Im Rahmen der Berliner Energietage 2023 widmen wir uns in der
Veranstaltungsreihe über die Berliner Schulbauoffensive (BSO)
dem Schwerpunktthema Bauen im Bestand. „Gute Schulen für Berlin – das soll
auch für die Bestandsschulen gelten“, meint die HOWOGE auf ihrer Website, auf
der sie 13 Schulen in unterschiedlichen Bezirken auflistet, in denen ein großer
Sanierungsbedarf besteht. Hierbei legt sie nach eigenem Bekunden besonderen
Wert auf eine bedarfsgerechte Sanierung, wodurch der Partizipation der
Schulgemeinschaft und weiterer Gremien eine wichtige Rolle zuteil wird.
Betrachtet wird dabei nach Aussage der HOWOGE das Gebäude als Ganzes, um
mögliche Defizite mit sinnvollen Maßnahmen zu kompensieren und dafür zu
sorgen, dass das Gebäude energetisch und baulich auf einem modernen Stand
gebracht wird. Gilt diese Vorgehensweise auch für andere Schulen, die einen
enormen Instandhaltungsrückstau aufweisen? Wir lassen uns ein paar Projekte
vorstellen und diskutieren sie im Anschluss.


Begrüßung und Moderation
Yasser Almaamoun, Architekt www.plattformnachwuchsarchitekten.de

Input durch verschiedene Architekt*innen

Beispiele:

  • Anna-Lindh-Schule in Wedding, Bezirk Mitte
  • ehemaliges Diesterweg-Gymnasium in Wedding, Bezirk Mitte
  • Ernst-Reuter-Schule in Wedding, Bezirk Mitte
  • Schadow-Gymnasium im Bezirk Steglitz-Zehlendorf

Gesprächsrunde:

  • Benjamin Fritz, Bezirksstadtrat Schule und Sport (CDU), Bezirk Mitte
    (angefragt)
  • Norbert Illiges, Leiter der Steuergruppe der Taskforce Schulbau
  • Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator Berlin
  • Jens Wadle, Howoge, Leiter Schulbau – Prokurist
  • Thomas Wilding, Architekt, kba Architekten und Ingenieure GmbH

Mittwoch, 03. Mai 2023, 18:30 Uhr

Ladenlokal Nazarethkirchstr. 39, 13347 Berlin-Wedding

Veranstalter: www.plattformnachwuchsarchitekten.de

Weiter Infos und Anmeldung hier

Berlin, den 25. März 2023

Offener Brief

Nein! zum Stadionabriss im Prenzlauer Berg

An die Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey,

An den Senator für Stadtentwicklung,

Bauen und Wohnen, Andreas Geisel,

An die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeld,

An alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger,

Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, angrenzend an den Mauerpark, wird das 73 Jahre alte Cantianstadion mit seinem 36 Jahre alten Tribünengebäude und einer Kapazität von 20.000 Sitzplätzen in einem aufwendigen Verfahren zu Bauschrott degradiert. Das in der DDR erbaute Stadion soll ab 2024 abgerissen werden, damit am selben Ort ein neues Stadion mit derselben Anzahl an Sitzplätzen errichtet werden kann. Für das Vorhaben liegt ein Bebauungsplan im Entwurf vor, der als Rechtsgrundlage für diesen Neubau dienen soll.1

Das Cantianstadion ist seit Jahren nur eingeschränkt nutzbar. Aufgrund von nicht normgerechten Fluchtwegen wurde die Sitzplatzkapazität halbiert und ist das Tribünengebäude nicht begehbar. Ohne Zweifel: Das Cantianstadion muss repariert werden. Analysen und Entwürfe haben nachgewiesen, dass alle notwendigen Anforderungen für den Stadionbetrieb mit einem Erhalt des bestehenden Stadions vereinbar sind. Durch gezielte Umplanung und Ergänzung kann das Cantianstadion den heutigen Anforderungen gerecht werden, zu einem Bruchteil der Kosten und der CO2-Emissionen, die ein Abriss und Neubau verursachen würden.2 Grundlage für den Bebauungsplan war aber ein offener, zwei-phasiger Wettbewerb (2022) mit dem erklärten Ziel: „(…) das bestehende Stadion zurückzubauen und durch einen Neubau am gleichen Standort zu ersetzen.“3

Die Wettbewerbsausschreibung ignorierte das Potenzial des Bestands und die Erkenntnisse des langen Beteiligungs- und Evaluierungsverfahrens. Darin liegt der grundlegende Fehler des gesamten Verfahrens. Es überrascht nicht, dass der Siegerentwurf, für den momentan Rechtsgrundlage geschaffen wird, die Forderung nach Abriss und Neubau erfüllt. Hauptargument der Verantwortlichen ist, dass ein Inklusionsstadion entstehen soll. Unumstritten: Berlin braucht Orte für inklusiven, barrierefreien Profi- und Freizeitsport. Es ist leider leicht, dem Glauben zu verfallen, dass dies nur durch einen Neubau möglich sei. Vorstudie und Wettbewerbsergebnisse haben deutlich bewiesen, dass durch gezielte architektonische Eingriffe und Erweiterungen das Cantianstadion zu einem Inklusionsstadion transformiert werden kann.

Vorstellung des Siegerentwurfes

Die eigens gegründete Bürgerinitiative Jahnsportpark und der Landesverein Berlin der Bund Deutscher Architekten positionieren sich klar: „Berlin besitzt mit dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark und dem angrenzenden Mauerpark eine Deutschland-, wenn nicht weltweit einmalige Sport- und Freizeitlandschaft, die Spitzen- und Breitensport vereint und mit der grünen Infrastruktur Berlins verbindet. Der wertvolle Baumbestand und die historisch einmalige Anlage von Stadion, denkmalgeschützter Hinterland-Mauer und Tribüne (…) im Mauerpark, dies alles muss behutsam saniert und nicht brachial umgestaltet werden!“4

Was passiert, wenn wir jetzt nicht handeln?

Der neue Bebauungsplan lag im März 2023 zur Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Er sieht den Abriss des Cantianstadions und einen kostspieligen und unzeitgemäßen Neubau vor und würde eine Versiegelung von 90% der Fläche des Sportparks ermöglichen. Die vorhergesehenen Kosten für den Neubau belaufen sich in der Ausschreibung auf knapp 100 Mio. Euro. In Betracht des Siegerentwurfes und der aktuellen Preissteigerung im Bausektor sind deutlich höhere Baukosten erwartbar, die der Steuerzahler tragen wird. Aus der Perspektive der Nachhaltigkeit hätte man kaum desolater entscheiden können. Mit dem prämierten Entwurf werden unnötigerweise über 10.000 Tonnen Bauschutt entstehen – mindestens dieselbe Menge wird als Baumasse für den Neubau aufgewendet werden müssen. Viele alte, intakte Bäume müssen dem Neubau weichen, die Klimaresilienz der Hitzeinsel Prenzlauer Berg würde weiter geschwächt werden. Abriss und Neubau würden den Sport- und Erholungsbetrieb im Sportpark massiv einschränken. Ein klug geplanter Umbau hingegen könnte einen dauerhaften Parallelbetrieb gewährleisten und würde eine deutlich geringere Belastung für die Nachbarschaft bedeuten. Hinzu kommt, dass mit dem Abriss eine der letzten Großbauten der frühen Ostmoderne in Berlin weichen würde.

Wir fordern eine Neuauflage des Wettbewerbs – mit angepassten Anforderungen und dem Ziel, dass statt unterschiedlichen Abrissentwürfen eine Vielzahl an Umbaustrategien erarbeitet werden. Die Ergebnisse des Umbauverfahrens sollten an objektiven Maßstäben wie CO2-Emissionen, Neuversiegelung, Baumfällungen und sensibler Gestaltung des Bauverlaufs gemessen werden.

Die Ziele des neuen Bebauungsplans sind klar: es sollen „(…) identitätsstiftende Elemente der Anlage soweit wie möglich erhalten bleiben“. Das Stadion soll „ (…) zukünftig den Inklusionssport und ein uneingeschränktes inklusives Zuschauererlebnis ermöglichen. (…) Schließlich sollen in Folge der Planung die ökologischen und klimatischen Bedingungen verbessert werden, indem beispielsweise möglichst viel Fläche entsiegelt wird und unversiegelt bleiben kann. Für den zukünftigen Inklusionssportpark und das große Stadion wird eine weitgehende Klimaneutralität angestrebt.“5

All diese Intentionen sind richtig und zukunftsweisend, doch stimmen leider nicht mit der jetzigen Planung überein.

Eine Chance für Berlin: Im Zuge des neuen Umbauverfahrens ist es möglich, ein tatsächlich inklusives Projekt zu realisieren, welches eine Vorbildfunktion für künftige stadtplanerische Entwicklungen haben kann.

AG Neustart Jahnsportpark

Studierende UdK & TU Berlin (Architektur)

Kontakt: neustart.jsp@gmail.com

Unterstützende:

Architects for Future, Berlin

Bürgerverein Gleimviertel e.V.

Bürgerinitiative Jahnsportpark

Freunde des Mauerparks e.V.

Prof. Jean-Philippe Vassal

Klasse Klima der UdK

1 https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/b-planverfahren/de/fruehbb/3-87/index.shtml

2 https://www.jahnsportpark.de/dokumentation Team Erhalt& Umbau

3 https://www.berlin.de/sen/bauen/wettbewerbe/2022/jahnsportpark-fuer-alle/#Ausschreibung /Download Auslobung

4 https://www.bda-bund.de/2020/06/abrissplanungen-im-friedrich-ludwig-jahn-sportpark-sofort-stoppen/

5 https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/b-planverfahren/de/fruehbb/3-87/index.shtml

Ein Artikel der Berliner Morgenpost vom 6. April 2023 beschäftigt sich mit den Konsequenzen des Koalitionsvertrages für das Rathausforum / Marx-Engels-Forum. Die Streichung der Umgestaltung des Rathausforums / Marx-Engels-Forums aus dem Koalitionsvertrag hatte bereits für Kritik der Initiative Offene Mitte Berlin gesorgt. Die Berliner Morgenpost befragte Mitglieder der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, die diese Passagen mit verhandelt hatten. Laut den Befragten wurde das Projekt aus dem Koalitionsvertrag gestrichen, weil der Koalitionsvertrag schnell fertiggestellt werden sollte und deshalb „Konfliktthemen“ ausgeklammert wurden. Diese Ausklammerung hätte aber nicht automatisch die Einstellung des Projektes zur Folge. Allerdings wurde ebenfalls mitgeteilt, dass die Sorgen vor neuen Akzenten durch eine CDU-geführte Umweltverwaltung „durchaus berechtigt sein“ können.

zum Artikel

Kurzfassung

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages stellt einen drastischen Rückschritt gegenüber den bisherigen Planungen und den Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag von 2021 dar. Die bisherigen sozialen und ökologischen Ziele der Planungen wurden deutlich heruntergefahren.

-Am Rathausforum droht der Stopp der für 2024 geplanten Umsetzung der klimaresilienten Umgestaltung nach einem Entwurf des Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. Ein Abbruch dieser fast schon baureifen Planung wäre ein schwerer Schlag gegen einen klimaresilienten Stadtumbau Berlins. Die bisherigen Planungsprozesse wären umsonst gewesen, die Gelder für diese Planungsprozesse wären verloren. Zudem hätte ein Stopp der Planungen in diesem Stadium eine nachhaltige Schädigung der Wettbewerbs- und Planungskultur in Berlin zur Folge. Das Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten hat auf die Verlässlichkeit der Berliner Baupolitik vertraut und erhebliche Planungsleistungen erbracht. Ein Planungsstopp wäre nicht nur ein Vertrauensbruch, er würde auch zu berechtigten Schadensersatzforderungen führen. Welches Büro wird sich künftig noch an Planungen in Berlin beteiligen, wenn so willkürlich mit den Ergebnissen umgegangen wird? Alles in allem wäre dieser Schritt angesichts der weit fortgeschrittenen Planungen und der damit verbundenen Kosten völlig verantwortungslos.

-Am Molkenmarkt sollen die landeseigenen Grundstücke nicht mehr, wie bisher, ausschließlich durch landeseigene Wohnungsgesellschaften bebaut werden. Stattdessen sollen auch „gemeinwohlorientierte“ Bauherren zum Zuge kommen, die aber nicht zu günstigen Mieten verpflichtet werden können. Außerdem wird eine kleinteilige Bebauung gefordert, die die Baukosten und damit die Mieten massiv in die Höhe treiben würde. Deshalb droht der Neubau eines elitären Quartiers mit hochpreisigen Wohnungen anstelle des bisher geplanten klimaresilienten Stadtquartiers mit bezahlbaren Wohnungen und kostengünstigen Räumen für Kunst und Kultur.

-Für die gesamte Berliner Mitte soll ein neuer Masterplan erarbeitet werden.

Dieser Masterplan ist völlig überflüssig, denn für die Berliner Mitte wurden in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Planungen mit dem übergeordneten Planwerk Innere Stadt und zahlreichen Teilplänen erarbeitet. Ein weiterer Masterplan ist angesichts dieser Vielzahl von Plänen unnötig. Er würde planerische Ressourcen binden, die anderswo dringender gebraucht werden. Zudem würde der Masterplan zu einem undurchschaubaren Dickicht an Planungen führen und das Bauen in der Berliner Mitte eher behindern.

Alles in allem bedeutet der neue Koalitionsvertrag einen klaren Rückschritt in Bezug auf soziale und ökologische Ziele. Dieser Vertrag trägt keine sozialdemokratische Handschrift. Er ist vielmehr eine Kapitulation vor unsozialen und rückwärtsgewandten Vorstellungen.

Langfassung

Rathausforum / Marx-Engels-Forum

Der aktuelle Stand

Die Umgestaltung des Rathausforums / Marx-Engels-Forums gehört zu den wichtigsten Projekten für einen klimaresilienten Stadtumbau Berlins. Nach den bisherigen Planungen soll das Areal ab 2024 nach einem Entwurf des Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten klimaresilient und nutzerfreundlich umgestaltet werden. Geplant sind die Pflanzung zusätzlicher Bäume, die Schaffung von Flächen für die Regenwasserversickerung und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Außerdem soll der Autoverkehr in den angrenzenden Straßen reduziert werden. Ziel ist die Schaffung einer attraktiven „grünen Lunge“, die in einer immer dichter bebauten Innenstadt von großer stadtklimatischer Bedeutung ist.

Im Bereich Rathausforum / Marx-Engels-Forum hat in den letzten Jahren eine umfangreiche und kostenaufwendige Planungstätigkeit stattgefunden. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben sich in diesem Prozess engagiert. 2015 wurde unter dem Motto „Alte Mitte – neue Liebe“ ein aufwendiges Partizipationsverfahren durchgeführt, bei dem vor allem über die künftige Programmierung des Gebietes diskutiert wurde. An zahlreichen Veranstaltungen und Online-Formaten haben sich insgesamt rund 100.000 Bürger*innen beteiligt. Als Ergebnis wurden 10 „Bürgerleitlinien für die Berliner Mitte“ erarbeitet, die am 9. Juni 2016 von allen Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses beschlossen wurden. 2019/2020 fand dann ein erneutes Partizipationsverfahren statt, in dem über den Auslobungstext für einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb debattiert wurde.

Der freiraumplanerische Realisierungswettbewerb fand dann 2021 statt, zum Sieger wurde ein Entwurf des Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Köln) gewählt. Der Siegerentwurf sieht eine klimagerechte Umgestaltung des Gebietes als öffentlicher Freiraum vor, bei der Aspekte wie Entsiegelung, Pflanzung zusätzlicher Bäume, Regenwasserversickerung und Aufenthaltsqualitäten eine wichtige Rolle spielen.

Dieser Entwurf fand eine parteiübergreifende Zustimmung. Beispielsweise äußerte Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD): 

„Der Entwurf hat uns wirklich sehr überzeugt, weil er sehr wechselseitig ist und weil er eben eine starke Figur macht, begleitet von zwei Stadthainen, in denen alle möglichen Nutzungen noch untergebracht werden können, die in einem partizipativen Verfahren noch näher bestimmt werden.“ (Quelle: Youtube)

„So entsteht nunmehr die Chance, unter dem Vorzeichen von Klimaanpassung und Mobilitätswende die vorhandenen Freiraumstrukturen qualitätsvoll weiter zu entwickeln.“ (Quelle: taz)

Seit Mai 2022 läuft die Ausführungsplanung. Als Bauherr fungiert die Grün Berlin GmbH, die Planung wird gemeinsam mit dem Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten und der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz erarbeitet. Das Vorhaben soll ab 2024 realisiert werden. Die Kosten von 31 Mio Euro sollen vor allem durch GRW-Mittel finanziert werden. Folgerichtig wurde das Projekt im Koalitionsvertrag vom November 2021 verankert. In diesem heißt es:

„Das Rathausforum/Marx-Engels-Forum soll auf der Grundlage des Wettbewerbsergebnisses als öffentlicher Freiraum zügig partizipativ realisiert werden.“ (S. 11)

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages

Im Entwurf des neuen Koalitionsvertrages wird die Umgestaltung des Rathausforums / Marx-Engels-Forums nicht mehr erwähnt. Zwar hatte die Verhandlungsgruppe der SPD laut Medienberichten die Verankerung des Projektes im Koalitionsvertrag gefordert, diese sei aber von der CDU verhindert worden. Es besteht also die Gefahr, dass das Projekt gestoppt wird, vor allem, weil die CDU die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz leiten soll.

Ein Stopp dieses Projekts hätte gravierende Konsequenzen:

Die bisherigen Planungsprozesse wären umsonst gewesen, die Gelder für diese Planungsprozesse wären verloren.

Ein Stopp der Planungen in diesem Stadium hätte zudem eine nachhaltige Schädigung der Wettbewerbs- und Planungskultur in Berlin zur Folge. Das Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten hat auf die Verlässlichkeit der Berliner Baupolitik vertraut und erhebliche Planungsleistungen erbracht. Ein Planungsstopp wäre nicht nur ein Vertrauensbruch, er würde auch zu berechtigten Schadensersatzforderungen führen. Welches Büro wird sich künftig noch an Wettbewerben in Berlin beteiligen, wenn so willkürlich mit den Ergebnissen umgegangen wird?

Ein Stopp des Projekts wäre aber auch ein Affront gegenüber den vielen Bürger*innen, die viel ehrenamtliche Zeit und Energie in diese Partizipationsverfahren gesteckt haben. Das Vertrauen von Bürger*innen in die Glaubwürdigkeit von Partizipationsprozessen wäre nachhaltig gestört.

Zudem würde dieser wichtige Bereich in der Mitte Berlins weiterhin verwahrlosen.

Bewertung

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages bedeutet eine wesentliche Verschlechterung gegenüber den bisherigen Planungen. Der Stopp des Projekts wäre ein herber Rückschlag für einen klimaresilienten Umbau Berlins. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist ein attraktives Rathausforum aber wichtiger denn je.

Chronologie der bisherigen Planung

  • 2015: Partizipationsverfahren „Alte Mitte – neue Liebe“
    • ergebnisoffenes Verfahren zur Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums
    • zahlreiche Veranstaltungen:
      18.4.2015 Auftaktveranstaltung
      18.4. – 18.5.2015 1. Online-Dialog
      15.6.2015 1. Fachkolloquium
      22.6.2015 2. Fachkolloquium
      4.7.2015 1. Bürgerwerkstatt
      22.8.2015 Partizipatives Theater
      05.9.2015 Halbzeitforum
      26.9.2015 Partizipatives Theater
      28.9.2015 3. Fachkolloquium
      28.9. – 23.10.2015 2. Online-Dialog
      17.10.2015 2. Bürgerwerkstatt
      28.11.2015 Abschlussforum, Formulierung der „Bürgerleitlinien für die Berliner Mitte“
      Weitere Veranstaltungen: Erkundungen, Fahrrad-Rikscha
    • Ergebnis: 10 „Bürgerleitlinien für die Berliner Mitte“

  • 9.6.2016: Beschluss des Abgeordnetenhauses „Bürgerleitlinien für die Berliner Mitte“
    • Zustimmung von allen Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses

  • 2016-2020: Vertiefung durch Fachgutachten
    • 2017: GEO-NET+ / gruppeF: Ökologische und stadtklimatische Untersuchung der Berliner Mitte, Berlin 2017
    • 2017: gruppeF / yellowz: Typisierung des öffentlichen Raumes in der Berliner Mitte, Berlin 2017
    • 2020: gruppeF: Regenwasserbewirtschaftung, Berlin 2020

  • 2019-2020: Partizipationsprozess zur Vorbereitung des Freiraumplanerischen Wettbewerbs
    • zahlreiche Veranstaltungen:
      24.1.2019 Projektwerkraum „Zwischen Experiment und Alltag – Kreativorte für die Berliner Mitte“
      21.3.2019 Projektwerkraum „Von Begegnung bis Rückzug – Rathausforum weiterdenken!“
      22.8. – 21.11.2019 Online-Beteiligung
      August – Oktober 2019: 16 Sondierungsgespräche
      19.9.2019 Projektwerkraum „Hin & Weg – Straßenbahn für das Rathausforum gestalten!“
      22.10.2019 Fachlabor „Nutzungen“
      29.10.2019 Fachlabor „Verkehr“
      14.11.2019 Fachlabor „Geschichte“
      28.11.2019 Projektwerkraum „Rathausforum – Mitte neu denken!“
      4.12.2019 Fachlabor „Resilienz“
      21.1.2020 Stadtlabor „Nutzungen, Bewegen, Orientieren & Sicherheit“
      18.2.2020 Stadtlabor „Mobilität und Grün“

  • 2021: Freiraumplanerischer Wettbewerb
    • 14.1.2021 Veröffentlichung des Auslobungstextes
      22.4.2021 Bürgerbeteiligung 1. Wettbewerbsphase
      17.8.2021 Bürgerbeteiligung 2. Wettbewerbsphase
      19.8. / 20.8.2021 Sitzung Preisgericht, Auswahl des Siegerentwurfs
    • 1. Preis: Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Köln)

  • November 2021: Koalitionsvertrag Berlin 2021-2026:
    • „Das Rathausforum/Marx-Engels-Forum soll auf der Grundlage des Wettbewerbsergebnisses als öffentlicher Freiraum zügig partizipativ realisiert werden.“ (S. 11)

  • Ab 2022: Erarbeitung der Ausführungsplanung durch das Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Köln)
    • Mai 2022: Abschluss eines Vertrages zwischen der Grün Berlin GmbH und dem Büro Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten
    • 3. Quartal 2022: Vergabe der Planungsleistungen für Technische Anlagen in Außenanlagen, Be- und Entwässerung sowie dezentrales Regenwassermanagement
    • bis März 2023: Abschluss Vorplanung

  • Geplante Schritte
    • bis März 2024: Abschluss der Genehmigungsplanung
    • ab 2024: Baubeginn

  • Kosten und Finanzierung
    • geschätzte Kosten: 31 Mio €
    • Finanzierung durch GRW-Mittel und Landesmittel

Molkenmarkt

Der aktuelle Stand

Nach den aktuellen Planungen soll auf den landeseigenen Grundstücken am Molkenmarkt ein vielfältiges Quartier mit bezahlbaren Wohnungen und kostengünstigen Räumen für Kunst und Kultur errichtet werden. Als Bauherren sollen die landeseigenen Wohnungsunternehmen WBM und Degewo fungieren. Diese Bauherren wurden gewählt, weil nur landeseigene Wohnungsunternehmen dauerhaft zu bezahlbaren Mieten verpflichtet werden können. Denn die landeseigenen Wohnungsunternehmen sind an die Kooperationsvereinbarung gebunden, nach der 50 Prozent der Wohnungen zu einer Nettokaltmiete von 6,50 Euro und weitere 50 Prozent zu einer Durchschnittsmiete von maximal 11 Euro vermietet werden dürfen.

Auch zum Molkenmarkt wurden bereits erhebliche Planungsleistungen erbracht. Zwischen 2019 und 2021 wurde ein aufwendiges Partizipationsverfahren durchgeführt. Das Ergebnis waren 8 Leitlinien, in denen der Bau bezahlbarer Wohnungen, die Schaffung kostengünstiger Räume für Kunst und Kultur sowie eine klimaresiliente Gestaltung festgeschrieben worden sind. Ein anschließendes Wettbewerbs- und Werkstattverfahren brachte allerdings kein klares Ergebnis, da das Verfahren ohne Auswahl eines Siegerentwurfs beendet wurde. Zudem wurden die Blöcke A und B im Dezember 2022 mittels eines Einbringungsvertrages in das Eigentum der WBM eingebracht. 

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages

Nach dem Entwurf des neuen Koalitionsvertrages soll die Bauherrenstruktur grundlegend verändert werden. Nun sollen – neben den landeseigenen Wohnungsunternehmen – auch andere „gemeinwohlorientierte“ Bauherren zum Zuge kommen. (S. 54) Das Problem bei diesen Bauherren ist, dass der Begriff „gemeinwohlorientiert“ nicht klar definiert ist. Hinter diesem Begriff können sich auch Anbieter teurer Wohnungen verbergen. Zudem können diese Bauherren nicht zur dauerhaften Bereitstellung bezahlbarer Wohnungen verpflichtet werden. Folgerichtig können „gemeinwohlorientierte“ Bauherren zum Einfallstor für hochpreisige Wohnungen werden. Daher muss die veränderte Bauherrenstruktur ganz klar als Verschlechterung gewertet werden.

Zudem werden im Koalitionsvertrag Forderungen erhoben, die schwer miteinander in Einklang zu bringen sind. Auf der einen Seite wird die Errichtung von bezahlbarem Wohnraum angestrebt, gleichzeitig werden aber auch kleinteilige Strukturen gefordert. (S. 54) Eine kleinteilige Bebauung durch mehrere Bauherren hätte aber wesentlich höhere Baukosten zur Folge als der Bau ganzer Blöcke durch einen Bauherrn. Eine Schätzung des Bezirksamtes Mitte vom September 2021 ging bei einer kleinteiligen Bebauung von Baukosten von 6000 bis 9000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche aus. (Quelle) Unter Berücksichtigung der Baupreissteigerungen in den letzten Monaten muss mit Baukosten von 7000 bis 11000 Euro gerechnet werden. Dermaßen hohe Baukosten würden sich zwangsläufig auf die Mieten auswirken. Da auch gemeinwohlorientierte Bauherren ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften müssten, würden hohe Baukosten zwangsläufig zu hohen Mieten führen. Folgerichtig ist zu befürchten, dass am Ende nur ein kleiner Teil der Wohnungen als bezahlbare Wohnungen errichtet werden können. Der vorgeschlagene Koalitionsvertrag hätte dann ein elitäres Viertel mit hohen Mieten zur Folge.

Zudem fällt auf, dass im neuen Koalitionsvertrag zu wichtigen Themen keine Aussagen gemacht werden. Es fehlen Aussagen zu Themen, die für die bisherige Planung wichtig waren, wie zu kostengünstigen Räumen für Kunst und Kultur sowie zu einer klimaresilienten Gestaltung.

Bewertung

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages stellt eine deutliche Verschlechterung gegenüber der bisherigen Planung dar. Es besteht die Gefahr, dass die bisherigen Ziele der Molkenmarkt-Planung, wie bezahlbarer Wohnraum, kostengünstige Räume für Kunst und Kultur sowie eine klimaresiliente Gestaltung, aufgegeben werden. Am Ende könnte am Molkenmarkt kein soziales und ökologisches Modellquartier, sondern ein rückwärtsgewandtes Nobelquartier mit teuren Wohnungen entstehen.

Chronologie der bisherigen Planung

  • 12.5.2016: Beschluss des Abgeordnetenhauses zum Bebauungsplan 1-14 Molkenmarkt / Klosterviertel
    • 14.9.2016: Festsetzung des Bebauungsplans 1-14 Molkenmarkt / Klosterviertel

  • 2019-2021: Partizipationsverfahren
    • Ziel: Erarbeitung von Leitlinien für die Nutzung und Gestaltung des Quartiers
    • Durchführung von Präsenz- und Online-Veranstaltungen
    • jede*r konnte sich beteiligen
    • Mai 2021: Ergebnis: 8 Leitlinien, in denen die Entwicklungsziele definiert wurden
    • bezahlbare Wohnungen
    • kostengünstige Räume für Kunst und Kultur
    • klimagerechte Gestaltung
    • Präsentation archäologischer Zeugnisse (z.B. archäologische Fenster)
      (Quelle)
  • 2021-2022: städtebauliches und freiraumplanerisches Wettbewerbs- und Werkstattverfahren
    • 25.8.2021: Veröffentlichung der Auslobung
    • 29./30.11.2021: Sitzung des Preisgerichts für die erste Phase
      • Auswahl von zwei Entwürfen für die Werkstattphase:
        Entwurf von OS arkitekter (Kopenhagen) und czyborra klingbeil Architekturwerkstatt (Berlin)
        Entwurf von Bernd Albers / Silvia Malcovati (Berlin) mit Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich)
    • 20.1.2022: Auftaktkolloquium Werkstattverfahren
    • 14.4.2022: Zwischenkolloquium Werkstattverfahren
    • 13.9.2022: Abschlusskolloquium Werkstattverfahren
    • 13.9.2022: Abschlusskolloquium
      • Beendigung ohne Auswahl eines Siegerentwurfs

Masterplan Berliner Mitte

Der aktuelle Stand

Derzeit existiert kein Masterplan für die Berliner Mitte. Im Koalitionsvertrag von 2021 wurde auch kein Masterplan für die Berliner Mitte vereinbart.

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages

Nach dem Entwurf des neuen Koalitionsvertrages soll ein städtebaulicher Masterplan für den Bereich zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor erarbeitet werden. (S. 54)

Bewertung

Für die Berliner Mitte wurden in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Planungen erarbeitet. Das Planwerk Innere Stadt definiert die übergeordneten städtebaulichen Strukturen. Auf Basis dieses Planwerks wurden Bebauungspläne für den Molkernmarkt, die Breite Straße, das Humboldtforum und das Friedrichswerder erarbeitet. Weitere Planungen sind das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für das Nikolaiviertel und Denkmalpflegepläne für das Nikolaiviertel. Zudem wird für das Rathausforum /Marx-Engels-Forum eine Freiflächenplanung erarbeitet, die ab 2024 realisiert werden soll.

Ein weiterer Masterplan für die Berliner Mitte ist angesichts dieser Vielzahl von Plänen völlig unnötig. Er würde planerische Ressourcen binden, die anderswo dringender gebraucht werden. Zudem würde der Masterplan zu einem undurchschaubaren Dickicht an Planungen führen und das Bauen in der Berliner Mitte eher behindern.

Brunnen auf dem Schlossplatz

Der aktuelle Stand

Der Bereich Schlossplatz Süd wurde im Zusammenhang mit dem Bau des Humboldtforums zwischen 2017 und 2021 nach einem Entwurf des Büros bbz Landschaftsarchitekten neu gestaltet. Die Planungen sahen keine Brunnenanlage vor, daher wurde bei den Bauarbeiten auch keine Rücksicht auf eine mögliche Brunnenanlage genommen. Derzeit existieren keine konkreten Pläne für den Bau einer Brunnenanlage auf dem Schlossplatz Süd.

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages

Der neue Koalitionsvertrag sieht eine neue Brunnenanlage auf dem ehemaligen Standort des Neptunbrunnens vor. (S. 54)

Bewertung

Der Bau einer Brunnenanlage auf dem Schlossplatz ist grundsätzlich nicht falsch. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Bau einer Brunnenanlage auf dem Schlossplatz wirklich zu den drängendsten Problemen Berlins gehört und ob der dafür nötige Aufwand gerechtfertigt wäre.

Da die Neugestaltung des Schlossplatzes ohne Berücksichtigung einer Brunnenanlage erfolgte, wäre ein erheblicher Aufwand für seinen Umbau nötig. Auf dem ehemaligen Standort des Neptunbrunnens befinden sich heute eine Straße, ein unterirdischer Fernwärmeknoten, neu gebaute Regenwasserkanäle und andere Versorgungsleitungen.

Fernwärmeknoten unter dem ehemaligen Standort des Neptunbrunnens während der Neugestaltung des Schlossplatzes 2019 (c) Initiative Offene Mitte Berlin

Ein Brunnen am ehemaligen Standort des Neptunbrunnens wäre nur möglich, wenn der gerade erst neugestaltete südliche Schlossplatz völlig umgebaut würde. Nötig wären die Verlegung der Straße, die Verlegung des Fernwärmeknotens, die Verlegung der gerade erst neu gebauten Regenwasserkanäle und der Elektroleitungen. Außerdem müssten neue Leitungen für die Wasserversorgung verlegt werden. Schließlich müssten auch die Bankskulpturen und die Laternen versetzt werden. Diese Arbeiten wären sehr zeit- und kostenaufwendig, sie würden rund zwei Jahre dauern und mindestens 7,5 Millionen Euro kosten. (Quelle: Inhaltsprotokoll der Sitzung des Ausschusses für Kulturelle Angelegenheiten am 4. April 2016, S. 18) Da der südliche Schlossplatz wichtige Funktionen für das Humboldtforum bereitstellt (Behindertenparkplätze, Aufstellflächen für Medienfahrzeuge, Aufstellflächen für Feuerwehrfahrzeuge, Lagerplätze für Materialanlieferung, Stellflächen für Mobilkräne, Fluchtwege etc.), wäre das Humboldtforum in dieser Zeit nur eingeschränkt nutzbar.

Außenanlagenfunktionsplan Humboldt-Forum, Schlossplatz Süd (Quelle: Abgeordnetenhaus )

Fazit

Der Entwurf des neuen Koalitionsvertrages stellt einen wesentlichen Rückschritt gegenüber den bisherigen Planungen und den Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag von 2021 dar. Die bisherigen sozialen und ökologischen Ziele der Planungen wurden deutlich heruntergefahren. Er markiert ein rückwärtsgewandtes Rollback und verspricht keine zukunftsgerechte Stadtentwicklung.

Initiative Offene Mitte Berlin

Rückfragen an:

Matthias Grünzig

Mobil: 0159/03602769

E-Mail: mattgrue@googlemail.com

Viele städtische und ländliche Räume Deutschlands – in Ost und West – sind geprägt durch eine industrielle Baukultur, die mittlerweile auch zum kulturellen Erbe geworden ist – ein Erbe, das von Transformation und dem Wandel von Identität(en) der Menschen, die ihn und mit ihm leben, erzählt.

Bei der Veranstaltung in der Reihe ZUKUNFTSRÄUME-ZUKUNFTSTRÄUME wird der Frage nachgegangen, wie dieses kulturelle Erbe der Transformation von der Zeit der Teilung bis in die Gegenwart am Industriebau in den Regionen bewahrt und neu belebt werden kann.

Die Veranstaltung findet mit der Bundesbauministerin Klara Geywitz und zahlreichen namhaften Architekt*innen sowie Vertreter*innen engagierter zivilgesellschaftlicher Organisationen am Mittwoch, den 19. April 2023 statt.

Programm:

ab 17.30 Uhr Check-in/ZwischenRäume und Kaffee & Kuchen

mit Böll Architekten GmbH (u.a. Zeche Zollverein)// Stadtbad Kunstforum Brandenburg // /Industrie.Kultur.Ost. Plattform für ostdeutsche Industriekultur //Industriesalon Schöneweide

18.00 Uhr Begrüßung
Daniela Kolbe
, Stellv. Vorsitzende Friedrich-Ebert-Stiftung und 
Anja Zachow, Geschäftsführerin Forum Ostdeutschland der Sozialdemokratie e.V.

Impuls von
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen der Bundesrepublik
ZUKUNFTSRÄUME Ost(Deutschland): Bewahrung und Neubelebung

Anschließend Diskussion mit
Dorit Baumeister, Architektin,Bauamtsleiterin Weißwasser
Heinrich Böll, Architekt, Böll-Architekten GmbH
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen der Bundesrepublik
Sebastian Dämmler, ehrenamtlicher Koordinator / BaudenkmalscoutbeiIndustrie.Kultur.Ost. Plattform für ostdeutsche Industriekultur
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin

Moderation der Veranstaltung: Dr. Angela Borgwardt, Autorin und Franziska Richter (Politik in Ostdeutschland/ Kultur&Politik, Friedrich-Ebert-Stiftung)

Ab 19.45 Uhr geselliger Ausklang bei einem Imbiss // ZwischenRäume

Mit unseren eingeladenen Gästen und Ihnen wollen wir diskutieren:

  • Wie kann die Geschichte der Industrie-Baukultur und der eng damit zusammenhängenden Lebens- und Arbeitsweisen in Ost und West erzählt, erinnert, bewahrt und der Gegenwart anverwandelt werden?
  • Welche Konzepte existieren, um Bausubstanz zu erhalten und in die Gegenwart hineinwachsen zu lassen und wie können wir gemeinsam eine Umwelt schaffen, die als lebenswert wahrgenommen wird?

Wir freuen uns auf die Begegnungen & Gespräche mit Ihnen im ehemaligen Umspannwerk Palisa!

Mittwoch, 19. April 2023, 18 Uhr

Palisa im Umspannwerk Ost, Palisadenstraße 48, 10243 Berlin-Friedrichshain

Bei Interesse melden Sie sich bitte hier an!

Zerstört werden soll: ein wertvolles innerstädtisches Biotop von rund 2400 m2, das zugleich ein lebendiger sozialer Ort im Quartier ist. Die Gärten an der Prinzregentenstraße mit 66 Obstbäumen sind nicht nur Heimat von drei Bienenvölkern, sondern auch von vielen Tier- und Pflanzenarten, die gesetzlich geschützt sind oder auch auf Vorwarnlisten verschiedener Roter Listen stehen wie der Nashornkäfer, die Goldglänzende Furchenbiene, der Habicht, der Grünspecht, der Gartenrotschwanz oder der Haussperling. Die Gärten bilden einen Trittsteinbiotop in einem hochverdichteten Stadtquartier mit mehr als 10.000 EinwohnerInnen je Quadratkilometer, das nach Aussage des Berliner Senats mit Grünanlagen schlecht versorgt ist. Die Kolonie Am Stadtpark I hat aufgrund ihrer vielen Angebote und Aktivitäten für die Bevölkerung 2016 vom Bezirk den Erwin-Barth-Preis „insbesondere für die Nachbarschaftspflege“ erhalten.

Die Fläche der Kleingärten war bislang noch nie bebaut. Sie bildete einen Freiraum südlich der 1930 eingeweihten und 1938 zerstörten großen Synagoge, deren Ruine 1958 abgetragen wurde. Gegenüber wohnet Walter Benjamin in den Jahren 1930-1933 (Prinzregentenstraße 66)

Nashornkäfer
Grünspecht
Gebänderter Pinselkäfer
Goldfurchenbiene
Blauschwarze Holzbiene
Fuchsbau

In den Kleingärten haben eine Reihe seltener und bedrohter Arten ihre Heimat

Gebaut werden sollen: von der landeseigenen Immobiliengesellschaft Berlinovo 259 Mini- Appartments von geringer Qualität für temporäres Wohnen von Studierenden (keine Balkons, minimierte Gemeinschaftsflächen) zu einem Mietpreis von 25 € qm (warm) sowie eine kleine Kita, für die es laut Aussage von Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger keinen Baubedarf gibt. Die Bebauungsdichte mit einer Geschossflächenzahl (GFZ) von 3,83 ist mehr als doppelt so hoch wie ursprünglich zulässig.

 Planauszüge aus dem Bauvorbescheid. Fassade noch in Bearbeitung

Verheimlicht: Die jahrelange Vorbereitung des Bauvorhabens (Grundstückskauf, Planung, Bauvoranfrage, Bauvorbescheid) wurden bis Sommer 2022 weitgehend geheim gehalten. Weder die Bezirksverordnetenversammlung noch die Betroffenen und die Nachbarschaft wurden informiert oder gar eingebunden. Nachdem der Sachverhalt im Spätsommer 2022 schließlich bekannt wurde, hieß es: Der Entscheidungsprozess ist abgeschlossen, da ist nichts mehr zu machen. Dies steht im Widerspruch zu den 2019 beschlossenen „Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der räumlichen Stadtentwicklung“ des Berliner Senats, dort heißt es: „Schon wenn die Ziele eines Projektes formuliert werden, sollen Bürger und Bürgerinnen einbezogen werden“.

Kein Einzelfall: Obwohl das Land Berlin 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat, geht die Zerstörung von Kleingartenanlagen und anderem Stadtgrün nahezu unvermindert weiter, nimmt die Bodenversiegelung durch Neubaumaßnahmen im Durchschnitt um 3.800 m2 pro Tag zu. Zwischen 2004 und 2019 wurden über 4 Quadratkilometer Kleingärten zerstört, das sind ca. 14 % aller Kleingärten. Nach 2030 droht in Berlin nach aktuellem Planungstand der Wegfall weiterer 2,8 Quadratkilometer (9,6%) an Kleingärten.

In Wilmersdorf wurden im Jahr 2016 156 Gärten der Kleingartenkolonie Oeynhausen für ein Wohnungsbauvorhaben zerstört, obwohl sich kurz zuvor 85.000 Bürger (77% der Stimmen) in einem Bürgerentscheid gegen die Zerstörung ausgesprochen hatten. Auch die Kleingartenkolonie Wiesbaden verlor 20 Gärten. In anderen Bezirken sieht es nicht besser aus. So plant gegenwärtig das kommunale Wohnungsunternehmen Gesobau in Pankow unter Aushebelung des mit Bürgerbeteiligung entstandenen Bebauungsplans die Abholzung von 170 Bäumen für ein Neubauvorhaben.

Tabula Rasa statt Bauen im Bestand: Leider ist es nach wie vor weitaus einfacher, eine Grünfläche zu überbauen und damit zu zerstören, als im Bestand zu bauen. So auch in Wilmersdorf. In unmittelbarer Umgebung des Standortes finden sich eine Reihe von Liegenschaften des Landes Berlin, die bereits versiegelt sind und die erhebliches Nachverdichtungspotenzial für den Bau von Wohnungen und anderem bieten. Doch während diese Möglichkeiten ungenutzt bleiben, soll nun für das Bauvorhaben wertvolles Stadtgrün zerstört werden. Der Senat selbst räumte ein, dass Alternativen zu der Bebauung der Kleingärten nicht geprüft worden sind.

Schon in direkter Nachbarschaft gibt es drei Möglichkeiten, auf bereits versiegelten Flächen nachzuverdichten, zwei davon (2, 3) sind sogar landeseigene Liegenschaften.  Solche Alternativen wurden aber nicht in Erwägung gezogen und geprüft.

Im Widerspruch zu den Aussagen der Landes- und Bezirkspolitik: Die landeseigene Immobiliengesellschaft Berlinovo hat die Kleingärten überplant, das Grundstück gekauft und den GärtnerInnen Anfang Februar 2023 mit Wirkung zum 30. November gekündigt, obwohl das Vorhaben im Widerspruch zu einer Reihe von Beschlüssen und Zusagen auf Landes- und Bezirksebene steht:

Nach einem erfolgreichen Bürgerbegehren hatte die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg Wilmersdorf im Sommer 2016 beschlossen, die Grünflächen und Kleingärten des Bezirks dauerhaft zu sichern und bestehende andere Planungen unverzüglich aufzuheben. Im Dezember 2022 beauftragte die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg Wilmersdorf das Bezirksamt, zu prüfen ob und wie eine dauerhafte Sicherung des Blocks IV der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I erreicht werden kann.

Der Berliner Senat hat im Dezember 2019 die Klimanotlage festgestellt. Der Koalitionsvertrag des rot- rot-grünen Senats von 2021-2023 sagte die Sicherung der Berliner Kleingärten zu. Die SPD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhaus beschloss im Januar 2023 ein Kündigungsmoratorium für Kleingärten mir der Begründung: „Kleingärten sind soziale Integrationsorte und grüne Oasen in unserer Stadt.“ In einem Gespräch Ende Januar 2023 sicherte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey den betroffenen Kleingärtnern von Block 4 zu, dass sie eine Prüfung von Alternativlösungen im Senat veranlasst.

Doch den Worten müssen Taten folgen. Klimaschutz und eine soziale Wohnpolitik sind kein Widerspruch. Statt Stadtgrün zu zerstören sollten die Nachverdichtungspotenziale bereits versiegelter Flächen – wie etwa Parkplätze oder Gebäudedächer – für den Neubaubedarf genutzt werden. Gerade eine verdichtete Stadt bedarf des qualitätsvollen Stadtgrüns: Es kühlt das Stadtklima und lindert so die Folgen der Hitzesommer, es beheimatet Tiere und Pflanzen, es bietet den Innenstadtbewohnern, die auf ein Haus im Grünen verzichten, dringend benötigte Erholung, Entspannung und Naturerfahrung. Und in Kleingärten lernen Stadtkinder den Umgang mit Natur, hier kommt die Nachbarschaft zusammen und stiftet sozialen Zusammenhalt.

Wir fordern daher von den Entscheidungsträgern im Senat, den landeseigenen Unternehmen und dem Bezirk:

  • den Stop des Bauvorhabens der Berlinovo auf Block 4 der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I
  • eine Rücknahme der Kündigung und eine dauerhafte Sicherung der gesamten Kolonie
  • den Stop des Bauvorhabens der Gesobau in Pankow
  • die zügige Inventarisierung der Nachverdichtungspotenziale aller Liegenschaften des Landes und deren Aktivierung

Initiative Rettung Kleingärten Prinzregentenstraße/Wilmersdorf, Mitglied im Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung (https://www.nachhaltigestadtentwicklung.berlin)

Kontakt: initiative_gaerten@kolonie-am-stadtpark.de

BUND, Landesverband Berlin

Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer BUND Berlin e.V.

Prof. Dr. Philipp Oswalt, Mitinitiator der Berlin-Plattform und Bündnis Klimastadt Berlin 2030

PD. Dr. habil. Fritz Reusswig, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Prof. Jean Philippe Vassal, Architekt Paris/ Berlin, Pritzker-Preisträger 2021, Professor für Entwerfen und Stadterneuerung an der Universität der Künste Berlin

Prof. Dr. Philipp Misselwitz, Co-Geschäftsführer Bauhaus der Erde, Potsdam

Yasser Almaamoun, Sprecher Plattformnachwuchsarchitekt*innen Berlin

Prof. Dr. Alfred Richartz, Sportwissenschaftler

AfA – Aktiv für Architektur, Sprecher Alexander Walter, Achitekt Berlin

Bis 1995 war die Funktion der Senatsbaudirektion eine Abteilungsleiterstelle in der für Bauwesen zuständigen Senatsverwaltung. Erst mit Amtsübernahme durch Peter Strieder ist der damalige Senatsbaudirektor Hans Stimmann zum Staatssekretär „befördert“ worden. Weil er das so wollte, wie man hört. Und weil damit eine größere Durchsetzungskraft verbunden sei, so die Erwartung.

Nach seinem Ausscheiden 2007 wurde Regula Lüscher von der damaligen Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer in das Amt berufen. Sie war parteiunabhängig, zuvor Leiterin des Stadtentwicklungsamtes in Zürich und davor freischaffend als Architektin tätig. Ihre fachliche Expertise stand außer Zweifel, die inhaltlichen Kontroversen und Projekte wurden unter ihrer Leitung souverän und zunehmend partizipativ und kooperativ geführt. Regula Lüscher blieb unter den Senator*innen Michael Müller, Andreas Geisel und Katrin Lompscher als anerkannte Fachperson im Amt und schied 2021 auf eigenen Wunsch aus.

In dem anschließenden Zeitraum wurde in der Fachdebatte die Position vertreten, dass es an der Zeit sei, die fachlich motivierte Besetzung der Senatsbaudirektion durch eine Ausschreibung zu bekräftigen. Indem auf die Ausgestaltung als Staatssekretärsposten verzichtet würde, könne sich die Person auf das konzentrieren, worin ihre wesentliche Aufgabe besteht: die Qualität öffentlicher Planungs- und Bauprojekte zu sichern sowie die Baukultur insgesamt zu fördern. Dazu solle ihr der öffentliche Hochbau, die Wettbewerbsabteilung und ein Planungsstab unterstellt werden.

Da die Stadtplanung sich mit immer komplexeren Gegenständen befasst und immer mehr Akteur*innen Mitsprache und Mitgestaltung einfordern, bietet sich eine interdisziplinär fachlich fundiert besetzte Auswahlkommission an, die dem politischen Entscheidungsgremien in der für Bauen zuständigen Senatsverwaltung und dem Senat insgesamt Empfehlungen zur Besetzung gibt. Die Entscheidung verbleibt bei den politisch legitimierten Gremien, wird jedoch durch die Beteiligung auf ein stadtgesellschaftlich breit getragene Grundlage gestellt.

Berlin Plattform, Anna Bernegg, Theresa Keilhacker, Anh-Linh Ngo, Philipp Oswalt, Matthias Sauerbruch

Die Großdemo gegen den #Mietenwahnsinn.

Weiter Infos hier

Samstag 1. April 2023
13 Uhr
S Greifswalder Straße / Ernst-Thälmann-Denkmal

Für das Recht auf Wohnen, das Recht auf die Stadt und gegen die explodierenden Lebenshaltungskosten!


Seit 2020 werden die HOUSING ACTION DAYS von der European Action Coalition organisiert. Mehr als 70 Initiativen aus ganz Europa waren hier bereits in den letzten Jahren dabei.


Du willst selber etwas organisieren, dich irgendwo anschließen oder nur mal schauen was so geht – dann kannst du dich hier informieren.

 24. März – 2. April 2023

Artikel zu „ICC“

Orte

Veröffentlicht am 16. März 2023 von Justus Hayner - Kommentare: (0)

Im August 2020 hat das Bezirksamt Mitte den Klimanotstand anerkannt und
damit dem Klimaschutz Priorität eingeräumt. In diesem Zuge wurde auch Ihre
Stelle als Klimabeauftragte geschaffen.


Welche Themen konnten sie bisher bei Projekten einbringen?


Das mögliche Themenspektrum ist für mich als Klimaschutzbeauftragte sehr breit.
Klimaschutz und Klimaanpassung haben ungemein viele Facetten. Entsprechend
schaue ich immer danach, welche Aspekte des Klimaschutzes und der
Klimaanpassung in Projekten noch etwas zu wenig bedacht werden.
Genau diese bringe ich dann verstärkt ein. Gerade zu Anfang meiner Tätigkeit hatte
ich das Thema Hitzevorsorge in der Ausgestaltung von Stadträumen stark im Fokus.
Mein Eindruck ist es, dass dieses Thema, zusammen mit dem gesamten Thema der
Klimaanpassungsmaßnahmen in den letzten zwei Jahren in der Öffentlichkeit
inzwischen etwas stärker repräsentiert ist.


Ein großer Teil der bezirklichen Gestaltungsräume liegt im Bereich Planen und
Bauen. An welchen Projekten wurden Sie als Klimabeauftragte beteiligt?


Ich wurde an ziemlich vielen Projekten um Beteiligung gebeten, das klappt in Mitte
wirklich ganz gut. Hier haben wir sogar den Klimabereich bezirksamtsintern als
sogenannten „Träger öffentlicher Belange“ definiert. Dadurch bin ich auf einer Liste
und werde automatisch bei vielen Verfahren in einer formalen Weise durch die
Möglichkeit zur Stellungnahme berücksichtigt. Das wären in erster Linie Verfahren
zur Aufstellung oder Änderung von Bebauungsplänen (ca. 5 pro Jahr) und außerdem
auch Verfahren zur Erstellung oder Fortschreibung von sogenannten „Integrierten
Stadtentwicklungskonzepten“ sowie „Integrierten Handlungsentwicklungskonzepten“
und „vorbereitende Untersuchungen“. Insgesamt waren das ca. 15 Konzepte in den
letzten zwei Jahren.
Neben dieser, in Mitte inzwischen etablierten, formalen Beteiligung gibt es aber auch
noch viele informellere Projektbeteiligungen. Hier gab es beispielsweise im Bereich
Planen und Bauen eine Beteiligung bei verschiedenen städtebaulichen Wettbewerben
inkl. vorgeschalteten Werkstattverfahren, bei einem Wirtschaftsflächenkonzept
und bei einzelnen Projekten in Quartieren, beispielsweise dem KlimaKiez Badstraße
oder Pankstraße Kool im Kiez.
Mir persönlich macht es großen Spaß bei solchen Projekten als laute, konstruktive
„Klimaschutz-Stimme“ mitzuwirken. Es muss aber auch allen klar sein, dass der
Belang des Klimaschutzes und der Klimaanpassung einer von mehreren Belange
ist. Andere Aspekte haben ebenfalls ihre Berechtigung und die große Kunst ist es,
möglichst viele Belange möglichst gut zu berücksichtigen und im Optimalfall sogar
Synergien untereinander zu nutzen.


Wie hat sich die Ausrufung des Klimanotstands auf bezirkliche
Entscheidungen, etwa auch bezüglich des Abrisses von Gebäudesubstanz,
ausgewirkt?


Ich bin mir nicht sicher, ob der Ausruf des Klimanotstandes selbst darauf
unmittelbare Auswirkungen hat. Sicher bin ich mir aber, dass die in diesem
Beschluss enthaltene Forderungen sinnvoll sind. Eine dieser Forderungen war die
Etablierung einer Klimawirkungsprüfung von bezirklichen Beschlüssen, zu denen
auch Beschlüsse über den Abriss von Gebäudesubstanz gehören. Diese
Klimawirkungsprüfung wurde als „Klima-Check“ von Mitte als erster Bezirk im Mai
2022 eingeführt und wird konsequent angewandt. Wenn also das Bezirksamt
beschließt, Gebäudesubstanz abzureißen und stattdessen einen Neubau zu
errichten, wird der zugehörige Klima-Check ein negatives Ergebnis haben. Und dass
bei einem solchen Ergebnis eine intensivere Diskussion geführt wird, da bin ich mir
sicher.

Interview: Justus Hayner

Wie die Initiative „Grüner Kiez Pankow“ mitteilte, hat die Senatsverwaltung unter Andreas Geisel einen über Jahre ausgehandelten Kompromiss bei der Bebauung der grünen Höfe am Schlosspark Schönhausen in Pankow nun mittels des Sonderbaurechts für nichtig erklärt. Eigentlich war in diesem Konflikt zwischen den Anwohner*innen, der GESOBAU und dem Bezirk bereits ein Kompromiss erzielt wurden: Der „Klima-B-Plan“ beinhaltete eine moderate Bebauung, die Sicherung des dringend benötigten öffentlichen Kinderspielplatzes und eine Berücksichtigung des schützenswerten Grün- und Baumbestand. Mit der Umetikettierung der geplanten Bebauung zur Modulare Unterkunft für Geflüchtete (MUF) macht sich die Senatsverwaltung nun ein bis 2024 temporär gültiges Sonderbaurecht zu Nutzen. Auf diese Weise wird nicht nur der Bezirk, sondern auch die Anwohner*innen übergangen – diese müssen rechtlich nun weder beteiligt noch informiert werden.

Das Bündnis Klimastadt Berlin 2030 untersützt die Initiative mit folgendem offenen Brief:

Kahlschlag im Grünen Kiez Pankow verhindern – Missbrauch des Sonderbaurechts als Präzedenzfall verhindern – Rückkehr zum Klima-B-Plan ermöglichen

Im Herzen Pankows sind derzeit zwei Wohngrünfächen mit hochgewachsenem Altbaumbestand und einem öffentlich genutzten Spielplatz akut bedroht. Die landeseigene Gesobau AG wollte die Flächen bereits 2019 roden und mit massiven Gebäuden bebauen. Obwohl das Bezirksamt Pankow und die Anwohnerschaf dies ablehnten, hat das Unternehmen die alten Bauplanungen nun als Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) „umetiket5iert“ und beabsichtigt, sie nach Sonderbaurecht direkt bei der Senatsbauverwaltung genehmigen zu lassen.

Eine Realisierung dieses Bauvorhabens widerspräche den Grundsätzen einer zukunftsfähigen, kooperativen und sozial-ökologischen Stadtplanung: Die betreffenden Wohngrünfächen wurden Ende der 50er Jahre als Ausgleich zu kleinen Wohngrundrissen geplant. In Zeiten des Klimawandels sind solche Freiflächen mit kühlendem Baumbestand für das Mikroklima von Wohngebieten unersetzlich. Sie erhalten gesunde Wohnverhältnisse in Hitzesommern und dienen bei Starkregenereignissen als Versickerungsfächen. Der Bezirk Pankow erkannte diese klima-ökologischen Werte und erarbeitet für das Gebiet derzeit den Bebauungsplan 3-88B – Berlins ersten „Klima-B-Plan“. Er soll die Schaffung neuer Wohnungen in verträglichem Umfang ermöglichen, wobei ein behutsamer Umgang mit dem Altbaumbestand und die Sicherung der Grünflächen und des Spielplatzes zu gewährleisten sind. Der Plan fußt auf einem 4-jährigen demokratischen Verständigungsprozess und birgt die Chance, einen typischen urbanen Zielkonfikt zukunfsfähig zu lösen.

Das Bündnis Klimastadt 2030 kritisiert das Bauvorhaben und die konfrontative Vorgehensweise von Gesobau AG und Senatsbauverwaltung vor diesem Hintergrund scharf: Das Projekt widerspricht den Grundsätzen nachhaltiger Stadtentwicklung. Freiflächen, die für eine klima-ökologische Entwicklung Berlins dringend benötigt werden, dürfen nicht länger Versiegelung zum Opfer fallen. Bezirkliche Planungen, die die lokalen Gegebenheiten und die Erfordernisse zukunfsfähiger Stadtplanung berücksichtigen, sind dringend erforderlich. Projekte müssen kooperativ durchgeführt und demokratische Prozesse mit der Anwohnerschaf respektiert werden. Wie schon beim Verfahren Molkenmarkt werden die mit der Stadtgesellschaf vereinbarten und vollzogenen Prozesse torpediert und ausgehebelt.

Wir fordern die politisch Verantwortlichen deswegen auf, ein Fällmoratorium zu erlassen, das massive, unökologische Bauprojekt zu stoppen und eine Rückkehr zum Pankower „Klima-B-Plan“ 3-88 B zu ermöglichen.

Berlin, 06.03.2023 Bündnis Klimastadt Berlin 2030

Die Initiative wendet sich zudem nun mit einer Petition gegen das Vorhaben.

Im Dezember 2019 hat Berlin als erstes Bundesland die Klimanotlage anerkannt und damit dem Klimaschutz Priorität eingeräumt. Als Klimaschutzbeauftragte kommt Ihnen bei der Umsetzung eine Schlüsselrolle zu.

Welche Themen konnten sie bisher bei Projekten einbringen?
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow hat die Einrichtung eines Klimarates gefordert. Dies konnte ich 2021 umsetzen. Der ehrenamtliche Beirat unterstützt die Klimaschutzmaßnahmen des Bezirks Pankow indem er u.a. Empfehlungen an das Bezirksamt formuliert. Der Klimaschutzbeirat setzt sich zusammen aus Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher klimaaktiver Organisationen, der Wirtschaft, wissenschaftlicher Einrichtungen, Vertreter:innen des Bezirksamtes und der Politik zusammen.
Um den Energieverbrauch in Pankow zu begrenzen und dadurch den Ausstoß von schädlichen Treibhausgasen zu verringern, nimmt das Bezirksamt am European Energy Award (eea) teil. Der eea ist ein Managementsystem, das der strukturierten Umsetzung kommunaler Klimaschutzaktivitäten dient. Ziel ist es, die Klimaschutzbeiträge in den energierelevanten Handlungsfeldern ämterübergreifend zu erfassen und zu benennen, welche Aufgaben bisher noch nicht oder ungenügend angegangen wurden. Im Herbst 2022 wurde für die Umsetzung ein ämterübergreifender Maßnahmenplan beschlossen der online abrufbar ist.
Letzten Oktober hat das Bezirksamt Pankow die Bewilligung des Förderantrags „Klimaschutzkonzepte und Klimaschutzmanagement – Erstvorhaben“ durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erhalten. Das Projekt umfasst die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes 2023/24 durch ein:e Klimaschutzmanager:in sowie die Umsetzung weiterer Klimaschutzmaßnahmen. Diese personelle Aufstockung 2023 ist ein weiterer wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz in Pankow.

Ein großer Teil der bezirklichen Gestaltungsräume liegt im Bereich Planen und Bauen. An welchen Projekten wurden Sie als Klimabeauftragte beteiligt?
Die Leitstelle Klimaschutz wurde im Januar 2021 eingerichtet und ist aktuell nur mit mir als der Klimaschutzbeauftragten besetzt. Als einzelne Person kann ich mich nicht in alle Projekte im Bereich Bauen und Planen einbringen. Ich bin aber in verschiedene Projekte eingebunden. Beispielsweise wird für das geplante Stadtquartier Blankenburger Süden aktuell ein Grundlagenkonzept Klimaschutz und Klimaanpassung erstellt – hier bin ich im Projektbeirat. Ich gebe auch Stellungnahmen ab, wie zum Achsenentwicklungskonzept Pankow-Wandlitz oder zu Vorbereitenden Untersuchungen für das Sanierungsgebiet Langhansstraße.

Wie hat sich die Ausrufung des Klimanotstands auf bezirkliche Entscheidungen, etwa auch bezüglich des Bau und Abrisses von Gebäudesubstanz, ausgewirkt?
Für die bezirklichen Gebäude ist das Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz (EWG Bln) von zentralerer Bedeutung als der Klimanotstandsbeschluss. In dem Gesetz werden u.a. gesetzliche Vorgaben zu Solaranlagen, Energiestandards und Sanierungsfahrplänen gemacht. Das EWG Bln §10 fordert ebenfalls, dass bei der Planung von Neubauten, die mit der Herstellung der eingesetzten Baustoffe verbundenen CO2-Emissionen ermittelt und Klimaschadenskosten ausgewiesen werden. Für Neubauten als auch für Komplettmodernisierungen von Unterrichts-, Büro- und Verwaltungs- bzw. Laborgebäuden des Landes Berlin, deren Gesamtkosten mindestens 10.000.000 € (brutto) betragen, wurde zudem das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB-System) eingeführt. Grundsätzlich wird das Thema Klimaschutz- und Klimaanpassung in den letzten Jahren stärker berücksichtigt. Für bezirkliche Entscheidung ist ein konkreter Klimacheck noch in Erarbeitung.

Ihre drei Wünsche für das neue Jahr?
Ich wünsche mir, dass die offenen Stellen im Bezirksamt die zu Klimaschutz- und Klimaanpassung beitragen in den verschiedenen Fachämtern schnell besetzt werden können und weitere Stellen geschaffen werden. Weiterhin wünsche ich mir eine erfolgreiche Erstellung des Klimaschutzkonzeptes und eine erfolgreiche Arbeit des Pankower Klimarates.

Interview: Justus Hayner

Im Dezember 2019 hat Berlin als erstes Bundesland die Klimanotlage anerkannt und damit dem Klimaschutz Priorität eingeräumt. Als Klimaschutzbeauftragte kommt Ihnen bei der Umsetzung eine Schlüsselrolle zu.

Welche Themen konnten sie bisher bei Projekten einbringen?

Da Klimaschutz ein Querschnittsthema ist, sind sehr viele Fachbereiche betroffen und die Maßnahmen sehr vielfältig. Der Bezirk Reinickendorf hat ein bezirkliches Klimaschutzkonzept erstellt, indem die Aktivitäten in Sachen Klimaschutz beschrieben werden und Maßnahmen zu den Schwerpunktthemen Energie und Verkehr entwickelt wurden, die sich derzeit in der Umsetzung befinden. Das Klimaschutzkonzept finden Sie hier.

Ein großer Themenbereich wird mit dem Projekt „CO2-neutrale Verwaltung“ beschrieben, denn laut Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes müssen alle Berliner Verwaltungen bis 2030 weitgehend CO2-neutral arbeiten. Die Reinickendorfer Maßnahmen werden auch auf der Webseite beschrieben (Link) und befassen sich aktuell mit der Fuhrparkumstellung, Energieeinsparmaßnahmen, Klimaschutztipps für den Verwaltungsalltag, Fahrradnutzung und Prozessen zur besseren Erhebung der CO2-Emissionen durch Dienstmobilität. Dies sind hauptsächlich intern wirkende Maßnahmen. Als extern wirkende Maßnahmen für die Reinickendorferinnen und Reinickendorfer können Angebote, wie der kostenfreie Lastenradverleih in Kooperation mit dem ADFC genannt werden oder auch das Klimaschutzprojekt KlikKS – Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen in der Kooperation mit der Berliner Energieagentur, bei dem wir das ehrenamtliche Engagement der Bürgerschaft aktivieren und unterstützen möchten. Ein weiteres Beispiel ist die Unterstützung des Reinickendorfer Umweltpreises mit der Finanzierung von Bäumen als direkte CO2-Speicher. Grundsätzlich steht man als Klimaschutzbeauftragte als Gesprächspartnerin für Anfragen von anderen Fachbereichen im Bezirksamt, aber auch der Bürgerschaft zur Verfügung. Besonders häufig kommt es zu Anfragen hinsichtlich der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen unterschiedlicher Größe, denn in Reinickendorf gilt seit Januar 2020 ein Einweg-Plastik-Verbot für bezirkseigene und genehmigungsbedürftige Veranstaltungen im Bezirk. Dies stellt besonders große, aber auch besonders kleine Kiezfeste, immer wieder vor Herausforderungen, die wir dann versuchen gemeinsam zu lösen.

In Abgrenzung zu den eben beschriebenen Maßnahmen liegt die Errichtung von PV-Anlagen auf allen Liegenschaften, bei denen es technisch möglich ist, im Aufgabenbereich des bezirklichen Energiemanagers. Er kümmert sich in Abstimmung mit den Berliner Stadtwerken um die Errichtung der PV-Anlagen im Pacht-Modell auf den bezirklichen Liegenschaften.

Ein großer Teil der bezirklichen Gestaltungsräume liegt im Bereich Planen und Bauen. An welchen Projekten wurden Sie als Klimabeauftragte beteiligt?

Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen werden alle betroffenen Träger öffentlicher Belange beteiligt. So auch beim Schutzgut Klima, die Klimaschutzbeauftragte. Außerdem gibt es eine Beteiligungsmöglichkeit bei Wettbewerben zur Umgestaltungsvorhaben, z.B. beim Franz-Neumann-Platz. Dabei werden Hinweise erteilt, die das Stadtplanungsamt nach Betrachtung aller Eingaben abwägen muss. Es besteht kein Abwägungsvorrang für den Klimaschutz. Bisherige Bebauungsplanverfahren waren z.B. die Holländerstraße B-Plan 12-54 (Friedhof Golgatha), Lübars im Alten Bernauer Heerweg (12-49c) oder das B-Planverfahren 12-63 Trettachzeile. Darüber hinaus erarbeiten die Quartiersmanagement-Gebiete Auguste-Viktoria-Allee, Letteplatz und Titiseestraße alle 4 Jahre ein integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK). Seit kurzem ist es maßgeblich, Klimaschutzthemen und Maßnahmen zur Klimaanpassung in diese IHEKs mit einzufügen. Zwei der drei QM-Gebiete in Reinickendorf führten Interviews mit mir und erhielten fundierte Zuarbeiten mit Maßnahmenvorschlägen.

Wie hat sich die Ausrufung des Klimanotstands auf bezirkliche Entscheidungen, etwa auch bezüglich des Bau und Abrisses von Gebäudesubstanz, ausgewirkt?

Nach meiner Einschätzung hat die Ausrufung des Klimanotstandes zunächst keine direkten Auswirkungen auf bezirkliche Maßnahmen hinsichtlich Entscheidungen zu Bau oder Abriss von Gebäudesubstanz. Die Bemühungen hinsichtlich der Fähigkeit eines Gebäudes selbiges auch wieder zu recyceln, gibt es bereits seit längerer Zeit koordiniert von der Reuse-Initiative auf Senatsebene, aber ich sehe dahingehend noch einen umfangreichen Änderungsprozess bei Herstellern verschiedener Gewerke, sowie Planern und Bauherren nicht nur in Reinickendorf oder in Berlin. Die Ausgestaltung des Klimanotstandes ist eine sehr individuelle Angelegenheit und hatte meiner Meinung nach in Berlin hauptsächlich die Anpassung der Klimaziele zum Anlass. In der Zwischenzeit haben bereits einige Bezirke ihrerseits eine Klimanotlage festgestellt oder einen Klimavorbehalt für bezirkliche Entscheidungen eingeführt. Ein Klimavorbehalt ist Ende 2022 auch in Reinickendorf beschlossen worden und die Umsetzung wird derzeit vorbereitet. Insofern hat der Klimanotstand als Symbolmaßnahme auf Landesebene durchaus eine positive Wirkung auf die Bezirke.

Ihre drei Wünsche für das neue Jahr?

1.      Zunächst freue ich mich über den Start der neuen Klimaleitstelle im Bezirk Reinickendorf in den kommenden Wochen und die Unterstützung durch einen neuen Kollegen. Trotz dieses Anfangs wünsche ich mir darüber hinaus für den Bezirk noch mehr Personal für den Klimaschutz und besonders für die Klimaanpassung in Reinickendorf.

2.      Die Maßnahmenliste im Klimaschutzkonzept ist sehr umfangreich und ich wünsche uns eine erfolgreiche Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen.

3.      Natürlich ist der Bezirk dabei auf mutige Menschen angewiesen, die dies alles mit unterstützen. Daher wünsche ich mir weiterhin engagierte Menschen in der Bezirksverwaltung und in der Zivilgesellschaft.

Interview: Justus Hayner

Mehr als 30 Unterzeichner:innen fordern ein Demonstrationsprojekt für Nachhaltigkeit und Zukunftsorientiertheit in Bauwesen und Stadtentwicklung.

Anlässlich der aktuellen Debatte um die Neuerrichtung der Bauakademie in Berlin richten sich mehr als 30 Expert:innen in einem offenen Brief an die Bauministerin Klara Geywitz. Sie kommen aus Architektur und Ingenieurwesen, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung und aus Kammern, Verbänden und Umweltinitiativen. Die Unterzeichner:innen ermutigen, bei der Auslobung eines offenen Architekturwettbewerbs die Ergebnisse des Think-Tanks zu berücksichtigen, der auf Einladung der Bundesstiftung Bauakademie umfassende Kriterien für ein Demonstrationsprojekt entwickelt hatte. Dieses sollte an die Innovationskraft Schinkels anknüpfen und nach Lösungen in Zeiten der Klima- und Ressourcenkrise suchen.

Der offene Brief bezieht sich auf die Satzung der Bundesstiftung Bauakademie als „Abbild der Vielfalt und Visionen des Bauwesens, der Stadtentwicklung, des Wohnens und der Baukultur.“ Vor diesem Hintergrund fordern die Unterzeichner:innen, dass die Bauakademie einen Ausdruck finden muss, „der die Zukunft des Bauens visuell nach außen transportiert und eine Vorbildfunktion für Bauen in planetaren Grenzen, also klima- und kreislaufgerechtes und ressourcenangepasstes Bauen einnimmt.“

Das 1,5 Grad Ziel muss eingehalten und sichtbar in Material, Konstruktion und Ästhetik einer neuen Bauakademie werden. Dabei kann sich ein zukunftsweisender Neubau durchaus auf Schinkels Original beziehen und sich mit einer aktuellen Architekturposition verbinden. Die Unterzeichner:innen stellen infrage, ob der Nachbau einer 190 Jahre alten Fassade der richtige Impuls für die dringend erforderliche Bauwende ist.

Sie ermutigen die Bauministerin, den Satzungstext der Bundesstiftung Bauakademie wörtlich zu nehmen und „ein nationales und internationales Schaufenster“ zu schaffen als „Plattform, welche die gesellschaftliche, technische und kulturelle Innovationskraft des Bauens stärken soll.“

Bündnis von Berliner Initiativen, Umwelt- und Mieterverbänden, Planenden und Bauenden fordert klimagerechte und soziale Stadtentwicklungspolitik

Die Wiederholung der Wahl am 12. Februar 2023 bietet die Chance, Berlin zu einer ökologischen und sozialen Modellstadt zu entwickeln. Das Bündnis Klimastadt Berlin 2030, ein breiter Zusammenschluss von Berliner Initiativen, Umwelt- und Mieterverbänden, Planenden und Bauenden, versteht sich mit seiner vielfältigen Expertise als Angebot an die Stadtpolitik, diesen Wandel aktiv und gemeinschaftlich voranzutreiben.

Grundlage bilden die eng miteinander verflochtenen Eckpunkte Klimaresilienz, Mobilitätswende, Bauwende, Kooperation und Teilhabe, Gemeinwohl und bezahlbarer Wohnraum sowie kulturelle Freiräume in einer polyzentrischen Metropolenregion Berlin-Brandenburg. Übergeordnete Ziele sind die Etablierung einer Architektur und Stadtentwicklung in den planetaren Grenzen, die globale Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu reduzieren und gesellschaftlichen Spannungen entgegenzuwirken. Dafür ist in der nächsten Legislaturperiode eine Gesamtstrategie mit entschiedenen Maßnahmen, verbindlichen Zielen und einer schnellen Umsetzung notwendig.

Bündnispartner*innen von Klimastadt Berlin 2030 sind:

Aedes Architekturforum
AfA – Aktiv für Architektur
Architects for Future Berlin
Bauhaus der Erde
Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung
Berliner Mieterverein
BUND Berlin
Bürger*innenInitiative A100 
Bürgerinitiative Jahnsportpark
KIEZconnect
Klimaneustart Berlin
Koalition der Freien Szene Berlin
Initiative Abrissmoratorium
Initiative Herrmannplatz
Initiative Urbane Praxis
Rat der Künste
Schlossdebatte.de
Stadtbodenstiftung
ZUsammenKUNFT Berlin eG

Anna Bernegg, Landschaftsarchitektin/  Urban Design (forward Planung und Forschung)
Piero Bruno, Donatella Fioretti, Josè Marquez (BFM Architekten)
Nils Buschmann und Tom Friedrich, (ROBERTNEUN™ Architekten)
Sabine Horlitz, Architektin
Theresa Keilhacker, Architektin (Kazanski . Keilhacker Urban Design . Architektur)
Anh-Linh Ngo, (Arch+)
Sabine Müller, Architektin (SMAQ)
Silke Neumann (Bureau N)
Philipp Oswalt, Architekt
Fred Plassmann, Filmemacher (OFFscreen/a-clip)
Slavis Poczebutas, Architekt (Mekado)
Henri Praeger, Jana Richter, Architekten (Praeger Richter Architekten)
Raumlabor
Eike Roswag-Klinge, Architekt (ZRS Architekten, Ingenieure)
Matthias Sauerbruch, Architekt (Sauerbruch Hutton)
Christian Schöningh, Architekt (die Zusammenarbeiter)
Niloufar Tajeri, Architektin und Stadtforscherin

Das Bündnis Klimastadt Berlin 2030 geht auf die Initiative der Berlin-Plattform zurück. Die Anfang 2022 gegründete Berlin-Plattform fördert die sozialen, ökologischen und partizipativen Ansätze in der Berliner Stadtentwicklung.


Sieben Eckpunkte für eine klimagerechte und soziale Stadtentwicklungspolitik in Berlin

1 Klimaresilienz.

2 Mobilitätswende.

3 Bauwende.

4 Kooperative Stadt

5 Gemeinwohl und bezahlbarer Wohnraum..

6 Kulturelle Freiräume.

7 Metropolregion Berlin-Brandenburg.

 

Downloads:

Klimastadt-Berlin-2030-Langfassung.pdf

Statements Klimastadt-Berlin-2030.pdf

Info zu Berlin Plattform 01-2023.pdf

1  Klimaresilienz

Der Klimawandel bringt zunehmende Hitze- und Extremwetterperioden mit sich. Der hohe Versiegelungsgrad von bis zu 68 Prozent im Berliner Innenstadtbereich führt zu (mikro-) klimatischen Problemen, gesundheitlichen Belastungen und einem Rückgang der Biodiversität. Berlin braucht mehr Grünraum. Wir fordern:

  • Netto-Null-Versiegelung: Flächenverbrauch für Neubebauung nur mit ausgleichender Entsiegelung
  • Umfangreiche Entsiegelung von Verkehrsflächen zu öffentlichen Grünräumen mit Versickerungsmöglichkeiten
  • Verankerung von großflächiger Dach- und Fassadenbegrünung in der Bauordnung
  • Pflanzung von 10.000 Straßenbäumen pro Jahr
  • Fällmoratorium für alle geschützten Bäume bei Projekten der Nachverdichtung und die Sicherung sowie Qualifizierung aller vorhandenen Grün- und Freiflächen
  • Weiterentwicklung des Stadtentwicklungsplans Klima 2.0 zu einer verbindlichen Grundlage für den Stadtentwicklungsplan (StEP)

Weiterführende Links zum Thema:

Umweltatlas Berlin

Umweltgerechtigkeitsatlas Berlin

Stadtentwicklungsplan Klima 2.0

Berliner Ökokonto

Floating University, Foto: raumlaborberlin, 2018

2  Mobilitätswende

Die Mobilitätswende setzt auf umweltfreundliche Fortbewegungsmittel wie ÖPNV, Fuß- und Radverkehr. In der Innenstadt werden verkehrsberuhigte und autofreie Bereiche sowie die fußläufige Erreichbarkeit zentraler Infrastrukturen im Sinne der 15-Minuten-Stadt geschaffen. Im regionalen Kontext werden sie über kommunale und Landesgrenzen hinweg integrativ geplant und koordiniert. Wir fordern:

  • Priorisierung eines attraktiven und leistbaren ÖPNV als Alternative zum PKW
  • Umsetzung von Projekten für autofreie Straßen (Friedrichstraße, Unter den Linden, Hackescher Markt, Spandauer Straße, Hallesches Ufer)
  • Temporäre und dauerhafte Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und zur Verhinderung des Durchgangsverkehrs (Kiezblocks)
  • Sicherung und Qualifizierung des Radverkehrs durch Erweiterung des Wegenetzes sowie Verdoppelung der Fahrradstellplätze
  • Reduktion von Parkplätzen bei gleichzeitiger Zuweisung von Parkplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen
  • Stopp des Weiterbaus der Stadtautobahn A100

Weiterführende Links zum Thema:

Mobilitätsgesetz

Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr

Domum Fahrradstation
von Mekadao

3 Bauwende

Damit der Bausektor klimaneutral wird, muss der Gebäudebestand erhalten und durch Umbau, Aufstockungen und energetische Sanierungen zukunftsfähig gemacht werden. Dafür kommen biobasierte Baustoffe als regenerative CO2-Senken zur Anwendung. Die Lebenszyklusbilanzierung dient als allgemeiner Bewertungsmaßstab. Wir fordern:

  • Das Amt ein*er Umbausenator*in und ein*e Senatsumbaudirektor*in, letzter*e muss im transparenten Verfahren ernannt werden und politisch unabhängig sein. Die Umbenennung der Bausenator*in und Senatsbaudirektor*in bringt das architektonische Leitbild der Bauwende zum Ausdruck.
  • Novellierung der Landesbauordnung im Sinne einer Umbauordnung und die regulative und finanzielle Förderung biobasierter Baustoffe
  • Abrissmoratorium bis 2030 mit anschließender Evaluierung
  • Festlegung rechtlich bindender Ziele zur schrittweisen Dekarbonisierung des Bausektors bis 2030. Dazu zählt eine an CO2-Reduktion und -Einlagerung orientierte Vergabestrategie für öffentliche Bauprojekte, die Förderung regionaler, biobasierter Wertschöpfungsketten und Recyclingströme, die Verpflichtung zum Ressourcenpass für Neubauten und die Einführung des „Gebäudetyps E“ zur experimentellen Umsetzung klima- und kreislaufgerechten (Um-)Bauens.

Weiterführende Links zum Thema:

Abrissmoratorium

Bauhaus Erde

Musterumbauordnung von Architects for Future: https://drive.google.com/file/d/1Ja1oNcvEnmHqy1rMnXr7085-ENE4IGIO/view

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen

CRCLR House, Berlin

4  Kooperative Stadt

Kooperative Stadt meint alle Personen in der Stadt – Expert*innen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Betroffene, engagierte Bürger*innen und Geflüchtete ohne Status – an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und zur Teilhabe zu befähigen. Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es, inklusive Strukturen aufzubauen und zu vernetzen, um umsetzungsorientierte Lösungen in reales Handeln zu überführen. Wir fordern:

  • Initiierung und Förderung von Strukturen bürgerschaftlichen Engagements durch Experimentierräume, Pilotprojekte und Kooperationsvereinbarungen (Public-Civic- Partnerships, Reallabore, Kiezbüros, Kiezfonds) sowie die Moderation mit dem Ziel der Stärkung der Selbstorganisation (community-based design)
  • Etablierung von Foren für Bürgerbeteiligung auf Kiez-, Bezirks- und Landesebene
  • Zeitweise Übertragung von Verantwortungsräumen auf Kiezebene an die Zivilgesellschaft, verbunden mit der dafür nötigen finanziellen Ausstattung
  • Mehrfachnutzung öffentlicher Gebäude wie Schulen und Universitäten für die Gemeinschaft
  • Schaffung lebenswerter, nachbarschaftlicher Orte für Koproduktion und Begegnung
  • Überarbeitung der Partizipationsrichtlinien der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften als verbindliche Kriterien. Die Beteiligungsstufen müssen gemeinsam mit den Anwohnenden und der BVV festgesetzt werden
  • Stärkung der planungsrechtlichen Kompetenz der Bezirke hinsichtlich Kapazitäten und Zuständigkeit
  • Beteiligung von Bewohner*innen bei Umbaumaßnahmen, um soziale Leistbarkeit zu gewährleisten

Weiterführende Links zum Thema:

Leitlinien für Partizipation im Wohnungsbau der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften

Gemeinsam Stadt machen! – Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der räumlichen Stadtentwicklung

Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Projekten und Prozessen der räumlichen Stadtentwicklung Umsetzungskonzept

Ofenen Bür
gerversammlung von KiezConnect

5  Gemeinwohl und bezahlbarer Wohnraum

Soziale Wohnungspolitik bietet bezahlbaren Wohnraum auch für Menschen mit geringem Einkommen. Dies geht nur mit dem Gemeinwohl verpflichteten Eigentümer*innen wie Genossenschaften und landeseigenen Wohnungsunternehmen. Wir fordern:

  • Vergabe von zehn Prozent der öffentlichen Neubaugrundstücke per Konzeptverfahren und Erbbaurecht an soziale Wohnprojekte wie Neu-, und Junggenossenschaften, Mietsyndikate und Hausvereine (WBS-Vergabe)
  • Ausschluss der Privatisierung landeseigener Immobilien
  • Ausbau des Berliner Bodenfonds als unabhängiges, nicht mehr dem Finanzsenat und der BIM unterstelltes Sondervermögen mit strukturell verankerter zivilgesellschaftlicher Mitsprache
  • Verpflichtung der landeseigenen Wohnungsunternehmen zur sozialverträglichen und qualitätsvollen Bestandsertüchtigung und -erweiterung sowie zum geförderten Neubau insbesondere auch in der Innenstadt. Damit einhergehend die schnelle Umsetzung der Neuen Wohngemeinnützigkeit (NWG) und Überführung der landeseigenen Wohnungsunternehmen in die Gemeinnützigkeit
  • Vorgehen gegen Leerstand und Instandhaltungsrückstau von Wohnraum
  • Abschöpfung von Spekulationsgewinnen und Lenkung hin zu einer gemeinwohlorientierten Bewirtschaftung
  • Umsetzung des Volksentscheids zur Vergesellschaftung großer privater Wohnungsunternehmen durch Vorlage eines Gesetzentwurfs
  • Schaffung von finanziellen Anreizen zur Reduzierung des individuellen Wohnflächenkonsums (ökologische Fehlbelegungsabgabe, Tauschbörse mit Mietpreisgarantie)
  • Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und Einführung einer permanenten Sozialbindung für alle Sozialwohnungen
  • Stopp der auf Profitmaximierung ausgerichteten Transformation lokaler Subzentren (Hermannplatz, Kurfürstendamm, Leopoldplatz durch Signa)
  • Inklusive Gestaltung des öffentlichen Raums, um diverse Gemeinschaften miteinzubeziehen

Weiterführende Links zum Thema:

Kooperationsvereinbarung mit den Landeseigenen Wohnungsunternehmen

Konzept zur Neuen Wohngemeinnützigkeit

Wohnanlage Schillerpark, BFM Architeklen

6  Kulturelle Freiräume

Die kulturelle Vielfalt Berlins liefert wichtige Impulse für die Stadtentwicklung. Nicht- kommerzielle Freiräume für Institutionen, freie Szene und kulturelle sowie künstlerische Akteure bedürfen daher besonderer Berücksichtigung. Wir fordern:

  • Zwischennutzung von leerstehenden Immobilien für nicht-kommerzielle, kulturelle Projekte und Gruppen zu Selbstkosten
  • Einbeziehung individueller wie sozioökonomisch diverser, internationaler und barrierefreier Perspektiven und Expertisen bei Planungs- und Partizipationsprozessen
  • Kulturvorbehalt bei öffentlichen Wohnbauvorhaben und mindestens fünf Prozent Flächenanteil für gemeinwohlorientierte Nichtwohnnutzungen
  • Förderung von Gebäude- und nutzungstypologischer Diversität und Innovationen bei Neuplanungen und Umbauten
  • Entwicklung von mindestens einem Modellprojekt als kultureller Ankerpunkt je Stadtbezirk
  • Räume für die Produktion und Präsentation von Kunst

Weiterführende Links zum Thema:

www.urbanepraxis.berlin/publication/aktionsplan-urbane-praxis

Intervention der Koalition der Freien Szene Berlin

7 Metropolregion Berlin-Brandenburg

Berlin kann die ökologischen und sozialen Herausforderungen nur gemeinsam mit Brandenburg lösen. Ziel ist die Entwicklung einer lebenswerten, regenerativen, klima- und kreislaufgerechten Region. Wir fordern:

  • Ausbau klimafreundlicher Verkehrsverbindungen entlang des Siedlungssterns und Stärkung der Anbindung der Klein- und Mittelstädte Brandenburgs
  • Umsetzung einer Klima-IBA-Berlin-Brandenburg mit drei Modellprojekten für regionales, klima- und kreislaufgerechtes Wirtschaften und Bauen pro Jahr
  • Kooperative Strategie bei Grundstücksentwicklungen in Brandenburg, um einer Zersiedelung entgegenzuwirken
  • Regionale Holzbauinitiative zur Stärkung regionaler, biobasierter und kreislaufgerechter Wertschöpfungsketten im Bausektor
  • Erarbeitung einer partnerschaftlichen Gesamtstrategie Berlin-Brandenburg und konkrete Sektorziele für die Transformation zu einer Metropolregion in planetaren Grenzen bis 2030. Grundlagen sind regenerative Energiegewinnung, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Boden und Wasser sowie der Stärkung der Biodiversität.

Weiterführende Links zum Thema:

IBA Berlin Brandenburg der Architektenkammern Berlin und Brandenburg

SMAQ, Kopperroth, Alex Wall, Office MMK, Stefan Tischer

Die vom Bündnis formulierten Eckpunkte werden mitgezeichnet und unterstützt von (Stand 30. Januar 2023):

Anwohner*inneninitiative Hermannstraße für alle

Berliner Bündnis nachhaltige Stadtentwicklung (BBNS)

BerlinerInnen gegen SIGNA

Bund Architektur und Umwelt e.V.

CLB Berlin – Raum für Kunst, Wissenschaft, Urbanismus und Digitales

DAZ Deutsches Architektur Zentrum

Deutsche Wohnen & Co Enteignen

Donut Berlin Initiative

EUGENT – Europäische Gesellschaft für Entschleunigung gUG

Stoeckert Architekten GmbH

Initiative Autofreier Wrangelkiez

Initiative Stadtneudenken

Interessengemeinschaft Habersaathstrasse (IG HAB) 

Institut für Architektur TU Berlin

Make_Shift gGmbH

nGbK neue Gesellschaft für bildende Kunst

NeueHeimatMitte – Mieter Initiative gegen Abriss, Leerstand, ZweckEntfremdung 

Plattform Nachwuchsarchitekt*innen

Politics for Tomorrow / Nextlearning e.V

Bündnis „Retten wir den Staudenhof – gemeinsam die Bauwende gestalten“

Sustaninable Design Center e.V.

THF.Vision gUG

Urbane Liga Alumninetzwerk


Mario Abel, Architekt

Prof. Renate Abelmann, Architektin

Dr. Moritz Ahlert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Habitat Unit/TU Berlin)

Yasser Almaamoun, Architekt

Stefan Anders, Architekt MA

Katleen Arthen, Szenografin

Dr. Cornelia Auer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Susanne Bernstein (Fluss Bad Berlin)

Elisa T. Bertuzzo, Stadtforscherin und Autorin

V.-Prof. Dr. Elke Beyer, Stadt- und Architekturforschung (TU Berlin)

Dr. Detlef Bimboes

Hendrik Bohle, Architekt, Autor, Kurator (THE LINK)

Roland Borgwardt, Architekt

Prof. Dr. Ignacio Borrego (Collaborative Design Laboratory)

Daniela Brahm, Architektin (ExRotaprintgGmbH)

Prof. Klaus Brake (TU Berlin)

Prof. Verena Brehm, Architektin (Cityförster architecture + urbanism)

Veronika Brugger, Kommunikationsberatung

Beatrice Bucher, Christine von Raven und Yannik Plachtzik, Agency Apéro

Antje Buchholz, Michael von Matuschka und Jürgen Patzak-Poor (BARarchitekten)

Adrian von Buttlar, Kunsthistoriker (TU Berlin)

Prof. Dr. Vanessa Miriam Carlow, Architektin und Stadtplanerin 

Leonhard Clemens, Architekt

Thomas c Dehmel

Max Dengler, Architekt (Kombinativ Büro für Architektur)

Prof. Dr. Lisa Babette Diedrich, Forscherin Landschaftsarchitektur

Julia Dimitroff

Kai Dolata (IBA Thüringen / urbikon.com)

Prof. Dr. Susan Draeger, Architektin (ara – atelier regenerative architecture/ BTU Cottbus)

Angelika Drescher, Architektin

Marc Benjamin Drewes, Architekt

Jan Edler (realities:united & Fluss Bad Berlin)

Ulrike Eichhorn, Architektin

Franziska Eichstädt-Bohlig, Stadtplanerin

Beate Engelhorn, Architektin, Leiterin Haus der Architektur

Niklas Fanelsa, Architekt
Kristin Feireiss (Aedes Architecture Forum | ANCB The Aedes Metropolitan Laboratory)

Katharina Feldhusen, Ralf Fleckenstein (ff-Architekten Feldhusen und Fleckenstein)

Felix Anatol Findeiß bildender Künstler, Ingenieur (Architektur)

Florian Fleischmann (BVV-FK Verordneter)

Dr. Thomas Flierl, Architekturhistoriker

Siri Frech, Landschaftsarchitektin und Facilitatorin

Christian Gänshirt, Architekt

Christoph Gengnagel, Tragwerksplaner (Bollinger+Grohmann Ingenieure)

Finn Geipel, Architekt

Julia Gill, Architektin

Oxana Gourinovitch, Architektin / Architekturhistorikerin

Prof. Dipl.-Ing. Anke Hagemann (Habitat Unit | Chair of International Urbanism and Design)

Rosa Hanhausen (Innovation LAB Researcher Global Network Coordinator)

Prof. Dr. Susanne Hauser, Kulturwissenschaftlerin

Saskia Hebert und Matthias Lohmann (subsolar* architektur & stadtforschung)

Sarah Naira Herfurth, Architektin

Claus Herrmann, Lanschaftsarchitekt (hochC Landschaftsarchitekten PartGmbB)

Andreas M. Herschel, Architekt (ht4a.studio)

Prof. Dr. Florian Hertweck (Studio Hertweck, Universität luxemburg)

Daniel Heuermann, M.Sc. Architektur (Studio Schultz Granberg)

Hauke Heumann, Schauspieler

Mathias Heyden, Architekt

Angelika Hinterbrandner (spaceforfuture.org, ETH Zürich)

Natalia Hinz, Architektin

Fabian Hoermann, Architekt, YR22, Zuerich

Laura Holzberg, künstlerische Leitung Deutsches Architektur Zentrum (DAZ)

Anna Hopp, Architektin (annahopp architekten)

Prof. Melanie Humann (Urban Catalyst GmbH)

Gabriele Jäger, Architekturfreundin

Dipl.-Ing. Carsten Joost (Die Planungsagentur – Büro für alternative Stadtentwicklung)

Ina Juckel, Co-Sprecherin des Beteiligungsbeirates des Landes Berlin

Dr. Christa Kamleithner

Prof. Tom Kaden, Architekt

Milena Kalojanov, Landschaftsarchitektin

Prof. Jan Kampshoff (TU Belin / modulorbeat)

Mara Kanthak

Prof. Moritz Maria Karl, Gastprofessur (Fachgebiet Städtebau und nachhaltige Stadtentwicklung TU Berlin)

Boris Kazanski, Architekt FRAIA, (Kazanski . Keilhacker Urban Design . Architektur)

Lena Kleinheinz und Martin Ostermann (magma architecture GbmH)

Andrea Klinge, Architektin (ZRS Architekten GvA mbH)

Florian Köhl, Architekt (fatkoehl architekten & Quest)

Philip König, Architekt

Jan Korte, Rat für Nachhaltige Entwicklung

Prof. Dr. Joachim Krausse, Designtheoretiker

Prof. Folke Köbberling, Künstlerin

Micha Kretschmann, Research Assistant (Bauhaus Erde)

Thomas Kröger, Architekt

Jan-Oliver Kunze, Architekt (Studio Mars)

Kim Le Roux, Architektin (LXSY Architekten)

Dr. Steffen Lehmann, Architekt und Professor (University of Nevada)

Alexander von Lenthe, Architekt 

Dipl.-Ing- (FH) Achim Linde, Architekt

Laura Fogarasi-Ludloff und Jens Ludloff (Ludloff Ludloff)

Katinka Lotz und Milena Monssen (Lotz & Monssen)

Regula Lüscher, Architektin/ Senatsbaudirektorin a.D.

Melissa Makele, Redakteurin (ARCH+)

Zoya Masoud, wiss. Mitarbeiterin (TU Berlin)

Prof. Dipl. Ing. Arch Heike Matcha und Prof. Dipl. Ing. Arch. Günter Barczik (HMBG Architekten)

J. Mayer H. und Partner, Architekten mbB

Julian Meisen (Common Agency)

Prof. Dr. Markus Miessen (Universität Luxemburg)

Dipl.-Ing. (FH) Hans-Stefan Müller, Architekt und Energieberater

Neele Müller, Architektin

Ursula Müller, Leiterin Architektursammlung (Berlinische Galerie)

Alesa Mustar, künstlerische Leitung Deutsches Architektur Zentrum (DAZ)

Günter Nest, Planer (Habitat Forum Berlin)

Prof. Ralf Pasel (PASEL-K Architects)

Nina Maria Pawlicki

Prof. Thomas Pearce

Christian Posthofen

Prof. Andreas Quednau, Architekt (SMAQ Architektur und Stadt)

Pea Rausch, Architektin

Dominik Renner, Martin Roth und Marcus Kopper (Kopperroth Architektur & Stadtumbau)

Johann Reißer, Autor und Theatermacher

Dr. Aurel von Richthofen (Cities Arup Deutschland)

Friedrich Rohde, Architekt

Lorenz Rollhäuser, Journalist

Lu Yen Roloff, Transformationsorganizerin

Alexander Römer, Gestalter und Zimmermann (Constructlab)

Prof. Ariane Röntz, Landschaftsarchitektin (Universität Kassel)

Ilka Ruby, Architektin/Verlegerin (Ruby Press)

David Monssen Ruic, Architekt

Dr.-Ing. Moritz Rumpf, Architekt 

Ali Saad, Architekt (Arup)

Ingrid Sabatier, Architektin (ISSS research | architecture | urbanism)

Karin Sander, Künstlerin

 Dr. Sven Sappelt, CLB Berlin

Philipp Sattler, Landschaftsarchitekt

Dag Schaffarczyk, Holzmechaniker (Spreeplan Projekt UG)

Lukas Schlicht, Architekt

Frank Schönert (Hütten & Paläste)

Prof. Dipl.-Ing. Joachim Schultz-Granberg

Stephan Schwarz, Architekt (ISSS research | architecture | urbanism)

Bastian Sevilgen und Alexander Hitz (dreigegeneinen)

Margit Sichrovsky, Architektin

Christoph Sommer, Stadtforscher

Thomas Spier, Architekt Fotograf

Claus Steffan, Architekt

Dr. Anna Steigemann (TU Berlin)

Sibylle Streck, Architektin (gorinistreck architekten)

Andreas Trampe-Kieslich, Architekt  (OMT architects)

Daniele Tognozzi, Künstler

Walter Vielain, Architektin

Christoph Wagner, Architekt

Bene Wahlbrink, Architekt

Daniel Walser, Architekt

Clemens Weise, Urbanist

Liss Christine Werner, Architektin

Imke Woelk, Architektin

Ronald Wulle, Architekt

Stefan Zappe, Architekt (ZappeArchitekten)

Prof. Astrid Zimmermann, Landschaftsarchitektin bdla


Weitere Infos:

berlin-plattform.de

www.instagram.com/berlin_plattform

Kontakt:

info@berlin-plattform.de

Die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow hat mit einer Pressemitteilung vom 20. Januar 2023 gegen die Bebauung zweier grüner Höfe im Bereich Kavalierstraße / Ossietzkystraße / Am Schloßpark / Wolfshagener Straße protestiert. Sie verweist auf die stadtklimatische Bedeutung der grünen Höfe und fordert den Stopp der Bebauungspläne.

In diesen Höfen sollten bereits 2019 Nachverdichtungsvorhaben der Gesobau AG realisiert werden. Diese Vorhaben führten zu Bürgerprotesten und der Gründung der Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow. Im April 2021 hat das Bezirksamt Pankow einen Bebauungsplan 3-88 B aufgestellt, der die Grünflächen schützen soll.

Nun will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen dennoch eine Bebauung durchsetzen. Sie plant eine Baugenehmigung für Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) auf den Standorten der abgelehnten Nachverdichtungsvorhaben und will dafür das Sonderbaurecht nach § 246 Abs. 14 Baugesetzbuch anwenden. Für dieses Bauvorhaben sollen 93 Bäume gefällt werden.

Die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow betrachtet diese Vorgehensweise als einen Missbrauch des Sonderbaurechts und fordert den dauerhaften Schutz der grünen Höfe.

Der Berliner Mieterverein hat heute ein detailliertes Konzept zur Verhinderung von Wohnungsabrissen vorgelegt. Das Konzept analysiert zunächst die aktuelle Abrisssituation. Demnach wurden 2021 532 Wohnungen abgerissen, 66,8 Prozent der Abrisswohnungen wurden zwischen 1949 und 1986 gebaut.

Anschließend macht das Konzept detaillierte Vorschläge zur Eindämmung der Abrisse. Vorgeschlagen werden eine Verschärfung des Zweckentfremdungsverbotsgesetzes und der Zweckentfremdungsverbotsverordnung sowie der Bauordnung. Demnach soll ein Abriss nur dann genehmigt werden, wenn die Kosten für die Erhaltung zwei Drittel höher sind als die Kosten eines Neubaus. Außerdem soll der Eigentümer zur Bereitstellung von Ersatzwohnraum verpflichtet werden.  

https://www.berliner-mieterverein.de/downloads/pm-110123-bmv-konzept-abriss.pdf

Laut einem Bericht des Tagesspiegel hat die bundeseigene Autobahn GmbH den Auftrag für die Planung des 17. Bauabschnitts der A 100 vom Treptower Park zur Storkower Straße vergeben. Demnach ging der Auftrag an ein Berliner Ingenieurbüro. Geplant ist die Verlängerung der Stadtautobahn bis zum S-Bahnhof Storkower Straße, außerdem soll die Storkower Straße bis zur Landsberger Allee ausgebaut werden. Die Fertigstellung des 17. Bauabschnitts wird laut Bundesverkehrsministerium für 2035 erwartet.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-ingenieurburo-mit-planung-beauftragt-bund-will-a100-bis-2035-nach-prenzlauer-berg-verlangern-9155604.html

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat eingeräumt, dass sie die Empfehlungen der Redaktionsgruppe zum Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt verändert hart. Auf eine Anfrage des Abgeordneten Julian Schwarze (Bündnis 90/Die Grünen) hat die Senatsverwaltung mitgeteilt, dass die Empfehlungen in mehreren Punkten verändert worden sind.

Erstens wurden die Empfehlungen zum weiteren Verfahren weggelassen.

Zweitens wurde die Reihenfolge der Themen verändert.

Außerdem wurden Veränderungen am Vorprüfbericht vorgenommen. Die Stellungnahmen der Sachverständigen, die ursprünglich mit dem Vorprüfbericht veröffentlicht werden sollten, wurden gestrichen.

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-14343.pdf

Allerdings dürften die eingeräumten Veränderungen nicht das ganze Ausmaß der Eingriffe wiedergeben. Denn ein Vergleich zwischen dem Protokoll des Abschlusskolloquiums und den Empfehlungen zeigt, dass nicht nur die Reihenfolge der Themen, sondern auch die Themenfelder selbst verändert worden sind. Ein Themenfeld (ökologische Nachhaltigkeit) wurde weggelassen, ein anderes Themenfeld (Architektur), das auf dem Abschlusskolloquium überhaupt nicht diskutiert worden war, wurde hinzugefügt.

Diese Veränderungen sind deshalb so brisant, weil das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt ursprünglich mit zwei Ergebnissen beendet werden sollte. Laut dem Auslobungstext sollte einerseits ein Siegerentwurf ausgewählt werden. Andererseits sollte das Preisgericht „eine schriftliche Empfehlung für die weitere Bearbeitung der Planungsaufgabe“ (Auslobung, S. 114) abgeben.

https://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/wettbewerbe/ergebnisse/2021/molkenmarkt/auslobung.pdf

Jetzt besteht die Gefahr, dass das aufwendige Wettbewerbs- und Werkstattverfahren ergebnislos im Sande verläuft. Durch die von Senatsbaudirektorin Kahlfeldt verfügte Beendigung der Verfahrens ohne Siegerentwurf liegt kein Siegerentwurf vor. Und durch die Veränderungen der Empfehlungen liegen nun auch keine legitimierten Empfehlungen vor.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat am 27. Dezember 2022 den Prüfbericht zur „Urbanen Mitte“ am Gleisdreieck vorgelegt. Demnach wird das Konzept der „Urbanen Mitte“ und der Bebauungsplanentwurf sowohl den klimapolitischen Erfordernissen als auch den Bedarfen vor Ort gerecht. Die Planungen müssen also nach Einschätzung der Senatsverwaltung nicht verändert werden. Allerdings geht aus dem Prüfbericht auch hervor, dass das zuständige Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg diese Einschätzung nicht teilt.

https://www.berlin.de/sen/sbw/presse/pressemeldungen/2022/pressemitteilung.1278299.php

Die Prüfung war notwendig geworden, weil im Koalitionsvertrag von 2021 eine Überprüfung der Planungen am Gleisdreieck vereinbart worden war.

Die Initiative „Emmauswald bleibt“ hat eine Petition gegen die Bebauung des Emmaus-Friedhofes in Neukölln gestartet. Der Friedhof mit seinen zahlreichen Bäumen stellt einen wichtigen Grünraum in einem dicht bebauten Teil Neuköllns dar. Dennoch plant das Bezirksamt Neukölln einen Bebauungsplan, der eine Bebauung dieses wichtigen Grünraums vorsieht. Auf dem Gelände plant die BUWOG /VONOVIA einen Neubau mit 441 Eigentumswohnungen. Die Initiative hat nun eine Petition auf Change.org gestartet, mit der der Bebauungsplan gestoppt werden soll.

https://www.change.org/p/schutz-des-waldes-durch-die-verhinderung-der-bebauung-des-emmauskirchhofs-in-neuk%C3%B6lln

https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/naturschutz-in-berlin-neukolln-initiative-fordert-schutz-des-waldchens-auf-dem-emmauskirchhof-9074695.html

Im Tagesspiegel erschien heute ein Interview mit dem Vorsitzenden des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg e.V.. In diesem äußert er sich auch zum Molkenmarkt-Quartier. Seine wichtigsten Positionen sind:

-das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt hätte man sich sparen können, da bereits ein Bebauungsplan existiert

-die derzeitigen Pläne, das Quartier durch landeseigenen Wohnungsgesellschaften realisieren zu lassen, sind „eine sehr schlechte Idee“

-Sozialwohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter sollten nicht in der Innenstadt, sondern auf der grünen Wiese errichtet werden

https://www.tagesspiegel.de/kultur/berlins-historische-mitte-da-platzt-mir-die-hutschnur-9037030.html

Der Wettbewerb zum Jahnsportpark wurde nach einer zweitägigen Jurysitzung am 14. Dezember 2022 entschieden. Es handelte sich um einen Interdiziplinären offenen zweiphasigen hochbaulichen und städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb. Folgende Preise wurden vergeben:

1. Preis: Arbeit 2001 O+M, Carsten Otto und Christian Müller, Architekten GmbH BDA, Dresden mit
180.000 Euro LOR Landschaftsarchitekten Sabine Otto und Manja Richter PartGmbH, Dresden

2. Preis: Arbeit 2015 TOPOTEK 1 Architektur GmbH, Dan Budik und Martin Rein-Cano, Zürich
112.500 Euro TOPOTEK 1, Martin Rein-Cano und Dan Budik, Berlin

3. Preis: Arbeit 2011 ATELIER . SCHMELZER . WEBER, Paul Schmelzer und Peter Weber, Dresden
67.500 Euro RSP Freiraum GmbH, Christoph Ritter, Sandro Schaffner und Manuel Corvey, Dresden

https://www.berlin.de/sen/sbw/presse/pressemeldungen/2022/pressemitteilung.1275314.php

https://www.berlin.de/sen/bauen/wettbewerbe/2022/jahnsportpark-fuer-alle/

Der Bürger*innenvertreter des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens Molkenmarkt, Matthias Grünzig,  hat am 14. Dezember 2022 eine Stellungnahme zu den veröffentlichten Empfehlungen „Modellquartier Berlin Molkenmarkt“ veröffentlicht. Diese wird hiermit dokumentiert:

Matthias Grünzig

Stellungnahme des Bürger*innenvertreters des Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt zu den veröffentlichten Empfehlungen zum „Modellquartier Berlin Molkenmarkt“

Einschätzung der Empfehlungen

Die veröffentlichten Empfehlungen sollen laut Senatsbaudirektorin Kahlfeldt jenen Empfehlungen entsprechen, die die zuständigen Preisrichter*innen auf dem Abschlusskolloquium am 13. September 2022 formuliert und vorgetragen haben. (Aussage in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 21. November 2022) Ein Vergleich zwischen beiden Empfehlungstexten zeigt jedoch, dass die Aussage der Senatsbaudirektorin nicht der Wahrheit entspricht. 

Die am 7. Dezember 2022 veröffentlichten Empfehlungen zum „Modellquartier Berlin Molkenmarkt“ entsprechen nicht den Empfehlungen, die die Preisrichter*innen auf dem Abschlusskolloquium am 13. September 2022 erarbeitet und verlesen haben.

Teilweise wurden Empfehlungen weggelassen, teilweise wurden völlig neue Empfehlungen hinzugefügt, die im Widerspruch zu den ursprünglichen Empfehlungen stehen. Zudem wurde ein völlig neues Themenfeld (Architektur) hinzugefügt, zu dem auf dem Abschlusskolloquium überhaupt keine Empfehlungen formuliert wurden.

Aus diesen Ausführungen wird klar, dass die Empfehlungen der Preisrichter*innen nachträglich verändert worden sind. Schon deshalb können diese Empfehlungen nicht als die Empfehlungen des Preisgerichts gewertet werden. Zudem ist nicht klar, ob diese Empfehlungen von allen Mitgliedern des Preisgerichts beschlossen worden sind.

Deshalb dürfen die veröffentlichten Empfehlungen auf keinen Fall die Grundlage für die weitere Planung am Molkenmarkt bilden.

Forderungen

Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt steckt in einer schweren Glaubwürdigkeitskrise. Sowohl die von der Senatsbaudirektorin verhinderte Auswahl eines Siegerentwurfs am 13. September 2022 als auch die aktuelle Veränderung der Empfehlungen der Preisrichter*innen haben viel Vertrauen zerstört. Die Molkenmarkt-Planung droht in einem Sumpf aus Täuschung und Manipulation zu versinken und damit zu scheitern. Die Folgen wären dramatisch: Schließlich sind am Molkenmarkt 400 bezahlbare Wohnungen und kostengünstigen Räume für Kunst und Kultur geplant, die dringend benötigt werden.

Deshalb sind Anstrengungen nötig, um die Molkenmarkt-Planung zu retten. Das zerstörte Vertrauen muss wieder aufgebaut werden. Dazu sind folgende Schritte unverzichtbar:

Transparenz schaffen

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen muss lückenlos darlegen, wie der veröffentlichte Text entstanden ist. Vor allem muss offengelegt werden, welchen Text die Redaktionsgruppe am 7. November 2022 an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen geschickt hat und inwieweit der Text seitdem verändert worden ist. Zudem muss geklärt werden, von wem und in welcher Form der Text am 17. November 2022 angepasst wurde.

Erneute Sitzung des Preisgerichts

Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt muss wieder in die im Auslobungstext vorgesehenen Bahnen gelenkt werden. Derzeit wurde weder der in der Auslobung vorgesehene Siegerentwurf ausgewählt noch liegen vom Preisgericht beschlossene Empfehlungen vor. Folgerichtig gibt es keine legitimierten Planungen, die die Grundlage für die Weiterarbeit bilden könnten. Deshalb ist eine erneute Sitzung des Preisgerichts unverzichtbar. Auf dieser Sitzung sollten

-a.)ein Siegerentwurf ausgewählt und

-b.)Empfehlungen des Preisgerichts beschlossen werden.

Etablierung eines kooperativen Planungsprozesses

Die Planung des Molkenmarkt-Quartiers ist eine komplexe Aufgabe, bei der die unterschiedlichsten Akteure (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Senatsverwaltung für Kultur und Europa, WBM, Degewo, BImA, etc.) zusammenwirken. Die Planung kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten vertrauensvoll und gleichberechtigt zusammenarbeiten. Deshalb ist die Etablierung eines kooperativen Planungsverfahrens unter Einbeziehung aller Beteiligter unverzichtbar. Denkbar wäre ein Gremium, das regelmäßig tagt und in dem alle wichtigen Entscheidungen (z.B. die Formulierung der Charta, der Auslobungstexte der Freiraum- und Hochbauwettbewerbe, die Besetzung der Preisgerichte) einvernehmlich beschlossen werden.

Hintergrundinformationen zur Entstehung der Empfehlungen

Abschlusskolloquium am 13. September 2022

Während des Abschlusskolloquiums am 13. September 2022 erhielt das Preisgericht den Auftrag, Empfehlungen für die Weiterarbeit zu erarbeiten. Folgende Themenfelder wurden vorgegeben:

-Städtebau/räumliche Vernetzung

-Freiraumgestaltung

-Mobilität/Erschließung

-Denkmalschutz/Archäologie

-Wohnen

-Kultur

-Ökologische Nachhaltigkeit

-Erdgeschossnutzung/Nutzungsvielfalt

-Planungsrecht

Für jedes Themenfeld waren zwei Preisrichter*innen verantwortlich. Diese Preisrichter*innen haben dann auch während des Abschlusskolloquiums Empfehlungen formuliert, die stark an den 8 Leitlinien und den Erkenntnissen des Verfahrens angelehnt waren. Zu einer Abstimmung über die Empfehlungen kam es allerdings nicht.

Ankündigung von Senatsbaudirektorin Kahlfeldt in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 21. November 2022

In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 21. November 2022 erklärte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, dass die Empfehlungen, die die 18 Preisrichter*innen während des Abschlusskolloquiums formuliert hatten, nun inhaltlich unverändert veröffentlicht werden sollten. Eine Redaktionsgruppe habe die Empfehlungen lediglich im Sprachduktus angepasst.

Senatsbaudirektorin Kahlfeldt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 21. November 2022:

„Das ist dann ein diskursives Verfahren, da gab es zwei Überarbeitungsschritte, und es endete mit der Juryempfehlung auf Basis der Entwürfe aus dem Abschlusskolloquium. Ich bin ganz froh, dass ich heute sagen kann, dass diese schriftlichen Juryempfehlungen seit Freitag, Herr Kühne ist jetzt auch hier mit dabei, seit Freitag dem 18.11. vorliegen, insoweit, wir prüfen das dann noch oder schauen es durch, wir haben es weniger zu prüfen, weil es ist ja die Juryempfehlung. Die Jury war 21köpfig, und in diesen Empfehlungen sind 9 Themenfelder vertieft worden, für jedes Themenfeld waren 2 Mitglieder aus der Jury sozusagen hauptverantwortlich zuständig, so dass 18 Jurymitglieder jetzt diese Juryempfehlungen schriftlich auch bei uns oder insgesamt kommuniziert haben, jetzt erst einmal in unsere Richtung, und die werden dann natürlich auch veröffentlicht. (…)

Ich sehe in der Bearbeitung der 9 Themenfelder a´ 2 Jurymitglieder, 18 plus die Vorsitzende, die selber nicht in den einzelnen Themenpatenschaften drin war, 19, und Frau Dr. Niedbal und ich, die wir entsandt waren, eben als Sachpreisrichterinnen, wir haben auch den Text dort nicht mitgearbeitet. Ich sehe 18 hoch engagierte Jurymitglieder, die auf vielen Seiten, ich komme gleich noch mal, wenn ich dann nachher dabei bin, bei den inhaltlichen Sachen, die genau die Qualitätsanforderungen, die Schritt für Schritt und Schicht für Schicht in den vielen unterschiedlichen Phasen dieses Wettbewerbsverfahrens oder Planungsverfahrens herausgearbeitet werden konnten, die dieses festschreiben. (…)

Es gab neun Themenfelder, wie ich sie vorhin umrissen habe, die jeweils 2 Jurymitglieder ausgearbeitet haben. Die wurden alle einzeln verlesen, diskutiert, korrigiert, und dann am Ende dieses großen Themenpaketes, was wir dort bis in den Abend gemacht haben, wurde dann eine Redaktionsgruppe festgelegt, die sprachlich redaktionell, sie können sich vorstellen, wenn 18 Menschen Texte machen, dass da unterschiedliche, wie sagt man dazu, Strukturen und Duktus da ist, das heißt, diese Redaktionsgruppe, der sie gerade jede Kompetenz abgesprochen haben, hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, aus diesen umfangreichen 9 Texten, eine, wie soll man sagen, durchgängige Sprachduktus zu finden. Der Inhalt ist aus der Jury gekommen und wurde so gemeinsam diskutiert, erarbeitet und dann auch verabschiedet.“ 

Veröffentlichung der Empfehlungen zum „Modellquartier Berlin Molkenmarkt“ am 7. Dezember 2022

Am 7. Dezember 2022 wurden Empfehlungen zum „Modellquartier Berlin Molkenmarkt“ veröffentlicht. Laut dem Text selbst wurden die Texte von einer Redaktionsgruppe aus 7 Preisrichter*innen erarbeitet. In dem Text heißt es: „Die hier zusammengestellten Empfehlungen wurden unabhängig und innerhalb der Gruppe über den Verlauf von drei Sitzungen zusammengestellt und gemeinsam formuliert. (Arbeitszeitraum 07.10.22 – 6.11.22). Grundlage dazu bildeten die zum Abschluss des Verfahrens erarbeiteten Beurteilungstexte.“ (S. 17)

In der Realität unterscheiden sich die vorliegenden Empfehlungen gravierend von den auf dem Abschlusskolloquium formulierten Empfehlungen.

Erstens wurden die Themenfelder verändert. Das Themenfeld „Ökologische Nachhaltigkeit“ wurde weggelassen, einzelne Aspekte des Themas wurden dem Themenfeld Freiraum zugeordnet. Die Ökologie wurde durch diese Entscheidung deutlich abgewertet, wichtige Empfehlungen zur Ökologie fielen unter den Tisch.

Gleichzeitig wurde ein neues Themenfeld eingefügt, zu dem auf dem Abschlusskolloquium keine Empfehlungen formuliert wurden: die „Architektur“. Unter dieser Überschrift wurden Empfehlungen formuliert, die im Wettbewerbs- und Werkstattverfahren (das ja den Städtebau und die Freiraumgestaltung zum Inhalt hatte) niemals diskutiert wurden.

Die Empfehlungen zu den anderen Themenfeldern weichen mehr oder minder von den Empfehlungen des Abschlusskolloquiums ab.

Auch aufgrund dieser willkürlichen Ergänzungen sind die Empfehlungen in sich völlig inkonsistent.

Beispielsweise heißt es auf Seite 7: „…sind aufgrund von inhaltlicher Doppelung von Aspekten sowie um eine größere Konsistenz zu erzielen die nachfolgend aufgeführten 8 Themenfelder mit entsprechenden Unterpunkten entwickelt worden:“

Es folgen dann aber 9 Themenfelder (Städtebau/Räumliche Vernetzung, Architektur, Freiraum und blau-grüne Infrastruktur, Mobilität/Erschließung, Wohn- und Gewerbenutzung, Kulturnutzung, Nutzungsvielfalt/Erdgeschoss, Denkmalschutz und Archäologie, Planungsrecht)

Weitere Mängel

Stellungnahmen der Sachverständigen fehlen

Im Vorfeld des Abschlusskolloquiums haben Sachverständige aus unterschiedlichen Verwaltungen und Institutionen Stellungnahmen zu den beiden Entwürfen erarbeitet. Diese Stellungnahmen wurden nicht veröffentlicht.

Ungeachtet von andauernden Gesprächen über eine nachhaltige Transformation des Jugendzentrums in der Rathenower Straße 15-18 in Moabit, hat die WBM in der letzten Woche mit den Abrissarbeiten am ehemaligen Kinderwohnheim begonnen. Zwischen 1974-1978 wurde dieses nach Plänen von Dietmar Grötzebach, Gerd Neumann und Günther Plessow im Stil des Brutalismus erbaut und 2019 vom Deutschen Architekturmuseum in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung auf die Liste der bedrohten #SOSBrutalism Bauten gesetzt. „Besonders erhaltenswerte Bausubstanz und ein bedeutendes Stück Kulturelles Erbe und auch Kiez wird unwiederbringlich zerstört, statt Klimaschutz, Baukultur und lokale Bedarfe zusammenzudenken und den Ort behutsam weiterentwickeln“, meint Andreas Barz vom KulturerbeNetz.Berlin, auf dessen „Roter Liste“ der bedrohten Kulturdenkmäler das Jugendzentrum zu finden ist.

An diesem konkreten Fall zeige sich ein Grundsätzliches Problem bei der Umsetzung der sozial-ökologischen Bauwende in Berlin, meint die Initiative WEM GEHÖRT BERLIN. Tatsächlich fällt sowohl auf Senats- wie auch auf Bezirksebene unter den Regierungsparteien insbesondere die SPD immer wieder durch eine Blockadehaltung beziehungsweise „Bastapolitik“ auf, wenn es um nachhaltige Lösungsansätze geht.

„Mit dem Abriss wird nicht nur Baukultur zerstört und ‚graue Energie‘ vernichtet, sondern auch eine im B-Plan festgesetzte städtische Gemeinbedarfsfläche für die Jugendnutzung unwiederbringlich vernichtet“, ergänzt Theresa Keilhacker, die sich als Architektin seit Jahren für die Beseitigung des öffentlichen Instandhaltungsrückstaus und den Erhalt des bestehenden Bebauungsplans mit dem Gemeinbedarf eines Jugendzentrums einsetzt.

Dass es einen großen Mangel an Treffpunkten für Jugendliche in Berlin Mitte gibt, haben auch die letzten Pandemiejahre gezeigt. Immer wieder gerieten die Großeinsätze der Polizei gegen sich in Parks treffende Jugendliche in die Schlagzeilen. Der Bezirk reagierte mit immer größerer Härte, verhängte nächtliche Aufenthaltsverbote und diskutierte Park-Einzäunung. Dabei liegt laut Yasser Almaamoun, Ansprechpartner bei Plattform Nachwuchsarchitekt*innen das Problem ganz woanders: „Wenn der Bezirk immer weiter Räume für Jugendliche zerstört, darf er sich auch nicht wundern, wenn diese sich am Wochenende in den Parks versammeln und dort zu Großaufgeboten der Polizei führen, wie wir es im letzten Jahr beobachten konnten. Es wird Zeit, dass auch jungen Menschen ein Platz im Bezirk Mitte eingeräumt wird“,

Link zur Pressemitteilung vom 8.12.2022:

Am 6. Dezember 2022 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen weitere Dokumente zum Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt veröffentlicht. Es handelt sich dabei um:

-die Empfehlungen einer Redaktionsgruppe „Modellquartier Berlin Molkenmarkt“

-Dokumentation des Bürger*innenabends am 12. September 2022

-Dokumentation des Abschlusskolloquiums am 13. September2022

-Vorprüfbericht zum Abschlusskolloquium

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, das Bezirksamt Mitte von Berlin und die Deutsche Umwelthilfe haben einen „Letter of Intent“ zur Schaffung einer Fußgängerzone am Hackeschen Markt unterzeichnet. Dies meldet die Berliner Zeitung in ihrer Ausgabe vom 1. Dezember 2022. Geplant ist die Schaffung einer Fußgängerzone am Hackeschen Markt. Die Straßenbahn, der Radverkehr und der Lieferverkehr sollen nach den jetzigen Vorstellungen weiterhin möglich sein.

Die Deutsche Umwelthilfe soll dabei eine Begleitforschung zu dem Projekt durchführen. Diese Aufgabe will die Deutsche Umwelthilfe gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Professor Oliver Schwedes) realisieren. Zu diesem Zweck haben beide Institutionen einen Förderantrag beim International Council for Local Environmental Initiatives. (ICLEI) gestellt, der noch im Dezember entschieden werden soll.  

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/hackescher-markt-autofrei-warum-sich-die-umwelthilfe-an-diesem-projekt-beteiligt-li.292408

In einem Meinungsbeitrag für den Tagesspiegel fordern Stadtentwicklungsexpert*innen eine offenere erinnerungspolitische Auseinandersetzung mit dem Geschichtsort Checkpoint Charlie. Trotz Millionen an Besuchern jährlich und verschiedener, zum Teil privat betriebener, Museen im Umfeld fände quasi keine öffentliche Diskussion darüber statt, wie eine zeitgemäße Informations- und Erinnerungskultur an diesem Ort aussehen könne. Dabei ist die Frage, wie Geschichtsvermittlung am Checkpoint Charlie künftig aussehen soll, essenziell für eine integrierte Gestaltung dieses international bedeutsamen Ortes. 

https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/checkpoint-charlie-ein-erinnerungsort-muss-sein-8947498.html

Laut Martin Pallgen, dem Pressesprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, würde der Entwurf für die Gestaltungsverordnung zur Bauakademie „nicht mehr den aktuellen Stand der Diskussion“ widerspiegeln. Dies erklärte Pallgen gegenüber der Berliner Zeitung. Gleichzeitig erklärte er, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen nach wie vor die „Wiederherstellung der historischen Fassade“ der Bauakademie unterstützen würde. Wie diese Unterstützung praktisch aussehen soll, ließ er allerdings offen.

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/streit-um-wiederaufbau-der-bauakademie-bekommt-die-moderne-eine-chance-li.291354

Hintergrund: Im September 2022 war bekannt geworden, dass Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt eine „Verordnung über die äußere Gestaltung der wiederzuerrichtenden von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie am Schinkelplatz 1 in Berlin-Mitte, Ortsteil Mitte“ plante. Diese Verordnung sollte eine Rekonstruktion der äußeren Gestalt des Gebäudes zwingend vorschreiben und nach den Vorstellungen der Senatsbaudirektorin Anfang / Mitte November 2022 festgesetzt werden. Dieses Vorhaben sorgte für Proteste. Sowohl die Architektenkammer Berlin als auch der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Berlin sprachen sich gegen eine Gestaltungsverordnung aus. Zudem hatte sich der von der Bundesstiftung Bauakademie eingesetzte Think Tank für eine zukunftsweisende Gestaltung des Neubaus der Bauakademie ausgesprochen.

Gegen den Abriss des Staudenhof-Block in der Potsdamer Innenstadt hat sich ein neues Bündnis unter dem Namen „Retten wir den Staudenhof – gemeinsam die Bauwende gestalten“ gegründet.


Unterstützt wird der heute vorgestellte Aufruf von rund 200 Erstunterzeichnenden, darunter Hans Joachim Schellnhuber, dem Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Christoph Vogtherr, dem Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie Norbert Palz, dem Präsidenten der Universität der Künste Berlin. Auch die Architektenkammern aus Brandenburg und Berlin sprechen sich klar für den Erhalt des Wohn- und Geschäftshaues aus. Geplant ist der Abriss des Ostmodernen Gebäudes mit Neubau an derselben Stelle. Kritisiert wird hieran vor allem die Klimaschädlichkeit dieses Vorhabens aber auch dessen grundsätzlicher städtebauliche Anspruch steht in Frage: „Die derzeit realisierten Bauten am Alten Markt lassen Schlimmes befürchten. Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung erweist sich als eine verpasste Chance für die Baukultur in Brandenburg“, meint Andreas Rieger, Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer.

https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/neue-initiative-fur-staudenhof-erhalt-klimaschutzer-schellnhuber-stellt-sich-gegen-abrissplane-8921170.html

https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/bundnis-will-staudenhof-abriss-verhindern-neuer-aufruf-fur-erhalt-des-ddr-wohnblocks-8908726.html

https://www.maz-online.de/lokales/potsdam/potsdam-architekten-bilden-neues-buendnis-fuer-erhalt-des-staudenhofs-ULHCG6XXCGPLBE545UL54XJJWM.html

https://www.ak-berlin.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen_2022/14_PM_Bestandserhalt_vor_Abriss_-_Staudenhof_Potsdam.pdf

Die Ausübung des kommunalen Vorkaufsrechts in den Milieuschutzgebieten ist nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 9. November 2021 (Az. 4 C 1-20) zum Erliegen gekommen. Dies geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen auf eine parlamentarische Anfrage von Niklas Schenker und Elif Eralp hervor. Demnach gab es seit dem 9. November 2021 keinen einzigen Fall der Ausübung des kommunalen Vorkaufsrechts. Auch der Abschluss von Abwendungsvereinbarungen findet kaum noch statt. Seit dem 9. November 2021 wurden lediglich zwei Abwendungsvereinbarungen abgeschlossen, in einem weiteren Fall gab es eine einseitige Abwendungserklärung.

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-13815.pdf

In einer Pressemitteilung vom 22. November 2022 fordert der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Berlin eine zukunftsweisende Gestaltung der neuen Bauakademie. Der Verband fordert „einen zukunftsoffenen Realisierungswettbewerb“ der Gestaltungsspielräume nicht unnötig einengt. Besonders kritisch sieht der Verband die von Petra Kahlfeldt geplante Gestaltungssatzung, in der die Rekonstruktion der Gebäudehülle zwingend vorgeschrieben werden soll. Diese Vorgabe wäre eine „Missachtung des hoch qualifizierten Thinktanks“. Sie würde re-use – Lösungen unmöglich machen und das 1,5°C Klimaziel außer Acht lassen.

Die Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch, und die Bezirksstadträtin für Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen, Almut Neumann, haben sich für einen autofreien Hackeschen Markt ausgesprochen. Dies berichtet die Berliner Zeitung. Derzeit prüfen die beiden Verwaltungen gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe, ob eine Fußgängerzone am Hackeschen Markt machbar wäre.

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/verkehr-fuer-autos-tabu-hackescher-markt-koennte-berlins-naechste-neue-fussgaengerzone-werden-li.289157

Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Abgeordnetenhauses ist es auf seiner Sitzung am 21. November 2022 zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt und den stadtentwicklungspolitischen Sprecher*innen der Grünen und der Linken gekommen.

Zunächst stellte Frau Kahlfeldt ihre Vorstellungen von der weiteren Planung des Molkenmarkt-Quartiers vor.

Nach ihren Angaben hat das Preisgericht eine Redaktionsgruppe aus 18 Personen gebildet. Diese habe am 18. November 2022 Empfehlungen vorgelegt.

Als nächstes will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen einen Masterplan erarbeiten. Dieser Masterplan soll im 2.Quartal vom Senat beschlossen werden.  

Zudem will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen ein Gestaltungshandbuch erarbeiten, in dem Gestaltungsvorgaben für die einzelnen Blöcke festgeschrieben werden sollen.

Der Masterplan und das Gestaltungshandbuch sollen wiederum eine „Charta“ für den Molkenmarkt bilden.

Außerdem soll ein Gestaltungsgremium für den Molkenmarkt gebildet werden. Diesem sollen zwei Vertreterinnen des Preisgerichts (Christa Reicher und Antje Stokman), jeweils ein Vertreter der Teams Albers / Vogt und OS arkitekter / czyborra klingbeil architekturwerkstatt sowie jeweils ein Vertreter des Baukollegiums, des Gestaltungsbeirates öffentliche Räume und des Landesdenkmalrates angehören.

Sowohl der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Julian Schwarze, als auch die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, Katalin Gennburg, haben scharfe Kritik am Vorgehen von Frau Kahlfeldt geübt. Sie kritisierten die von ihr verfügte Beendigung des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens Molkenmarkt ohne Siegerentwurf. Beide hoben den Schaden für die Wettbewerbskultur in Berlin hervor und forderten eine erneute Preisgerichtssitzung und die in der Auslobung vorgesehene Auswahl eines Siegerentwurfs.

Zudem kritisierten beide die Vorstellungen von Frau Kahlfeldt für den weiteren Planungsprozess. Sie bemängelten, dass der Masterplan nur durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen erarbeitet werden soll und forderten die Beteiligung der Umwelt- und Kulturverwaltung. Zudem kritisierten sie, dass Frau Kahlfeldt ohne Absprache völlig neue Elemente, wie ein Gestaltungshandbuch und ein Gestaltungsgremium, in den Prozess eingefügt hat. Beide äußerten die Befürchtung, dass das Verfahren „in eine völlig neue Richtung gedreht werden soll“, wie Katalin Gennburg anmerkte.

Mathias Schulz, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD, sprach sich für ein klimaresilientes Stadtquartier am Molkenmarkt mit bezahlbaren Wohnungen und kultureller Vielfalt aus. Er forderte, dass mehr über Inhalte und nicht so sehr über Prozesse diskutiert werden sollte.

Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU, Stefan Evers, verteidigte das Vorgehen von Petra Kahlfeldt. Das Molkenmarkt-Verfahren sei „von vornherein vermurkst“ gewesen, deshalb sei die Abwicklung des Verfahrens richtig. Allerdings sollte dabei nicht der Eindruck entstehen, dass hier getrickst und getäuscht wird.

Harald Laatsch, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der AfD, warf den Grünen und Linken vor, dass sie am Molkenmarkt ein „sozialistisches Utopia“ errichten wollten. In den von ihnen geforderten bezahlbaren Wohnungen würden Mieter einziehen, „mit Satellitenschüsseln auf den Balkonen und Bettlaken vor den Fenstern.“ Zugleich sprach sich für eine historisierende Gestaltung des Quartiers aus.

Stefan Förster von der FDP brachte einen Volksentscheid über den Molkenmarkt in die Diskussion.

In einer Pressemitteilung vom 21. November 2022 fordert die Architektenkammer Berlin eine zukunftsweisende Gestaltung der neuen Bauakademie. Dem geplanten Wettbewerb zur Bauakademie sollen die Empfehlungen des Think Tanks Bauakademie zugrunde gelegt werden. Der Neubau soll ein „Lern- und Lehrort für innovative Baukunst in Verknüpfung mit zeitgemäßem Handwerk und Ausführung“ werden und „für Nachhaltigkeit und Zukunftsorientiertheit im Bauwesen und in der Stadtentwicklung“ stehen.

Zur Umsetzung dieser Forderungen fordert die Architektenkammer einen zweiphasigen Wettbewerb, der Ausdruck und die Gestalt des Bauwerks sollte nicht vorgegeben werden. Die Vorgabe einer Rekonstruktion der Gebäudehülle, wie sie von Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt gefordert wird, lehnt die Architektenkammer ab.https://www.ak-berlin.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen_2022/13_PM_Position_der_Architektenkammer_Berlin_zur_Planung_der_neuen_Bauakademie.pdf

Laut einem Urteil des Landgerichts Berlin wurde dem Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, Wilhelm von Boddien, untersagt, seine kürzlich erschienene Autobiografie weiter zu vertreiben. Dies berichtet der Tagesspiegel.

Hintergrund des Rechtsstreits sind diffamierende Falschbehauptungen gegen den Architekturpublizisten und Schloss-Kritiker Philipp Oswalt, dem von Boddien in seinem Buch ein ganzes Kapitel gewidmet hat. Oswalt ging gegen diese Falschbehauptungen gerichtlich vor und hat nun einen Erfolg erzielt: Das Landgericht erließ am 2. November 2022 eine strafbewehrte Unterlassungsverfügung. Demnach ist es von Boddien nicht nur untersagt, sein Buch weiter zu vertreiben. Er darf seine Falschbehauptungen auch sonst nicht weiterverbreiten.

https://www.tagesspiegel.de/wegen-diffamierender-falschbehauptungen-schloss-mentor-von-boddien-darf-buch-nicht-weiter-vertreiben-8867536.html

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz wird auf einen Widerspruch gegen das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts zur Friedrichstraße verzichten. Dies teilte die Verwaltung am 7. November 2022 mit. Daher soll die Friedrichstraße ab dem 22. November 2022 wieder für Autos geöffnet werden.

Dennoch wird am Verfahren zur Teileinziehung der Straße festgehalten. Angestrebt wird eine Veröffentlichung der Umwidmung im Amtsblatt bis zum Ende des Jahres. Folgerichtig wird die Friedrichstraße voraussichtlich im nächsten Jahr erneut für Autos gesperrt werden.

https://www.berlin.de/sen/uvk/presse/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1262075.php

Der Senat will bis zum 8. November 2022 entscheiden, ob er Widerspruch gegen das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts zur autofreien Friedrichstraße einlegt. Dies hat der Senat auf seiner heutigen Sitzung beschlossen.

Demnach soll zunächst die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz prüfen, wie mit dem Urteil umzugehen sei. Anschließend soll sie sich mit den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie Wirtschaft abstimmen.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/umgang-mit-berliner-gerichtsbeschluss-noch-offen-senat-will-gemeinsam-uber-friedrichstrasse-entscheiden-8822083.html

Laut einem Bericht des Tagesspiegels ist über das Projekt „Urbane Mitte“ am Gleisdreieckpark ein Streit innerhalb der Senatskoalition entbrannt. Im Koalitionsvertrag wurde festgeschrieben, dass der städtebauliche Vertrag zu dem Projekt in Bezug auf seine Klimaverträglichkeit und Bedarfsgerechtigkeit überprüft werden soll. Diese Überprüfung hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen nun durchgeführt – mit dem Ergebnis, dass keine Änderungen nötig wären. Für Kritik sorgt vor allem, dass die Überprüfung nicht transparent erfolgte und dass die Koalitionspartner nicht eingebunden worden sind. Weder die Koalitionspartner noch der beteiligte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erhielten Einsicht in die Unterlagen der Prüfung.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/nachstes-zoffthema-in-der-koalition-spd-grune-und-linke-streiten-uber-plane-fur-berliner-gleisdreieck-8808730.html

Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte hat sich in einer Pressemitteilung vom 27. Oktober 2022 zu einer autofreien Friedrichstraße bekannt. Sie verweist auf einen Antrag der SPD vom Frühjahr dieses Jahres, der am 21. Juni 2022 von der Bezirksverordnetenversammlung Mitte beschlossen wurde. Er sieht eine autofreie Friedrichstraße und die Umwandlung der Charlottenstraße in eine Fahrradstraße vor. Zudem soll die gesamte Friedrichstadt verkehrsberuhigt werden.

https://www.spd-fraktion-mitte.de/meldungen/der-friedrichstrasse-eine-zweite-chance-geben/

Das Verwaltungsgericht Berlin hat am 25. Oktober 2022 entschieden, dass die Friedrichstraße bis zum Abschluss der straßenrechtlichen Teileinziehung wieder für den Autoverkehr geöffnet werden muss. Das Verwaltungsgericht urteilte, dass die Zeit zwischen der Beendigung des Verkehrsversuchs Ende Oktober 2021 und der Teileinziehung zu lang ist. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz hatte nach dem Ende des Verkehrsversuchs eine verkehrsrechtliche Anordnung erlassen, mit der die weitere Sperrung durchgesetzt wurde. Diese Anordnung wurde nun als rechtswidrig bewertet.

https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1257663.php

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz hält dennoch an ihren Planungen für eine autofreie Friedrichstraße fest. Nach dem jetzigen Stand wird der Abschluss des Teileinziehungsverfahrens für den Januar 2023 erwartet. Zudem prüft die Senatsverwaltung eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht.

Begleitet wurde das Gerichtsurteil von einer Auseinandersetzung zwischen der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey und der Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Bettina Jarasch. Giffey forderte die zügige Öffnung der Friedrichstraße für den Autoverkehr, Jarasch erklärte, dass die Verkehrswende in ihr Ressort fallen würde.

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/10/berlin-friedrichstrasse-urteil-jarasch-giffey-streit.html

Neue Recherchen zu den Vorgängen um das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt präsentierte der Rundfunk Berlin-Brandenburg auf rbb24. Demnach war bis zum Morgen des 12. September 2022 auf der Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen eine Meldung zu finden, nach der von einem „Siegerentwurf“ des Verfahrens die Rede war. Erst am Morgen des 12. September 2022 wurde der Text verändert. Jetzt hieß es plötzlich, dass auf der Preisgerichtssitzung nur noch „Empfehlungen für die folgenden Planungsprozesse“ formuliert werden sollten.

Auch nach diesen Erkenntnissen bleiben Unklarheiten: Wurde die Website so kurz vor der Preisgerichtssitzung geändert, weil die Entscheidung für ein Ende ohne Siegerentwurf auch erst kurzfristig getroffen wurde? Oder wurde sie so kurzfristig verändert, weil die Preisrichter*innen überrascht werden sollten?

Auf Nachfragen des rbb jedenfalls erklärt Petra Kahlfeldt, dass der Verzicht auf einen Siegerentwurf von vornherein beabsichtigt gewesen wäre. Angesprochen auf gegenteilige Passagen im Auslobungstext, erklärte sie, dass hier wohl Fehler von Mitarbeitern vorliegen würden.

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/10/berlin-molkenmarkt-neugestaltung-kritik-senatsbaudirektorin.html

Das Interview mit Petra Kahlfeldt in der Berliner Zeitung vom 7. Oktober 2022 hat zu kontroversen Diskussionen geführt. Julian Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen, kritisierte, dass die Widersprüche in den Aussagen der Senatsbaudirektorin immer größer würden.

Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, erklärte, dass Petra Kahlfeldt als Senatsbaudirektorin nicht mehr tragbar sei. Beide forderten zudem eine glaubwürdige Beendigung des Verfahrens und eine Behandlung der Charta Molkenmarkt im Abgeordnetenhaus.

Stefan Förster, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der FDP, nennt das Geschehen eine „Blamage“ und fordert eine Überprüfung der Abläufe in der Verwaltung.

Stefan Evers, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU, nimmt Petra Kahlfeldt dagegen in Schutz. Für ihn wäre das ganze Verfahren verfehlt, und dieses habe Kahlfeldts Vorgängerin Regula Lüscher zu verantworten.

Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, plädierte für ein erneutes Zusammentreten des Preisgerichts und die Auswahl eines Siegerentwurfs.

Matthias Grünzig, Bürger*innen-Vertreter des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens, erklärte, dass Petra Kahlfeldt das Verfahren in „eine schwere Glaubwürdigkeitskrise“ manövriert habe. Auch er plädierte für eine erneute Sitzung des Preisgerichts und die Auswahl eines Siegerentwurfs.

Interessant ist: Offenbar war kein Vertreter der SPD zu einer Stellungnahme bereit.

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/linke-petra-kahlfeldt-ist-als-senatsbaudirektorin-nicht-weiter-tragbar-li.274880

Die Berliner Zeitung vom 7. Oktober 2022 erschien ein spektakuläres Interview mit Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt zum Molkenmarkt-Verfahren, das als eine Sternstunde des kritischen Journalismus gelten kann. Redakteur Ulrich Paul hatte im Vorfeld aufwendige Recherchen durchgeführt und dabei neue Ungereimtheiten gefunden. Beispielsweise hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen noch am 6. September 2022 auf ihrer Website verkündet, dass das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt mit der Auswahl eines „Siegerentwurfs“ beendet werden sollte.

Ulrich Paul konfrontierte die Senatsbaudirektorin mit präzisen Fragen zu diesen Ungereimtheiten. Petra Kahlfeldt hielt an ihrer Darstellung fest, dass im Verfahren von vornherein kein Siegerentwurf vorgesehen gewesen wäre. Auf die gegenteiligen Formulierungen in der Auslobung und ihren eigenen Statements angesprochen, reagierte sie anfangs ausweichend und später zunehmend genervt. Sie kritisierte, dass „so viel in die Arbeit der Jury hineingedeutet wird“, bezeichnete eine kritische Frage als eine  „unzumutbare Unterstellung“ und forderte „dass diese Unterstellungen und Vorwürfe mal enden.“ Schließlich räumte sie ein, dass es in der Auslobung wohl „Inkonsistenzen“ gegeben hätte. Allerdings wäre nicht sie für die „Inkonsistenzen“ verantwortlich, sondern die „vielen Menschen“, die die Auslobung geschrieben hätten. Schließlich stellte sie auch „solche komplexen Verfahren“ wie das Molkenmarkt-Verfahren generell infrage.

Zudem bekräftigte sie ihre Absicht, den Rahmenplan für den Molkenmarkt durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen erarbeiten zu lassen. Die Ideen der beiden Entwürfe und die schriftlichen Empfehlungen des Preisgerichts sollen in diesen Plan einfließen.

Zum Schluss fragte der Redakteur auch noch, ob die Molkenmarktplanung durch das Abgeordnetenhaus beschlossen werden soll. Petra Kahlfeldt erklärte dazu, dass die Charta Molkenmarkt nur vom Senat beschlossen werden soll. Auf eine gegenteilige Aussage von Manfred Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen vom Oktober 2021 angesprochen, erklärte sie, dass sie in dieser Zeit noch nicht im Amt war.

https://prod.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ja-es-gibt-offenbar-inkonsistenzen-in-der-ausschreibung-li.273671?pid=true

Das Quartier am Molkenmarkt gehört zu den größten innerstädtischen Bauprojekten Berlins. Die ergebnislose Beendigung des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens zum Molkenmarkt am 13. September 2022 sorgte für viel Kritik.


Jetzt hat ein breites Bündnis aus rund 200 unterschiedlichen Initiativen, Verbänden und Einzelpersonen einen „Aufruf für ein soziales und ökologisches Modellquartier am Molkenmarkt“ gestartet. Ziel des Aufrufes ist ein glaubwürdiger Abschluss des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens Molkenmarkt, zu dem auch die in der Auslobung vorgesehene Auswahl eines Siegerentwurfs gehört. Außerdem fordert das Bündnis, dass die weitere Planung für den Molkenmarkt auf der Basis der bisher erarbeiteten Leitlinien und Wettbewerbsergebnisse erfolgt. Diese sehen ein sozial und ökologisch ausgerichtetes Quartier mit einem vielfältigen kulturellen Leben vor.


Der Aufruf wird durch das Bündnis an die beteiligten Senator*innen für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sowie für Kultur und Europa gesendet. Alle drei Senator*innen sind für die weitere Planung des Molkenmarkt-Quartiers verantwortlich, deshalb erwarten wir, dass sie sich für eine glaubwürdige Fortsetzung des Planungsprozesses einsetzen.

Unterstützer*innen melden sich bitte sich per Mail an redaktion@berlin-plattform.de

Den Aufruf mit allen Erstunterzeichnern im Wortlaut:

Aufruf

Für ein soziales und ökologisches Modellquartier am Molkenmarkt

Die Entwicklung des Molkenmarkt-Quartiers ist eine große Chance für Berlin. Hier – direkt hinter dem Roten Rathaus – kann Berlin zeigen, wie ein zukunftsweisendes Quartier unter den Bedingungen der Bauwende aussehen kann. Hier kann ein Projekt entstehen, das soziale und ökologische Ziele mit kultureller Vielfalt verbindet. Hier gibt es die Chance, Dinge zu verwirklichen, an denen es in Berlin einen großen Bedarf gibt – wie bezahlbare Wohnungen, kostengünstige und flexible Räume für die Kultur.

In den letzten Jahren haben sich an diesem Standort hoffnungsvolle Entwicklungen vollzogen. Hier wurde zum ersten Mal bewusst ein Innenstadtquartier mit den Anforderungen der Bauwende konfrontiert. In einem aufwändigen Partizipationsverfahren wurden dazu 8 Leitlinien erarbeitet, die bezahlbare Wohnungen, kostengünstige Kulturräume in einer dichten städtischen Umgebung in der historischen Innenstadt mit den Anforderungen an Klimawandel und Klimaresilienz zusammen bringen. Zudem wurde beschlossen, dass die landeseigenen Grundstücke nicht privatisiert, sondern durch landeseigene Wohnungsgesellschaften entwickelt werden sollten.

Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt hat gezeigt, dass diese Leitlinien auch umsetzbar sind. Der Entwurf von OS arkitekter mit czyborra klingbeil architekturwerkstatt, der in der ersten Wettbewerbsphase prämiert wurde, konnte den Leitlinien voll entsprechen. Aber auch der zweite prämierte Entwurf von Bernd Albers, Silvia Malcovati und Vogt Landschaftsarchitekten hat im Verlauf des Werkstattverfahrens eine stärkere soziale und ökologische Ausrichtung erfahren.

Umso unverständlicher ist, dass diese Verfahren am 13. September 2022 ohne die Auswahl eines Entwurfs für die Weiterarbeit beendet wurden. Dieses Vorgehen steht im Gegensatz zur Auslobung, in der es heißt:

„Zum Abschluss des Werkstattverfahrens tritt das Preisgericht erneut zusammen und berät über die Empfehlung eines der beiden Entwürfe als Grundlage einer Charta für die Entwicklung am Molkenmarkt.“ 

Nun will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen den Rahmenplan für den Molkenmarkt ohne klare Grundlage erarbeiten. Diese intransparente Vorgehensweise wird der Bedeutung dieses Ortes nicht gerecht. Die Gefahr ist groß, dass die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens missachtet werden und am Ende ein Entwurf steht, der den Leitlinien nicht mehr gerecht wird.

Diese willkürliche Beendigung des Verfahrens missachtet die hohen ideellen wie ökonomischen Investitionen aller an den Verfahren teilnehmenden Architekt*innen und insbesondere der Gewinner des Wettbewerbs, die sich mit sehr engagierten Beiträgen auf das zweite Werkstattverfahren in vollem Vertrauen eingelassen haben. Das Verfahren muss deshalb, wie in der Auslobung vorgesehen, unter Wahrung der Autorenschaft eines Teams und mit der Auswahl eines Entwurfs für die Weiterarbeit abgeschlossen, das weitere Vorgehen transparent gestaltet und die Einhaltung der Leitlinien gesichert werden.

Bei der weiteren Planung müssen die Ergebnisse des Partizipationsverfahrens und des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens zugrunde gelegt werden. Zu diesen zählen vor allem:

– klimagerechte Gestaltung mit großen unversiegelten Flächen für die Regenwasserversickerung, grünen Fassaden und Solarnutzung auf den Dächern

– begrünte, autoarme Straßen mit möglichst vielen Bäumen

– großzügige, begrünte Außenräume

– Verwendung von klimafreundlichen Baustoffen und Bautechniken

– flexible Grundrisse, die vielfältige Nutzungen erlauben

– effizientes, bezahlbares und vielfältiges Wohnangebot, kostengünstige Kulturräume

– proaktiver und sensibler Umgang mit der wechselhaften Geschichte des Ortes

Die politisch Verantwortlichen, insbesondere Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD) und der Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel (SPD) sind nun aufgefordert, das demokratische Verfahren in vollem Umfang durchzusetzen.

Erstunterzeichner*innen

Ernst-Wolf Abée, Architekt AIV SRL, Berlin

Prof. Renate Abelmann, avp architekten bda architekten partnerschaft mbB, Berlin

AfA – Aktiv für Architektur

Dr. Moritz Ahlert, Habitat Unit, Technische Universität Berlin

Anwohnerinitiative Ernst-Thälmann-Park 

Horst Arenz, AG Gesetz Mietenvolksentscheid, Berlin

Katleen Arthen, studio katleen arthen, Berlin

Georg Balzer, Stadtplaner, Büro STADTLANDPROJEKTE, Berlin

Dorota Maria Baraniecka, Architektin, Berlin

Prof. Günter Barczik, HMGB Architekten, Berlin, Fachhochschule Erfurt

Fabian Barthel, Architekt, Münster / Berlin

Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt e.V.

Berliner Mieterverein e.V.

Susanne Bernstein, Fluss Bad Berlin

Dr. Matthias Bernt, Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) Erkner

Bizim Kiez – Für lebendige Nachbarschaften und eine solidarische Stadt

Jessica Borchardt, BAID architektur gmbh, Hamburg

Peter Born, Stadtführer, Berlin

Christian von Borries, Künstler, Berlin

Christian von Borries, Künstler, Berlin

Ignacio Boscolo, Architekt, Berlin

Daniela Brahm / ExRotaprint gGmbH, Berlin

Prof. Dr. Klaus Brake, Assoziierter Wissenschaftler am Center for Metropolitan Studies der Technischen Universität Berlin

Josef Brandl, Szenenbildner, Berlin

Dr. Guido Brendgens, Referent für Stadtentwicklung und Umwelt, Landwirtschaft und Tierschutz, Fraktion Die Linke im Abgeordnetenhaus von Berlin

Carolin Brenner, Fluss Bad Berlin

Veronika Brugger, Kommunikationsberatung, Architekturvermittlung, Berlin

Antje Buchholz, BARarchitekten Berlin


Bürgerinitiative Jahnsportpark

Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA LV Berlin

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Berlin

Jack Burnett-Stuart, BARarchitekten, Berlin

Prof. Dr. Vanessa Miriam Carlow, Architektin und Stadtplanerin, Technische Universität Braunschweig

Changing Cities e.V.

Leonhard Clemens | LNCL, Architekt, Berlin

c/o now (Tobias Hönig, Andrijana Ivanda, Markus Rampl, Paul Reinhardt, Duy An Tran, Ksenija Zdešar), Berlin

Hans-Jürgen Comerell, Aedes Architecture Forum, Berlin

Robert Conrad, Dipl. Ing. Arch., Fotografie, Berlin


coopdisco (Anna Heilgemeir, Aslı Varol, Dagmar Pelger, Franzi Ayoka Ebeler, Lisa Rochlitzer, Martha Ingund Wegewitz, Pedro Coelho, Roberta Burghardt, Steffen Klotz), Berlin

Eva Dedering, Architektin, dgk architekten gmbh, Berlin

Philipp Dittus, Architekt, Berlin

Kai Dolata, urbikon.com bauen | forschen | kommunizieren, Berlin

Marc Benjamin Drewes, marc benjamin drewes ARCHITEKTUREN, Berlin

Lutz Dühr, DIE LINKE. Berlin

Dr. Hildtrud Ebert, Kunstwissenschaftlerin, Berlin

Jan Edler, realities:united & Fluss Bad Berlin

Tim Edler, realities:united & Fluss Bad Berlin

Beate Engelhorn, Haus der Architektur | House of Architecture, Künstlerische Leitung, Graz

Romina Falk, INTO STORIES architecture and beyond, Berlin

Prof. Niklas Fanelsa, Atelier Fanelsa, Technische Universität München

Dr. h.c. Kristin Feireiss, Aedes Architecture Forum, Berlin

Henry Fenzlein, Octagon Architekturkollektiv, Leipzig

Francesca Ferguson, MAKE_SHIFT gGmbH, Berlin

Dr. Thomas Flierl, Bauhistoriker und Publizist, Hermann-Henselmann-Stiftung, Berlin

Andreas Foidl, Belius GmbH, ZKB/ Haus der Statistik, Lenkungskreis Initiative Stadt Neudenken Berlin.

Laura Fogarasi-Ludloff, Ludloff Ludloff Architekten GmbH, Berlin

Thilo Folkerts, 100Landschaftsarchitektur, Berlin

Freunde des Mauerparks e.V.

Sophia Frommel, INTO STORIES architecture and beyond, Berlin

Franziska Füller, TESSERAE Urban Social Research, Berlin

Gastprof. Christian Gänshirt, Politecnico di Milano, Mailand

Cornelia Galuschka, Dipl.-Ing. Architektin, RRP ARCHITEKTEN + INGENIEURE, München

Prof. Finn Geipel, LIN Labor Integrativ, Technische Universität Berlin

Andrea Geldner, Landschaftsarchitektin, Berlin

Katalin Gennburg, Mitglied des Abgeordnetenhauses, Sprecherin für Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt & Tourismus, Fraktion DIE LINKE

Elisa Gersdorf, Architektin, Berlin

Karsten Gottwald, M.R Architekten; Berlin

Oxana Gourinovitch, Architektin und Architekturhistorikerin, RWTH Aachen

Prof. Nanni Grau, Hütten & Paläste, Berlin

Annett Gröschner, Schriftstellerin, Berlin

Nils Grube, Technische Universität Berlin, Planungstheorie und Analyse städtischer und regionaler Politiken

Dr. Matthias Grünzig, Architekturjournalist und Bauhistoriker, Bürger*innen-Vertreter Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt, Berlin

Dipl.-Ing. Reinhard Hasselbach, ARCHITEKTURCONTEXT, Berlin

Christoph Heinemann, Institut für angewandte Urbanistik (ifau), Berlin

Tilman Heiring, Architekt, Berlin

Susanne Heiß, Institut für angewandte Urbanistik (ifau), Berlin

Mathias Heyden, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Bürger*innenbeteiligung & Vernetzung, AKS Gemeinwohl, Berlin

Angelika Hinterbrandner, kntxtr/spaceforfuture.org, Berlin

Fabian Hörmann, EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli Architekten AG | ETH | SIA | BSA, Zürich

Lucas Hövelmann, Studio Maurermeier, München


Anja Hoffmann, propr, Berlin

Silvia Hollmann, Architektin, Berlin

Anna Hopp, Dipl.-Ing. Architektin BDA, annahopp architekten, Berlin

Initiative Deutsche Wohnen & Co. Enteignen

Initiative Offene Mitte Berlin

Initiative WEM GEHÖRT BERLIN

IVAB, Interessenvertretung der verbandsungebundener Architektinnen & Architekten Berlin 

Philipp Jamme, Architekt BDA, Potsdam

Hanna Jensen, Architektin, Berlin

Johan Jensen, Dipl.Ing. Architekt, Berlin

Prof. Tom Kaden, KadenGmbH​, Berlin

Susanna Kahlefeld, MdA, Sprecherin für: „Engagement & Beteiligung“, „Europa“, „Religionspolitik“, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Christa Kamleithner, Architekturtheoretikerin, BTU Cottbus-Senftenberg

Mara Kanthak, Architektin

Thomas Kantschew, Kunsthistoriker, Berlin

Gerd Kaufmann, Sozialwissenschaftler, Berlin

Boris Kazanski, Architekt, FRAIA, Kazanski. Keilhacker Urban Design. Architektur, Berlin

Theresa Keilhacker, Architektin, Kazanski. Keilhacker Urban Design. Architektur, Berlin

Christian Keller, Dipl.-Ing. Architekt BDA, ka I keller architekten gmbh, Cottbus

Arne Keßler, KEßLER PLESCHER ARCHITEKTEN, Köln

Wolfgang Kil, Architekturkritiker und Publizist, Berlin

Carmen Klören, Architektin, Berlin

Ole Kloss, Filmausstatter, Berlin

Ferdinand Knecht, Architekt, Berlin

Prof. Bernd Kniess, Dean of Urban Design, HafenCity University Hamburg

Koalition der Freien Szene Berlin

Doris Koch, Büro komPleX, Berlin

Florian Köhl, fatkoehl architekten & Quest, Berlin

Burkhard Köhler, Architekt, Berlin

Julia Köpper, Octagon Architekturkollektiv, Leipzig

Milena Kalojanov, Dipl. Ing. Landschaftsarchitektin, Berlin

Prof. em.  Ingrid Krau, München

Prof. Dr. Joachim Krausse, Hochschule Anhalt, Dessau

Prof. Thomas Kröger, Thomas Kröger Architekten, Berlin

Andreas Krüger, Belius GmbH & Stiftung, ZKB/ Haus der Statistik, Lenkungskreis Initiative Stadt Neudenken, Moderation Runder Tisch Liegenschaftspolitik Berlin.

Inga Krumme, KEßLER PLESCHER ARCHITEKTEN, Köln

Margrit Kühl, Dipl.Ing. Arch., Architekturhistorikerin, Berlin

Prof.in Tanja Kullack zweikant | architekturen Köln

Urs Kumberger, TELEINTERNETCAFE Architektur und Urbanismus, Berlin

Jan-Oliver Kunze, Dipl.-Ing. Architekt, MARS ARCHITEKTEN, Berlin

LAG Planen Bauen Wohnen Stadtentwicklung, Bündnis 90/Die Grünen Berlin

Dr. Bastian Lange, PD, Multiplicities-Berlin

Alexander v. Lenthe, Architekt, Berlin

Malte Looff, Architekt, Studio Qwertz, Berlin

Alois Lorscheider-Brinkmann, LOIS-architekturatelier, Niestetal-Kassel

Frauke Luther, Kultur Projekte Management, Mediatorin, Berlin

Michael v. Matuschka, BARarchitekten, Berlin

Mathias Maurerlechner, Studio Maurermeier, München

Julian Meisen, COMMON AGENCY, Berlin

Dr. Janet Merkel, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Stadt- und Regionalplanung, Technische Universität Berlin 

Prof. Ute Margarete Meyer, Stuttgart

Dr. Roland Meyer, Kunst- und Medienwissenschaftler, BTU Cottbus-Senftenberg

Neele Müller M.Sc. Architektin

Prof. Sabine Müller / SMAQ / AHO, Berlin 

Ulrich Müller, Architektur Galerie Berlin

Tilman Müngersdorf, Architekt, Berlin

Prof. Gernot Nalbach, Nalbach + Nalbach, Berlin

Martin Neander, Dipl.-Ing. Architekt, KINZO Architekten GmbH, Berlin

Neue Gesellschaft für bildende Kunst nGbK

Anh-Linh Ngo, Chefredakteur und Mitherausgeber, ARCH+

Karin Ocker, Dipl. Ing. Architektin MSc, Berlin

Prof. Martin Ostermann, magma architecture GmbH, Berlin

Prof. Dr. Philipp Oswalt, Architekt und Publizist, Universität Kassel

Timo Panzer, Architekt, Berlin

Prof. Ralf Pasel, PASEL-K Architects, Technische Universität Berlin

Jürgen Patzak-Poor, BARarchitekten, Berlin

Dr. Nina Pawlicki, Technische Universität Berlin, Natural Building Lab

Marcus Peter, Dipl.-Ing- Architektur, Berlin

Elise Pischetsrieder, weberbrunner berlin Gesellschaft von Architekten mbH

Plattform Nachwuchsarchitekt*innen

Katrin Julia Plescher, KEßLER PLESCHER ARCHITEKTEN, Köln

Slavis Poczebutas, MEKADO Studio for Design | Architecture | Urbanism, Berlin

Christian Posthofen, Raumphilosoph, Berlin

Prof. Dr. Riklef Rambow, Professur Architekturkommunikation, Karlsruher Institut für Technologie

Rat für die Künste Berlin

Dr. Eva von Redecker, Philosophin und Autorin, Humboldt-Universität Berlin

Johann Reißer, Schriftsteller, Berlin

Margit Renatus, Blaufisch Architekten, Berlin

Prof. Stefan Rettich, KARO* architekten, Leipzig

Johannes Reuter, Dipl.-Ing. Architekt, REUTER SCHOGER ARCHITEKTUR INNENARCHITEKTUR  Part mbB, Berlin

Tony Rhiem, Dipl.-Ing. Architekt, Rhiem Pollok Architekten GbR, Berlin

Eike Richter, Vorsitzender bdla Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen Landesgruppe Berlin / Brandenburg e.V. 

Johannes Riedner, Berlin

Bianca Ringwald, Fluss Bad Berlin, Beteiligung & Vermittlung / Fluss Bad Garten, Berlin

Prof. Ariane Röntz, Landschaftsarchitektin, Universität Kassel

Lorenz Rollhäuser, Sound + Text, Berlin

Prof. Eike Roswag-Klinge, Technische Universität Berlin, Institute of Architecture

Ilka Ruby, RUBY PRESS, Berlin

Eloise Rudolph, Architektin, Berlin

Prof. Dr. Moritz Rumpf, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Architektur

Ingrid Sabatier (ISSS research | architecture | urbanism), Architektin, Berlin

Matthias Sauerbruch, Sauerbruch Hutton, Berlin

Georg Scharegg, Theater TD Berlin

Andrea Schildt, Architektin, Berlin

Barbara Schindler, Redaktion ARCH+, Berlin

Wenke Schladitz, Christoph Wagner Architekten BDA, Berlin

Lukas Schlicht, Architekt, Berlin

Maria Schlosser, Architektin, Berlin

Christoph Schmidt, Institut für angewandte Urbanistik (ifau), Berlin

Schöne Städte e.V. 

Frank Schönert, Hütten & Paläste, Berlin

Kristina Schönwälder, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin, Berlin

Wencke Katharina Schoger, Dipl.-Ing. Innenarchitektin, REUTER SCHOGER  ARCHITEKTUR INNENARCHITEKTUR  Part mbB, Berlin

Pia Schreckenbach, Architektin, Berlin

Stephan Schwarz, Architekt, ISSS research | architecture | urbanism, Berlin

Julian Schwarze, Mitglied des Abgeordnetenhauses, Sprecher für Stadtentwicklung,

für Tourismus und für Clubkultur, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Valerie Servais, Architektin, Berlin

Sheila Seyfert-Menzel, Brand Development, Corporate Design, Editorial 
und Webdesign, Berlin

Oliver von Spreckelsen, Ludescher von Spreckelsen Architekturbüro, Berlin

Philip Stapel, Octagon Architekturkollektiv, Leipzig

Prof. Claus Steffan, Technische Universität Berlin, PSA Pfletscher und Steffan – Architekten und Ingenieure, München

Dr. Anja Steglich, StadtManufaktur, Technische Universität Berlin

Dr. Anna Steigemann, Technische Universität Berlin, Habitat Unit

Wolfgang Steinel, wolfgang steinel architektur, Berlin

Sibylle Streck, Dipl. Ing. Architektin, gorinistreck architekten, Berlin

Eric Sturm, Publizist und Berater für digitale Kommunikation, Berlin

Katharina Sütterlin, Dipl. ing. Architektin, Bauereignis Sütterlin Wagner, Berlin

Theater TD Berlin

Stefan Thimmel, Dipl. Ing.-Arch., Hermann-Henselmann-Stiftung, Berlin

Anna-Maria Tiedemann, Architektin, Berlin

Hannes Töpper, Architekt, Berlin

Peter Tschada, Architekt Dipl. Ing BDA, orange architekten, Berlin

Prof. Dr.-Ing. Friedrich Tuczek, Architekt BDA, raumzeit, Fachhochschule Erfurt

Hildegard Ullrich, Architektin, Berlin

Upstall Kreuzberg, Initiative für nachhaltige und soziale Stadtentwicklung

urban fragment observatory – Jeanne Astrup-Chauvaux, Sebastian Díaz de León, Lena Löhnert, Florine Schüschke, Berlin

Vernetzungstreffen Rathausblock, Berlin

Walter Vielain, avp architekten bda architekten partnerschaft mbB, Berlin

Cornelius Voss, COMMON AGENCY, Berlin

Christoph Wagner, Christoph Wagner Architekten BDA, Berlin

Prof. Tobias Wallisser, Abk Stuttgart, Partner L-A-V-A Berlin

Alexander Walter, AfA – Aktiv für Architektur, Berlin

Anna Weber, Architektin Dipl. Ing BDA, orange architekten, Berlin

Ina Weber, Künstlerin und Professorin an der Universität der Künste Berlin

David Wegener, sauerbruch hutton, Berlin

Dr. Thomas Welter, Bundesgeschäftsführer Bund Deutscher Architektinnen und Architekten B D A

Birgit Wend, Architektin und Stadtplanerin, Berlin

Liss Christine Werner, Architektin, Tactile Architecture, Berlin

Markus Wiese, Octagon Architekturkollektiv, Leipzig 

Dr. Susanne Willems, Historikerin, Berlin

Konrad Wolf, INTO STORIES architecture and beyond, Berlin

Xberger wohnverwandtschaften

Juliane Zach, Architektin, Zach Architekten, Berlin

Andrea Zaia, Architektin, Berlin

Die Zusammenarbeiter – Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin 

Unterzeichner*innen

ARGE: (Corinna Studier; Kristin Lazarova; Christian Uhl; Paco Motzer), Berlin

Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung

Marlen Böhme, Architektin,Consulting and Communications, Berlin

Prof. Dr.-Ing. Verena Brehm, Architektin, CITYFÖRSTER architecture + urbanism, Hannover 

Prof. Dipl. Ing. Susanne Brorson, Hafencity Universität Hamburg

Prof. Piero Bruno, Universität Stuttgart

Inken Bühring, Architektin, Berin

Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow

Bürgerinitiative Vesaliuskiez

Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, (BDA) Landesverband Brandenburg

Julia Dimitroff, Geigenbauwerkstatt, Berlin

Prof. Katharina Feldhusen, ff-Architekten, Berlin

Prof. Donatella Fioretti, Kunstakademie Düsseldorf

Florian Fischer-Almannai, Almannai Fischer Architek*innen, München

Ralf Fleckenstein, ff-Architekten, Berlin

GloReiche Nachbarschaft, Berlin

Matthew Griffin, Deadline Architects. Berlin

Barbara Gstaltmayr, pr : kunst kultur projekte berlin

Karin Hartmann | Architektin BDA ao und Autorin von „Schwarzer Rolli, Hornbrille”

Oliver Heckmann, Director, URBAN HOUSING LAB, Berlin

Ludwig Heimbach, ludwig heimbach architektur dwb BDA ADAN, Köln / Berlin

Antonia Herrscher, Journalistin, Berlin

Christian Holl, bda a.o. SRL, frei04 publizistik, Stuttgart

Initiative Buch Am Sandhaus, Berlin

Initiative Klimakunsthallen Berlin

Initiative Volksentscheid Berlin autofrei

Gabriele Jäger, Berlin

Kai Kendzierski, Architekt, Berlin

Birgit Klauck, Technische Universität Berlin, Institut für Architektur

Elisabeth Krause, Berlin

Leerstandsmelder Berlin

Liv Lees

Prof. Christiano Lepratti, -male Architekten, Berlin

Prof. Dr. Ines Lüder, Architektin, Berlin/Hildesheim

Prof. Jose Gutierrez Marquez, Bauhaus Universität Weimar

Vera Martinez, -male Architekten, Berlin

Markus Pfeifer, Dipl.-Ing. Architekt, pfeiferstudio Planungsgesellschaft mbH, Berlin

Susanne Priebs, Technische Universität Dortmund

Kerstin Quitsch & Chris Benedict (Sprecherinnen der LAG Kultur, Bündnis ’90/Die Grünen Berlin)

Niklas Schenker, Sprecher für Mieten und Wohnen, Öffentlicher Wohnungsbau und Wohnungsbauförderung, Rad- und Fußverkehr, Clubkultur, Fraktion DIE LINKE im Berliner Abgeordnetenhaus

Christine Schmidt, Bildungsforscherin, Berlin

Prof. Joachim Schultz-Granberg, Studio Schultz Granberg BDA, Berlin, Münster School of Architecture

Victoria Sohnrey, Expertin für nachhaltiges Bauen | Blue Monkey Engineering, Berlin

Gregor Tangerding, Architekt, Berlin

Dr. Karsten Velbinger, Berlin

Verein für Lebensqualität an der Michelangelostraße e.V.

Ariane Wiegner, Kirchberger & Wiegner Rohde, Berlin



Der interessierte Bürger Ole Kloss hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen am 4. Mai 2022 um Informationen zum weiteren Ablauf des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens Molkenmarkt gebeten. Als Antwort erhielt er am 7. Juni 2022 eine Mail von Dr. Arne Siegler, Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, in dem der damals geplante Ablauf dargestellt wurde. Aus dieser Mail geht eindeutig vor, dass das Verfahren mit der Auswahl eines Entwurfs zu Ende gehen sollte.

Wir dokumentieren die Mail im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Kloss,

im Namen der Senatsbaudirektorin, Frau Professor Petra Kahlfeldt, möchte ich Ihnen recht herzlich für die Zusendung Ihrer E-Mail vom 4. Mai 2022 und die darin formulierten Fragen danken, da sie nochmals auf einen wesentlichen Punkt der laufenden fachlichen Diskussion hinweisen.

Die Entwurfsteams haben anhand der Vorgaben der Wettbewerbsauslobung  eine Vielzahl an städtebaulich relevanten Vorgaben u.a. aus den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Mobilität und Entsorgung, Kultur und Archäologie sowie Städtebau und Architektur bei der Entwurfserarbeitung zu berücksichtigen. Die entwerfenden Büros setzen dabei Akzente aus ihrer individuellen städtebaulichen Entwurfslogik und -konzeption und können diese nach Hinweisen aus der Jury bzw. aus den öffentlichen Werkstätten überarbeiten. In der Jury sind u.a. die Wohnungsbaugesellschaften des Landes Berlins als Preisrichtende mit vertreten und sichern die Ergebnisqualität für eine Umsetzung nach ihren Vorstellungen.

In der Auseinandersetzung beider städtebaulichen Entwürfe gilt es insbesondere den Abgleich zwischen den baulichen Anforderungen an die Herstellung und den Betrieb sozialpreisgedämpften Wohnraums durch die Wohnungsbaugesellschaften des Landes Berlins einerseits und einer hochwertigen architektonischen Gestaltung der Gebäude und des Gebäudeumfelds andererseits zu betrachten und hierin Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Ein Team hat sich dabei im Entwurf auf einen konzeptionellen Ansatz konzentriert, der eine differenzierte, stark an den historischen Parzellengrößen und Gebäudeformen angelehnte Baustruktur vorsieht.

Hierbei steht im weiteren Verfahren insbesondere die Klärung der von Ihnen aufgeworfenen Frage nach der Kleinteiligkeit der einzelnen Parzellen auf den Grundstücken in Abgleich zur Flexibilität der Unterbringung der angestrebten Nutzungen. Im Wesentlichen bedeutet das grundsätzlich abzustimmen, welche Gebäudegrößen an welcher Stelle für die anzusiedelnden Nutzungen bestmöglich mit den Anforderungen an die Integration bodenarchäologischer Funde, des Bauordnungsrechts sowie den Vorgaben der Herstellung von Wohn-, Gewerbe- und Kulturflächen nach den Vorgaben der Kooperationsvereinbarungen umsetzbar sind.

Die Entwürfe werden auf diese Anforderungen reagieren und nicht zuletzt durch fachliche Ergänzungen u.a. durch die Wohnungsbaugesellschaften Anpassungen erfahren. Damit ist der bereits angesprochene kaskadierender Prozess der Überarbeitung und Weiterentwicklung der Entwürfe durch die Entwurfsteams nach den Überarbeitungsempfehlungen verbunden, so dass im letzten Verfahrensschritt des Werkstattverfahrens ein Entwurf durch die Jury ausgewählt werden kann, dessen quartiersbezogenen, konzeptionelle Aussagen stark genug sind, die Grundprinzipien der Nutzung und Gestaltung des Gesamtquartiers zu definieren und gleichzeitig genügend Spielraum zu eröffnen, die nachfolgenden Hochbau- und Freiraumwettbewerbe in diesem  Gestaltungs- und Nutzungsrahmen auszugestalten.

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort weiter geholfen zu haben und würde mich freuen, wenn Sie den Prozess der Quartiersentwicklung Molkenmarkt auch weiterhin verfolgen. Dies können Sie besonders einfach über www.molkenmarkt.berlin.de tun.

Sollten Sie darüber hinaus gehenden Informationsbedarf haben, können Sie sich mit Ihrem anliegen auch gerne unter molkenmarkt@senstadt.berlin.de an die Kolleginnen und Kollegen wenden.

Bei Fragen können Sie mich gerne ansprechen.

Beste Grüße,

Dr.-Ing. Arne Siegler

Abteilung Städtebau und Projekte | Referat II A

Innere Stadt und Hauptstadtangelegenheiten

Fehrbelliner Platz 4

Raum 4.022

10707 Berlin

T: +49 (0)30 90139 4478

M: +49 (0)172 3227514

www.stadtentwicklung.berlin.de

Am 17.9.2022 fand die erste öffentlich Werkstatt Bauakademie statt. Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch Vorträge von Guido Spars (Direktor Bundesstiftung Bauakademie), Jan Mende (Stadtmuseum Berlin) und Martin Pauli (Europe Foresight Leader, ARUP) Während Jan Mende über die Geschichte der Bauakademie referierte, präsentierte Martin Pauli einen Überblick über die Herausforderungen für das Bauen der Zukunft.

Guido Spars informierte über den Planungsprozess für die Bauakademie. Spars legte dar, dass in einem Programmwettbewerb bereits 13 Thesen für die Zukunft der Bauakademie erarbeitet wurden, die die Basis für die weiteren Planung bilden. Aktuell werden weitere Grundlagen für einen Realisierungswettbewerb erarbeitet: Ein Expertengremium, der ThinkTank Bauakademie, wird bis zum 6. Oktober 2022 Empfehlungen erarbeiten. Parallel laufen öffentliche Werkstätten, in denen die Bürger*innen ihre Vorstellungen einbringen können. Den anschließenden Realisierungswettbewerb beschrieb Spars als ein „Entdeckungsverfahren“, in dem möglichst offen nach einer guten Lösung gesucht werden soll.

Im aktuellen Verfahren soll zuerst über die Nutzungen, die ökologischen Anforderungen und die Programmierung des Gebäudes diskutiert werden. Erst zum Schluss soll über Fassadenfragen debattiert werden. Spars machte deutlich, dass der Neubau der Bauakademie ein komplexes Vorhaben ist, bei dem vielfältige Aspekte berücksichtigt werden müssen. Mehrfach wandte er sich gegen Versuche, die Diskussion auf die Fassadenfrage zu verkürzen. Auch erklärte er, dass der Bund das Geld für die Bauakademie nur freigeben würde, wenn eine Lösung gefunden wird, „die Maßstäbe setzt“.

Nach den Vorträgen konnten die Teilnehmer*innen in drei Räumen zu den Themen Nutzung/Programminhalt, Nachhaltigkeit/Klima und Herkunft/Zukunft/Gestaltung diskutieren. Anschließend wurden die Ideen zu Botschaften an den ThinkTank verdichtet, über die zum Schluss abgestimmt wurde. Folgende Botschaften erhielten die größte Zustimmung:

1.young professionals in die Jury

2.Soviel Innovation wie möglich

3.Ernstgemeinte Botschaft: Mut zum Provisorium

4.24 h Nutzung, mehrere Betreiber

5.Nicht bauen als Alternative mitdenken – nach den Erfahrungen mit dem rekonstruierten Schloss / Humboldtforum

6.Soviel Rekonstruktion wie möglich

7.Eine relevante Beteiligung junger Architekten (Büros) sicherstellen

8.3.Tagung der Werkstatt – nach Formulierung der Wettbewerbsunterlagen und Besetzung der Jury

9.Soviel Ziegel wie möglich (Bestand aus der Region)

10.Laboracharakter auf der Baustelle

-Schritt für Schritt

-Ergebnisse überprüfen

-Freiräume gestalten

Laut einem Bericht des Tagesspiegels vom 17. September 2022 plant die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt eine „Verordnung über die äußere Gestaltung der wiederzuerrichtenden von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie am Schinkelplatz 1 in Berlin-Mitte, Ortsteil Mitte“. Diese Verordnung soll eine Rekonstruktion der äußeren Gestalt des Gebäudes zwingend vorschreiben. Ein erster Entwurf wurde am 11. August 2022 fertiggestellt und am 15. August 2022 bei der Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz vorgestellt. Die Verordnung soll nach den Vorstellungen der Senatsbaudirektorin Anfang / Mitte November 2022 festgesetzt werden.

Unklar ist, inwieweit die geplante Gestaltungsverordnung mit der Bundesregierung, die das Projekt finanzieren soll, und der Bundesstiftung Bauakademie abgestimmt ist.

https://www.tagesspiegel.de/schinkelsche-bauakademie-berlin-macht-dem-bund-vorschriften-8652379.html

Am Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt war auch ein Bürgervertreter beteiligt. Der Bürgervertreter Matthias Grünzig hat nach der ergebnislosen Beendigung des Verfahrens eine Stellungnahme verfasst und an die stadtentwicklungspolitischen Sprecher aller Fraktionen des Abgeordnetenhauses (außer der AfD) verschickt. Diese Stellungnahme dokumentieren wir nachfolgend im Wortlaut:

„Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt war Teil eines aufwendigen Planungsprozesses. Den Anfang markierte ein umfangreiches Partizipationsverfahren, in dem die Bürger*innen ihre Vorstellungen zur Zukunft dieses Areals einbringen konnten. Die Ergebnisse wurden im Mai 2021 in Form von 8 Leitlinien festgeschrieben. Zentrale Punkte waren bezahlbare Wohnungen, flexible Räume für die Kultur, eine klimagerechte Gestaltung und die Sichtbarmachung archäologischer Zeugnisse.

Auf Grundlage dieser Leitlinien wurde im August 2021 das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt gestartet. In der Auslobung wurde von den Wettbewerbsteilnehmern ausdrücklich die Beachtung der 8 Leitlinien verlangt. An diesem Verfahren war ich als Bürgervertreter beteiligt. Ich habe es als meine Aufgabe angesehen, immer wieder die Berücksichtigung der aus der Bürger*innenbeteiligung hervorgegangenen 8 Leitlinien einzufordern.

In einer ersten Phase wurden durch das Preisgericht am 29. und 30. November 2021 zwei Entwürfe für die weitere Bearbeitung ausgewählt. Der Entwurf von OS arkitekter (Kopenhagen) mit czyborra klingbeil architekturwerkstatt (Berlin) legte von Anfang an einen Schwerpunkt auf soziale und ökologische Aspekte. Er plante flexible Gebäude auf Basis einer Skelettkonstruktion aus Holz, die differenzierte Räume für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten geboten hätten. Die Planer entwickelten ein effizientes Erschließungssystem, das mit wenigen Erschließungskernen auskam und deshalb für günstige Bau- und Betriebskosten gesorgt hätte. Zugleich legte der Entwurf großen Wert auf Ökologie. Er plante stark begrünte autoarme Straßen, Versickerungsmulden für das Regenwasser, begrünte Fassaden und großzügige Höfe mit zahlreichen Bäumen. Photovoltaikanlagen auf den Dächern gehörten ebenso zum Konzept wie Gemeinschaftsgärten. Zudem schlug der Entwurf die Schaffung eines „Kulturpfades“ vor, an dem die öffentlichkeitswirksamen kulturellen Nutzungen angeordnet werden sollten.

Der Entwurf des Büros Bernd Albers (Berlin) mit Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich) orientierte sich ursprünglich an der Parzellenstruktur von 1910 und versuchte, diese möglichst weitgehend wieder herzustellen. Er sah deutlich schmalere Häuser vor. Das Thema klimagerechter Städtebau spielte eine geringere Rolle. Steinerne Straßen, enge Höfe, wenige Bäume, das Fehlen von Versickerungsflächen für das Regenwasser und Photovoltaikanlagen auf den Dächern waren Kennzeichen des Entwurfs. Dieser Entwurf stand deshalb zunächst in einem Konflikt mit den Leitlinien.

In der zweiten Werkstattphase ab Januar 2022 wurden beide Entwürfe im Dialog mit dem Preisgericht überarbeitet. In diesem Prozess leisteten die Mitglieder des Preisgerichts eine sehr kompetente und konstruktive Arbeit. Vor allem der Entwurf des Teams Bernd Albers / Vogt Landschaftsarchitekten erfuhr eine grundlegende Veränderung. Beispielsweise stellte sich heraus, dass die vorgeschlagenen schmalen Häuser mit der Forderung nach bezahlbaren Wohnungen nicht in Übereinstimmung zu bringen waren. Vor allem die zahlreichen Treppenhauskerne mit Aufzügen hätten zu hohen Bau- und Betriebskosten geführt. Das Teams Albers / Vogt reagierte auf diese Erkenntnis mit einer Veränderung seines Entwurfs: Die teilweise sehr schmalen Häuser wurden durch größere Gebäude ersetzt. Die Zahl der Erschließungskerne wurde deutlich reduziert. Zudem wurde die Flexibilität verbessert: Ein Großteil der Gebäude wurde nun als Skelettkonstruktionen geplant.

Eine weitere Überarbeitung betraf die klimagerechte Gestaltung: Es stellte sich heraus, das enge Höfe, steinerne Straßen und der Verzicht auf Versickerungsflächen schwer mit den Anforderungen des Klimawandels in Einklang zu bringen waren. Das Team Albers / Vogt reagierte auch auf diese Hinweise mit grundlegenden Veränderungen: Die sehr engen Höfe wurden großzügiger gestaltet, in den Höfen und auf den Straßen wurden Versickerungsflächen für das Regenwasser angeordnet, auf den Häusern wurden grüne Dächer mit Solarnutzung geplant.

Insgesamt kam es im Verlauf des Werkstattverfahrens zu einer Annäherung des Entwurfs von Albers / Vogt an den Entwurf von OS arkitekter / czyborra klingbeil. Die Entwürfe, die am 12. September 2022 auf einem Bürger*innen-Abend vorgestellt wurden, waren realisierungsfähig und entsprachen in großen Teilen den Leitlinien, wobei der Entwurf des Teams OS arkitekter / czyborra klingbeil noch stärker den Leitlinien gerecht wurde. Dieser Entwurf hätte eine sehr gute Grundlage für den weiteren Planungsprozess geboten. Mehr noch: Er hätte die Chance eröffnet, das Molkenmarkt-Quartier zu einem klimagerechten Modellquartier mit überregionaler Ausstrahlung zu entwickeln.

Umso größer war die Überraschung, als das Verfahren am 13. September 2022 ohne eine Entscheidung für einen Entwurf beendet wurde. Diese Entscheidung war keine Entscheidung des Preisgerichts. Es hatte nie eine Abstimmung des Preisgerichts über das weitere Vorgehen stattgefunden. Vielmehr wurde diese Entscheidung zu Beginn der Preisgerichtssitzung am 13. September von der Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt mitgeteilt. Die Senatsbaudirektorin hat mehrfach erklärt, dass diese Nicht-Entscheidung schon im Auslobungstext vorgesehen gewesen wäre. Doch diese Aussage ist falsch. Denn im Auslobungstext heißt es ganz klar:

„Zum Abschluss des Werkstattverfahrens tritt das Preisgericht erneut zusammen und berät

über die Empfehlung eines der beiden Entwürfe als Grundlage einer Charta für die Entwicklung am Molkenmarkt.“ S. 9

Die ergebnislose Beendigung des Verfahrens ist deshalb inakzeptabel und stellt einen schweren Vertrauensbruch dar. Beide Teams haben viel Arbeit in dieses Verfahren investiert und stehen nun ohne Ergebnis da. Welche Architekten werden sich künftig noch an Wettbewerben in Berlin beteiligen, wenn mit ihnen so willkürlich umgegangen wird?

Noch unverständlicher ist die Entscheidung, dass der weitere Planungsprozess durch die Verwaltung ohne Beteiligung eines der beiden Teams durchgeführt werden soll. Dieses Vorgehen birgt die Gefahr, dass ein jahrelanges Verfahren, in das viel Engagement und Kompetenz eingeflossen ist, nun völlig im Sande verläuft.

Aus diesen Einschätzungen ergeben sich folgende Forderungen für das weitere Verfahren:

1.Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren muss auf eine glaubwürdige Weise zu Ende gebracht werden. Zu dieser Glaubwürdigkeit gehört, dass das Preisgericht nochmals zusammentritt und – wie in der Auslobung vorgesehen – einen Entwurf als Grundlage für die Charta empfiehlt.

2.Die Leitlinien und die konsensual erarbeiteten Erkenntnisse aus dem Wettbewerbs- und Werkstattverfahren müssen auch künftig die Grundlage für die weiteren Planungsschritte bilden. Folgende Punkte sind dabei zentral:

-größere Gebäudeeinheiten mit wenigen Erschließungskernen

-flexible Gebäude auf Basis von Skelettkonstruktionen mit wenigen Brandwänden

-stark begrünte Höfe und Straßen

-möglichst umfangreiche Baumpflanzungen

-begrünte Fassaden

-Versickerungsflächen in Höfen und Straßen zur Regenwasserableitung

-grüne Dächer, kombiniert mit Photovoltaiknutzung

-Anordnung der kulturellen Nutzungen zu einem attraktiven Kulturpfad“