die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow mit einem Aktionstag gemeinsam die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit, Politik und Presse auf unser Bündnis und seine Ziele lenken. Eine symbolische Besetzung der akut bedrohten Wohngrünflächen im Grünen Kiez Pankow mit Zelten, Strandmuscheln, Picknickdecken und Hängematten – wenige Wochen vor Beginn der nächsten Fällsaison – sowie eine Baum-Wache und das 66. Klimakonzert mit „Die Zöllner – Trio Infernale“ werden die Aufmerksamkeit auf die bedrohte Stadtnatur lenken. Vor Ort sollen alle Mitglieder-Initiativen des Bündnisses sichtbar werden – durch Plakate, Transparente, Flyer.

ab 13 Uhr Zelt-Camp zwischen den bedrohten Bäumen

ab 15 Uhr Baum-Wache mit anschließendem Pressegespräch

ab 17 Uhr 66. Klimakonzert „Die Zöllner – Trio Infernale“

Von 31. August bis 02. September wird eine mobile Holzstruktur im öffentlichen Raum der Großwohnsiedlung zum Festivalzentrum und Hohenschönhausen zur Bühne. Aktuell finden in dem „Zimmer für dich“ verschiedene Nutzungen statt, Künstler:innen wie Guerilla Architects oder Reuter Grass arbeiten mit der Nachbarschaft an performativen Interventionen und Musiker:innen wie Ebow, Pohlmann oder Ostberlin Androgyn haben als musikalische Höhepunkte bereits zugesagt. Alles in allem wird Hohenschönhausen gerade zu einem Labor für Zusammenleben, das Festival Ende August ist der krönende Abschluss:

hier geht’s direkt zum Programm!

Das Festival selbst ist ein Modellprojekt von Lichtenberg Open ART, veranstaltet von der Stiftung Stadtkultur, gefördert von der HOWOGE. Das Programm wird kuratiert von der Stiftung Stadtkultur in Zusammenarbeit mit Lukas Staudinger von POLIGONAL. 

24.08.2023 // Vor dem Hintergrund der anstehenden städtebaulichen Neugestaltung des Klosterviertels hatte der Bezirk Berlin-Mitte im Sommer 2016 im Rahmen eines viermonatigen Workshopverfahrens unter Leitung des Architekten Prof. Philipp Oswalt eine Konzeption für die zukünftige Nutzung der Klosterkirchenruine entwickelt. Beteiligt waren über 30 Vertreter*innen aus Kultur, Stadtentwicklung, Wissenschaft und Verwaltung, unter ihnen Kulturschaffende und Expertinnen wie Kaspar König (freier Kurator), Hannah Hurtzig (Kuratorin Mobile Akademie) und Prof. Stefan Breitling (Bauforscher, Universität Bamberg), Vertreterinnen von Berliner Kulturinstitutionen wie Moritz van Dülmen (Kulturprojekte Berlin) Dr. Nele Güntheroth (Stiftung Stadtmuseum), Brigitte Thies-Böttcher (Schule zum Grauen Kloster) sowie Vertreter*innen des Landes Berlins und des Bezirks Mitte wie Helge Rehders (Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten), Dr. Ingrid Wagner (Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten), Prof. Jörg Haspel (Landeskonservator) und Manfred Kühne (Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Umwelt).

Ein wesentliches Ergebnis des Workshopverfahrens waren der Vorschlag einer „Denkmalschule auf Zeit“, welche die ohnehin erforderlichen archäologischen Grabungen für eine breite kulturelle Reflexion und Debatte nutzt. Zu diesem fünfjährigen künstlerischen Forschungsprojekt sind Künstlerinnen, Gestalterinnen und Wissenschaftler*innen geladen, zu einzelnen Fundstücken Projekte durchzuführen und damit die in den Ort eingeschriebenen Themen zu entfalten: Themen wie Bildungswesen, Religion, Armut, Migration, Begräbniskultur, Forensik, Architektur oder Denkmalpflege. Die Fundstücke der Grabungen werden in der Ruine der Klosterkirche öffentlich ausgestellt und sind Ausgangspunkt für Workshops, Filmvorführungen, Lesungen, Sommerschulen, Performances, Spurensuchen, Präsentationen und weiteren Formen öffentlicher Arbeit.

In einem zweiten Schritt wurden auf Basis der Ergebnisse des Workshopverfahrens von 2016 bis 2018 eine konkrete räumlich-architektonische Planung für eine temporäre RUINENAKADEMIE sowie für die dauerhafte Gestaltung der Klosterruine und ihres Umfeldes entwickelt. Dies erfolgte im Team von Projektbüro Philipp Oswalt, Raumlabor, d/form-Architekten und anschlaege.de im Dialog mit den mit den zuständigen Ämtern der Senatsverwaltung und des Bezirksamts Berlin-Mitte. Im Februar 2018 befasste sich der Berliner Landesdenkmalrat (LDR) mit dem Projekt und kam zu keiner einhelligen Einschätzung. Er begrüßt die Absicht des Bezirks, der Bevölkerung die historische Situation näher zu bringen und sieht die Motivationen für archäologische Grabungen. Er empfahl, alle Maßnahmen auf eine größtmögliche Schonung des archäologischen und denkmalpflegerischen Bestands auszurichten.
Kritik äußerte er vorallem an der von Raumlabor entworfenen, spielerischen „Denkmalakademie auf Zeit“, die mehrere Mitglieder des LDR als „Erlebniswelt“ bezeichneten und für diese ein wesentlich zurückhaltender Gestaltung einforderten. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser wäre, die Geschichtlichkeit des Orts der Öffentlichkeit anhand eines Modells anstatt in situ zu vermitteln. Langfristig sollte weiterhin die „Ruine in der Landschaft“ als Leitbild angestrebt werden, was der Projektvorschlag auch so vorsah.

Aufgrund fehlendem Personals und fehlender Gelder und Widerstände konnte der Bezirk seine Bemühungen zur Entwicklung und Aufwertung des Areals zunächst nicht umsetzen. Erst kürzlich gelang es nach längerem Bemühen, Investitionsgelder für die dringend erforderliche Sicherung der Klosterruine in die mittelfristige Investitionsplanung des Bezirks Mitte aufzunehmen. Am 22.8.2023 hat der Berliner Senat den Rahmenplan zur Umgestaltung des Molkenmarkts beschlossen. Dieser sieht für das Areal der Klosterruine und Umgebung (Block D) vorerst eine Zwischennutzung als erweiterte und zivilgesellschaftlich bespielbare Grünfläche vor. In die Konkretisierung dessen könnten und sollten die vom Bezirk und seinen Auftragnehmern in den Jahren 2016 – 2018 entwickelten Idee einfließen.

Download Dokumentation Workshop 2016

Download Dokumentation Entwurf 2018

Modell der temporären Ruinenakademie, Raumlabir
Modell der temporären Ruinenakademie, Raumlabor
Ein Service- und Schutzbau im Bereich des ehemaligen Kreuzgangs soll zukünftig dessen räumliche Struktur verdeutlichen und der verbesserten Nutzbarkeit der Kirchenruine dienen.

Mittwoch, 30. August 2023 16.45 Uhr

Haus der Nachbarschaft Charlottenburg-Wilmersdorf
Straße am Schoelerpark 37 10715 Berlin

mit:

MdA Matthias Kollatz, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

MdA Peer Mock-Stümer (CDU), Abgeordneter des Wahlkreises 6 Charlottenburg WIlmersdorf

Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin, Naturschutzbund, Landesverband Berlin e.V.

Prof. Dr. Philipp Oswalt, Architekt, Berlin-Plattform/ Initiative Rettung Kleingärten Prinzregentenstraße/ Wilmersdorf

2019 hat der Berliner Senat den Klimanotstand ausgerufen. Zugleich hat das Thema Wohnraummangel Brisanz. In den nächsten 10 Jahren sollen bis zu 200.000 Neubauwohnungen entstehen.

Bis Ende des Jahrhunderts prognostizieren KlimaforscherInnen eine Erwärmung der Stadt Berlin um bis zu vier Grad. Ein Drittel der Stadtfläche Berlins ist versiegelt, in der Innenstadt bis zu 68 Prozent. Neubauprojekte auf Kosten bestehenden Stadtgrüns sind daher in der Stadtgesellschaft besonders umstritten, ob in Wilmersdorf, Kreuzberg oder Pankow.
Am Beispiel des landeseigenen Neubauprojekts Prinzregentenstraße auf einem jahrzehntealten Kleingarten-Biotop in Berlin-Wilmersdorf wollen wir die mit zwei Mitgliedern der Regierungskoalition aus dem Abgeordentenhaus diskutieren.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Bündnis Klimastadt Berlin 2030 und Initiative Rettung Kleingärten Prinzregentenstraße/Wilmersdorf

Heute kaum zu glauben – es gab ein goldenes Zeitalter des sozialen und öffentlichen Bauens. Die Reihe „Vergessene Utopien des Wohnens – Internationale Praxisbeispiele“ will als eine Archäologie der wohnungspolitischen Utopien auf diese Phasen in verschiedenen Ländern den Blick richten. Die Gäste stellen vor, wie Programme des öffentlich finanzierten Wohnungsbaus mit leistbaren Mieten für alle umgesetzt wurden und welche Voraussetzungen es dafür gab. Die historischen Beispiele zeigen, wie das Wohnen auch künftig organisiert werden könnte: leistbar, sozial und öffentlich.

Auf dem Podium: Dominika Polanska von der Södertörn Universität und Håkan Thörn von der Universität Göteborg.

Die Reihe wurde entwickelt von der Initiative neuer kommunaler Wohnungsbau INKW zusammen mit dem MieterEcho. An der Arbeitsgruppe beteiligen sich Andrej Holm/Stadtsoziologe, Joachim Oellerich/Chefredakteur MieterEcho, Manuel Lutz/Raumplaner und Poltikwissenschaftler, Philipp Möller/Redakteur MieterEcho und wissenschaftlicher Mitarbeiter Linksfraktion Berlin, Grischa Dallmer/Programmierer und Stadtaktivist und Matthias Coers/Filmemacher und Bildredaktion MieterEcho. Die Reihe wird im Herbst 2023 mit weiteren Veranstaltungen zum Wohnungsbau im Roten Wien, der DDR, und Council Housing in UK fortgesetzt.

Im Ossietzkykiez in Pankow wollen Senat und Gesobau AG eine, im Regelfall nicht genehmigungsfähige, Bauplanung mit Hilfe des Sonderbaurechts für Geflüchtete durchdrücken – vorbei an bezirklichen Planungen für das Gebiet und am Willen der Anwohnerschaft für einen Kompromiss. Zwei stark begrünte Innenhöfe mit öffentlichem Kinderspielplatz und mehr als 100 Bäumen sollen zerstört werden.

„So kann das nicht laufen. Ich find das daneben… So kann moderne, aktuelle Stadtplanung nicht aussehen. Da wird der Bezirk leider am Nasenring durch die Manege gezogen.“, sagt Stefan Gelbhaar im Interview vom 16.05.2023 mit dem Grünen Kiez Pankow. 

Stefan Gelbhaar ist für Bündnis 90/ DIe Grünen seit 2017 Mitglied des Bundestages, seit 2020 Sprecher für Verkehrspolitik und Radverkehr. Zur Bundestagswahl 2021 errang er das Direktmandat im Wahlkreis Pankow 76, in dem sich auch der Grüne Kiez Pankow befindet.

Am 21.04.23 hat der Grüne Kiez Pankow Fred Bordfeld (Partei die Linke, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bebauungsplanung und Genehmigungen der BVV Pankow) zur skandalösen Genehmigung des alten, abgelehnten Bauvorhabens unter missbräuchlicher Nutzung des Sonderbaurechts, zu den Plänen des Bezirks Pankow für Spielplatz, Bäume, Grünflächen und eine verträgliche Bebauung und den B-Plan als gelungenen Kompromiss befragt.

Die Sendereihe Wutpilger-Streifzüge widmet sich mit einer Ausgabe der Geschichte des Kunsthauses „Tacheles“ in Berlin Mitte – erzählt von Su Tiqqun, Autorin des Romans Zeugin und Täter. Das Tacheles war ein Ort für Kunst jenseits der Hochkultur, subkultureller Wallfahrtsort und Touristenmagnet. Es existierte von 1990 bis 2012 – es ist einer gewinnträchtigen Bebauung gewichen. „Zeugin und Täter“ erzählt von zauberhaften Momenten, einer Idee, die den Bach runter ging und von Gewalt, die sich seine Betreiber gegenseitig antaten.

Nachzuhören ist die Sendung hier:

Am 19. September hat eine vom Autor gestartete Ini­tia­tive einen offenen Brief an Klara Geywitz, Bun­des­ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, veröffentlicht. Über 170 Erstunterzeichner fordern darin einen temporären Abrissstopp.

Alexander Stumm, Berlin

Damit die Bauwende gelingt, bedarf es vieler Schritte: die Verwendung biobasierter, CO2-bindender Baustoffe, die Wiederverwendung von Bauteilen, eine aktive und passive Nutzung solarer Energie sowie Dach- und Fassadenbegrünung; auch können innovative Technologien zur Klimaneutra­lität beitragen. All das ist wichtig und muss vorangetrieben werden. Nichts aber ist einfacher und zugleich wirkungsvoller, als mit dem schon existierenden Bestand sorgsamer umzugehen. Wenn wir die Abrisspraxis einschränken, reduzieren wir den Bedarf an Baumaterialien, schonen Rohstoffe, sparen Energie, produzieren weniger Abfall und begegnen mitunter sogar sozialen Problemen wie Gentrifizierung und Verdrängung in Ballungsräumen, wo Investoren Gebäude abreißen, um bessere und selbstverständlich teurere Wohnungen verkaufen zu können.

2021 entstanden in Deutschland 230 Millionen Tonnen Bau- und Ab­bruch­abfälle, was 55 Prozent des gesamten deutschen Abfalls ausmacht. 14.090 Gebäudeabrisse wurden statistisch erfasst. Dies entspricht 1,9 Millionen Quadratmetern Wohnfläche und 7,5 Millionen Quadratmetern Nutzfläche. Recherchen des Bundesarbeitskreises Wohnungsmarkt­beobachtung vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) deuten nun darauf hin, dass im Bundesdurchschnitt lediglich ein Viertel der tatsächlichen Verluste erfasst werden. Dies liegt daran, dass ein großer Teil der Abrisse nicht genehmigungs-, sondern nur anzeigepflichtig ist und dieser Anzeigepflicht nicht nachgekommen wird. Die Abrisspraxis hat also mit über 50.000 Gebäuden eine deutlich größere Dimension, als wir bisher angenommen haben.

Unsere Städte in Mitteleuropa sind gebaut. Der Gebäudebestand in Deutschland stellt im Hochbau ein anthropogenes Materiallager in Höhe von 15,3 Milliarden Tonnen dar. Erhalt, Sanierung, energetische Verbesserung, aber auch Aufstockungen, Erweiterungen und die Anpassung an zukünftige Nutzungsanforderungen sind konstruktive Antworten auf die Wohnungsfrage. Auch in Metropolen stehen viele Büro- und Verwaltungsbauten leer, die dank flexibler Grundrisse zum größten Teil mit geringem oder mittlerem Aufwand zu Wohnungen umgebaut werden könnten.

Das Abreißen ist tief mit der auf fossilen Brennstoffen basierenden Moderne verquickt. Als Startpunkt können die gigantischen Neustruktu­rierungen von Paris unter Georges-Eugène Haussmann ab 1853 gelten. Gründe damals waren Hygiene – die mittelalterliche Stadt galt als krankmachend –, aber auch Polizeisicherheit, denn auf breiten Boulevards ließen sich anders als in engen Gassen nur schwerlich Barrikaden errichten. Le Corbusiers ikonischer Plan Voisin (1925) zementierte den Tabula-rasa-Abriss als ideologisches Fundament des modernistischen Städtebaus. Im New York der 1920er Jahre hielt parallel die Finanzialisierung der Stadt Einzug. Unter dem Druck steigender Bodenpreise begann man Hochhäuser abzureißen, um noch höhere Wolkenkratzer zu errichten. In anderen Fällen war es schlicht Rassismus, der zur Zerstörung von Wohnbauten oder ganzen Stadtteilen führte. Bekanntestes Beispiel ist die 1949–54/56 von Minoru Yamasaki erbaute Großwohnsiedlung Pruitt-Igoe in St. Louis (Missouri), die, als schwarzes Ghetto gebrandmarkt, 1972 nach weniger als 20 Jahren wieder plattgemacht wurde.

Kritik an der Abrisspraxis regte sich zuerst in den 1970er Jahren. Damals stand man unter dem Eindruck der Ölpreiskrise. Energie war plötzlich ein knappes Gut. Lucius Burckhardt schlug vor, dass man „das Bauen in Kalorien“ ausdrücken müsse. „Dadurch könnten auch die buchhalterischen und geschäftlichen Umstände eliminiert werden, die es den potentiellen Bauherren so leicht machen, die Zerstörung von Bausubstanz als Gewinn darzustellen und zu behaupten, man könne sich die Erhaltung des Altbaus nicht leisten. Energiemäßig ist Zerstörung allemal ein Verlust.“ Burckhardt hatte verstanden, dass die Lebenszyklusanalyse eine ehrlichere Grundlage für die Berechnung des Energieverbrauchs ist als die Verkürzung auf die Betriebsenergie.

Heute sind wir nicht nur mit einer Energiekrise konfrontiert, sondern auch mit der Klima- und Biodiversitätskrise. In Deutschland werden für die Baubranche jährlich 522 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe abgebaut; die Produktion von Zement ist bekanntlich äußerst energieintensiv und für weltweit acht Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Der Gebäudesektor in Deutschland hat zum zweiten Mal in Folge sein Emissionsminderungsziel verfehlt. Um das Sektorziel 2030 zu erreichen, ist eine jährliche Minderung von Treibhausgasemissionen um 5,5 Millionen Tonnen nötig – mehr als das Doppelte als der derzeit erreichte Wert.

Ein klares regulatorisches Rahmenwerk der Politik ist deshalb zum Nutzen für alle Akteure in der Baubranche. Zentrale Vorgabe muss dabei sein, nicht mehr beziehungsweise nur im Ausnahmefall abzureißen. Bei einem aus ökologischen und sozialen Gründen sinnvollen Gebäuderückbau gilt es, das Material zum größtmöglichen Teil wiederzuverwenden. Die Förderung von Re-Use-Konzepten, zum Beispiel die Errichtung dezentraler Bauteillager und digitaler Bauteilbörsen, würde zu einer echten Kreislaufwirtschaft verleiten. Bundesbauministerin Geywitz steht in der Pflicht, den derzeit für circa 40 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlichen Gebäudesektor in die Klimaneutralität zu führen.

Der Text erschien zuerst in:  Bauwelt 21.2022, S. 14f. 

Auf abrissmoratorium.de ist der offene Brief an Bundesministerin Klara Geywitz veröffentlicht. Außerdem können Sie dort Kontakt aufnehmen, wenn Sie als Unterstützerin oder Unterstützer des Abriss-Moratoriums auf der Website namentlich genannt werden wollen.

Artikel 15 Grundgesetz ermöglicht die Überführung von Grund und Boden in Gemeineigentum. Doch was genau bedeutet eigentlich Gemeineigentum? Dieser Frageist die Initiative Deutsche Wohnen und Co enteignen näher auf den Grund gegangen. Das Ergebnis: die Broschüre „Gemeingut Wohnen“. Darin legt sie einen konkreten Vorschlag auf den Tisch, wie die ca. 240.000 vergesellschafteten Wohnungen in der von uns vorgeschlagenen Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) gemeinwirtschaftlich verwaltet werden sollen.

Die Initative ist überzeugt, dass an den Entscheidungen dieser AöR all diejenigen mitwirken sollen, die sie etwas angehen – Wie kann diese Mitbestimmung umgesetzt werden, so dass sie echte Teilhabe ermöglicht? Ein Drittel der gesamten Endenergie wird im Gebäudesektor verbraucht – Was kann die AöR für den Klimaschutz tun? Wer eine Wohnung sucht, der weiß, wie intransparent, diskriminierend und unfair die Wohnungsvergabe sein kann – Wie kann man es besser machen? Und was ist alles bei der Verwaltung eines derart großen Wohnungsunternehmens zu beachten? Unsere Ideen für all diese und weitere spannende Fragen haben wir in der Broschüre umfangreich dargelegt.

Da die Entscheidungen der AöR uns alle, sei es über die Miethöhe, den Klimaschutz oder die Gewerbevergabe betreffen, will die Initative die Idee des Gemeineigentums auf der Grundlage ihrer Vorschläge weiterdenken – mit allen Interessierten dieser Stadt und darüber hinaus. Deshalb lädt Sie herzlich ein, mit ihr ins Gespräch zu kommen: Was sind Anregungen und Bedenken zu den Vorschlägen? 

Schreibt die Initative an gemeingutwohnen@dwenteignen.de. Darüber hinaus planet sie Veranstaltungen. Den Anfang bildet eine Podiumsdiskussion am 12. Juni um 19 Uhr im Grünen Salon der Volksbühne zum Thema Mitbestimmung unter dem Titel „Was kommt nach der Enteignung? Wie wir wohnen wollen.“.

Berlin lebt durch seine Initiativen – sie kämpfen für eine Veränderung, die in unser aller Interesse ist. Genauso wie die verschiedenen Bündnisse und Initiativen Demokratie lebendig machen, so soll Demokratie auch in der AöR durch eine umfassende Partizipation in den verschiedenen Gremien gelebt werden. Wir freuen uns deshalb besonders, wenn ihr uns an euren Erfahrungen teilhaben lasst und wir gemeinsam ins Gespräch kommen, wie wir das Wohnen in unserer Stadt sozialer, gerechter und nachhaltiger gestalten können.